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Shintuya, Peru

Veröffentlicht: 15.10.2016

Salvacion, Shintuya und der Weg in den Dschungel

Von Cusco nehmen wie eine kleinbus Richtung Salvacion. Zuerst gehts über einen Berg, dann mal so auf 500m runter. Von hier aus führt eine Schotterpiste 100km durch den Dschungel. Es ist ein wahnsinn, dass man gier fahren können und noch unglaublicher, dass uns auch riesige LKW's entgegen kommen. Es liegt ein Nebel in der Luft und immer wieder regnets auch, während wir durch Flüsse, über Bäche und um die engsten Kurven durch die Pampa fahren. Vor uns sitz ein kleines Mädchen mit ihrer Oma, die uns die 8stündige Fahrt lang sehr gut unterhaltet.

In dieser Sternenklaren Nacht kommen wir in Salvacion an und beschließen die Nacht im Freien zu verbringen, da unser Bus schon um halb sechs in der Früh weiter fährt. Wir sitzen herum, schauen, obwohl es hier echt nicht viel zu sehen gibt, bis auf ein paar Motorräder und Steaßenhunde.

Als wir müde werden, suchen wir uns ein überdachtes Bankerl, auf der wir die Nacht mehr oder eher weniger schlafend verbringen. Nach einer weiteren aufregenden Fahrt, die wir eher verschlafen, außer er schmeißt unsere Köpfe gegen die Scheibe, kommen wir in Shintuya an. Es ist eine kleine Comunidad mitten im Nirgendwo. Ein netter Mann zeigt uns das Haus von Willi und seiner hochschwangeren Frau Isabell. Die beiden sind etwas mitgenommen, da hier im Dorf die letzten Tage gefeiert wurde, passt eigentlich auch ganz gut zu unserer Stimmung. Das Haus ist einfach ein Dach, mit aus Holz gebauten Tennwänden, ohne Türen oder sonstigen Schnickschnack.

Gemeinsam mit Willi machen wir eine Spaziergang in den Dschungel, wo er teilweise mit Hilfe, zwei Häuser aus Holz mit Palmenblätterdächern gebaut hat. Hier holen wir auch Wasser. Es gibt mega viele Obstbäume, Bananen, carmabola (sternfrucht), canela (Zimt) und noch viele andere schmackhafte Pflanzen. Wir knotzen uns in die Hängematte und bei strömenden Regen chillen wir hier für die nächsten Stunden.

Isabell hat uns ein Supperl mit Bananen, Mais und Hendl gekocht. Bei Kerzenschein schmausen wir, basteln, musizieren und schreiben noch ein bisschen. Hier in der selva geht man scho. Früh schlafen, den Licht gibts hier in der Nacht eher wenig.

Hey wir schlafen hier einfach in einem Bett ohne Moskitonetz, ohne nix. Man hört Millionen Geräusche, die man alle nicht zuordnen kann, doch ist es echt romantisch. Der nächste Tag besteht aus Hausarbeit und natürlich chillen. Und da es mehr oder weniger ab Mittag die ganze Zeit regnet, werden unsere Handarbeitskünste immer besser.

Isabell und Willi sind in die "Stadt" gefahren, zum Ultraschall und einkaufen. Wann sie zurück kommen können sie nicht ganz genau sagen, heute Abend oder Morgen. Und wir ja, wir haben jetzt ein Haus im Dschungel ganz für uns alleine ;-)

Am nächsten Morgen kommen die zwei zurück, wir frühstücken gemeinsam und dann gehts ab in das Dschungelhaus. Heute wird Regenwald aufgeforstet. Mit Machete und Handschuhen ausgestattet befreien wir den Boden von Gesteüpp, Bäumen und was sonst noch so wächst und gedeiht. Willi schwingt die Majete ziemlich geziehlt, da können wir uns noch was abschauen. Beim schaffen mit der Klinge und unseren Händen sehen wir Riesenarmeisen, Vogelspinnen, Rastakäfer und unzählige Krabbeltiere.

Die Bananen haben nun wieder Platz zum wachsen und wir haben Platz zum pflanzen. Es ist mega heiß und der Schweiß rinnt uns richtig runter, dann ist auch schon Zeit fürs Mittagessen. Wir sammeln Holz und geben grüne Minibananen in eine Topf. Diese werden gekocht und schmecken ein bisschen wie Kartoffel. Angerichtet auf einem Blatt, dazu Limone, Salz und Aji (chilli) schmausen wir wie die Dschungelköniginnen. Danach wird gechillt in der Hängematte und da es wieder mal regnet, machen wir das für die nächsten Stunden.

Wie jeden Tag sind wie so um fünf halb sechs was aufgewacht, es herrscht einfach ein anderer Rhythmus hier in der selva. Am morgen ist genügend Zeit für Yoga und ein bisschen Meditation. Jeden Tag am Morgen kann man einige Kolibris beim Futter sammeln beobachten. So vergeht die Woche ziemlich schnell. Jeden Tag wird ein wenig gearbeitet, gechillt und mega viele Bananen werden gegessen.

Heute ist Samstag, Wochenende, welches auch hier im Dschungel ernst genommen wird. Es wird nicht viel gearbeitet, mehr gefeiert, Freunde kommen zum essen und es wird enspannt! Wir brunchen gemütlich und danach gehts ab zum Fischen. Dafür warten wir bei einem anderen Teich auf das Fischernetz des Dorfes, schön das hier viele Sachen geteilt werden. Das Netz wir quer über den Teich gelegt und die Männer steigen in das Wasser. Nun wird das Netz bis ans andere Ende des Wassers gezogen, wir helfen natürlich dabei. Jetzt sind einige Fische drin, die Willi mit den Händen rausnimmt und in eine Stofftasche wirft die ich halte. Schon arg, dass die Fische jetz in der Tasche einfach ersticken...bei diesem Anblick tut mir ein bisschen das Herzal weh- aber asi es la vida...

Willi und ich gehen ein Stück auf seinem Grundstück, klettern unter Büschen hindurch und promt schlägt er mit der Majete eine Busch nieder, zieht kräftig an den dünnen Stämmen und sagt er macht es wie die Schweine. Schwups kommen fettest Knollen hervor, Yuka, die wir zum Fisch essen werden. Mit unserer Beute machen wir uns auf den Heimweg. Putzen die Fische innen und außen natürlich, schälen die Yukawurzeln und kochen diese gemeinsam mit, ja genau Bananen :-)

Die Fische werden am Lagerfeuer zubereitet, einige einfach auf dem Grillrist, andere wickelt Iris in Blätter ein. Nach einiger Zeit ist ein Fisch fertig und wir beginnen zu essen, von wegen alle gleichzeitig und alles auf einmal, nein nein nein, hier geht das ganz gemütlich zu. Mit den Fingern wir mal hier mal da ein Stück abgerissen und un den Mund gestopf, dann gibts auch noch Aji dazu und später auch die Bananen und die Yukas. Es ist echt mega lecker, vor allem weil wir alles selber "gejagt" haben.

So vergeht der Nachmittag mit leckerem Essen, musizieren, spielen mit den Kindern aus der Nachbarschaft, Kaffee trinken und Mädchentratsch mit Isabell. Jetzt ist es schon acht, seit einigen Stunden dunkel, wirklich dunkel, denn es gibt keinen Strom im ganzen Ort und bald gehen wir auch schon schlafen ;-)

In den letzen Tagen sind zwei Mädls aus Vorarlberg gekommen. Ein Haus voller Frauen, fast wie zuhause!

Gemeinsam sind wir zu einem "chakra" gewandert. Ein Freund von Willi hat da irgendwo im nirgendwo ein Stück Land das er bebaut. Wir mussten über mehrere Flüsse und durch enge Dschungelpfade wandern. Danach bafanden wir uns im Avocadoparadies. Wir helfen ihm ein Beet anzulegen und ja danach gabs einen Avocado, Papaya brunch! Die Ernte der Avocados schaut so aus. Einer klettert auf den Baum, Willi steht unten und fängt die "paltas" mit den Händen, eine nach der anderen auf. Es gibt verschiedene Sorten von Avocados, hier wachsen längliche (wie Birnen) giftgrüne mit einer glatten Schale. Die Früchte werden auch hier geerntet wenn sie noch nicht ganz reif sind und man isst hier nicht Brot mit Avocado, sondern einfach Avocado in rießen Stücken. Danach gehts ab zum Fluss wo wir ein bisschen baden, auf dem Weg graben wir noch eine extra große Wurzel aus, welche sehr gesund sein sollte.

Insgesammt hatten wir eine sehr schöne Zeit in der selva. In den letzten Tagen haben wir weiterhin bei den Arbeiten im Haus und im Dschungel geholfen und die Zeit hier genossen. Außerdem sind wir um einiges Bananwissen reicher geworden. Drei Tage lang haben wir gefastet und nur Sachen gegessen, die es früher hier auch gab. Tiere ohne Zehne, Bananen, Suppe und Avocados- so habem wir uns auf ein ganz besonderes Ritual vorbereitet. Am dritten Tag haben wir ab zu Mittag gefastet und gerastet, am Abend gingen wir vier Mädls mit Willi in das Haus im Dschungel. Wir setzen uns alle auf Decken auf den Boden, es ist ganz dunkel und still. Wir sind tiefenentspannt und in der Glut der dicken Tabakrolle kann man die Umrisse von einem Mann mit langen schwarzen Haaren, eine halbe Kokusnussschale und ein Kistchen mit vielen vorgerollten Tabakrollen erkennen. Es herrscht eine seh ruhige und angenehm mystische Stimmung. Jede von und trinkt aus der halben Kokusnussschale ein sehr nach Natur schmeckendes Gebräu und wir machen uns auf, auf die Reise nach Ayuhasca. Das Ritual dauert die ganze Nacht. Am morgen sind wir wohl alle eingeschlafen, denn plötzlich hören wir eine Stimme. "A ver a ver un chancho". Willi hat ein Wildschwein gejagt. So stehen wir mit einem angenehm reinem und leichten Gefühl auf, duschen uns an der Wasserstelle und verbringen danch den ganzen vormittag damit die Wildsau zuzubereiten. Iris hilft Willi die Sau zu zerlegen und wir schnippeln un monton von Zwiebeln und Knoblauch. Das Wildschwein wird mehrere Stunden am Feuer gekocht und wirklich, es ist ein richtig guter Dschungelschmaus geworden. Wir nagen, schmatzen und schlürfen und als wir fertig sind werden die anderen 15 Portionen in einen Kübel gepackt und ins Dorf gebracht. Hier bekommen Leute von der Regierung, die gerade wegen einer Besprechung im Dorf sind, das schmackhafte Essen. Leider ist der Fluss hier im Dorf, wie auch soviele andere Flösse in Peru contaminiert, aus diesem Grund hat die Regierung die Menschen hier unterstützt Fischteiche anzulegen, damit sie sich versorgen können. Das Dorf Shintuya ist eine unabhängige Comunidad und hat ihre eigenen Gesetze und Regeln. Echt interessant, dass wir hier eine Weile sein konnten.

Als Abschluss gabs heute Abend eine "antes babe party", da Isa in den nächsten Tagen ihr Kind bekommen wird. Palatschinken mir der Marmelade die Iris oberleckerst gekocht hat, Musik und ein paar schöne Menschen schmücken den Abend!

Danke für diese wunderschöne Zeit im Dschungel ;-)

Nach zwei Wochen Dschungel gehts nun wieder ab in die Zivilisation. In die nächste Stadt kommen wir gemeinsam mit Willi und Isa in einem Jeep, so geht das mit dem Flüsse überqueren auch ganz fix. Weiter mir einem Bus voller Wassermelonen nach Pilcopata. Hier verbringen wir den ganzen Tag auf dem Markt, sitzen herum, schmausen leckere Früchte und warten auf unser Glück einen LKW zu finden, der uns mit nach Cusco nimmt und das am Besten gratis ;-)

So sprechen wir einige an und ja wenn, dann fahren alle erst am Abend. So warten wir einfach mal ab. Ein LKW würde uns mitnehmen, doch irgendwie ist es strange, sie wollen das wir irgendwie Säcke mit Cocablättern zu uns nehmen und ja das wollen wir aber nicht, später merken wir dann auch warum.

Wir sehen einen Truck voller junger Burschen, scherzen ein wenig mit ihnen und ja sie würden uns später mitnehmen. So warten wir bis es dunkel wird, etwas ungewiss ist alles schon, kommen sie wieder zurück, nehmen sie uns mit, wenn nicht was machen wir hier in diesem mini Ort am Markt noch einen Tag? Alle Sorgen umsonst, die Burchen kommen zurück und wir springen hinten auf die Ladefläche, unter uns der ganze Boden voll mit schönstem Holz aus dem Dchungel hinter uns ein rießen Haufen Ananas. Wir starten und nach und nach kommen einige Leute dazu. Im nächsten Ort gehts dann los. Es steigen ca. 20 perunanische Mamis mit Sack und Pack und nochmal 10 Kinder auf die Ladefläche. Wie sollten wir alle mit dem ganzen Zeugs hier Platz finden? Ja genau, das wird anscheinend auch echt nicht bequem. Als alle irgendwie mehr oder weniger sitzen, natürlich schon ein Stockwerk oben weiter, denn unter uns befinden sich 100te Säcke gefüllt mit den verschiedensten Gemüsesorten, Gewand und um das nicht zu vergessen mehrere hundert Säcke voll mit Cocablättern. Es raschelt überall und die Frauen versuchen die besten Verstecke für ihre Säcke zu finden. Sie binden sich die Säcke um die Körper, stopfen sie in kleine Lucken zwischen allen Sachen, verstecken sie in den Tüchern wo die Kinder eingewickelt sind und ja ...ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie es da zugegangen ist wenn 20 Menschen gleichzeitig alles verstecken wollen. Es ist anscheinend verboten mehr als einen Sack Cocablätter aus dem Dschungel mitzunehmen, warum genau wissen wir immer noch nicht.

So fahren wir los, eingequetscht zwischen den Mamis können wir uns nicht mehr bewegen. Auf unseren Füßen sitzen Frauen, liegen Kinder oder stehen schwere Säcke. Also ja es ist echt scheiß unbequem und wie wir das die ganze Nacht aushalten sollten wissen wir noch nicht.

Alles schläft ständig ein, die Körperteile, die Menschen rund um uns, nur wir nicht. Es ist eher ein aushalten und hin und wieder irgendwie versuchen eine etwas angenehmere Position zu finden. Plötzlich bleiben wir stehen und Männer mit Taschenlampen und Maschinengewehren klettern auf den LKW. Sie entreisen den Menschen ihre Säcke mit Cocablättern und durchsuchen alles, wir müssen aufstehen und immer wieder finden sie einen Sack den sie "über board" werfen. Eine brutale Angelegenheit ist das, wie eine Razzia. Es fühlt sich echt nicht gut an das mitzuerleben und vor allem der raue und rücksichtslose Umgang mit den Menschen ist schwer anzusehen.

Wir fahren weiter und die Stunden vergehen. Die Gefühle wechseln zwischen, wir sind Schweine in einem Tiertransporter oder auf der Flucht in einem Schlepperauto. Doch als es hell wird und die Berge in hellem gold leuchten und dazu die vielen bunten Menschen, ist es gleich viel angenehmer. Jetzt steigen auch hier und da Menschen aus und es wird etwas angenehmer. Wir fahren mit bis nach Cusco wo wir statt um sechs Uhr morgens so gegen zwei Uhr nachmittags ankommen...

Diese Fahrt war wirklich spannend und aufregend ;-) 

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