Thurids KEAdventure
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Cape Reinga Day Trip

Veröffentlicht: 20.09.2018

Es war kein besseres Wetter. Gut, vielleicht ein bisschen. Immerhin hat es nicht geregnet, aber es war immer noch sehr windig und wolkig.

Für Mittwoch Nachmittag hatte ich mir ein Ticket für einen Boottrip gebucht, der zum Hole in the Rock führte und einen Blick auf Delfine verspricht. Wegen der schlechten Bedingungen fuhr die Fähre jedoch nicht raus zum Hole, sondern nur in der Bay of Island zu ein paar Inseln. Bei der Tour am Morgen sind ihnen nämlich so weit draußen tatsächlich ein paar Menschen umgefallen.

I was not amused und deswegen habe ich mir das Ticket auf Freitag umbuchen lassen. Da soll nämlich super Wetter sein. Wehe nicht.

Aber plötzlich hatte ich einen freien Nachmittag, den ich irgendwie rumbringen musste. Duncan würde mich erst um 17 Uhr abholen.

Und so schön Paihia auch ist - bei schlechtem Wetter bietet es keine Unterhaltung. Also bin ich Wandern gegangen, aus purer Verzweiflung. Der Weg zu den Harura-Falls ging ja schließlich durch einen Wald, der Schutz vor Wind und Regen bot.

Die Steine und Wurzeln waren aber sehr glatt und als ich einen Moment nicht aufgepasst habe, lag ich schneller auf dem Boden als mir lieb war. Nichts schlimmes, meine Jeans und der Hoodie sind nun dreckig und ich hab ein paar blaue Flecken an der linken Hüfte. Shit happens.

Zu den Wasserfällen habe ich es trotzdem geschafft und es war schön interessant, alles bei High Tide zu sehen. Die Mangroven standen unter Wasser und der Wasserfall war eindeutig massiger (und dreckiger).

Um 17 Uhr bin ich dann vom Hostel nach Opua zu Duncan umgezogen. Jetzt darf ich ganz luxoriös in einem eigenen Zimmer mit einem sauberen Bad wohnen. Ich weiß immer noch nicht, wie ich ihm für alles danken kann.

Am Abend gab es dann Pizza und einen neuseeländischen Film. Aber ich bin relativ schnell schlafen gegangen, weil es morgen für mich früh starten sollte.

Ich musste um 6 Uhr aufstehen und ich weiß wirklich nicht, wie ich das so lange Jahre ausgehalten habe. Es war ja so schrecklich, aber nach vier riesigen Tassen Wasser und Kaffee konnte ich in den Tag starten.

Wozu das Ganze? Heute stand der Tagestrkp hoch zum Cape Reinga auf der Agenda. Das Wetter war noch nicht sonderlich überzeugend morgens in Paihia, aber der Bericht versprach enorme Verbesserung.

Als grobe Orientierung für euch: über den Puketi-Wald folgt die Route dem Highway 1 an die West Küste, hoch zum Cape Reinga über den Ninety-Mile-Beach und dann zurück an der Ostküste nach Paihia.

Der Trip ist Teil meines Stray-Bus-Tickets, aber der Bus stammte von einem anderen Touristenunternehmen, Greatsight. Am Steuer saß die fabelhafte Fly, mit der es wirklich Spaß gemacht hat zu fahren. Mit ca. 30 anderen Backpacker schlurfte ich dann in den Bus. Mindestens die Hälfte war nach der ersten halben Stunde eingeschlafen, aber ich war munter. Mein Problem bestand eher in den vier Tassen Flüssigkeit, die fröhlich vor sich hin gluckerten.

Deshalb war ich froh, als wir nach einer guten halben Stunde anhielten. Während alle anderen also beeindruckend in den Wald stiefelten, verschlug ich mich zuerst in die andere Richtung des Waldes. Der Plankenweg wurde extra für die Queen errichtet, als sie Neuseeland in den 90er besuchte. Mit Hackenschuhen läuft es sich halt schlecht auf Waldboden…

Der Wald war recht “swampy” nach dem ganzen Regen der letzten Tage, dadurch entstand genau die richtige Regenwald-Atmosphäre. So langsam habe ich dann aber erstmal genug Kauri gesehen. Ich werde also auch nicht den höchsten, Tane Mahuta mit 54m, an der Westküste besichtigen. Unsere fabelhafte Busfahrerin fand übrigens einen passenden Vergleich für die Kauri: uralte massive Brokkoli in der Landschaft.

Nach dem Wald fuhren wir weiter an die Westküste durch das Northland. Ich hatte ja schon die zahlreichen grünen Hügel beschrieben, die in Wahrheit Vulkane sind. Insgesamt 60000 Einwohner, genau so viel wie in Whangarei. Im Northland identifizieren sich bis zu 85% der Menschen als Maori, so viel wie nirgendwo sonst in Neuseeland. Die Highways darf man nicht mit deutschen Autobahnen vergleichen; einspurig und streckenweise kiesig würde es auf dem Weg recht “roufhty-toughty”.

An der Westküste kamen wir durch zahlreiche kleinere Dörfer. Eine historisch bedeutende ist Taipa - nach den Legenden der Maori landete dort Kupe, der erste Entdecker Neuseelands. Er soll aus dem östlichen Polynesien Vögeln über den Ozean gefolgt sein, die er Jahr für Jahr hat fliegen sehen. Und tadaa: großes grünes Land.

Der erste Europäer, der Neuseeland entdeckte, war der Niederländer Tasmanv(ja, er entdeckte auch Tasmanien, wo er schon mal in der Gegend war). Sein Schiff ging zwischen den beiden Inseln vor Wellington vor Anker, geriet aber in einen Konflikt mit den Maori. Nach der Flucht wagte er nicht mehr, daß Land zu betreten.

De erste Europäer, der tatsächlich Fuß auf die Inseln setze, war mal wieder Cook. Er erstellte sehr korrekte Karten von Neuseeland, konnte mit den Maori kommunizieren und benannte viele Landesteile. So kam es zu Namen, wie Cambridge oder New Plymouth.

Danach folgten die Missionare, dann die Siedler - das Übliche halt. Neu für mich war, dass es in Neuseeland auch einen Goldrausch gegeben hat. Die Regierung setzte eine fette Belohnung aus für denjenigen, der ihnen den Weg zu Gold zeigen konnte. Ein ganz cleverer Bursche setzte aus Australien mit einem Brocken Gold über, nannte einen Ort in Coromandel uns kassierte einen Haufen Gold. In Coromandel gab es aber tatsächlich Gold und so begann der Goldrausch. Digger aus Asien, Europa und den Staaten strömten nach Neuseeland.

Die Amerikaner siedelten vorwiegend im Northland und so gibt es auch ein winziges Dorf, das California heißt.

Was aber viel wertvoller als Gold war, hat mal wieder mit Kauri zu tun. Im Erdboden vom Northland verbergen sich zahlreiche Baumstämme der Bäume. Vor 80000 und 45000 pustet es sämtliche Bäume um (es gibt da verschiedene Theorien, von Erdbeben bis Tsunami) die über Jahrtausende im Boden lagerten. Nur die Kauri verrotten nicht. Das Holz wird noch heute genutzt, denn lebende Kauri dürfen nicht mehr gefällt werden. Einige Stücke sind so groß, dass ein Künstler sogar eine Treppe einmeißeln konnte.

Die Kauri produzieren außerdem eine Art Harz, den Kauri-Gum. Genutzt wird er vor allem in der Bauindustrie und war sogar wertvoller als Gold. Die Asche von dem Gum wird für die Tattoos der Maori genutzt und gibt ihnen die grünliche Färbung.

Weiter ging es vorbei an quitschbunten Häusern (die Farben waren damals im Sonderangebot) und ehemaligen Militärstützpunkten, die zum Pub umfunktioniert wurden.

Ihr merkt vielleicht, dass es eine lange Fahrt mit vielen Informationen war.

Irgendwann erreichten wir dann den Ninety-Mile-Beach an der Küste. Der Bus hatte spezielle Räder, deswegen konnten wir auf ihm fahren, aber normale Autos sollten den Strand besser meiden. In den zahlreichen Dünen sind tatsächlich so einige Autos versunken.

Der Beach war früher die einzige Verbindung in den Norden, als der Highway noch nicht existierte. Weil die Händler für 30 Meilen einen Tag bräuchten und für den Strand drei Tage… Jetzt wird es mathematisch, aber so kam es zu dem Namen. Eigentlich ist der Strand nur gute 80km lang, weil man im Sand langsamer voran kam.

Was erwartet einen also an dem Ninety-Mile-Beach? Ein verdammt langer Strand. Versteht mich nicht falsch, es war schön, aber das war es dann auch. Man bekam einen guten Eindruck von der Wildheit der Tasmanischen See und konnte schöne Instagram-Fotos machen. Später sahen wir sogar einige Robbe, die sich erschöpft am Strand erholten.

Weiter ging es Richtung Norden, vorbei an Avocado- und Olivenfarmen. Gegen Mittag erreichten wir die Sanddünen und das Wetter wurde richtig schön: Sonnenschein und ein paar luftige Wölkchen. Perfekt zum Sandboarding.

Es hat so viel Spaß gemacht! Man legt sich wirklich nur auf das Brett und ab geht die Post. Ca. 20 Sekunden dauerte die Fahrt. Das Problem war, dass man danach eine riesige Düne mit einem sperrigen Board hochkraxeln musste, was gefühlte 20 Minuten dauerte und auf die Waden ging. Insgesamt vier Mal konnte ich runterfahren, danach war die Zeit um. Gerade mal 30 Minuten waren dafür eingeplant. Schade. Trotzdem haben ich und eine andere Backpackerin noch ein paar Fotos machen können.

Es waren gerade mal 10 Minuten Fahrt, dann waren wir so weit nördlich wie es nur ging. Das Cape Reinga ist nicht die Spitze, das Cape North ist noch 140m weiter nördlich, aber nicht begehbar.

Das Cape Reinga ist für die Maori ein heiliger Ort, Essen und Trinken also verboten. Die Maori glauben, dass die Seelen der Verstorbenen zum Kap fliegen und dort dann in die Unterwelt hinabsteigen.

Auf jeden Fall steht am Cape Reinga der Leuchtturm. Ursprünglich woanders wurde er dorthin verlegt, weil die Schiffe ins Kap fuhren.

Ein zehnminütiger Weg führte an einer sagenhaften Aussicht runter zum Turm. Die Backpackerin und ich konnten es nicht lassen, von uns Fotos zu machen (mit Posen etc.) und so gerieten wir wirklich in Zeitnot, obwohl wir 50 Minuten Zeit hatten. Aber die Blicke auf die umliegende Kliffs und Strände waren einfach umwerfend. Ich konnte mich nicht satt sehen.

Außerdem treffen an dem Kap die Tasmanische See und der Pazifik aufeinander. Man könnte wirklich eine gerade Linie zwischen den beiden Wassermassen erkennen. Wo sie sich vermischen, entstanden schmutzige Strudel. Für die Maori steht die Tasmanische See (sehr wild) für die Männlichkeit, der Pazifik (eher ruhig) für die Weiblichkeit und die Vermischung beider bedeutet die Entstehung des Lebens. Ein sehr spiritueller Ort also.

Obwohl wir quasi den ganzen Tag im Bus gesessen hatten, machte sich allgemeine Müdigkeit bemerkbar. Gott sei Dank, stand jetzt nur noch der Rückweg an.

Der einzige Halt, den wir noch machten, war an einem Fish’n’Chips Laden in Manganoui. Der ganze Bus hat danach nach fettigem Fisch gestunken. Bah.

Es ergaben sich wieder mal zahlreiche schöne Blicke in die Landschaft und an die Küsten, aber je näher man Paihia kam, desto wolkiger wurde es wieder.

Erschöpft wurde ich freundlicherweise von Duncan abgeholt. Es gab herrliche Quiche und später sogar noch Eis. So zufrieden war ich lange nicht mehr gewesen.

Ihr wisst ja, was morgen ansteht - die lang ersehnte Bootstour mit super Wetter. Für den Nachmittag lasse ich mir auch noch was Feines einfallen, dann habt ihr was Schönes zum Lesen am Freitag Abend. Und die Pläne fürs Wochenende sind auch schon geschmiedet - Cliffhanger ;) 

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