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Bitte kratzen Sie mit den Füßen nicht an der Wand

Veröffentlicht: 24.07.2017

Ein Satz zur Warnung: Wer das Trauma der staubigen Geschichtslektionen mit röchelndem Lehrer noch nicht verarbeitet hat, sollte jetzt nicht weiterlesen oder sich ein Bier holen....

Willkommen in Popayan. In der wohl geschichtsträchtigsten Stadt im Süden Kolumbiens. Hier wurden die politischen Weichen gestellt, denn in der Universidad de Cauca haben Kolumbiens Präsidenten und Politiker studiert.

Eingang zur Universität in Popayan. Auf der Tafel sind die berühmtesten Studenten aufgelistet
Gut erhaltener spanischer Innenhof in der wohl schönsten Uni Kolumbiens
Sebastián de Belalcázar, der Eroberer von Popayan, welcher nur beiläufig erwähnt, die indigene Bevölkerung fast durchwegs ausgelöscht hat, tront heute noch auf dem el morro. Dem bekanntesten Aussichtspunkt der Stadt.

Popayan hat nicht nur eine politisch, blutige Vergangenheit, sondern auch Krankheiten machten nicht vor ihr halt. Beispielsweise der sympathische kleine Käfer, der sich bei den Bewohnern durch die Füße bohrte und zu starkem Juckreiz und eitrigen offenen Stellen führte....

Als Folge kratzten die Menschen mit ihren Füßen an den Wänden der Häuser. Das war einerseits ziemlich blutig und eklig aber vorallem verteilten sich so die Eier der Viecher und steckten weitere Bewohner an. 

Um dieser farbenfrohen Angelegenheit entgegenzuwirken, erließ die Regierung, dass sich Kranke nicht mehr an den schönen weißen Wänden, sondern nur an bestimmten Hausecken die Füße blutig kratzen dürfen.  

Da überlegt sich der bescheidene Reisende doch zweimal an welcher Ecke der Stadt er sich für einen coolen Sefie anlehnt...
Popayan's einziges und ältestes Theater. Die Figuren, leider nicht mehr original, verkörpern die griechisch-römischen Gottheiten der Künste.
Nach einem gravierenden Erdbeben wurde das Theater vollständig mit Hilfe mehrheitlich osteuropäischer Staaten wieder aufgebaut. Dem majestätischen Anblick hat sich dadurch nichts abgetan.
Zeit für romantische Stunden gibt's kostenlos auf dem Grabhügel der indigenen Bevölkerung. Daß das Monument eines spanischen Maßenmörder darauf posiert und im Sonnenuntergang einfach nur sprachlos macht, führt dem ganzen Szenario eine pardoxe, morbide Wirklichkeit hinzu.
Frische Früchte vom Verkaufswagen aus dem Umland. Dank angebrachtem Lautsprecher und Strom einer Autobatterie kaum überhörbar.
Verlorene Liebe oder Zukunftspläne? 

Popayan ist eine Studentenstadt. Am Abend ist der el morro ein beliebter und polizeilich stark bewachter Treffpunkt in der Stadt. Weniger wegen der Gefahr von Gewaltverbrechen, sondern mehr wegen kiffenden Studenten.
Popayan, auch die Weiße Stadt genannt. Die weißen Fassaden zeugen vom Krätzebefall der Stadt. Als Gegenmittel wurden die Wände der Häuser mit weißem Kalk bearbeitet. Dies war die damals einzigste wirksame Methode zur Verhinderung einer Epidemie.
Popayan ist die religiöseste Stadt in Kolumbien. Darum wird sie auch das Jerusalem Amerikas genannt. Die Stadt allein hat 9 Kirchen. Die meisten sind noch so erhalten, wie zu der Zeit als sie erbaut wurden. Das gilt auch für die meisten Herrschaftshäuser des spanischen Adels.

Als die Zeit stehen blieb. Alter Kalender. Was an diesem Tag wohl geschah...
Wenn s mal nicht klar ist, in wen das Mädel mehr verliebt ist. Duellpistolen.
Wenn der gute alte José wüsste was für ein häßliches Portrait von ihm im Museum hängt. 
In den Museen der Stadt sind viele Reliquien ausgestellt. Für Fans verstaubter Kirchenkunst ein absolutes Muss.

An den letzten Tagen fand ich dieses Plakat, welches Popayan nicht besser beschreiben könnte.
Und damit ich noch ein bißchen mit meinem Spanisch angeben kann, gibt's gleich die Übersetzung dazu.

"Es gibt einen Moment im Abendrot, in welchem die Häuser mehr leuchten."

Passt doch...oder



   




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#kolumbien#wandern#südamerika#amerika#kolonialstil