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10.10.2022 – Das erste Nachtbus-Erlebnis

Veröffentlicht: 11.10.2022

… Sapa, es geht für ein paar Tage nach Sapa. Die kleine Stadt liegt im Norden von Vietnam, etwa fünf Stunden von Hanoi entfernt. Bekannt ist die Region vor allem für ihre Berge und Wandermöglichkeiten. Unter anderem trifft man hier auf den höchsten Berg Vietnams sowie Indochinas. Dazu aber mehr im nächsten Blogbeitrag. Vielmehr möchte ich hier auf die Anreise eingehen, denn diese hatte mal wieder einiges zu bieten. 

Als Transportmittel wählte ich den Nachtbus. Ein in Südostasien durchaus häufig genutzte Möglichkeit, da man sich in der Theorie eine Hostel-/Hotelnacht spart und das praktische mit dem Notwendigen verbinden kann – wenn denn alles normal läuft...

Mit einem etwas mulmigen Bauchgefühl, hatte ich doch gehört, dass die Schlafkabinen eher für den Durchschnittsasiaten ausgelegt sind, wurde ich am Montagabend um 21 Uhr an meinem Hostel abgeholt. Zu meiner Verwunderung stand dort jedoch kein Bus, sondern ein Rollerfahrer, der mich zum Bus bringen sollte (sagte er zumindest). Zum Thema Roller habe ich ja schon ein paar Sätze verloren, aber man wird dann doch immer wieder überrascht. Stellt euch vor, dass ich sowohl auf dem Rücken einen großen und auf dem Bauch meinen Tagesrucksack trug. Der Roller wäre damit eigentlich schon voll gewesen. Ohne Fahrer wird es dann aber schwer, sodass dieser sich auch noch dazugesellte. 

Bevor wir losfuhren, zog sich der Rollerfahrer gemütlich seinen Helm an. Auf die Frage, ob ich den zweiten Helm, den er dabeihatte, anziehen solle/könne, entgegnete er, dass dies nicht nötig sei. Gut, sein Kopf wäre nach einem Sturz auch noch heile gewesen. Wir sind also losgefahren, er mit Helm, ich ohne. Nach fünf Minuten hielten wir wieder an und der Rollerfahrer bat mich abzusteigen, da er noch eine weitere Person holen müsse. Sofort stieg mir das Bild von drei Personen mit Rucksäcken auf einem kleinen Roller, in den Kopf – und das alles ohne HELM –  Panik. Nach ein paar Minuten kam der Rollerfahrer samt zweier Personen wieder –  noch mehr Panik. Zur Erleichterung aller Beteiligten (Backpacker) mussten wir dann allerdings nicht auf den Roller, sondern in ein Auto steigen, dass uns wiederum zum Bus bringen sollte. Kleine Randnotiz: Vier Personen auf einem Roller sieht man hier häufiger. Soweit so gut. 

Wir fuhren gegen 22 Uhr mit dem Bus los und die ersten zwei Stunden war auch alles entspannt. Also wie es halt mit fast 1,90 Körpergröße in einer 1,50 langen Kabine entspannt sein kann. Als ich gerade eingeschlafen war, änderte sich mit einem lauten Knall der eingetretene Entspannungszustand. Zu dem Zeitpunkt war es 2.30 Uhr und wir standen auf einer Autobahn mit je einer Spur in jede Richtung irgendwo zwischen Hanoi und Sapa. Den halben Meter Standstreife möchte ich natürlich nicht unterschlagen. Nun ist es in Vietnam so, dass man nicht einfach den ADAC und die Polizei rufen kann und die sich dann kümmern bzw. dafür sorgen, dass man dort halbwegs sicher seht oder abgeschleppt wird. Pannenabsicherung in Form eines Warndreiecks ist hier selbstredend ebenfalls ein Fremdwort und englisch-sprechende Busfahrer auch. Da standen wir nun. Alle paar Minuten donnerte ein (licht-hupender) LKW einen halben Meter am Bus vorbei, sodass alles wackelte. Auf die Idee anzuhalten und uns vielleicht zu helfen, ist natürlich niemand gekommen. 

Es war mittlerweile 3.30 Uhr und die Situation hatte sich nicht merklich verändert. Ich kann sagen, dass es schon entspanntere Momente in meinem Leben gab. Dass der Busfahrer zwischenzeitlich mit einer Rolle Panzertape nach draußen gegangen ist, hat jetzt auch nicht unbedingt zu meiner Beruhigung beigetragen. Um 4.00 Uhr regte sich dann etwas und wir bekamen von irgendjemandem Besuch. Ich weiß nicht, wer da kam. Fakt ist, dass diese Person Werkzeug im Schlepptau hatte. Denn ab diesem Moment wurde gebohrt, gehämmert, geflext und gesägt. Die Illusion, dass es sich wirklich nur um einen geplatzten Reifen handelte, war mittlerweile erloschen. Vielmehr deutete die Geräuschkulisse daraufhin, dass gerade ein ganz neues Fahrwerk installiert wurde. Als ich mich schon damit abgefunden hatte, die Nacht auf der Autobahn zu verbringen, hörten die Geräusche dann urplötzlich auf, der Busfahrer stieg wie nach einer kurzen Pinkelpause wieder ein und wir setzten unsere Fahrt ohne weiteren Kommentar fort als ob nie etwas gewesen wäre. Wahrscheinlich war dies auch besser, ich möchte noch immer nicht wissen, was da (alles) kaputt war. Mit knapp vier Stunden Verspätung sind wir dann in Sapa eingetroffen. Den Sinn des Nachtbusses, dort zu schlafen, habe ich übrigens selbsterklärend kaum in Anspruch genommen.

Antworten (2)

Christina
Gott Flo dein Schreibstil ist der Hammer! 😍😂

Esther
Großartig 😎 Mir kommt vieles bekannt vor, aus unseren früheren Asienreisen. Und ich muss sagen: ich bin neidisch !!

#weltreise#reiseflow