Ein vier Meter hoher Weihnachtsbaum in der Küche

Wo fange ich an? Gestern Abend! Unverhofft war ich zu einer privaten Hausparty geladen. Emilio, den ich erst am Tag zuvor kennengelernt hatte, bot an, den Gast aus Deutschland mitzunehmen. Eintritt frei, Getränke ebenso. Okay! Skeptisch und neugierig zugleich fuhren wir gegen 1:00 Uhr nach Soho. Hey, es war Freitagabend.

Es folgten Diskussionen mit dem Türsteher, während ich distanziert die heranströmenden Gäste beäugte. College Kids, Anfang 20, aufgehübschte junge Damen, junge Kerle, die auf ihre Weise versuchten, mit den Frauen mitzuhalten, teilweise mit Erfolg, teilweise recht linkisch.

Der Einlass gelang dank persönlicher Fürsprache beim Gastgeber, einem gemütlichen Typen mit Weihnachtsmütze, der unablässig betonte, dass es seine Wohnung sei. Eine Untertreibung. Vielmehr war es ein Loft, dessen zentrale Räume über zwei Stockwerke reichten und ca. 200 Leuten fassten sowie einen vier Meter hohen Weihnachtsbaum.

Inmitten zahlreicher rich kids kam ich mir deplatziert vor und hielt mich an meinen Freigetränken fest. Immerhin war ich nicht der Älteste, neben mir schlich Thomas Hayo, Co-Juror von Heidi Klumm, etwas verloren übers Parkett. Langweilig war diese Teenieparty nicht. 

Bereits um drei Uhr löste der Gastgeber den Bums auf, bedankte sich bei den Gästen (!) und bat alle zu gehen. Eine surreale Zurschaustellung obzönen Reichtums. Ich schnappte mir noch vier Bier auf Vorrat und fuhr zurück nach Brooklyn. 

Brooklyn ist neben der Insel Manhattan im Westen, der Bronx im Norden und Queens im Nordosten der vierte große Stadtteil im Südosten. Hier sieht New York City noch wie im Film aus. Eine gemischte Community, Graffiti, über den Köpfen rattert die Hochbahn, eine Symphonie aus Rost, Asphalt und Beton. Ich fühlte mich direkt wohl in meiner neuen Nachbarschaft.