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Die zentralen Anden Teil 2 / Die Prüfung

Veröffentlicht: 31.01.2018

Die wahren Herrscher des Machu Picchu. Lamas

Ich habe mir lange überlegt, ob und was ich über den Machu Picchu schreiben soll. Der Grund für mein Zweifeln... Es gibt schon gefühlte Millionen Berichte darüber, und mal ehrlich, wer will noch den Millioneinten Bericht lesen.

Aber irgendwie haben die alte Inkastätte und ich noch eine Rechnung offen. Es ist sowas wie genugtuende Versöhnung für mich. Denn wie sagt man, der Weg ist das Ziel. Und das war er definitiv. Wie hab ich ihn verflucht. Den blöden Steinhaufen da oben.

Ja, wir hatten ein Schnäppchen gebucht. 120 Dollar pro Person. Man beachte, in der Low season zahlt man locker 200 Dollar für eine Zwei-Tagestour. 

Die Fahrt anfangs noch ganz entspannt, führt durch das valle sacrado, das Heilige Tal.  Grüne Flecken, mal hier mal da, wechseln sich ab mit einer Fahrt am Fluss entlang, bis es schließlich in die Berge hineingeht. Höchster Punkt 4700 Meter, danach wieder runter....


Das Wort Lama auf Spanisch auzusprechen, ist für Europäer ungewohnt. Spricht man es nämlich so aus wie es steht, spricht man iama. wie "er,sie,es heißt"  zum Beispiel: "como te llamas?" (wie heißt du?) Ich könnt mich totlachen über das Wortspiel! 


...

Was man sich nun hätte denken können, aber nicht erwartet oder hofft, ist das, was dann kommt. Nachdem unser Rennbusfahrer plötzlich auf die Bremsen tritt und im Nebel zwei, drei andere Autos zu sehen sind, kann das nichts Gutes bedeuten. Denn wenn Peruaner mitten auf der Straße anhalten, haben sie entweder jemanden überfahren, oder aber es gibt keine Straße mehr.

Lamas jagen im Rudel. Oder waren das Wölfe?

 
Der riesige Teil der Erde, die sich wie ein Mantel über die Straße legt,  läßt gerademal erahnen, wieviel Glück wir hatten. Am Morgen muß der Hang abgerutscht sein und ermöglicht nun keinerlei Durchkommen mehr. Die Wahl, vier Stunden zurück nach Cusco, natürlich ohne Kostenerstattung, oder warten bis das Zeug weggeräumt ist. Nun, der Fall war klar. Wir warten. Nur auf was?

Im Nebel versteckt....

Laut unserem Fahrer sollte der Plan so aussehen: In zwei Stunden kommen die Räumungstruppen, legen eine provisorische Brücke über den Geröllhaufen innerhalb von weiteren zwei Stunden, und wir auf unserer Seite dürfen zuerst fahren. Wow!  Hört sich gut an, die Realität sah ein wenig anders aus...

klart auf....


Meine Vermutung, daß da niemals eine Brücke drüber gebaut werden kann, sollte sich bestätigen. Und zudem. Woher hat er die Info genau?  Keine Brücke, dafür mehr Regen und Nebel, wir harren im Auto aus, laufen mal die Straße hoch und runter, Stunde um Stunde und unser Fahrer ist verschwunden.

Sechs Stunden später ist die Straße geräumt, der Gegenverkehr darf zuerst fahren, was sich schwierig gestaltet, da die Autofahrer auf unserer Seite ein geordnetes Verkehrschaos veranstaltet haben. Unser Guide ist in weiser Voraussicht erst nach sechs Stunden zum Auto zurück gekehrt.

Wir sollen jetzt das Auto wechseln, auf die andere Seite des inzwischen weggeräumten Erdhaufens. Die Logik hinter disem Plan wird sich mir auch später nicht erschließen. Gesagt, getan. Die Fahrt geht weiter mit dem anderen Auto, das dreihundert Meter weiter die Straße runter bereit steht.

was zu sehen begehrt... Eines der größten Meisterwerke menschlicher Baukunst und damit von bis zu 2500 Touristen pro Tag eingedeckt: Der Machu Picchu , zirka sieben Stunden von Cusco entfernt....Theoretisch! 


...Am Ziel fast angekommen, übermüdet, fast acht Stunden später als geplant. Hier könnte ein Zug fahren, der die Strecke vom Wasserkraftwerk ins Dorf am Fuße des Machu Picchu in 45 Minuten zurücklegt. Nun, blöderweise fährt nun kein Zug mehr. Was bleibt sind prompt jetzt einsetzender, zweieinhalb Stunden dauernder Regen , nicht einfach Regen. REGEN!!! und wandern in stockdüsterer Nacht, vorbei an tosenden Waßermaßen und morschen Zugbrücken. Ohne Licht und gutem Schuhwerk unmöglich.

Man kann mit dem Zug hin zum Machu Picchu fahren oder wie wir, ihn verpaßen und in der Nacht 2.5 Stunden bei strömendem Regen den Gleisen entlang laufen. Beim Rückweg haben dann auch wir den leicht überteuerten Zug genommen.



...Naß und noch übermüdeter kommen wir im Hostel an, wo wir nach vier Stunden Schlaf zum Machu Picchu aufbrechen....

Der von hohen, mit grüner Vegetation überzogenen Bergen umgebene Ort selbst, hat etwas Magisch-Mystisches. Ohne Zweifel, absolut sehenswert.


400 Bewohner lebten hier. Der Machu Picchu galt vermutlich als Städte für Gelehrte, Astronomen, Priester, Denker und Schreiber. Quasi die Elite der Inka. Nahrung wurde mehrheitlich von Cusco oder umliegenden Dörfern hierher gebracht. Die Gegend war aufgrund der hohen Feuchtigkeit und der Hanglage wenig geeignet für Anbau von Lebensmittel.


Aguas Calientes, oder Machu Picchu Dorf! Ein tosender Fluß, der mitten durch das Dorf fließt und ein verwinkeltes Städtchen, das nur von einem einzigen Berg lebt, mehr eigentlich von den Touris, die da hin wollen.

Und da steh ich nun. Und ich verfluche diesen Ort, unseren Fahrer, die Natur, die Inkas, dieses Land. Ich könnte schreien, weinen, lachen. Total übermüdet und am Ende mit den Nerven. Alles, was hat schief gehen können, ging schief und doch entschädigt der Moment alles, als der Nebel über die Berge zieht, wie geheimer Zauber sich durch die Ruinen windet und schließlich den einzelnen Sonnenstrahlen Platz macht. Müde bin ich immer noch, meine Socken immer noch naß und doch bin ich froh hier zu sein, den Weg bezwungen zu haben und damit belohnt zu werden mit meinen Füßen auf dem Boden eines der eindrücklichsten Orte der Erde zu stehen. Und wer weiß, vielleicht war das meine Inkaprüfung, denn man sagt, daß sich jeder den Machu Picchu verdienen muß.


Was sich hinter den Mauern wohl abgespielt hat. In den Häusern lebten bis zu vier Familien zusammen.

Des Pudels Kern, oder Mama Erde hatte einen wirlich miesen Tag. 


Bei Straßen, die so aussehen, betet sogar der Ungläubigste, daß hier die Erde da bleibt, wo sie ist. Leitplanken in Peru..Nun, wünschenswert wären sie.













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