Reisebericht Äthiopien
Reisebericht Äthiopien
vakantio.de/reisebericht-athiopien

Victory of Adwa & Kindergeburtstag

Veröffentlicht: 03.03.2020

Am Montag war nationaler Feiertag: Am 1. März 1896 besiegte Äthiopien unter Kaiser Menelik II die Invasionstruppen Italiens in Adwa. Diese Schlacht war eine der wichtigsten in der Geschichte Äthiopiens und die Athiopier*innen - welche sonst schon heimatliebend sind - hatten einen regelrechten Grund ihr Land zu Feiern. 

Ich durfte mit Hailu, einem Mitarbeiter bei Addis Guzo an der Feier teilnehmen. Es gab einen grossen, farbigen Umzug durch die Stadt. Die Teilnehmenden waren meistens in Weiss und den Staatsfarben gekleidet, manchmal auch in traditioneller Kampfmontur, Reiterkleidung oder anderen spannenden Outfits. Oft in Gruppen unterwegs schrien sie Parolen, aangen lieder, lärmten und tanzten. Ein wichtiger traditioneller Tanz ging etwa so: Männer bilden einen Kreis, es wird gemeinsam enthusiastisch ein Motivationslied geschrien und man baut sich gegenseitig auf, um sich die Angst vor dem bevorstehenden Kampf zu nehmen. Oder Tänze mit Holzstäben, die mich an Kampfkunst und Ausdruckstanz erinnerten.

Wir trafen noch Meron, eine Rollstuhlmechanikerin und deren Familie und später per Zufall Fetle, die Köchin von Addis Guzo mit ihrer Tochter. Die Stadt war prallvoll und der Zugang zur Georgskathedrale für uns am Morgen aufgrund der Menschenmassen nicht möglich, am Nachmittag hats dann geklappt. 

Danach gingen wir mit einer riesigen Torte und ich mit Schokolade und ein paar Farbstiften als Geschenke zu Hailus Tochter, die bei seiner Mutter, mit seiner Schwester und seinem Bruder auf ca. 8 m² wohnt. In dem klitzekleinen Wohnzimmer war genug Platz für ca. 25 Kinder und 5 Erwachsene. Es wurde lauthals gesungen, getanzt. Friede, Freude und veganer Kuchen (wegen der Fastenzeit). Anfangs wurde ich von allen Kinder angestarrt und hinter meinem Rücken wurde über den Ferenji (so werden Weisse von den Äthiopiern genannt) gekichert. Mit der Zeit wurden dann alle sehr offen und ich gehörte dazu. Die Behausung war für mich eindrücklich: ca. 8qm mal zwei Stockwerke, oben Schlaf, unten Ess-und Wohnbereich zu viert. Das Haus wird vom Staat zur Verfügung gestellt und die Miete kostet ca. 15 Fr. pro Monat (etwa was mein Ausflug nach Bishoftu gekostet hat). Gekocht wird mit Kohle, geduscht und gewaschen mit Wasser aus dem Eimer. Es wurde nach dem Kuchen essen und Singen noch getantzt und weiter gesungen. Alle waren sehr glücklich, so schien es mir zumindest. Der Abschied war herzlich und ich verliess das Fest mit Zucker und Endorphin im Blut. 

Auf der Heimfahrt benützte ich zum ersten Mal die Stadtbahn, was gemütlich ist und das günstigste Reisemittel der Stadt (eine Fahrt à ca. 10min kostet ca. 15Rp). Das einzige noch günstigere ist Gehen, was ich mag und sonst nur die Ärmsten längere Strecken machen. Die weniger Armen gehen hier meistens nicht, wenn es nicht sein muss. Beim Menelik Square schafften wir es nun noch zur jetzt weniger bevölkerten Georgskathedrale. Hailu war es wichtig an diesem hohen Feiertag die Kirche zu besuchen, deren Wand zu küssen, sich segnen zu lassen und ein kurzes Gebet zu sprechen. Danach gabs einen traditionell zubereiteten Kaffee "auf der Gasse" und wir fuhren mit dem Minibus nach Hause. Abends war ich dann so müde, dass ich früh ins Bett ging und heute trotzdem noch müde war - müde und zufrieden...


Antworten

Äthiopien
Reiseberichte Äthiopien