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Weihnachten an der Algarve

Veröffentlicht: 27.12.2019

Fröhliche Weihnachten aus Portugal / Portimao!

Seit zwei Wochen tuckeln wir durch Portugal. Meistens mit vollen Bäuchen, denn seit letzter Woche sind auch meine Eltern mit dabei und bekochen uns, als hätten wir die letzten Monate nichts Gescheites gegessen. Getroffen haben wir die beiden am Flughafen Lissabon. Dieser Ort ist für uns sehr speziell, denn vor nicht ganz zwei Jahren haben wir an genau diesem Flughafen das erste Mal unseren kleinen Vierbeiner Filou getroffen. Für die, die es nicht wissen; Filou war mal auf einer portugiesischen Tötungsstation, wurde dann von der Tierschutzorganisation Casa Animales dort rausgeholt und verbrachte anschliessend sechs Monate in einem Tierheim. Wahrscheinlich war ein früher mal ein Strassenhund. Wir waren zu diesem Zeitpunkt am überlegen, ob wir uns einen Hund anschaffen sollen oder nicht – bis wir im Internet zufällig auf ein Inserat von Filou gestossen sind. Es war Liebe auf den ersten Blick. Kaum hatten wir ihn entdeckt, war für uns klar: wir wollen diesen Hund. Zwei Monate später sind wir eines Morgens nach Lissabon geflogen und sind am selben Nachmittag mit Filou im Gepäck wieder in die Schweiz zurückgeflogen. Das war im März 2018. Seither ist die kleine Fellnase an unserer Seite und bringt uns sehr viel Freude, manchmal aber auch viel Frust – vor zwei Wochen zum Beispiel hat er innert einer halben Stunde zwei Mal auf den Teppich in unserem Büssli gekotzt. Er ist irgendwo durch die Büsche gestreunt, während Sarah und ich unser Morgenyoga (gehört seit ein paar Wochen zu unserer Morgenroutine) gemacht haben. Vermutlich hat er einen vergammelten Burger gefunden und verdrückt, darauf wies zumindest der der Mageninhalt auf dem Teppich hin. Filou reagiert leider ziemlich sensibel auf Dinge, die nicht für Hundebäuche bestimmt sind. Als wir zum Beispiel vor ein paar Monaten bei meinen Verwandten in Frankreich waren, hat ihm mein Götti (obwohl ich es ihm verboten hatte) ein paar Brocken Baguettebrot hingeworfen. Wenig später war der komplette Boden in unserem Büssli vollgekotzt. Igitt.

Abgesehen davon haben wir ein weiteres Problem mit dem Kleinen; er scheint in der Hundewelt sehr sexy zu sein. Wo auch immer wir auf andere Hunde treffen, in zwei von drei Fällen haben wir folgendes Problem: Filou wird von unkastrierten (nicht selten auch von kastrierten) Rüden aufdringlich verfolgt und meistens versuchen sie, ihn zu besteigen oder sie lecken ihm dauernd zwischen den Beinen herum. Filou wurde vermutlich sehr früh kastriert, bevor er jegliche männlichen Hormone entwickelt hatte, und so scheint er für den Grossteil der Rüden nach einem unglaublich attraktiven Weibchen zu riechen - oder er ist einfach so umwerfend, dass sie für ihn alle das Ufer wechseln. So oder so: es ist für ihn und natürlich auf für uns ziemlich stressig. Oft sind die Rüden so sehr auf ihn fixiert, dass sie nicht mal mehr auf die Rufe ihres eigenen Herrchens oder Frauchens reagieren. Und besonders blöd ist es, wenn wir auf Streuner treffen. Einmal waren wir in Wien auf der Terrasse eines Restaurants, als aus dem Nichts ein grosser, sabberndes Golden Retriever mit riesigen Hoden und ohne Herrchen auftauchte und um jeden Preis Filou besteigen wollte, der sich unter unserem Tisch verkrochen hatte. Weder wir noch die Kellner konnten den Rüden wegscheuchen, so dass uns nichts anderes übrig blieb, als zu verschwinden. Filou ist in den letzten Monaten aber deutlich reifer geworden und setzt sich oft zur wehr, was wir sehr begrüssen.

Lustigerweise ist er sehr beliebt bei den Weibchen. Immer wieder kommt es vor, dass Weibchen seine Nähe suchen und ihm ihren Hintern vor die Nase schieben. Filou scheint die Signale nicht zu verstehen. Das einzige was er poppt ist ab und zu sein Schlafkissen, und zwar in Momenten wo es gestresst ist (z.B. wenn wir in einer fremden Wohnung sind). 

Aber die meiste Zeit ist es einfach nur schön, einen kleinen Vierbeiner an der Seite zu haben. Übrigens könnt ihr ab Februar 2020 auf der Website des TCS einen Artikel von mir lesen zum Thema «Langzeitreise im Camper mit Hund» - mit vielen interessanten Infos und Tipps für diejenigen, die zusammen mit ihren kleinen Stinkern die Welt entdecken möchten.

Mit meinen Eltern verbrachten wir die ersten paar Tage in einem AirBnB bei Aroeira, einer kleinen Ortschaft 30 Fahrminuten von Lissabon entfernt. Wir hatten ein kleines Häuschen mit grossem Garten gemietet. Alles war sehr sauber und modern, aber schnell war klar; irgendetwas stimmt mit der Feuchtigkeit nicht. Es war alles immer irgendwie feucht – der Fussboden, die Handtücher, teilweise die Wände. Recherchen haben dann ergeben: die meisten Häuser in Portugal sind nicht wintertauglich gebaut. Sie sind meist ziemlich schlecht oder gar nicht isoliert, durch die Fenster zieht es wie in einem Vogelhaus und sie verfügen oft nicht über eine Heizung. Hinzu kommt, dass die Luftfeuchtigkeit in Portugal im Winter allgemein recht hoch ist. Wir hatten leider auch noch das Pech, dass es die ersten Tage oft geregnet hat. So richtig wohl fühlten wir uns in den feuchten vier Wänden nicht.

Umso höher waren dann die Erwartungen an die zweite Wohnung, die wir für die restlichen Tage in Portimao an der Algarve gemietet hatten. Auf den ersten Blick sah sie umwerfend aus; eine grosse Wohnung mit einer riesigen Dachterrasse. Doch kaum war der junge Bursche weg, der uns die Schlüssel übergeben hatte, kam die grosse Ernüchterung; die Matratze in einem der Betten war klatschnass. Auch der Teppich im Badezimmer triefte vor Nässe und im Esszimmer lag eine riesige Pfütze unter dem Esstisch. Wir informierten umgehend die Vermieter, und wenig später stand fest, dass es hier wohl einen Wasserschaden gab. Das hiesige Glück im Unglück: wir bekamen eine andere, noch bessere Wohnung, die direkt am Meer und in Portimaos Villenviertel lag und bekamen sogar eine Nacht geschenkt. Die neue Wohnung befand sich in einem Wohnkomplex, der einen ziemlich teuren Eindruck machte, und so wie die Wohnung aussah, war sie das wohl auch. Modernste Küchengeräte, riesiger Fernseher, super bequeme Betten, und all das nur fünf Gehminuten von einem wunderschönen Strand und Pinienwald entfernt, wo man tolle Spaziergänge unternehmen konnte. 

Insgesamt verbrachten wir 10 Tage mit meinen Eltern. Wir feierten gemeinsam Weihnachten, besuchten den Stadtteil Belem und die LX Factory in Lissabon, unternahmen verschiedene Wanderungen – unter anderem auf den höchsten Berg der Algarve, den 900 Meter hohen Mount Foia – besichtigten die Küstenstädtchen Portimao und Lagos und gingen sogar ins Kino. 

Die beiden fahren morgen mit ihrem Mietwagen wieder nach Lissabon und fliegen zurück in die Schweiz. Für Sarah und mich heisst es dann wieder; zurück ins Büssli, keine täglichen Duschen und kein unlimitiertes Internet mehr. Dafür soll das Wetter die nächsten Tage sehr gut sein und wir werden uns wohl wieder irgendwo Surfbretter mieten. 

Portugal finden wir sehr schön. Es ist viel grüner als wir erwartet haben und die Leute sind sehr freundlich. Pluspunkt: so ziemlich jeder hier spricht Englisch. Das war in Spanien überhaupt nicht selbstverständlich, denn im Gegensatz zu Portugal lernen die Spanier kein Englisch in der Schule. Portugal scheint aber etwas teurer zu sein als Spanien; die Spritpreise sind höher und die Mautgebühren sind enorm. An unserem ersten Tag in Portugal sind wir 1 Stunde und 20 Minuten auf einer mautpflichtigen Autobahn gefahren und haben dafür satte 26 Euro bezahlt. Seither meiden wir die Mautstrassen – wir haben’s ja nicht eilig. Unser nächster "Termin" ist erst anfangs Februar.  Wir treffen dann Sarah’s Mutter in Porto und werden mit ihr 100 Kilometer auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela wandern. Bis dahin haben wir über 5 Wochen Zeit, gemütlich die Küste Portugals hochzufahren und unterwegs noch einen Stopp in dem Tierheim einzulegen, aus dem wir Filou adoptiert haben. 5 Wochen - solange waren wir bisher noch nie "alleine" unterwegs, seit wir aufgebrochen sind. Wir haben unterwegs immer wieder Besuch gekriegt oder haben selber Leute besucht. Das war bisher immer eine sehr grosse Bereicherung und bringt sehr viel Abwechslung in so ein Vagabundenleben. Und doch freuen wir uns jetzt auf entspannte 5 Wochen, in denen wir nicht viel fahren müssen und wir vielleicht endlich mal dazu kommen, die Dinge zu machen, die wir uns vorgenommen hatten (es gibt eine riesige To-Do-Liste...). Zum Abschluss noch ein paar Sätze, die es bei uns nur im Büssli-Alltag gibt

Wievel Strom hämer no?

Wievel Wasser hämer no?

Chasch chli sparsamer si met em Wasser?

Du stohsch uf de Teppichkante (wehe es git es Eselohr am Teppich)

Ech tue jez choche, gang ufs Bett

Esch alles gspannt?

Filou gang Decheli (wener weder ergendwo im Wäg omestoht)

Wo esch s Handy? 

Wo esch s Gas?

Wo esch d Muus? (Computermaus)

Wo esch de Filou?

Wo esch de Schlössel?

Wo esch s Internet?

Hesch du no fröschi Onterhose? (döfi eini ha..?)

Ech glaube s WC esch jezde voll

Wetsch Melchpolver oder Sojamelch i Kaffi?

Esch das vegan?

Het de Filou scho gschesse?

Wo besch du go schisse?

*Nase rümpfen" ehm sorry aber wenn hesch du s letztmal duscht?


Autorin: Stephanie Köllinger







 

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