TASMANIEN - 3 Wochen solo im Camper
TASMANIEN - 3 Wochen solo im Camper
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Kein Campground, Autopanne, nette Menschen und ein paar Teufel

Veröffentlicht: 06.02.2018

Mittwoch 10.01.18

Als ich um etwa 7h aufwache, sind es 12 Grad. In der Nacht wird es unter 10°C gewesen sein. Es bleibt erst einmal grau und wird auch nicht wirklich wärmer, weil die Sonne zunächst fehlt. Ich mache mir Müsli mit Banane und ess ein Brötchen. Bis ich mich organisiert habe und alles wieder abgewaschen und verstaut und alle Schränke verschlossen und alles wackelfest habe, die Stromschnur abgenommen und im Heck verpackt habe, ist es 10.00h. Auf’s Duschen habe ich heute verzichtet. Nicht, weil ich 1$ für 6min hätte zahlen müssen, mir war das heute erstmal zu kalt.

Ich fahre durch Landschaft, die ähnlich wie in Neuseeland ist, aber trockener. Leichte Hügel, Schafe, Kühe, auf den Kuppen Bäume, die nur aus einem endlosen Stamm mit einer belaubten Krone bestehen – das kommt mir alles bekannt vor. Die A3, die ich heute nach Norden fahre, ist super zu fahren. Wenig Verkehr.

Ich halte an der Spiky Bridge, einer Brücke aus dem 19. Jahrhundert und – wie so vieles in Tasmanien – von Gefangenen gebaut. Damals im Rahmen eines bescheidenen Infrastruktur-Anschlusses von Farmen in diesem Gebiet an die größeren Straßen zwischen Swansea und den Siedlungen weiter südlich Richtung Hobart.

Gegenüber hat man einen schönen Blick auf zwei kleine Buchten und eine Steilküste und die Berge der Freyinet-Halbinsel.

Ich passiere eine Weinkellerei in Devils Corner, wo ich zwei Schlucke probiere und mich für einen Weißwein entscheide. Man hat von hier einen schönen Blick über die Moulting Lagoon, auf der wohl viele schwarze Schwäne zu sehen sind. Aber dafür bin ich zu weit entfernt. Es ist hier einiges los, denn man kann hier frischen Fisch essen und dazu die leckeren Weine trinken. Nicht aber, wenn man danach auch noch Autofahren muß…

Ich fahre weiter nach Bicheno (sprich: Bi-sche-noh), wo ich mittags bin, aber wo alle drei Campingplätze voll sind. Tolle Wurst. Erster richtiger Tag und schon das, was ich befürchtet habe. Wenn das jetzt so weitergeht, wird es spannend. Ich gucke in meinen Camping-Apps und finde einen Hinweis auf die Eisdiele Pondering Frog, die 10km südlich von Bicheno ist und wo man sich kostenfrei – ohne Strom – hinstellen kann. Nur ich will in Bicheno das Blowhole sehen und vor allen Dingen abends die Pinguine. Wenn ich dann anschließend vielleicht gegen 22.30h bei dieser Eisdiele ankomme, sind die Plätze voll und ich stehe blöde da. Was tun? Ich fahre erstmal dennoch nach Süden und fahre dann jedoch vor dieser Eisdiele links ab auf die Freyinet Peninsula. Ich sehe zwei Equidnas am Straßenrand und freue mich darüber, ärgere mich aber, dass ich irgendwie immer irgendwelche Idioten hinter mir habe, die mit 80 Sachen auf diesen gravel roads heizen und ich nicht anhalten kann.

Ich fahre von der Hauptstraße ab auf eine schmalere gravel road und lande so bei einem Zugang zum Freyinet Nationalpark und brauche für die Weiterfahrt erstmal einen Parks Pass für 60$. Der gilt für das Auto für 2 Monate. Eine Tageskarte kostet aber 24$ und so lohnt sich das mit dem 2-Monats-Pass, weil dies hier ja nicht der einzige NP bleiben wird. Ich fahre also weiter in Richtung Friendly Beaches, wo man kostenlos campen kann und es Toiletten gibt. Allerdings keinen Strom.

Die Strecke zieht sich auf dieser buckeligen Sandpiste und ich denke mir, dass das ziemlicher Käse ist, sich hier niederzulassen, da ich mittlerweile um die 30km von Bicheno weg bin und wenn ich dort Blowhole und Pinguine angucken will, habe ich im Dustern heute später am Abend noch diese Wildnis-Strecke zu fahren – noch bescheuerter, als diese Eisdielen-Option. Also drehen.

Eigentlich ist die Straße breit genug, aber am Rand mit einer kleinen Kuhle versehen und zack – hänge ich mit den Hinterrädern in dieser Kuhle und liege auf. Nichts geht mehr. Ich stehe quer zu dieser Sandstraße und in den letzten 15-20 min hat mich weder ein Auto überholt, noch ist mir eines entgegengekommen. Mein Handy hat kein Netz und es ist schweine-heiß. Wie soll ich hier rauskommen? Das Auto bewegt sich keinen Millimeter und ich frage mich, ob ich hier ggf. bis morgen warten muß, bis hier mal einer vorbei kommt. Was aber, wenn hier abends Leute langbrettern und ich stehe quer zur Straße? Links und rechts ist nur Wildnis und mich beschleicht die Angst, dass ich hier sicher auf Schlangen und Spinnen treffen dürfte. Ich finde auch keine Ast, der mir helfen würde, das Auto anzuheben – eh völlig sinnlos, ich hätte niemals die Kraft dazu einen Camper hochzuhebeln und gleichzeitig vorne am Steuer zu sitzen. Schon ganz schön blöd in solchen Situationen allein zu sein.

Aber ich habe Glück und nach 10-15min kommen gleich drei Autos hintereinander und die jungen Leute meinen, dass sie einfach schieben. Tja, das funzt aber nicht, denn die Karre liegt auf und hat sich mit den Hinterrädern eingegraben. Ich hole die Schaufel aus meinem Camper, aber graben ist hier auch nicht so einfach. Der Boden ist hart und trocken.

Dann kommt Auto Nummer vier und das ist echt meine Rettung. Es ist ein Ehepaar mit Enkel. Sie ist eine lustige Frau und ihr Mann und der Enkel haben sichtlich Spaß am Freikriegen meines Autos. Sie erzählt immer, dass ihr Mann Chris immer mit allem möglichen Gerät in Urlaub fährt, was er auf dem Dach seines Geländewagens mitnimmt, und was sie noch nie gebraucht haben. Sie kritisiert ihn dafür immer und meint jetzt, dass sie nun wohl die nächsten 30 Jahre hören muß, wie gut es ist, all die Werkzeuge dabei zu haben, weil man damals der deutschen Touristin helfen konnte…! Kurzum, die haben einen riesigen Wagenheber, den sie ansetzen können, nachdem sie hinten kräftig gegraben haben. Unter die Hinterräder kommen Plastikunterlagen, nachdem dafür ebenfalls Sand beiseite gegraben wurde und nach etwa einer Dreiviertelstunde haben Opa und Enkel meine Karre flott. Währenddessen hat die Frau für mich in Scamander einen Campground organisiert. Mir ist es mittlerweile echt egal mit Blowhole und Pinguinen – ich will hier nur noch weg. Da Scamander etwa eine dreiviertel Stunde nördlich von Bicheno liegt, ich aber nun ja schon fast 30km südlich von Bicheno bin, mach ich mich nun auf die Socken, denn ich will eigentlich noch in den Wildpark Nature World. Ich fahre eine Schleife am Blowhole, mache schöne Fotos an den Felsen mit den berühmten orangen Flechten, vor einem knallblauen Himmel und bin froh, dass ich nicht deswegen hier übernachten muß.

Ich gebe Gas und bin um 15.50h bei der East Coast Nature World. Der Eintritt ist mit 26,50$ hoch – wenn man bedenkt, dass die um 17.00h schließen und ich somit nicht viel Zeit habe. Der Park hat sich darauf spezialisiert, heimische Tiere aufzunehmen, die man verletzt oder verwaist findet, um sie nach Genesung und Aufpäppelung wieder auszuwildern. So sind hier Wombats, Tasmanische Teufel, Känguruhs, Wallabies und Pademelons, ebenso wie Schlangen und Vögel zu finden. Man kann in dem Gelände frei rumlaufen, die Tiere sind meist in Gehegen mit niedrigen Mauern. Die Känguruhs laufen frei herum, man kriegt am Eingang eine kleine Tüte mit Futter und die Känguruhs lassen sich tw. auch streicheln. Ich finde sowas immer etwas merkwürdig, weil ich mir denke, dass solche Tiere nie in die Freiheit entlassen werden können.

Ein Pfleger macht gerade eine Führung und ich kriege noch seine Erklärungen zu den Wombats mit. Er holt einen kleinen aus seinem Häuschen und zeigt ihn uns. Wombats sind auch Beuteltiere, nur der Beutel öffnet sich nach hinten, anders als bei Känguruhs. Der Vorteil ist, dass die Wombats, die sich ja Erdlöcher graben, würden bei einer Beutelöffnung nach vorne beim Buddeln sonst ihre Jungen mit Dreck bewerfen. Hat die Natur schon prima eingerichtet. Bei tasmanischen Teufeln ist das ebenfalls aus dem gleichen Grunde so.

Schweren Herzens verlasse ich um 17.00h den Park, ich hätte hier gern noch insbesondere bei den Devils ein bißchen länger geschaut. Eins der Känguruhs hat ein Junges im Beutel – auch niedlich. Aber so ist das eben in Australien, - so viele Sachen machen um 17.00h zu und ganz viele noch eher. Auch in der Hochsaison.

Um kurz nach 18.00h bin ich am Campground in Scamander und treffe meine Retter von heute Nachmittag dort wieder. Die drei wollen morgen früh Richtung Devonport fahren, um dort übermorgen die Fähre zu erwischen.

Ich zaubere mir wieder einen Salat draußen am Tisch vorm Camper. Ich habe von meiner erhöhten Hanglage sogar in der Ferne Blick auf’s Meer. Bald brauche ich aber dicke Socken und eine Jacke. Ich genieße noch eine warme Dusche, lade Bilder hoch und es ist nach 22.00h, als ich nach diesem aufregenden Tag endlich in der Waagerechten bin und himmlisch schlafe.

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