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Algarve Teil 2

Veröffentlicht: 09.01.2020

Liebe Freunde und Familie

Ich bin’s , die Sarah. Ein wolkiges Hallo aus dem hügeligen Städtchen Aljezur. Wir stehen zur Abwechslung mal nicht am Meer, sondern neben einem Bach direkt neben der Altstadt, wo die Enten fröhlich vor sich hinquacken. Es ist schön mal wieder von dem Wellengedröhne am Strand wegzukommen.

Vor gut zwei Wochen waren wir noch mit den Eltern von Steffi in Portimao unterwegs. Nach dem Abschied von ihnen fuhren wir an einen kleineren Strandabschnitt weiter westlich, irgendwo in der Nähe von Burgau. Ich weiiiissss, gäll das klingt voll schweizerisch! Aargau, Willisau, Mühlau. Ich bekam schon fast wieder ein bisschen Heimweh! Doch dann sah ich das Meer, den Strand, spürte die Meeresbriese (ja voll kitschig) und dachte mir, na gut ich kann doch noch paar Monate auf die Wälder, Seen und dem Schnee, dem Schoggi und dem Wii warten. Schliesslich gibt es hier auch schöne und leckere Sachen, zum Beispiel habe ich schon geschätzte 50 Pastel Nata gegessen, super leckere portugiesisches Traditionsgebäck, etwa ähnlich wie die Schnäfelis in Zug.

Noch weiter westlich, genauer gesagt, an der westlichsten Ortschaft Europas, verbrachten wir dann vier Nächte. Sagres ist ein Surferparadies und dementsprechend war auch zu dieser Jahreszeit relativ viel los. Dennoch konnten wir die Spaziergänge oberhalb der Klippen fast alleine geniessen. Beim Anblick von den Surfern in der Bucht, wollten wir uns auch direkt in die Wellen stürzen. Total motiviert mieteten wir uns Neoprenanzüge und Surfboards. Dieses Mal, dachten wir, nehmen wir ein Board für Fortgeschrittene, weil cool. Stellt sich heraus, dass es Gründe gibt, warum Anfänger so ein riesen Schaumstoffboard bekommen. Wir schafften es nicht einmal aufzustehen, zu wenig Auftrieb für uns Greenhorns, wurden von den Wellen in die Mangel genommen und ich habe etwa 20 Liter Salzwasser geschluckt. Völlig frustriert verliessen wir das Wasser und mussten uns eingestehen, dass wir uns vielleicht, eventuell, ein bisschen, ganz es bizzeli überschätzt hatten. Na gut, wir wollten ja nicht so sein und legten die schlechten Surfgedanken erstmal beiseite um Silvester zu feiern. An Silvester waren wir zuerst in ein paar Bars etwas trinken. Vor Mitternacht gingen wir aber zu Filou ins Büssli damit er nicht einsam sein würde, falls es Feuerwerk gäbe. Natürlich gab es Feuerwerk. Zu dritt sassen wir auf dem Bett und beobachteten aus unserem kleinen Fenster das Feuerwerk, das Filou zuerst anbellte, doch er liess sich dann doch beruhigen und schaute skeptisch aber ruhig zu. Ach was haben wir für einen tollen Hundi.

So nach etwa vier Nächten war es wiedermal Zeit für eine richtig warme Dusche, Strom, Wasser auffüllen etc. und beschlossen auf einen günstigen Stellplatz zu fahren und Sagres zu verlassen. Von dort aus konnte man einen schönen Spaziergang zwischen einer kleinen Schlucht ans Meer machen. Auf dem Weg gab es viele Hündeler und einer war ein Deutscher. Wie so üblich zwischen Hündeler, begrüsst man sich, fragt vor allem Dinge über den Hund: Junge oder Mädchen? So süss. Ja wie alt ist er denn? Jöö. Ist das ein Australian Shepherd? So süss. Und weil der Hundebesitzer ja Deutscher war, sprach ich Hochdeutsch mit ihm. Plötzlich begann er Englisch zu reden. Und ich dachte mir, ehm Hallo? Ich rede ja Deutsch mit dir, ich verstehe dich schon du Affegaggi musch ned uf englisch wechsle! Gekränkt in meinen Sprachfähigkeiten redete ich weiter in meinem exzellenten Schweizer Hochdeutsch, während er sich wahrscheinlich nicht sicher war, ob er Deutsch oder Englisch reden soll, weil er wahrscheinlich noch nie eine Schweizerin gehört hatte.

Für Steffi war es an der Zeit intensiv an ihrem Studium und anderen Schreibprojekten zu arbeiten ohne dass ich sie nerven würde, was ich nie tun würde aber ja. Und für mich war es an der Zeit ein paar Nächte alleine im Büssli zu reisen und zu schauen, ob ich es überlebe. Deshalb buchte sich Steffi für ein paar Tage ein Airbnb mit Wlan und allem drum und dran in der Nähe von Albufeira und ich zog mit Filou im Büssli in Richtung Faro. Da ich diesen Blog schreibe, merkt ihr, dass ich alleine überlebt habe. In Faro parkierte ich neben der Altstadt auf einem grossen Parkplatz, wo auch andere Camper standen, immer sehr beruhigend. Ich nahm an einer Stadtbesichtigung teil, freundete mich dabei mit einer Österreicherin an mit der ich dann auch noch Mittagessen ging. Tags darauf machte ich einen Shopping tag in einem grossen Einkaufscenter, fuhr nachher etwas weiter ins Landesinnere nach Alte, wo es einen schönen Wasserfall gibt. Die nächste Nacht verbrachte ich am Strand in der Nähe von Albufeira. Dort traf ich noch ein älteres deutsches Ehepaar (die mein Hochdeutsch übrigens super verstanden) mit denen ich auch noch etwas plauderte. Ich genoss die Zeit alleine; machen zu können was ich will, wann ich es will, und so viel Platz im Büssli nur für mich alleine zu haben! Aber ich war auch sehr glücklich meine Steffi nach drei Nächten wieder bei mir zu haben.

Gemeinsam fuhren wir nach Aljezur etwas nördlicher an der Westküste. Unterdessen hatten wir uns total begeistert die ganze Ausrüstung fürs Bodyboarden gekauft. Die Boards dafür sind viel kleiner, passen also in unseren Bus. Anfängerboards fürs Surfen sind so gross die haben in unserem Bus, so wie er eingerichtet ist, keinen Platz. Da wir eh etwas gefrustet waren wegen dem Surfen, steigen wir jetzt aufs Bodyboarden um. Schauts euch einfach auf Youtube mal an. Doch auch da sind wir natürlich Anfänger. Und an der Westküste Portugals, direkt am Atlantik, sind die Wellen etwas grösser und wilder als im Süden. Nicht gerade optimal für Anfänger. Trotzdem haben wir uns gestern beim Playa Arrifana ins Meer gewagt. Die Wellen waren teilweise so riesig und kräftig, nach einer Weile bekamen wir es mit der Angst zu tun – wenn eine hohe Wand aus Wasser auf dich zuschiesst und sich direkt über dir bricht, dann ist das einfach nicht lustig. Dazu kam meine Haifisch Paranoia. Nach einer halben Stunde gab ich auf. Steffi wagte noch zwei drei Wellen mehr doch dann gesellte sie sich auch zu mir an den Strand. Wir wollen trotzdem nicht aufgeben und haben erfahren, dass es eine App gibt, die die Surfbedingungen vorhersagt und dass wir zunächst wieder an die Südküste fahren sollten zum Surfen, dort sind die Wellen etwas freundlicher.

Als nächstes fahren wir am Freitag (morgen) an eine Pizzaparty. Von der haben wir schon von verschiedenen Leuten gehört, sie ist berühmt berüchtigt, etwas das wir nicht verpassen wollen. Scheinbar gibt es All-you-can-eat Pizza und nebenbei noch Party. Es wurde uns wie eine Art Mini-Festival beschrieben. Bei Pizza bin ich sowieso immer dabei.

Zum Schluss noch eine Liste von Dingen die wir bisher unterwegs verloren haben:

· Ein Finken

· Noch ein Finken

· Ein Pfannendeckel

· Ein Hocker

· Ein Futternapf

· Noch ein Futternapf

· Ein schwarzes Tshirt

· Viele Socken

· Ein USB-Stecker

· Filou

· Nein Scheeeerz

· Eine Kühlbox (war geplant den zu verlieren)

· Ein Tupperware

· Einen grossen Löffel

· Einen kleinen Löffel

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