Veröffentlicht: 18.03.2022
Mein Weg führte mich mit dem Nachtbus entlang der Panamericana. Der Bus verließ Ica um 23 Uhr und ich brauchte nicht lange um einzuschlafen. Geräumige Sitze, die bequemen verstellbaren Rückenlehnen, vollklimatisiert und ruhige Fahrweise halfen dabei.
Die Route, die ich gewählt hatte, war nicht gerade originell. Die meisten Perureisenden folgten von Lima aus der Küste entlang nach Süden und begaben sich dann über Arequipa in Richtung Anden, entweder nach Cusco oder zum Titicacasee, so auch ich. Die Strecke war so beliebt, dass es ihr den Titel "Gringo Trail" einbrachte.
Gringo war die leicht abschätzige Bezeichnung für Nordamerikaner, die mittlerweile auch Europäer umfasste. Ich für meinen Teil sah mich gerne als Gringo, denn auf diese Weise konnte ich so manche Einfältigkeit oder Ungeschicklichkeit kaschieren. Gringo zu sein, hieß gewissermaßen auch, Narrenfreiheit zu haben.
Vorteil des Gringo Trails war die ausgezeichnete Infrastruktur, Busverbindungen und Herbergen gab es entlang der Strecke in zuverlässiger Anzahl. Nachteil war das auf Rucksackreisende abzielende Unterhaltungsprogramm. Surfkurse, Salsa-Stunden, Sand-Buggy-Fahrten, Trekking-Trips durch Canyons, Kochkurse, Pferdereiten durch die Wildnis, Sandboarding, Rundflüge über die Nazca-Linien, Kulinarische Stadtführungen oder Paragliding ...alles angeboten für einen schmalen Taler. Nach zwei Pandemiejahren hungerten die Agenturen auf die ankommenden Touristen. Mit Rücksicht auf meinen Geldbeutel sparte ich mir diese einmaligen Erlebnisse und Abenteuer.
Die Tatsache, dass ich allein mit dem Rucksack durch Peru reiste, war für mich Abenteuer genug. Einmalige Eindrücke gewann ich auch im Morgengrauen während meiner Busfahrt. Die Sonne tauchte die Wüste in ein rötliches Licht. Eine felsige Marslandschaft einerseits und andererseits die endlose Pazifikküste, menschenleer und verlassen. Hin und wieder sah man ein paar Felder und Siedlungen entlang des Weges, die wie Fremdkörper in einer lebensfeindlichen Umgebung wirkten.
Gegen 13 Uhr erreichte der Bus Arequipa, mein Ausflugsziel für die nächsten drei Tage. Mein Hostel befand sich in einem historischen Kolonialgebäude, allerliebst restauriert und erstklassig ausgestattet. Leider war die Herberge ziemlich unbewohnt, ich bezog ein Sechsbettzimmer für mich allein. Nach der Busfahrt freute ich mich Donnerstagabend auf eine ruhige Nacht in einem Bett.