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Vier Wochen Projektarbeit

Veröffentlicht: 08.10.2022

Zum Zeitpunkt meines letzten Blogeintrages hatte ich noch kein festes Projekt und mein Alltag hier in Chiclayo stand gerade erst in den Startlöchern. Dies alles ist heute ganz anders. Mittlerweile arbeite ich jetzt schon vier Wochen in meinem Projekt, ich habe drei mal die Woche Spanischunterricht und auch sonst ist mein Alltagsleben mittlerweile im vollen Gange.


Ich beginne mal mit meinem Projekt, da dies wohl mit das wichtigste für das ganze Jahr hier sein wird und ich gerne von meinen ersten Erfahrungen berichten möchte. Ich arbeite in einem „Pronoei“, dies ist eine Einrichtung für Kinder von 3-6 Jahren. Das Konzept gleicht in etwa einer Vorschule. Die Kinder haben freie Spielzeit aber es gibt auch jeden Tag Unterrichtseinheiten. Die „Pronoeis“ lassen sich hauptsächlich in etwas ärmeren Gebieten finden. Das Konzept der „Pronoeis“ verfolgt das Ziel, den Kindern aus den ärmeren Vierteln die Chance zu geben, sich auf die Schule vorbereiten zu können. So soll verhindert werden, dass beim Schulstart direkt eine große Lücke zwischen den Kindern entsteht. Hinzu kommt, dass die Eltern entlastet werden, denn Kindergärten gibt es hier größtenteils nur vereinzelt welche und oft sind diese dann auch noch privat und stellen somit keine bezahlbare Lösung für viele Eltern da.

Die „Pronoeis“ bestehen größtenteils nur aus einem etwas größeren Raum und es ist nur eine Gruppe mit einer Lehrerin/Erzieherin, also nicht wie der typische deutsche Kindergarten mit vielen kleinen Gruppen. Meine Gruppe besteht aus 17 Kindern, wobei meistens immer so 13 Kinder da sind. Fast alle Kinder wohnen sehr nah an der Einrichtung, die Hälfte sogar in der gleichen Straße. Wobei Straße hier eher das falsche Wort ist. Wie schon erwähnt ist das Pronoei in einer ärmeren Gegend, daher gibt es keine gepflasterten Straßen, die Häuser sind eher Hüttenartig und bestehen aus ein bis zwei Räumen, welche von Wellblechdächern abgedeckt sind und direkt miteinander verbunden sind. Meinem Eindruck nach haben viele Familien etwa 3-4 Kinder und so kommt es dazu, dass zwei Straßen schon oft ein Pronoei voll machen. Natürlich kommt es somit auch dazu, dass auch die „Pronoeis“ bei weiten nicht allen Kindern ein Platz bieten können.

Mein Pronoei hat von 8-12.30 Uhr geöffnet, also nicht ganz so lange aber dennoch bin ich immer sehr müde danach und frage mich, wie man als Erzieher/in 8 Stunden am Tag arbeiten kann. Sicherlich liegt ein Grund meiner Müdigkeit aber auch darin, dass ich die ganze Zeit auf Spanisch denken muss, dies war gerade am Anfang sehr schwer. Aber zu der Sprache komm ich später noch mal.

Ein typischer Tag beginnt damit, dass die Kinder nach und nach alle ankommen und es erst mal freie Spielzeit gibt. Es gibt allerdings nicht viel Platz und auch keine Möglichkeit draußen zu spielen. Für mich war das erstmal ein großer Unterscheid zu meinen eigenen Kindergarten/Hort -Erfahrungen. Denn ich habe damals die meiste Zeit draußen verbracht und wir haben oft Spiele gespielt, die viel Platz benötigen (Fußball, Fangen, Verstecken etc..)

Allerdings können die Kinder auch hier mit den wenigen Möglichkeiten Spielideen finden, die ihnen sehr viel Spaß machen. Auch gibt es dennoch einige Spielutensilien, welche den Kindern zur Verfügung stehen. Diese sind oft schon mit einem kleinen Lernhintergrund verbunden . So ist eine der Hauptbeschäftigung das Puzzlen, bei welchen die Kinder indirekt ein Verständnis von geometrischen Formen bekommen, das Gedächtnis trainiert wird und vor allem die Konzentrationsfähigkeit gestärkt wird. Ich war beeindruckt davon und hätte nicht gedacht, dass es auch bei gleichaltrigen Kindern schon so große Unterschiede im Tempo des puzzlen gibt. Beim puzzlen versuche ich den Kindern hauptsächlich dabei zu helfen, die Konzentration aufrecht zu erhalten. Denn oft kommt es schell dazu, dass die Kinder ins leere gucken und schnell wieder woanders mit ihren Gedanken sind.

Es gib auch viele andere kleine Spiele, welche mit Farben und Zahlen verbunden sind, damit die Kinder schon beim spielen einige basics mit lernen.

Nach etwa einer Stunde wird dann gemeinsam aufgeräumt, damit alle Platz zum Essen und Trinken in der Frühstückspause haben. Vorher werden noch 2-3 Lieder gemeinsam gesungen und es wird gebetet. Dann packt jedes Kind sein Frühstück aus, welches bei den meisten aus einer kleinen Packung Keksen und einem süßen Saft besteht. Nur vereinzelt gibt es auch mal ein Brötchen oder Obst dazu.

Nach dem Essen beginnt dann der Arbeitsblock. Oft gibt es immer ein übergeordnetes Thema für ein bis zwei Wochen. Wir haben bis jetzt Lebensmittel und Farben behandelt. Ich versuche zu Hause mir immer ein Unterthema raus zu suchen und bringe dann passende Arbeits- und Ausmalblätter mit. Gestern haben wir beispielsweise die Frage bearbeitet, wie man Lebensmittel nach ihren Ursprung unterscheiden kann. So habe ich kurz am Anfang einen kleinen Text vorgelesen und danach den Kindern Fotos von Lebensmitteln gezeigt, welche sie dann den drei Gruppen „Pflanzlich“ „Tierisch“ und „Mineralisch“ zugeordnet haben. Zu Hause hatte ich ein passendes Arbeitsblatt erstellt, auf welchem die Kinder wiederum Lebensmittel zuordnen sollten und danach noch ausmalen konnten. Auch haben sie noch geübt, die Wörter zu schreiben. Dies können sie in dem jungen Alter natürlich noch nicht selber, aber sie haben die vorgeschriebenen gelben Wörter nochmal mit einem schwarzen Stift nachgeschrieben.

So läuft dann ungefähr jeder Tag ab, es gibt immer kleine Themenblöcke die wir zusammen mit den Kindern erarbeiten und am Anfang und am Ende des Tages bekommen sie aber auch freie Spielzeit.

Mir macht die Arbeit wirklich sehr viel Spaß, ich konnte mich sehr schnell eingewöhnen und aufgrund der eher kleineren Einrichtung konnte ich sehr schnell vieles lernen und Erfahrungen sammeln. Am Anfang war dennoch die Sprachbarriere deutlich spürbar. Sowohl die Kommunikation mit der Lehrerin/Erzieherin als auch die Kommunikation mit den Kindern beruhte am Anfang noch viel auf einzelne Wörter und Gesten. Mittlerweile klappt es schon wirklich viel besser und ich kann mich richtig unterhalten und den Kindern auch auf Spanisch Themen erklären. Natürlich benutze ich hier auch das Internet um vorher beispielsweise einzelne Wörter zu recherchieren aber dennoch denke ich ist dort schon ein Fortschritt erkennbar.

Mein Fazit nach den ersten 4 Wochen ist also sehr positiv. Ich finde es beeindruckend wie die Lehrerin/Erzieherin alleine die vielen Kinder betreut, denn schon zu zweit ist es für mich manchmal sehr anstrengend auf alle Wünsche und Fragen der Kinder einzugehen. Aber ich bin glücklich, dass ich ihr in dem Jahr dabei ein bisschen helfen kann. Auch wenn ich aufgrund der Sprachbarriere vielleicht noch nicht die aller größte Hilfe bin, denke ich kann ich trotzdem ein bisschen helfen und das hat sie mir auch schon so zurückgemeldet, dass sie wirklich froh darüber ist. Das motiviert natürlich und ich bin gleichzeitig sehr dankbar, dass sie mir auch die Möglichkeit gegeben hat bei ihr zu arbeiten. Denn das bringt mir selber auch viele neue Erfahrungen.


Mittlerweile läuft wie schon erwähnt auch mein Spanischkurs. Bis Anfang November haben wir drei mal in der Woche Unterricht. Auch das macht sehr viel Spaß vor allem weil wir nur zu dritt sind und somit viel reden können. Es sind auf jeden Fall schon kleine Fortschritte erkennbar aber es gibt denke ich noch sehr viel zu lernen.

Mit den zwei anderen Freiwilligen mach ich auch immer mal wieder kleine Ausflüge und ansonsten verbringe ich viel Zeit mit meiner Familie hier, mit der ich immer noch sehr gut klarkomme. So bleibt irgendwie gar nicht so viel Zeit für andere Tätigkeiten, auch weil ich nach der Arbeit momentan erstmal immer einen Mittagsschlaf benötige und dann beginnt auch oft schon der Spanischkurs.

Dennoch habe ich beispielsweise auch schon mit einer Gruppe Fußball gespielt und werde auch demnächst versuchen noch ein paar mehr Menschen Vorort kennenzulernen. Nächste Woche sind Ferien und dann machen wir vielleicht auch wieder eine kleine Reise.

Jetzt ist es schon ein ganz schön langer Text geworden. Daher beende ich das mal und ich melde mich später wieder (Ich versuche jeden Monat mal ein bisschen was zu schreiben :) 

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