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Mi segunda llajita

Veröffentlicht: 03.12.2018

Regresar a la vida andina… Schon auf dem Weg vom Flughafen nach Cusco schlug mir der überwältigende Geruch dieser Stadt entgegen, die Abgase gemischt mit einem undefinierbaren süßlichen Geruch, dazu noch eine Prise Würziges und das Gefühl der warmen Anden-Sonne auf der Haut… Im Hintergrund dudelnde Cumbia-Musik oder Raggaeton, der immerfort von den unsäglichen Schmerzen der Liebe handelt, vom Verlangen und Verlassen werden. Kurzum: Es fühlte sich wie nach Hause kommen an. Mittlerweile ist es schon fünf Jahre her, dass ich ein halbes Jahr in dieser andinen Kultur verbringen durfte, damals war ich in einem SOS Kinderdorf in Bolivien und bin viel umher gereist. Die Gesichter der Stadt, die imposanten spärlich bewachsenen Berge im Hintergrund, die leidenschaftliche spanische Sprachmelodie und natürlich der herbe Geschmack des Coca-Tees – alles erinnerte mich an die Zeit damals. Ich bin unglaublich froh, wieder hier sein zu dürfen!

Wir sind erst sechs Tage hier und doch fühlt es sich wie eine kleine Ewigkeit an. Die Tage reihen sich voller bunter Erfahrungen aneinander. Vor zwei Tagen haben wir z.B. eine Free Walking Tour gemacht und hatten großes Glück mit unserem Guide Kenner. Sohn eines Künstlers aus dem peruanischen Dschungel und einer Mutter die Geschichte an der Universität lehrt. Er selbst ist ebenfalls Künstler, Guide, hat bis vor kurzem acht Jahre in der Schweiz gelebt, bevor ihn das geregelte Leben dort wieder voller Heimweh hat zurückkehren lassen. Schon nach ein paar Sätzen entwickelte sich ein sehr spannendes intensives Gespräch, in dem Paul herausfand, dass er ebenfalls Heiler (das Wort Schamane benutzt er nicht so gerne) ist, allerdings nur sich selber heilt bzw. seine Familie, weil er noch zu viel mit sich selber beschäftigt ist, wie er sagt. Die Begeisterung mit der er spricht, seine feinfühlige Art der Natur nah zu sein und sein Leben mit den mystischen Symbolen und der Geschichte seiner Vorfahren, den Inkas, zu durchweben, faszinierte uns sehr. Er wusste so viel spannendes über sein Land zu berichten, dass wir nach der Tour noch bei einer leckeren Ceviche mit Blick über Cusco hängen blieben und uns für den nächsten Tag zum Mittagessen verabredeten. Mit im Gepäck war auch noch Theresa, eine nette Deutsche, die alleine unterwegs ist und hier bald als Volunteer in einem Yoga-Retreat arbeitet.

So kam es, dass Kenner uns gestern bei einem wahnsinnig leckeren Essen weiter in den Bann seiner Kultur zog. Er berichtete uns von Ayahuasca, einem Getränk aus dem Dschungel (bestehend aus bestimmten Blättern und einer Liane), was halluzinogene und weitreichende augenöffnende Wirkungen haben soll. Es wird von Heilern für alle möglichen Zwecke eingesetzt, er selber hat es auch öfters probiert und die Effekte sollen ganz erstaunlich sein. So macht es Dinge sichtbar, man wird mit sich selber konfrontiert, mit den eigenen guten aber auch schattigen Seiten. Man nimmt viel mehr wahr, als im normalen Alltag und viele berichten, dass es ihr Leben verändert habe. An dieser Stelle: Keine Sorge, wir haben nicht vor, diese Erfahrung selber zu machen! Nichtsdestotrotz interessiert uns diese schamanische Kultur sehr und es könnte sein, dass wir uns nächste Woche mit Kenner aufmachen werden und zu einem Heiler in ein Dorf wandern werden. Dafür müssten wir die Fünftausender überqueren, die Cusco einrahmen um ins heilige Tal zu gelangen, an einen Ort, wo sich zwei Flüsse verbinden und gemeinsam weiter fließen. Im Gepäck mindestens einen Kilo Cocablätter um die Strecke gut zu schaffen, als Opfergabe an Pachamama (Mutter Erde) und als Mitbringsel für die Zeremonien. Ich bin wahnsinnig gespannt ob das klappt!

So könnte ich noch ewig weiter schreiben, während mein Mate-Tee kalt wird und Paul seinen ersten Spanischunterricht hat. Spätestens an dem Tag unseres Kennenlernens mit Kenner haben wir uns allerdings von der Idee verabschiedet, all das einzufangen, was uns hier wiederfährt – es wäre schlichtweg zu viel.

Un abrazo aus dem frühlings-fastsommerlichen Cusco!



Übrigens, wer mehr über Ayahuasca erfahren möchte, dem sei die „Other Worlds“ Doku empfohlen: https://m.youtube.com/watch?v=VNxSDc-Pffc

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