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Am Titicacasee! - Copacabana

Veröffentlicht: 25.01.2018

16/01 - 19/01

Eine Woche in einer verrückten Großstadt war mehr als genug und wir blickten vorfreudig zu unserer nächsten Station, welche sich nur eine vierstündige Busfahrt nordwestlich von La Paz befindet: das kleine Städtchen Copacabana. Dieses liegt am Titicacasee, dem höchstgelegensten kommerziell schiffbaren Gewässer der Welt, und ist wahrscheinlich der sehenswerteste Ort am See auf bolivianischer Seite - zumindest ist das meiste dort auf Tourismus ausgelegt.


Die Busfahrt verlief total reibungslos und wir setzten auch kurz per 'Fähre' - wenn man das so bezeichnen kann - über den See und kamen am späten Nachmittag in Copacabana an. Die übliche Routine am Anreisetag: einchecken, kultivieren und auf die Suche nach Essen machen. Das erste Restaurant war gleich mal ein Reinfall - ich hatte Appetit auf die köstliche, bolivianische Gemüsesuppe, die wir auf der Uyunitour bekommen hatten. Ich war guter Dinge, es in dem sehr gut bewerteten Restaurant in der Hauptstraße zu bekommen - leider wurde mir nur geschmackloses Wasser mit rohen Gemüsestücken serviert. Wir haben außerdem beobachtet, wie der Kellner für die japanische Reisegruppe am Nebentisch eine Konservendose mit Suppe unter seiner Jacke in die Küche geschmuggelt hat. Auch Luki war nur mäßig zufrieden mit seinem Essen, also machten wir uns etwas gefrustet wieder auf den Heimweg.



Unser Hostel war - im Gegensatz zum Großteil der Häuser in Bolivien - beinahe vollständig verputzt und bot einen fantastischen Ausblick auf den See. Zu unserem Leidwesen gab es aber keine Heizung und auch kein richtiges Warmwasser in unserem Zimmer, weshalb wir die meiste Zeit froren. Auf 3.800m wird es vor allem nachts ziemlich kalt, wodurch wir in voller Montur schliefen: Socken, lange Jogginghose, T-Shirt und Pullover. Es hat uns natürlich geärgert und wir beschlossen, uns so wenig wie möglich im Zimmer aufzuhalten.


Deshalb machten wir am Tag nach unserer Ankunft die erste Erkundungstour in der Gegend. Unweit unseres Hostels liegt der 'Horca del Inca', ein astronomischer Observationspunkt der prä-inkaischen Kultur. Als wir nach einem kurzen, aber sehr steilen Stück oben ankamen, fand Luki bald einen Felsen, auf den er unbedingt hinaufklettern wollte. Während ich bei seiner riskanten Kletterei öfters mal vor Schreck den Atem anhielt, schien Luki völlig in seinem Vorhaben aufzugehen. Zum Glück ist alles gut ausgegangen und das "Zielfoto" kann sich auch sehen lassen...


Anschließend gingen wir quer durchs Zentrum zum nächsten Berg - dem 'Cerro Calvario', von dem aus wir quasi die andere Richtung überblicken wollten. Der Aufstieg gestaltete sich deutlich anspruchsvoller als erwartet. Nach einer guten halben Stunde saßen wir keuchend, aber zufrieden, oben auf einem Stein und genossen das Panorama über Copacabana und den Titicacasee.




Am Gipfel waren auch viele Einheimische anzutreffen, die aus religiösen Gründen Opfergaben an Pachamama verstreuten und unzählige Kracher zündeten. Leider ist in Boliviender Umweltgedanke so gut wie nicht vorhanden - überall liegt haufenweise Abfall herum. Eben auch auf dem Cerro Calvario - solch ein Anblick schmerzt mich immer sehr und am liebsten würde ich eine Aufräumaktion starten. Aufgrund fehlender Mülleimer würde das allerdings wenig Sinn machen...


Im Titicacasee gibt es eine Vielzahl kleiner und großer Inseln. Von Copacabana aus kann man zwei davon ausgezeichnet besuchen - die 'Isla del Sol' (Sonneninsel) und die 'Isla de la Luna' (Mondinsel). Am zweiten Tag kauften wir uns ein Ticket und machten eine Bootsrundfahrt. Diese dauerte eine gefühlte Ewigkeit und ehrlich gesagt waren beide Inseln nur mäßig spannend. Auf der Mondinsel befand sich zwar eine kleine Ruinenstätte der Inkas, aber dafür konnten wir uns irgendwie nicht besonders begeistern. Wir schlenderten also nur ziellos umher, ich kaufte mir bei einer Cholita eine ziemlich leckere Quinoasuppe und wir warteten auf die Weiterfahrt zur Isla del Sol.


Diese ist die größere der beiden Inseln und es befinden sich auch einige Hostels und Restaurants darauf. Man kann auch auf einen Aussichtspunkt hochwandern, was wir auch taten, denn recht viel mehr hatte auch diese Insel nicht zu bieten.




Auf dem Weg nach oben kamen wir an vielen Eseln vorbei - diese dienen den Inselbewohnern scheinbar als Transportmittel, um auf den steilen Wegen alles Mögliche hinauf und hinunter zu tragen. 





Am frühen Abend kamen wir wieder am Festland an - Luki fühlte sich da schon leicht angeschlagen und es sollte sich im Laufe des Abends noch verschlimmern. Wir machten eine kurze Siesta im Hostel und gingen dann wieder in die Ortschaft, um in dem Restaurant, das uns der Besitzer unseres Hostels empfohlen hatte, zu Abend zu essen. Ehrlich gesagt hatten wir schon große Erwartungen, da es preislich nicht gerade günstig war - leider wurden wir bitter enttäuscht. Trotz gähnender Leere im Lokal mussten wir eine Ewigkeit auf unser Essen warten. Während dieser Zeit verfiel Luki zunehmend - ihm wurde heiß, kalt, schlecht und schwindelig. Als dann nach einer Stunde endlich das Essen kam, konnte Luki keinen Bissen mehr runterkriegen. Ich aß mein Essen so schnell es ging auf, wir zahlten und eilten auf schnellstem Weg zurück ins Hostel. Unterwegs besorgten wir noch bei einem kleinen Verkaufsladen ein paar Aspirin. Kurz bevor wir das Restaurant verließen, kam ein Touristenpärchen herein. Während sie die Speisekarte studierten, packten wir hastig zusammen - auf unserem Tisch befand sich das Essen, das Lukas kaum angefasst hatte und ich konnte in ihren Augen lesen, dass sie sich fragten, ob sie nicht lieber das Lokal wechseln sollten - wenn sie mich gefragt hätten, ich hätte ihnen definitiv dazu geraten!

Im Hostel stellten wir dann fest, dass Luki 38,3 Grad Fieber hatte. Wir vermuten, dass er sich am Nachmittag einen kleinen Sonnenstich und zusätzlich eine Verkühlung eingefangen hatte. Aus La Paz hatte er außerdem noch Magen-Darmbeschwerden mit nach Copacabana gebracht. Eine heiße Dusche hätte vielleicht die Medikamente erspart, aber das war ihm leider nicht vergönnt - aus dem Duschkopf kam nur lauwarmes Wasser, was bei einer Raumtemperatur von etwa 18 Grad wirklich weit entfernt von angenehm ist. Nach einer schlaflosen Nacht legte sich das Fieber zum Glück wieder und bereits am nächsten Tag fühlte er sich schon ein wenig besser. 




Fazit:

Unser Aufenthalt am Titicacasee war durchwachsen. Das Städtchen Copacabana ist nicht besonders attraktiv, aber wenn man eine kleine Wanderung auf einen der vielen Hügel rundherum macht, wird man mit einer wunderbaren Aussicht über den riesigen Titicacasee belohnt, der eher wie ein Meer als ein See anmutet.


Den Tagesausflug auf die beiden Inseln haben wir uns ein wenig spannender vorgestellt. Dies liegt sicher daran, dass wir bisher in Bolivien schon so viele wunderbare Landschaften gesehen und daher zu hohe Erwartungen hatten, die - wenn man sich ehrlich eingesteht - nur sehr schwer zu erfüllen waren.


Seit Copacabana ist mir richtig bewusst geworden, wie wertvoll ein warmes Zimmer und eine heiße Dusche sind. In Bolivien gibt es trotz niedriger Temperaturen nirgends eine Heizung - wenn einem kalt ist, dann zieht man sich halt wärmer an. Nach dieser kurzen, aber eindrücklichen Erfahrung schätzen wir wieder mehr, was wir Zuhause als Selbstverständlichkeit ansehen.

Dennoch freue ich mich schon sehr, wenn ich endlich wieder die langen Sachen verräumen und den lieben langen Tag in Shorts und Flip Flops herumlaufen kann! :)


Hasta pronto!

E&L


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