Salam ya Amman
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Stuck in Petra

Veröffentlicht: 30.01.2020

Dienstag, 21. Januar

8:30 am. Kalt war’s, heute Nacht. Ein Blick nach draußen zeigt außerdem nichts Gutes. Grau, regnerisch, stürmisch. Eigentlich dachten wir, heute noch einmal durch Petra zu laufen, bevor wir um 11:30 den Bus nach Wadi Rum nehmen wollen, aber bei dem Wetter wäre das eher keine gute Idee. Wir setzen uns also erst einmal um das warme Elektro-Öfchen, machen uns einen Tee und frühstücken ein bisschen Gebäck, das wir gestern noch auf dem Nachhauseweg besorgt haben.

Muath kommt irgendwann aus seinem Zimmer und gesellt sich zu uns. Ob wir heute wirklich nach Wadi Rum fahren wollen, fragt er. Wollen wir. Ob wir sicher seien, dass der Bus fahre bei dem Wetter. Sind wir nicht. Ich schreibe Nadjah, unserer Kontaktperson aus Wadi Rum, der mir sagt, dass das Wetter in Wadi Rum okay ist. Während ich schnell unter die Dusche hüpfe, telefoniert Muath in der Zwischenzeit mit dem Busfahrer und überbringt dann die Nachricht, als ich wieder aus der Dusche komme: Heute fahren keine Busse mehr nach Wadi Rum. Wegen Schneetreiben ist die Straße dorthin gerade zu gefährlich zu befahren.

Mist. Eigentlich wollten wir heute Nachmittag schon in einer Jeep Tour durch Wadi Rum unterwegs sein. Ein paar Bilder und Videos, die Muath uns dann von den weißen, ungeräumten Straßen nach Wadi Rum zeigt, überzeugen uns allerdings davon, dass das heute nicht mehr möglich sein wird. Was also tun. Es gebe ein gutes, neues Museum am Petra Visitor Centre, sagt Muath uns. Na gut. Heute also Museums-Tag. Es hagelt, als Muath uns dann in seinem Auto nach unten zum Museum bringt. Wir sind schon von dem kurzen Fußweg von dem Parkplatz zum Museumseingang durchgefroren und sehen ein, dass ein Museumsbesuch wohl das klügste ist, was man heute machen kann. 

Und das Museum ist auch wirklich empfehlenswert. Letztes Jahr erst eröffnet, erfährt man in fünf modernen Räumen alles über die Geschichte Petras, die bis in die Antike zurückreicht. Wir lernen über das Leben der Nabatäer, die ursprünglich ein arabischer Nomaden-Stamm waren, und dann irgendwann hier in Wadi Musa sesshaft wurden und Petra erbaut haben. Mitten in der Wüste, aber trotzdem an einem Ort, wo es von verschiedenen Quellen möglich war, Wasser zu sammeln und zu speichern. Es ist wirklich beeindruckend, wie sie es damals durch Aquädukte, Zisternen und Wasserleitungen aus Ton geschafft haben, mitten in der Wüste zu überleben. Mit ihrer Handelsstraße und Handelsbeziehungen in alle Himmelsrichtungen haben sie es einige Jahrhunderte lang geschafft, in Wohlstand zu leben, bis am Ende irgendwann die Römer kamen und dem Nabatäer-Reich ein Ende gesetzt haben. Erwähnenswert ist allerdings, dass die Nabatäer auch unter anderem deshalb ihre Kultur Jahrhundertelang weiterentwickeln konnten, weil sie Einflüsse aus allen anderen Kulturen zugelassen haben. Bevor sie sesshaft und letztendlich von den Römern annektiert wurden, war das Geheimnis ihrer langen Unabhängigkeit außerdem, dass sie nie Land besessen haben, und deshalb nie etwas hatten, was man ihnen wegnehmen konnte. Beides wirklich inspirierende und fortschrittliche Ansätze.

Wir verbringen tatsächlich den ganzen Tag im Museum – und als wir das Gebäude um 6 Uhr verlassen, haben wir nicht einmal alle Informationstafeln und Filmausschnitte gesehen. Muath hat mir in der Zwischenzeit geschrieben: Zum einen haben wir heute Abend Gesellschaft von zwei anderen Reisenden in seiner Wohnung. Zum anderen wird er uns später Essen vorbeibringen. Sein Vater ist vor zwei Tagen gestorben, und von der Trauerfeier ist offensichtlich noch Essen übrig geblieben. Wir besorgen also noch zusätzlich ein paar Süßigkeiten und machen uns dann auf den Rückweg zur Wohnung.

Dort treffen wir dann auf Philipp aus Deutschland und Juan aus Mexiko. Die beiden studieren zusammen in Tel Aviv und sind jetzt in ihren Semesterferien ein paar Tage in Jordanien unterwegs. Wir setzen uns zu ihnen in die Sitzecke, als Muath auch schon kommt und eine riesige Platte Reis mit Lamm bringt. 400 kg Lammfleisch hat sein Cousin für die Trauerfeier zubereitet, sagt er uns. Ich will gar nicht wissen, wie viele Tiere dafür ihr Leben lassen mussten. Aber es schmeckt wirklich vorzüglich.

Muath ruft noch beim öffentlichen Bus an und klärt ab, dass wir damit morgen früh um halb 7 nach Wadi Rum fahren können, bevor er sich dann von uns verabschiedet. Wir verbringen den Abend dann zusammen mit den beiden Jungs, die super nett sind. Ich empfehle ihnen noch ein paar Orte in Amman, weil sie dort die nächsten Tage sein werden. Außerdem werden sie im Februar auch in der West Bank unterwegs sein. Wer weiß, vielleicht trifft man sich unterwegs ja mal wieder. Die Welt hier ist ja ziemlich klein, wie mir schon ein paar Mal aufgefallen ist.

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