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Algarve Teil 3 - mit Video!

Veröffentlicht: 17.01.2020

Jetzt sind wir schon seit über 3 Wochen in der Algarve und fahren hier irgendwie im Kreis. Wie es Patrick, den wir letzte Woche kennengelernt haben, so schön gesagt hat: Die Algarve ist wie ein Bermudadreieck. Man verliert sich darin und kommt nicht mehr raus. Dito. Es ist hier aber auch alles in der Nähe. Die Ortschaften mit so wunderschönen Namen wie Lagos, Sagres, Salem, Aljezur oder Albufeira – das meiste erreicht man in weniger als einer Stunde Autofahrt. Und wettertechnisch lässt es sich hier im Winter bei Temperaturen zwischen 15 und 20 Grad sehr gut aushalten.

Am letzten Freitag waren wir unterwegs zu dieser sogenannten «PizzaParty», von der wir immer wieder gehört haben, worunter wir uns aber absolut nichts vorstellen konnten. Das einzige was wir wussten war, dass man für 10 Euro so viel Pizza essen konnte wie man wollte. Logisch also, dass wir dorthin fahren. Dort angekommen, gab es einen «Campingbereich» und einen «Festivalbereich». So ähnlich, wie man es von Openairs kennt. Der Campingbereich war eine grosse Wiese, die immer voller wurde. Gegen Abend standen da sicher um die 100 Campingfahrzeuge und eine Handvoll Zelte.

Aber was genau ist jetzt eigentlich diese PizzaParty? Angefangen hat es alles vor ein paar Jahren. Da hat einer ein paar Freunde zum Pizzaplausch eingeladen. Und das war so spassig, dass sie beschlossen haben, das jeden Freitag zu wiederholen. Und irgendwie ist das ganze gewachsen und hat sich herumgesprochen. Inzwischen kommen im Sommer jeweils über 1'000 Besucher zur PizzaParty, im Winter so wie jetzt sind es 300-400.

Ganz gespannt sind wir am Abend also zu dieser Pizza-Party und waren überwältigt. Stilvoll in die Natur eingebettet gab es verschiedene Bars, ein Kuchen- und Kaffeehaus, eine «Creperie», verschiedene Chillout-Areas und dann natürlich das Herzstück, eine riesige Pizza-Back-Stube im Freien. Zig Workaways (Leute, die gegen Kost und Logis dort arbeiten, so wie wir damals in Slowenien oder Spanien) standen an einem langen Tisch, kneteten Teig, hantierten mit Tomatensauce und Beilagen und schoben Pizzen wie am Fliessband in den Steinofen. Für die 10 Euro kriegt man übrigens nicht nur so viel Pizza wie man möchte, sondern auch Lasagne à discrétion. Und ein Getränk kostet 1 Euro.

Schon bald standen wir mit einem Teller voller Pizzastücken um einen Tisch und haben Patrick wiedergefunden. Patrick haben wir ein paar Tage vorher kennengelernt. Und zwar waren wir wiedermal irgendwo an der Westküste unterwegs und fuhren an einem grossen Parkplatz am Strand vorbei. Und was sehen wir dort? Ein Wohnmobil mit einem Aargauer Nummernschild! Spontan sind wir einfach mal hingefahren und haben an die Tür geklopft. Bei einem anschliessenden Kaffee zwischen unseren Fahrzeugen hat er uns von dieser PizzaParty erzählt, und so führte eines zum anderen. Er ist übrigens schon eine ganze Weile mit seinem WoMo unterwegs und ein ganz sympathischer und lustiger Zeitgenosse 😊

Irgendwann sind wir mit Patrick und unseren vollen Bäuchen ins Kuchenhaus gestolpert. Und wen treffen wir dort? Eine Bernerin! Wir hatten alle eine Scheissfreude an unserem kleinen Schweizertrüppchen und plauderten eine ganze Weile miteinander, bis Sandra dann ihre Schicht antreten musste. Sie arbeitet schon seit 3 Monaten als Workaway bei der PizzaParty.

Nachdem wir ein Stück Kuchen verdrückt hatten, gingen wir zur Hauptbühne. Es gibt hier insgesamt drei Bühnen, im Winter ist aber nur eine «in Betrieb». Heute war ein Trio da – ein Gitarrist, der wunderschöne, südamerikanische Lieder sang, begleitet von einer Querflötenspielerin und einem Drummer. Es war ein fantastischer Abend, wir fühlten uns wie im Himmel. 

Um Mitternacht war für uns dann Schlafenszeit, obwohl die Party noch bis zum nächsten Mittag lief. Ab einer bestimmten Menge Pizza im Bauch geht man einfach besser schlafen statt tanzen.

Am nächsten Tag sind wir mit Patrick, Sandra und noch ein paar Leuten zum Grillieren an einen nahegelegenen See gefahren. Der Weg dorthin führte über eine unbefestigte Strasse und war teilweise ganz schön holprig. Gelohnt hat es sich aber allemal, denn wir verbrachten einen wunderbaren Tag auf einem kleinen Plateau mitten in der Natur, genossen die gute Gesellschaft, das schöne Wetter und das leckere Essen. Auch die Nacht verbrachten wir dort, brachen am nächsten Morgen aber bereits um neun Uhr auf, da wir einen wichtigen Termin in der Nähe von Aljezur hatten. Ein Interview mit der Tierärztin Gabriela Clemens, die auch Vorsitzende des Tierschutzvereins Casa Animales ist und uns vor zwei Jahren unseren Filou vermittelt hat. Ursprünglich wollten wir einfach ein bisschen mehr über Filous Vergangenheit erfahren und sehen, woher er kommt. Vor ein paar Wochen kam dann die Idee auf, eine Reportage zum Thema «Tieradoption aus dem Ausland» zu schreiben, und so kam es zu diesem Interviewtermin.

Wir wurden sehr herzlich von Gabi, ihrem Partner Jo und den etwa sechs oder sieben Hunden, die ihr gehörten, bei ihr zu Hause begrüsst. Ihr Haus lag auf dem Land, mitten in der Natur und abseits von jeglichen anderen Häusern. Das Interview dauerte gute zwei Stunden und war sehr interessant und inspirierend! Anschliessend wurden wir herumgeführt und durften auch die Hunde besichtigen, die nicht ihre eigenen waren sondern die zur Übergangspflege bei ihr sind, bis sie von jemandem adoptiert werden. Der nächste Schritt im Zusammenhang mit dieser Reportage wird dann sein, dass wir nächste Woche in das Tierheim Bianca besuchen. Das liegt weiter nördlich in der Nähe von Lissabon und war 6 Monate lang das zu Hause von unserem Filou. Wir sind echt schon ganz gespannt, wie es sein wird. Bestimmt sehr emotional. Wir werden für euch dann ein schönes Video von diesem Besuch zusammenstellen 😊

Apropos Video: Seit kurzem macht uns Filmen richtig Spass. Die kleine Osmo Pocket Gimbalkamera von DJI hat uns während der letzten Woche begleitet – dafür wurde das Fotografieren ein bisschen vernachlässigt, wie ihr vielleicht gemerkt habt. Wir haben dafür zur Ergänzung zu diesem Blog ein Video geschnitten. Auf folgendem Link könnt ihr unser kleines Filmchen auf Youtube anschauen:


https://www.youtube.com/watch?v=2sCDe2vsbgs&feature=youtu.be


Am Tag nach dem Interview war Montag, der 13. Januar. Mein Geburtstag. Das Wetter war toll, und der Plan wäre gewesen, surfen zu gehen. Aber da war ein kleines Problem: Seit zwei Tagen war die rechte Hintertür kaputt. Ein Metallteil, das für den Schliessmechanismus verantwortlich ist, war gebrochen, so dass man die Tür nur noch mit Müh und Not schliessen konnte. Also wollten wir «nur mal kurz» in die Garage nach Lagos fahren, die uns Patrick empfohlen hatte. Dort angekommen hiess es, sie hätten keinen Platz für uns. Man sagte uns aber, dass es in Portimao eine Mercedes Garage gäbe. Also fuhren wir nach Portimao, fanden aber nirgends eine Mercedes Garage. Gingen dann in eine Bosch-Garage, wo uns gesagt wurde, dass man das ganze Teil ersetzen müsste. Man würde uns noch am selben Tag zurückrufen, um uns den Preis für das Ersatzteil zu nennen. Wir haben nie wieder etwas von denen gehört. Und zum Surfen war es inzwischen zu spät. Genervt von diesem blöden Tag parkierten wir am Hafen und genehmigten uns ein paar Bierchen in einer Bar. Gefolgt von einem leckeren Nachtessen beim Inder. Damit war der Tag wieder in Ordnung.

Der nächste Tag. Unsere Hintertür war immer noch kaputt. Übrigens ist auch die Seitentüre schon seit zwei Monaten kaputt, aber das ist nicht so tragisch, denn man kann sie problemlos von der Fahrerkabine aus öffnen. Und wahrscheinlich können wir das selber flicken, wenn wir mal irgendwo in eine Werkstatt können – vielleicht ja März, wenn wir bei Sarahs Grosseltern in Holland sind. Aber zurück zur Hintertür. Wir haben uns dafür entschieden, es bei Roady zu probieren. Roady ist eine KFZ Garage-Kette und gehört zu Intermarche, Intermarche wiederum ist so etwas wie Migros oder Coop. Wir fuhren also in die Roady Garage, der Fehler wurde begutachtet und uns wurde mitgeteilt, dass man das schweissen kann (also doch nicht ersetzen). Aber: offensichtlich führen sie selber solche Arbeiten nicht aus. Tja. Wäre ja zu schön gewesen! Eine Autowerkstatt die Autos repariert, das scheint hier ziemlich exotisch zu sein. Scheinbar taten wir aber einem der Typen leid, denn wenig später kam er zu uns und meinte, dass sie die Arbeiten morgen nun doch machen könnten. Woooow!

Den Rest des Tages verbrachten wir im nahegelegenen Einkaufszentrum mit Frustshoppen und Frustfressen. Am Abend parkierten wir dann wieder beim Intermarche vor der Roady Garage. Unser Termin war am nächsten Morgen um 09.00 Uhr. Macht also Sinn, gleich hier zu schlafen. Schön und gut. Bis kurz nach Mitternacht. Dann nämlich heulte die Alarmanlage des Intermarche auf und schrillte minutenlang weiter. Wir dachten natürlich an Einbrecher, fanden es aber ein bisschen komisch, dass die Polizei nicht kam. Eine halbe Stunde sowie eine Stunde später passierte dasselbe nochmal. Uns dämmerte es langsam: dieser Alarm ist wohl für Camper gedacht, damit sie nicht auf die Idee kommen, hier zu schlafen. Toll. Sind dann im Pyjama auf den Parkplatz eines anderen Einkaufszentrums gefahren und haben dort die Nacht verbracht.

Der nächste Tag. Wir waren früh auf. Pünktlich um 09.00 Uhr standen wir vor der Garage. Es wurde schlussendlich 11.00 Uhr, bis jemand unsere Autoschlüssel abnahm. Fühlte sich ganz komisch an, unser Zuhause auf vier Rädern einer fremden Person zu überlassen. Hätte früher nie gedacht, dass man zu einem Auto eine emotionale Bindung aufbauen kann, doch da hatte ich mich getäuscht! Eine Stunde lang haben wir gebangt, bis schliesslich einer der Mechaniker lächelnd auf uns zu kam und mitteilte, dass alles geklappt hat. Büssli lebt noch und war wieder gesund. Was für eine Erleichterung. Wenig später an der Kasse waren wir auf eine saftige Rechnung gefasst. Keine Ahnung was Schweissarbeiten in der Schweiz kosten, wir wissen nur: Auto + Werkstatt = hohe Rechnung. Als es dann hiess, dass das ganze 27 Euro kostet, dachte ich schon, dass da eine Null fehlt. Aber nein. 27 Euro, das war alles.

Haben dann noch mit dem Mechaniker geschwätzt, der sich gestern für uns eingesetzt hatte. Gustav. Unser Büssli hat in den letzten Monaten ein paar kleine Roststellen bekommen. Nichts Gravierendes, aber irgendwie haben wir halt doch immer im Hinterkopf, dass das mal gemacht werden müsste. Gustav meinte dann, er hätte einen Kumpel der Lackierer ist, und der würde heute Abend nach der Arbeit hierherkommen und das machen. Würde auch nicht viel kosten. Wir waren ziemlich skeptisch, haben aber zugesagt. Den Rest des Tages waren wir ziemlich produktiv: wir haben zwei Ladungen Wäsche gewaschen, waren mit Büssli in der Waschanlage, haben einen neuen Teppich für den Eingangsbereich gekauft und ich habe das zweistündige Interview mit der Tierärztin zu Ende transkribiert. Gegen Abend kam dann dieser Kumpel von Gustav. Wir hatten schon den ganzen Tag über ein komisches Gefühl gehabt. Kommt da einfach so einer, der im Übrigen kein Englisch kann, auf den Parkplatz beim Intermarche und lackiert unser Auto unter dem dämmrigen Licht der Laternen? Naja, klingt auf jeden Fall spannend. Der Kumpel – habe leider seinen Namen vergessen, nenne ihn jetzt einfach Kumpel – war dann ein super sympathischer Typ, der sich zwei Stunden lang die Zeit genommen hat, einen Grossteil der Rostflächen zu schleifen und frisch zu lackieren. Gustav war die ganze Zeit über dageblieben und hat übersetzt. Und jetzt haben wir also ein frisch gewaschenes, fast rostfreies Büssli. Es gibt noch ein paar winzig kleine Stellen am Dach und oberhalb der Fenster, aber da kam Kumpel nicht hin, weil er ziemlich klein ist 😊 Das machen wir dann selber in den nächsten Tagen, denn er hat uns alles erklärt und sogar das Material dagelassen. Bezahlt haben wir ihm dann 40 Euro.

Der nächste Tag. Wir hatten die Nacht an einem einsamen Strand verbracht, wollten morgens eigentlich ein bisschen Sport treiben aber der starke Wind hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht (zumindest behauptet das unser innerer Schweinehund). Sind dann nach Figueira gefahren. Dort gibt es einen tollen kleinen Stellplatz für 8 Euro pro Nacht inklusive Strom, WC usw. Ich habe nachgezählt: es war jetzt das fünfte Mal, dass wir dort waren. Dieses Bermudadreieck! Aber wir haben nicht immer dort übernachtet, manchmal sind wir auch nur für eine Dusche vorbeigekommen, so wie diesmal auch. Duschen, Frischwasser auffüllen, Toilette entleeren, ein bisschen im Internet surfen. Danach sind wir ein paar wenige Kilometer weitergefahren nach Salem. Salem ist ein kleines Fischerdörfchen mit unglaublich vielen Strassenkatzen. Aber sie werden scheinbar gut versorgt durch die Anwohner, es stehen überall üppig gefüllte Wasser- und Futternäpfe herum. Jetzt gerade sitzen wir in einem Kaffee. Ich war heute morgen mal wieder mit dem Bodyboard auf den Wellen, und Sarah hatte eine kreative Erleuchtung und bastelte in der Zwischenzeit an etwas rum. Was genau, darf ich leider nicht verraten.

Bis zum nächsten Mal!


Autorin: Stephanie Köllinger

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