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Wiedersehensfreude

Veröffentlicht: 05.02.2022

Gestern Morgen hab ich den Beitrag über den Hund, meinen neuen Freund in Mae Haad, geschrieben und danach beschlossen, ihn zu besuchen. 

Also setzte ich mich am Nachmittag auf den Scooter und brach in die alte Heimat auf,  diesmal allerdings ohne von der Polizei kontrolliert zu werden. Ich hatte Hunger und bestellte mir am Ortseingang Wassermelone und Ananas zum Mitnehmen. Während die Budenbetreiberin die auf Eis gekühlten Früchte putzte und portioniert, bin ich schnell in den Supermarkt,  um mir Leckerlis für den Hund zu besorgen - mit leeren Händen wollte ich mich dort nicht sehen lassen. Ich holte meine in zwei Tüten verpackten Früchte ab und stellte dann den Scooter so wie immer am Wang Sai Resort ab, schlüpfte durchs Restaurant und ab an den Strand. Ich lief an den dort aufgestellten Tischen und Stühlen vorbei und schon tauchten unsere alten Hütten unter den Bäumen auf.

Ich hielt Ausschau nach meinem Freund,  ob er wohl da war und mich wiedererkennen würde? Wie würde er reagieren? 

Ich hatte die ersten Hütten passiert und erreichte die Höhe des Wirtschaftsgebäudes, wo er sich meistens aufhielt. Da lief er auch schon,  parallel zu mir am Brackwasser entlang. Er hatte mich gesehen,  war aber wohl noch unsicher, ob ich das wirklich bin. Er ließ mich nicht aus den Augen und als ich ihm zurief und mich ihm zu erkennen gab, war er nicht mehr zu halten, sprintete los, sprang, ohne die provisorische Brücke zu nehmen einfach über den Graben in vollem Tempo auf mich zu. Ich ging in die Hocke,  um ihn auf Augenhöhe in Empfang zu nehmen. Er sprang mich voller Freude an, schleckte mich ab, Hände und Gesicht. Fast musste ich mich wehren gegen soviel unbändige Freude. Er zappelte wild und unkontrolliert in meinen Armen, legte sich auf den Rücken und ich streichelte seine Brust und Bauch. Dabei strampelte er dermaßen wild mit seinen Beinen in der Luft, dass ich ein paar Hiebe mit seinen Krallen abbekam, aber das machte alles nichts.

Die Freude war riesig und ausgelassen, auch bei mir, mit einem solchen Empfang und Freude hätte ich niemals gerechnet. So hatte ich meinen sonst so traurigen und vorsichtigen Freund noch nicht erlebt, nicht mal annähernd.

Nachdem wir uns ausgiebig begrüßt hatten, erhob ich mich und lief zum Resort, um auch die Betreuer zu begrüßen, den Hund immer an meiner Seite,  der mich nicht mehr aus den Augen liess, sich freute und wohl auch auf einen schönen Leckerbissen hoffte, denn sein Blick war auch sehr erwartungsvoll aufgeregt. Ich setzte mich an einen Tisch, griff in meine Tasche, packte aber erstmal meine Früchte aus, die mein Freund mit deinen Augen begleitete, während ich die Tüten auf dem Tisch absetzte. Nun aber griff ich erneut in die Tasche und zog nun die Leckerlis für den Hund hervor, riss die Verpackung auf und zog einen Stick heraus. Ich hatte ihn kaum aus der Packung als sich der Hund den Stick auch schon geschnappt hatte und gierig an Ort und Stelle verschlang. Er hielt sich nicht mehr damit auf, sich erst eine sichere Stelle zu suchen. Kaum war die Leckerei verputzt, schaute er mich auch schon wieder erwartungsvoll an und ich reichte ihm den nächsten Stick - heute gab es eine grosse Portion,  zur Feier des Tages. 

Ich streichelte und tätschelte den Hund, der sich neben mich gesetzt hatte, während ich meine Früchte mit einem Holzstick aufpiekste, mir schmecken ließ und versuchte mich mit den Resortbetreuern zu unterhalten. Der Mann freute sich mich zu sehen, brach jedoch umgehend auf, um Squid zu fangen, während die Frau unbeeindruckt wie immer ihre Pflanzen goss. Der Hund verfolgte neugierig jede meiner Bewegungen mit den Augen, versuchte mit der Schnauze am den Stick mit den Früchten zu gelangen, was ich aber erfolgreich zu verhindern wusste. Ich wollte schließlich nicht, dass er sich an dem spitzen Ding verletzte und Früchte würde er sowieso nicht mögen.

Ich war spät aufgebrochen und konnte somit auch nicht allzu lange bleiben, weshalb ich mein Zeug zusammen packte, mich von der Frau verabschiedete und auch von meinem Freund. Ich hielt seinen Kopf mit beiden Händen,  schaute ihm in die Augen und erklärte ihm, dass ich jetzt wieder gehen müsste. Er verstand natürlich nicht, aber ich musste trotzdem los. Ich stand auf, nahm meine Tasche und ging los. Ohne zu zögern folgte er mir über die Holzbrücke an den Strand. Wieder kniete ich mich zu ihm hinunter  streichelte ihn, verabschiedete mich erneut und versprach bald wiederzukommen. Als ich weiterging und er mir abermals folgte, wies ich ihn an, zurückzulaufen, was er aber natürlich auch nicht verstand oder einfach ignorierte. Während ich weiterlief kamen mir plötzlich Bedenken,  dass er mir womöglich bis ins Wang Sai folgen könnte oder noch weiter. Als wir seine Territoriumsgrenze erreichten, und er die von anderen Hunden hinterlassenen Duftmarken wahrnahm und sich plötzlich mehr dafür interessierte, nutze ich den kurzen Moment der Ablenkung und verschwand schnell im Restaurant. Ich schaute zweimal kurz zurück,  um mich zu vergewissern, dass er mir nicht folgte, was zum Glück nicht der Fall war. Ich hätte ihn gerne mitgenommen,  sogar bis nach Deutschland, aber ob ich ihm damit einen Gefallen tun würde?  Über viele Stunden allein eingesperrt in meiner kleinen Wohnung,  reduziert auf wenige kurze Spaziergänge? Ganz sicher nicht, das werde ich ihm nicht antun. Hier lebt er in der freien Natur an der frischen Luft,  hat alle Freiheiten, kann gehen oder bleiben wie er will - das werde ich ihm nicht nehmen.

Shantaram - ich werde ihn Shantaram nennen. 

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