Thurids KEAdventure
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Der letzte Tag in Auckland

Veröffentlicht: 11.09.2018

Lasst mich eine kleine Geschichte erzählen:

Tane-mahuta, Gott des Waldes, sah eines Tages, dass seine Kinder, die Bäume, von Käfern gefressen und krank wurden. Also rief er die Vögel der Luft zu sich und bat sie, ihm zu helfen. Doch der Tui hatte Angst vor der Dunkelheit, Pukeko fand den Boden zu hart und der Kuckuck war damit beschäftigt sein Nest zu bauen. Nur der Kiwi sagte zu.

Tane-mahuta freute sich, musste ihn aber warnen: dem Kiwi würden starke Beine wachsen, er würde sein buntes Gefieder und die Flügel verlieren und nie wieder Tageslicht sehen. Aber Kiwi sagte trotzdem zu.

Und wegen dieses Opfers ist der Kiwi allen der liebste unter den Vögel.

Süß, nicht wahr.

Diese (eingekürzte) Legende habe ich heute im War Memorial Museum gesehen. Das Museum biete auf drei Etagen Einblicke in die Maori-Kultur und -Geschichte, Flora und Fauna Neuseeland und wie das Land in die beiden Weltkriege verwickelt war.

Ich verbrachte beinahe drei Stunden in dem Museum, es gab so viel zu sehen. Besonders die Einblicke in die Natur haben mich interessiert, ich wusste nicht, dass Moas wirklich bis zu drei Meter groß werden! Und die Frösche in Neuseeland durchlaufen die Kaulquappen-Phase noch im Ei. Und es gibt drei Arten von Kiwis, der braune ist nur der häufigste.

Außerdem fungiert das Museum als Kriegsdenkmal (sonst würde es ja nur Museum heißen…) und ein ganzer langer Gang war allen Opfern der drei großen Kriege für Neuseeland gewidmet. Aus Respekt habe ich kein Foto gemacht, denn ich war echt ergriffen, als ich den Gang entlanglief.

Eine Ausstellung war der Situation von Frauen in Neuseeland gewidmet. Neuseeland war das erste Land, das Frauen erlaubt hat wählen zu gehen (vor genau 125 Jahren). Trotzdem gibt es noch Ungleichheiten und die Ausstellung hat das sehr anschaulich dargestellt.

Das Museum ist tatsächlich eines der wenigen Sehenswerten Dinge in Auckland, zumal es in einen riesigen Park eingebettet ist. Der Spaziergang war so schön, es gab exotische Pflanzen und Vögel zu sehen. Ich war zufrieden.

Und dann war ich wieder im Hostel…

Ich denke, jetzt ist die Zeit gekommen, meine Pläne zu enthüllen.

Wenn ich jetzt so genau drüber nachdenke, hätte ich vielleicht doch nicht so ein Geheimnis um meine kommende Pläne machen sollen, denn so bewundernswert sind sie jetzt auch wieder nicht. Naaa gut.

Zuerst also: Es tut mir leid, euch enttäuschen zu müssen, aber ich werde mir kein Auto kaufen. Nicht nur dass der Kauf fast mein gesamtes Geld verschlingen würde (5000$ aufwärts), die laufenden Kosten sind auch nicht gerade günstig und ich habe für mich eine gute Alternative gefunden: der Stray-Bus.

Stray-Bus hat Routen über beide Inseln und fährt auch mal abseits der ausgefahren Tracks. Der große Vorteil an dem Unternehmen ist, dass man wortwörtlich mitten in der Pampa aus- und wieder einsteigen kann. Man sagt bloß dem Busfahrer, dass man genau hier raus will und gibt bei der Buchung an, dass man da wieder rein will. So kommt man auch gut zu Arbeitsplätzen. Nebenbei gibt der Busfahrer Insidertips, quasi ein Gratis-Reiseführer. Das Ticket gilt für 12 Monate.

Was hat mich der Spaß gekostet? Ca. 1200$, umgerechnet etwa 700€. Damit komme ich dann halt nicht an die entlegenen Spitzen und Buchten von Neuseeland, aber ich habe auch nur 10 Monate und mir gefällt, dass ich jetzt dadurch auch eine Art vorgegebene Route habe.

Mein erster Weg führt mich weiter in den Norden, in das Northland von Neuseeland. Ich werde in Paihia in einem Hostel gegen freie Unterkunft arbeiten. Das ist nicht ideal, denn ich habe immer noch laufende Essenskosten. Aber in der Bay of Islands werde ich dann das Hole in The Rock und hoffentlich auch ein paar Delfine sehen (für 100$...).

Danach geht's mit Stray hoch zum Cape Reinga und zurück (das ist schon eine fertige Tagestour) und dann habe ich ein paar nette Farmen auf dem Weg zurück NACH Auckland gefunden. Und spätestens dann brauche ich Geld, aber im Oktober startet die neue Kiwisaison und ich plane, für mindestens einen Monat auf einer Plantage Geld anzusammeln. Mal schauen.

Fast eine Woche habe ich jetzt schon in Neuseeland überlebt und bevor ich weiterreise wird es, denke ich, Zeit für eine kleine Zwischenbilanz:

Das Leben als Backpacker ist jetzt wirklich nicht so glamourös, wie manche (ich) es sich so vorgestellt haben. Ich eine Woche lang die gleiche Kleidung, weil ich zu faul bin, meinen Rucksack ganz auszuräumen (Unterwäsche wird getauscht, keine Sorge…). Ich schlafe in einem 8-Bett-Zimmer, was den Vorteil hat, dass ich sehr schnell Leute kennenlernen, aber den Nachteil, dass ich mit acht weiteren Leuten in einem Zimmer schlafe. Schnarchen ist schon das geringste Problem, denn nicht jeder legt Wert auf Hygiene und Privatsphäre.

Ja, man lernt sehr schnell Leute kennen, aber es sind noch mehr oder weniger flüchtige Bekanntschaften. Ich habe vier bis fünf engere Bekanntschaften, mit denen es auch echt Spaß macht, den Tag zu verbringen, aber als Freunde würde ich sie noch nicht bezeichnen. Und es ist schwer, jemanden zu finden, der die gleiche Richtung einschlägt (wobei ich jetzt weiß, warum keiner ins Northland will…).

Das Hostel ist, Entschuldigung, abgeranzt. Die Zimmer nicht sauber, über die Waschräume denke ich nicht zu genau nach - wobei es immerhin warmes Wasser gibt…manchmal… - das Frühstück ist nicht existent und die Küche unhygienisch. Ich hielt auch schon mal diverse Türklinke in der Hand und die Fahrt mit dem Lift ist lustiges Etagen-Raten (es gibt keine Treppen). Und dann ist es nicht mal billig. In Zukunft werde ich vorwiegend in Working-Hostels oder YHA-Hostels unterkommen, weil ich da die Mitgliedschaft habe (auch nochmal 25$…).

Das mit dem Geld ist auch so eine Sache. Ich habe noch Rücklagen, aber die sollten eigentlich genau das bleiben: Rücklagen. Und in den nächsten Wochen werde ich vermutlich auch kein Einkommen haben. Das heißt: Sparen. Kein Frühstück, Mittag und zum Abendbrot gab es bei mir die gesamte Zeit Reis mit Bohnen (nur 80ct die Dose!). Ich habe mir tatsächlich mal Tee geleistet, aber das wird wegfallen. Äpfel sind mein guilty pleasure, die gönne ich mir. Heute hole ich mir wahrscheinlich auch noch Toastbrot, das kostet nur 1$ im Angebot. Das war für mich ein großer Erfolg! Ja, ich bin tief gesunken…

Dieser absolute Sparsinn ist irgendwie lustig, aber definitiv nicht gesund auf die Dauer. Ich muss mal sehen, wie das in Zukunft laufen wird. Ganz große Hoffnungen lege ich ja auf das WWOOF Ing. Vielleicht bekomme ich da ja mal was ordentliches zum Essen?

Zu letzt: Auckland. Ich habe noch nie so eine Stadt erlebt. Sie ist nicht direkt hässlich, hat aber nichts zu bieten und entzieht einem. Jegliche positive Energien. Ich habe Leute kennengelernt, die den ganzen Tag im Bett zugebracht haben und nur abends aus ihren Löchern gekraucht sind, um sich zu betrinken. Gruselig.

Ich bin sehr froh, endlich wegzukommen und kehre nur zum Rückflug wieder zurück. Die Tagestouren haben mir einen Einblick gegeben, was da draußen auf mich wartet und genau das will ich auch erleben.

Aber in 14 Stunden wird mein Bus mich raus bringen und ich bin schon so aufgeregt! Ich habe so große Pläne… Hach. Ich freue mich schon so :)

Heute steht noch mal ein Bingo-Abend im Hostel an. Mal schauen, was das so wird. Eine Zimmergenossen hat von dem letzten berichtet und das klang sehenswert. Am Ende soll der Typ nur noch im T-Shirt dagestanden haben.

Ich berichte und halte euch auf dem Laufenden! Mit etwas Glück habe ich im nächsten Hostel WiFi mal nicht nur in der Lobby

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