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5 Wochen unterwegs

Veröffentlicht: 29.08.2019

Insgesamt 8 Tage verbrachten wir bei Rob und Barbara auf dem Hof in Slowenien als Workaway-Arbeitskräfte. Die Arbeit war streng, dafür gab es gutes Essen (immer mit frischem Gemüse aus dem Garten) und schöne Abende am Lagerfeuer inkl. Nachtwanderungen, Gitarrengeklimper, lustigen Stories etc.

Am Donnerstagabend, dem Tag vor unserer Abfahrt, waren Sarah und ich wieder mal planlos. Wir hatten keine Ahnung, wohin es am nächsten Tag gehen sollte. Bleiben wir noch ein paar Tage in Slowenien und wenn ja, wo? Oder sollen wir den direkten Weg zum Meer nehmen, welches wir innert drei Stunden erreichen könnten? Diese Planlosigkeit ist einerseits schön, man ist frei und kann machen was man will, und trotzdem hadern wir oftmals mit dieser Flut an unendlichen Optionen und fühlen uns dabei irgendwie überfordert.

In der Nacht gab es ein heftiges Gewitter und der nächste Morgen sah ebenfalls regnerisch aus, und so beschlossen wir spontan, direkt nach Kroatien ans Meer zu fahren. Aber irgendwie war unterwegs die Stimmung zwischen Sarah und mir komisch. Wir waren wieder alleine, wussten nicht wo wir die Nacht verbringen werden, wir hatten kürzlich unsere Tage gehabt und fühlten uns einfach irgendwie… ich finde gerade nicht die richtigen Worte dafür, aber um es auf den Punkt zu bringen: es kriselte zwischen uns. Bei einem Stopp in einem Raststätten-Restaurant sprachen wir offen über unsere Gedanken und Gefühle und gingen dabei verschiedene Optionen durch; was machen wir, falls wir uns unterwegs trennen? Was soll dann mit Filou und dem Büssli passieren? Was stört uns am anderen, was braucht jeder von uns… blablabla. Ich glaube wir haben selten so offen und ehrlich unsere eigenen Gedanken dem anderen mitgeteilt. Es tat gut. Und es war sehr wichtig. Denn ja, wir sind seit 3 Jahren zusammen, aber jetzt sitzen wir wirklich 24/7 aufeinander, das ist irgendwie nochmal eine andere Liga. Das Fazit aus dem Gespräch lautete; wir müssen uns mehr Freiräume lassen. Das heisst konkret, dass wir uns «physisch» von Zeit zu Zeit trennen, sei es für ein paar Stunden, einen Tag oder auch mal eine ganze Woche, wo jeder für sich selber unterwegs ist.

Am späten Nachmittag sind wir bei Rijeka an der kroatischen Küste angekommen. Wir haben uns einen Campingplatz geleistet, der voller Kinder war und eine wunderbare Aussicht auf ein riesiges Industriegelände am Meer bot. Immerhin konnten wir Wasser auffüllen, Kleider waschen und unsere Toilette leeren. Am nächsten Tag fuhren wir zum Monty’s Dog Beach etwas weiter südlich in der Ortschaft Crikvenica. Der kleine Hundestrand hatte sogar eine Beachbar, welche verschiedene Drinks und Glace für Hunde im Angebot hatte. Und endlich konnten wir alle zusammen im Meer baden! Nach dem ausgiebigen Sonnenbad sind wir via eine Brücke auf die Insel Krk gefahren, da wir am übernächsten Tag von Krk aus die Fähre nach Cres nehmen wollten, wo wir dann unsere Freunde aus der Schweiz treffen würden. Es war nicht ganz leicht, in unserer Camper App einen gescheiten Stellplatz zu finden. In Kroatien ist es gänzlich verboten, im Auto zu übernachten, nicht mal nach einer durchzechten Nacht darf man sich zum Ausnüchtern auf die Rückbank legen. Nachdem wir über eine Stunde lang planlos herumgefahren sind, haben wir einen kostenlosen Parkplatz in einem Ferienhausquartier gefunden. Wir wussten gar nicht genau wo wir waren und der Parkplatz war alles andere als schön, doch wir hofften, dass unser Büssli hier nicht auffallen würde. Wir waren genervt vom langen Tag und der langen Suche nach einem Schlafplatz und wollten nur noch irgendwo schnell zu einem Supermarkt laufen, um uns Abendessen zu kaufen. Der Weg dorthin führte eine steile Strasse nach unten, und unsere Laune sank nochmal ein wenig mehr beim Gedanken daran, dass wir das alles wieder hochlaufen müssen. Doch plötzlich erreichten wir ein kleines Städtchen, das direkt am Meer lag. Wir guckten auf die Karte: wir befanden uns in Krk. Im Städtchen Krk auf der Insel Krk. Und dieses kleine Städtchen entpuppte sich als eines der schönsten Orte, an denen ich je war. Unserer psychischen Gesundheit zu liebe pfiffen wir auf den Supermarkt und suchten uns in den schmalen Gässchen ein gemütliches Restaurant. Es hatte zwar viele Touristen hier, und doch war alles friedlich und romantisch, nicht so wie damals in Hallstatt, wo die Masse an Touris die ganze Dorfidylle zerstört hatten. Unterwegs kamen wir durch Zufall mit einem anderen Schweizer Paar in unserem Alter ins Gespräch, welches ebenfalls für ein paar Monate mit dem Camper durch Europa unterwegs war. Schlussendlich landeten wir mit den beiden in einer Bar und tauschten bei einem Bierchen unsere Camper-Weisheiten untereinander aus. Der Weg zum Büssli hoch kam uns dann auch gar nicht mehr so steil vor. Und unsere Beziehungskrise, die wir vor zwei Tagen noch hatten, hat sich in Luft aufgelöst.

Da uns Krk so gut gefiel, liessen wir unser Büssli entgegen aller Camper-Freisteh-Regeln (man bleibt eine Nacht und fährt dann weiter!) noch eine weitere Nacht dort stehen. An diesem Tag setzen wir unseren Anti-Beziehungskrisenplan um; wir trennten uns für ein paar Stunden. Nach dem gemeinsamen Kaffee lief ich mit Filou die Küste entlang zu einem Hundestrand, während Sarah das Städtchen Krk noch genauer inspizierte.

Den nächsten Tag verbrachten wir gemeinsam am Hundestrand in Krk. Dieser war wunderschön in einer Bucht gelegen inmitten eines grossen Pinienwalds mit vielen kleinen Liegeplätzen. Wir mieteten ein Stand-Up Paddle und paddelten dann zu Dritt durch die Bucht. Filou, der ja nicht so gerne badet, hatte den Plausch, dass er mit uns hinausschwimmen konnte ohne dabei nass zu werden. Allerdings ist er irgendwann doch noch vom Paddle aus ins Wasser gerutscht, konnte sich aber mit Mühe und Not wieder raufziehen. Etwas später wurde er von einer Wespe, die er aus der Luft gefangen hatte, in die Pfote gestochen und hat eine Stunde lang rumgewinselt. Nach vielen Leckerlies und Streicheleinheiten ging es ihm dann plötzlich wieder bestens.

Am Nachmittag setzen wir unseren Weg fort und landeten via Fähre auf der Insel Cres. Unsere Freunde waren am anderen Ende der Insel auf einem Campingplatz und waren noch unschlüssig, wohin sie morgen fahren wollten. So beschlossen wir, auf ein von uns aus nahegelegenes Stellplätchen zu fahren, welches wir auf park4night gesichtet hatten. Im Beschrieb stand noch, dass die letzten 500 Meter etwas schwierig zu fahren seien, da es etwas schmal sei, das hat uns aber nicht weiter beunruhigt. Im Nachhinein würde ich diesen Weg da hoch sicher kein zweites Mal fahren, auf der anderen Seite war es einer der schönsten Orte, an dem wir bisher freistehen konnten. Es stellte sich heraus, dass es nicht nur 500 Meter sondern fast ein Kilometer waren, die wir über eine Waldstrasse den Hügel hoch fahren mussten. Und auf dieser Waldstrasse lagen riesige Steine… mit viel Ach und Krach und sehr viel Gewackel hat es unser Büssli den Hügel hochgeschafft. Oben angekommen, waren die Strapazen sofort vergessen. Vor uns lag eine Art riesiges Hochplateau; eine grosse flache Wiese mit Feuerstelle, rundherum Pinienbäume und zu unseren Füssen das Meer. Schaut selbst nach auf den Fotos, es war echt ein Traum. Wir waren die ersten, die da waren. Später folgte noch ein Auto aus Tschechien und dann kam noch so ein roter Transporter mit deutschem Kennzeichen, der hinter uns parkierte. Als wir die zwei Jungs aus dem Transporter steigen sahen, schlug unser Gayradar sofort Alarm. Mit Jamie und Wolfgang, so hiessen die beiden, welche seit 5 Jahr ein Paar sind, verstanden wir uns auf Anhieb super. Sie kochten für uns ein superleckeres Curry und wir spendierten zwei Flaschen Wein. Und wieder einmal spielten wir das international bekannte Arschlöchle, und erst kurz um Mitternacht legten wir die Karten beiseite und gingen schlafen.

Am nächsten Tag verliessen wir Cres schon wieder und nahmen die Fähre wieder zurück nach Krk, da es zwischen unseren Schweizer Freunden und uns eine Kommunikationspanne gab. Leicht genervt fuhren wir dann nach Stara Baska, wo unsere Freunde bereits auf dem Campingplatz waren, leider war der dann schon ausgebucht. Wir übernachteten die Nacht auf einem kostenpflichtigen Parkplatz am Meer knapp 3 Kilometer von ihnen entfernt. Auf dem Weg dorthin haben wir den rechten Tote-Winkel-Spiegel abgeschlagen, da die Strassen so verdammt eng waren und der Gegenverkehr enorm war. Unsere Freunde holten uns dann am Abend mit dem Auto zu sich auf den Campingplatz, damit wir trotzdem gemeinsam zu Nacht essen konnten. Am nächsten Tag war dann zum Glück etwas frei geworden, und wir haben gleich zwei Nächte auf dem Campingplatz gebucht. Der Platz ist schön gelegen direkt am Meer und hat auch einen Hundestrand. Wir verbrachten den ganzen Tag mit unseren Freunden am Meer und wurden am Abend zu einem Barbecue eingeladen. Heute reisen sie bereits wieder ab, voraussichtlich werden wir sie dann irgendwann weiter südlich von Kroatien nochmal treffen. Auch wir planen, die Insel morgen zu verlassen und wollen in etwa einer Woche die Fähre von Dubrovnik nach Bari in Italien nehmen. Ende September werden wir voraussichtlich ein befreundetes Paar für ein paar Tage in Cinque Terre treffen. So viel zu unseren weiteren Plänen.

Jetzt sind wir seit fast 5 Wochen unterwegs. Unsere Wohnung vermissen wir nicht, aber die ständigen Fragen wie «woher kriegen wir Wasser? Wie viel Strom haben wir noch? Wo können wir übernachten?» etc. sind manchmal schon nervig. Man stellt sich so ein Camper Leben total easy vor: morgens aufstehen, ganzen Tag chillen und nichts Tun… tja, so ist es dann doch nicht. Man muss sehr viel organisieren, sich einrichten, immer wieder Sachen ein- und auspacken etc., und alles dauert länger. Kochen geht länger, für grosse Geschäfte muss man irgendwo etwas finden (Restaurant, Wald, öffentliches WC etc.), man plant wohin man am nächsten Tag geht etc. Aber trotzdem: uns gefällt es nach wie vor sehr gut und natürlich bleibt immer noch sehr viel Zeit mehr zum chillen als zu Hause bei der Arbeit 😊 


Autorin: Stephanie Köllinger



Antworten (1)

Hans-Jörg
Hallo Ihr Beiden. Ja, so ist es, wenn man ohne Plan durchs Leben geht, oder besser gesagt, fährt. Aber Ihr könnt das ja jederzeit ändern, indem Ihr Euch für die nächsten 1, 2, oder 3 Wochen ein Programm zurecht legt, was Ihr unbedingt besichtigen/besuchen wollt, resp. wen Ihr treffen wollt. Danach legt Eure weitere Route fest. Alles, was so am Weg liegt, kann man ja doch nicht ansehen. Also setzt Euch Prioritäten und wählt aus, was Euch interessant erscheint (kulturelles, touristisches, persönliches, e. c.). Es lebe das INTERNET. Eines würde mich persönlich sehr interessieren: nachdem Ihr nun doch schon 4 Wochen unterwegs seid, habt Ihr bestimmt schon erste Erfahrungen gemacht, dass das eine oder andere an Eurer Ausrüstung nicht perfekt ist, oder fehlt, oder unnütze ist. Was würdet Ihr ändern/verbessern wollen? Ich könnte mir vorstellen, dass andere "Aussteiger" ebenfalls gerne von Euren Erfahrungen profitieren würden (z. B.: Sind die Kapazitäten von Bordbatterie, Wassertanks, Heizung, Kühlung, Stauraum, e. c. ausreichend?). LG., Papi