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Geisterstunde

Veröffentlicht: 17.02.2018

"Die Menschen lieben die Dämmerung mehr als den hellen Tag, und eben in der Dämmerung erscheinen die Gespenster" 

Johann Wolfgang von Goethe



Schon als Kind liebte ich Geistergeschichten. Die Welt des Verborgenen, des Unsichtbaren. Das dunkle Zimmer, die Geräusche und der kleine Lichtbogen unter der Zimmertüre ließen meine Fantasie unzählige Schauergeschichten schreiben. 

Und was gibt es da Erfüllenderes für meine Fantasie, als eine komplette Geisterstadt mitten in der Wüste? Ja! Auf diesen Moment habe ich mich gefreut wie Schnitzel! 

Diesmal habe ich die Kamera zweimal auf Speicher und Akku geprüft, denn ein Besuch der alten Salpetermine Humberstone und Santa Laura stand an.


Die alte Minenstadt, eine halbe Stunde von Iquique entfernt, wurde 1961 stillgelegt und mit ihr ein Stück von Chiles Geschichte. Nach der Einführung neuer Techniken der Nitraterzeugung in Europa, endete die glanzvolle Ära der Minenstadt Humberstone mit 3500 Einwohnern, welche hauptsächlich von Minen- und Fabrikarbeitern und deren Familien bewohnt war.

Hauptfabrik im nahe gelegenen Santa Laura Werk. 

Während den Arbeiten in den Minen und den Fabriken starben über 400 Menschen allein durch Unfälle. Nochmals gleich viele an Krankheiten. Noch heute kommen ehemalige Bewohner einmal jährlich an ein Fest auf dem Gelände, zum Gedenken an die Zeit.

Wohnhaus auf dem Gelände. Inklusive kleinem Vorgarten. Die meisten Gebäude sind noch fast so erhalten, wie sie verlaßen wurden. Renoviert wurde dem Gedenken zuliebe kaum etwas.


Während ich durch die alten, staubigen Straßen gehe, bläst der etwas kühle Wind der Atacamawüste. Und ich meinte mehr als nur den Wind zu hören, fast schon eine Melodie. Ein Pfeiffen, vielleicht ein Flüstern....


Hier in der alten Kirche sprachen Familien ihre Gebete für die Väter in der Mine.

Die Arbeiter wurden aus dem Süden des Landes angeworben und durch sehr gute Bezahlung in die Minenstadt gelockt. Ebenso aus den Vereinigten Staaten und Europa. Viele hofften auf Reichtum und eine Chance. Viele wurden enttäuscht. Die harten Arbeitsbedingungen, die Abgeschiedenheit und Krankheiten ließen viele Menschen hier scheitern.


Die staubigen Bilder an der Wand, die alten Teller und Medikamentengläser, alte Bücher und Kleider, sogar die Wände. Alle erzählen Geschichten von Leben, Hoffnung, Aufbruch, Ent-täuschung, Leid. 















Der alte Holzboden in der Schule knarrt unter meinen Schritten. Hoffentlich hält er. Ich setze mich etwas zusammengedrückt an den alten kleinen Schultisch, lausche den Geräuschen hinter der Türe, in den zerbrochenen Fenstern und dem Knarren im Gebälk unter mir, schließe meine Augen und warte auf die Dämmerung....
















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