Salam ya Amman
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Walking Jaffa

Veröffentlicht: 18.01.2020

Sonntag, 29. Dezember

9 am. Nach einem improvisierten Frühstück geht es los durch Jaffas Straßen. Wir haben noch ein wenig Zeit, bis unsere Free Walking Tour anfängt, und schlendern zunächst über den Flohmarkt, den wir von unserem Balkon aus sehen können. Es herrscht buntes Treiben, und wir stellen fest, dass dort wirklich alles verkauft wird. Was an sich auf einem Flohmarkt nichts ungewöhnliches ist, aber schon benutzte Shampoo- und Duschgel-Flaschen sind auch auf einem Second-Hand-Markt ein eher ungewöhnlicher Anblick. Ob die Sachen aus einer Haushaltsauflösung kommen, oder manche Menschen hier eher auf jeden Schekel angewiesen sind – wir wissen es nicht.

Wir gehen weiter durch wundervolle bunte Gässchen, deren Wände teilweise mit hübschen Graffitis verziert sind, und landen dann in einer überdachten Gasse, an der sich ein Schmuckladen an den anderen reiht. Man kann sich wirklich in der Fülle des Angebots hier verlieren und könnte sicherlich an jedem Stand fündig werden, sodass wir beschließen, stattdessen nichts zu kaufen, und weiterlaufen zum Clock Tower. Von hier startet nun unsere Free Walking Tour.

Der Clock Tower wurde unter osmanischer Herrschaft aus Kalkstein errichtet und ist heute das Wahrzeichen der Stadt. Unser Stadtführer nimmt uns nun mit durch die hübsche Altstadt und gibt uns Hintergrundinfos zu der ursprünglich arabisch geprägten Hafenstadt, die mit ihrem alten Hafen schon in der Bibel erwähnt wurde. Von hier startete laut Bibel zum Beispiel die Seereise von Jona, die dann später im Fischbauch endete. Außerdem steht hier das Haus von Simon dem Gerber, einem Vetter und Apostel Jesu. 

Bei strahlendem Sonnenschein beenden wir unsere Tour dann an der Wishing Bridge, von wo aus man einen wunderschönen Blick aufs Meer hat. Auf dem Geländer der Brücke sind in regelmäßigen Abständen die Bilder aller Sternzeichen in Bronze angebracht. Eine alte Legende besagt (warum auch immer), dass sich ein Wunsch erfüllt, wenn man sein Sternzeichen mit beiden Händen berührt und dabei auf das Meer schaut. Zu 60% gehen diese Wünsche dann auch in Erfüllung, verspricht uns unser Tour Guide.

Wir geben also unseren 60%-Wunsch ab und legen uns dann eine Weile auf den grünen Hügel neben der Wishing Bridge, wo wir ein wenig in der Sonne dösen und uns die wärmenden Sonnenstrahlen ins Gesicht scheinen lassen. Wir schauen uns danach noch die wunderschöne Sankt Peter Kirche an, die direkt am Meer liegt, und machen uns dann auf dem Weg an der Küste entlang nach Tel Aviv. Der Küstenstreifen ist sehr schön und sauber ausgebaut, und das schäumende Meer zu unserer Linken macht sich sehr gut neben der beeindruckenden Skyline Tel Avivs. Wir kommen dann auch bald an unserem Ziel an: Tel Avivs Markt.

Nachdem wir zunächst noch ein Mittagessen zu uns nehmen, schlendere ich dann mit Hanni und Sophia über den ewig langen, nicht-enden-wollenden Markt. Im Vergleich zu allen anderen Märkten, die wir bisher gesehen haben, und die alle ähnliche Produkte verkaufen, fällt hier eine Sache ganz besonders auf: das Gemüse. Makelloses, farbenfrohes, prachtvolles Gemüse. Aber auch ansonsten gibt es hier alles, was das Herz begehrt. Solche Märkte werde ich wohl am meisten vermissen, wenn ich wieder zurück in Deutschland bin.

Die Sonne nähert sich schon dem Horizont und färbt die Skyline Tel Avivs in ein warmes Orange, sodass wir beschließen, uns auf den Rückweg zu machen, um den Sonnenuntergang über dem Meer zu sehen. Wir schaffen es gerades so rechtzeitig. Zum Glück. Über den rauschenden Wellen bietet sich uns ein wunderschönes Farbschauspiel, das erst zu Ende ist, als am pechschwarzen Himmel die Sterne anfangen zu funkeln. Am Chanukka-Leuchter vor dem Clock Tower vorbei (heute am letzten Tag des Chanukka-Fests sind alle Leuchter-Arme erleuchtet), machen wir uns zunächst auf den Weg zu unserer Bunker-Wohnung, und gehen danach noch einmal zusammen mit Sophias Eltern in einer von Jaffas belebten süßen Gassen einen Spritz trinken. Es ist unser letzter gemeinsamer Abend mit allen zusammen. Morgen werden Sophia, Hanni und ich im Alleingang noch für einen Tag in die West Bank fahren, nach Ramallah.
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