2017 VespamerikasuR 2019
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02.10.: San Ignacio / Peru - 1.260 m -

Veröffentlicht: 03.10.2017

02.10.

seit langem mal wieder ein nachhaltiges frühstück: bananen, avenas, milch. draussen auf meiner terrasse mit blick in die berge und auf das gegenüberliegende nachbarhaus.
es
hat schon jetzt gegen halb 10:00 uhr 27° - der frühling hält nit großen schritten einzug. mittlerweile befinde ich mich schon wieder auf dem 7. breitengrad. jetzt habe ich einen ganz anderen blick dafür.
die nacht war von nicht so angenehmen träumen begleitet. die schuld dafür hat der klostein, der, obwohl abwesend, immer noch sein unwesen trieb, mir in die nase stieg und es damit nicht mehr weit zu dem traumzentrum hatte...

auch der nachbar weiss schon -  obwohl ich ihn gestern auf der bank vor dem hotel nicht kennengelernt hatte - wohin die reise geht und erklärt mir im vorbeigehen und während ich mein müsli esse, dass braslien gar nicht so weit wäre... vielleicht willl er mir mit blick auf die kilometer mut zu sprechen.

mein blick von meinem frühstücksplatz

später klopfe ich an seine tür und frage ihn, ob er den rest milch haben wolle. Claro, ist die antwort und buen viaje!
auch sein sohn - so um die vier jahre - ist cool drauf und antwortet mir auf meinen gruß auch mit der daumen-hoch-geste.

vor der fahrt graut es mir ein wenig. rolf schrieb mir heute morgen in seiner whatsapp, dass das schlimmste noch käme. super!!! und wenn es regnen würde, dann wäre die strecke wie schmierseife. nochmal: super!!! aber es sieht jetzt nach regen nicht aus. die sonne knallt von einem nahezu wolkenlosen himmel. es sind noch 28 km bis zur grenze, aber die haben es in sich. wie wäre das erst, wenn es wirklich regnen würde? nicht nur die sturzbäche, sondern auch die gefahr, dass sich erdmassen in bewegung setzen und den weg vollends versperren.

also lasse ich mich auf berg und tal ein. die talfahrten überqueren in der regel die flüsse entweder auf brückengestellen mit nicht so vertrauenerweckenden aluplatten, oder es gibt keine brücke und es geht direkt durch die fluten. das wasser ist klar, ich weiss, worauf ich mich einlasse. noch einmal: bei regen wäre jetzt hier spätestens schluss, denn auch hier wäre der fluss höher, als jetzt.

alle steigungen, die ich bis jetzt erfahren habe, waren für die vepse kein thema mehr. aber jetzt ist es etwas anderes. es ist so steil, dass sie sich mit mühe und not hochquält und  der motor sich schon so anhört, als ob er gleich ausgehen wolle. das habe ich nicht auf dem plan. ich hätte am berg drehen und mir einen anderen grenzübergang suchen müssen... aber der motor erholt sich wieder, und sie gewinnt an fahrt. glück gehaaabt!
nach einer kurve sehe ich zwei miiltärposten in der mittagsglut stehen. ich fahre langsam und respektvoll auf sie zu, darauf gefasst,, meine papiere zeigen zu müssen. aber sie wollen sich die langsam vergehenden stunden hier oben etwas auflockern, machen eine amtliche miene und stellen dieselben fragen, die alle stellen. sie lassen mich passieren, und jetzt kann es nicht mehr weit sein. ich lande wieder in einem dorf - bin unsicher, ob rechts oder links, frage und werde zurückgeschickt. dieser weg kann es aber nicht sein, denke ich, drehe erneut und auf einmal sehe ich einen grenzer vor einem eingang stehen, der sich erst bei näherem hinsehen als der grenzübergang entpuppt.

der grüne grenzübergang - hier sitze ich mit wasser und cola  schatten. das alublechdach macht einen backofen aus diesem schattenplatz.

alles ist soweit ok, aber doch gibt es eine schreckminute, die sich duchaus zu mehr hätte entwickeln können. mir fehlt ein dokument, das  es mir erlaubt, in ecuador ein fahrzeug zu führen. ich habe dieses dokument bei meinem grenzübertritt nach ecuador nicht erhalten. der grenzer ist glücklicherweise allein und lässt es auf sich beruhen. dann aber kommt ein älterer kollege rein und ich hoffe, dass er ihm jetzt nicht von dem fehlenden dokument erzählt. es ist sein vorgesetzter, der einfach nur etwas zu früh zurückgekommen ist, aber er "macht kein fass auf", sondern lässt mich gehen. zoll und migracion auf der ecuadorianischen seite sind erledigt, die schranke, die für autos und auch für fußgänger mit vorhängeschlössern gesichert ist,  wird geöffnet.

grenzverkehr

ich fahre über eine brücke bis zur nächsten schranke, die geschlossen bleibt. ich erwarte einen peruanischen grenzer, der sich nicht blicken lässt. in etwa 100 m entferunung sitzen peruaner im schatten beim bier und schließen wahrscheinlich wetten ab, was dieser gringo dort als nächstes tun wird.

langeweiile

der hupt einfach mal, steigt dann aber ab kriecht unter der schranke durch und geht zu den biertrinkenden männern, die sich später als polizisten herausstellen und vor ihrem mittagessen nicht nur eine dose bier getrunken haben. einer von ihnen, würde beim aufstehen den plastikstuhl mitnehmen, aber es gibt ja untergebene, die den stuhl dann einfach nur festhalten müssen.

dieser polizist gibt mir eine vorstellung darüber, wie mit südamerikanern umgegangen wird: autoritär, arrogant, ungeduldig

der kollege sei zum essen, um halb drei sei er fertig. außer mir will niemand an dieser grenze abgefertigt werden. ich lasse die vespa vor der schranke im niemandsland stehen, ziehe den schlüssel ab, nehme das smartie mit, krieche erneut unter der schranke durch und setze mich in das benachbarte restaurant. die biertrinkenden polizisten zeigen auf das migracions-häuschen. der kollege für die passkontrolle sei da.
ich betrete sein büro, bekomme meinen stempel in meinen pass und ein formular, das ich zur ausreise vorlegen muss und bin entlassen. während ich meine unterlagen in den rucksack packe, malt er dreiecke und vierecke auf ein stück papier und hat mich vergessen. was es damit auf sich hat? ich vermute, dass es sich um ein computerspiel handelt, das eine analoge unterstützung benötigt.
die pause kommt mir sehr gelegen, weil ich mein smartphone auf peruanische verhältnisse umstellen und aufladen kann.  ich tausche dollares gegen soles. in ecuador ist er 5 centavos schlechter als in peru... der freie markt. es stellt sich heraus, dass ich die peruanische sim-karte nicht mehr habe, also eine neue benötige. so kann ich die zeit sinnvoll nutzen und dann ist es auch schon halb drei.

der zollbeamte, der meine vepse abfertigen muss,  macht es richtig. er hat im grunde den ganzen tag nichts zu tun, als maximal 10 personen abzufertigen. er macht ein fernstudium. ein dickes buch liegt auf seinem schreibtisch - keine gemalten dreiecke und vierecke - der monitor zeigt, dass er schon beim dritten teil angekommen ist. er muss zwar aufgrund seines alters nicht mehr ganz so viele jahre an diesem grenzposten aushalten, aber dreiecke malen reicht ihm wohl nicht, um den tag sinnvoll zu verbringen.

es ist halb vier - ich kann nun los. die sand- und holperpiste wird ab peru von einer asphaltierten straße abgelöst. endlich kann ich fahren und mir den warmen wind ins gesicht wehen lassen. zwar ist auch auf dieser straße vorsicht geboten, weil auch hier hänge abgeganggen sind, die meine spur blockieren. es ist aber so gut wie kein verkehr, nur einheimische motorräder, die zurück in ihre dörfer fahren.
schon lange haben wir die 3.000 m höhe verlassen und die vepse erinnert mich mit einem ruckeln daran, dass sie jetzt wieder mehr sprit bräuchte. es sind nur noch 20 km bin nach ignacio, ich finde keine parkbucht und beschließe, ihrem wunsch erst in san ignacio nachzukommen.

ich finde schnell ein hotel. heisses wasser und wifi für knapp 7 euro die nacht. alles picobello, bestickte kissen mit dem logo des hotels. zwei sterne!
ich suche mir noch ein restaurant für das abendbrot. bestellung klappt, nur bei naranja (orangensaft) hapert es wohl mit meiner aussprache. die bedienung ist überfordert. die chefin kommt vorbei, lacht mich an, gibt ihrer mitarbeiterin einen tip und der orangensaft kommt dann auch. ich finde solche situationen immer witzig. 3 mal habe ich naranja gesagt - langsam und deutlich und an der richtigen stelle mit dem scharfen "R"! mit meinem besten spanisch überhaupt. lo no entiendo - war die antwort. das verstehe ich nicht...

danach entdecke ich  noch ein restaurant mit vier tischen, das obstsalat, yoghurt naturales, hamburger etc im angebot hat. da muss ich natürlich rein. ich möchte nur obstsalat, der eigentümer "versteht" mich nicht und will mir sein ganzes sortiment verkaufen. bis ich schließlich einwillige und noch einen hamburger dazunehme. damit ich mich auch wohl fühlle, legt er eine cd mit argentinischer tangomusik auf, die knapp den lärm von der straße übertönt. motos über motos. ein krach - und da soll ich spanisch verstehen???

hier soll es laut dem menschen von dem zoll eine versicherung geben, die ich hier in peru wieder aufleben lassen muss...

san ignacio ist laut, das städtchen chaotisch, die mototaxen überholen wild - noch bleibt das gehupe aus  - dazu gibt es hier noch zu wenig autos.

ich bin wieder in peru und es gibt wieder 220 volt.

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