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Rose City, Portland OR (20.-26. Okt.2018)

Veröffentlicht: 23.10.2018

Nach einer kurzweiligen Bahnreise kommen wir bei strahlendem Wetter in der 1896 erbauten Portland Union Station an. Unser zweites Airbnb befindet sich in einem sehr modernen Gebäude im Slabtown District. Wir brauchen ein wenig Zeit bis wir all die Codes und Schlüsselkästen gefunden haben um in unsere kleine Wohnung mit Geschirrspüler und Waschturm zu kommen.

Portland ist vor Allem schräg (nehmen die Timbers für sich in Anspruch), sehr grün, im Herbst sehr farbig, Hipster- Bier- und Kaffeemetropole. Politisch ist die Stadt gar nicht republikanisch.

Den Sonntag nutzen wir für eine erste Erkundungstour durch die Stadt. Zuerst besuchen wir den Saturday-Market. Allerlei Ramsch, Food-Stände und eine coole Band, die "Supadupa Marimba Bros" spielen auf. Ein paar Meter weiter schiebt sich eine lange, laute und schrill-schräge Schlange Leute langsam an einem Blues-singenden Gitarristen und seinem Schlagzeuger vorbei in den kultigen, sehr schrägen Voodoo-Doughnuts Laden. In der Innenstadt sieht man viele der rosafarbenen Voodoo-Doughnuts-Schachteln voller "Schweinereien", beste Werbung für die verrücktesten aber sicher nicht besten Doughnuts. Bei einem Teller sehr delikater Dumplings, im Afuri gleich gegenüber, geniessen wir das Schauspiel fasziniert.

Powell's Books bietet alleine in der Filiale in Portland über eine Million Bücher an. Über Internet haben sie Bücher vertrieben bevor Amazon existierte. Unglaublich was alles angeboten wird. Cool ist die Schlange Leute welche am "used books counter" anstehen um ihre Bücher zu verkaufen. Durch die 13th Ave im Pearl District spazieren wir zurück. Pearl, heisst der District,  weil die manchmal etwas unansehnlichen Fabrik- und Lagerhäuser oft Perlen bergen. Coole Bars, Restaurants, Galerien und typisch für Pearl, Tierspitäler, alles für den Hund, aber auch Yoga, Beauty, Barber Shops, Boutiquen und ähnliches.

Benjamin, führt uns auf einer Aerial-Tram- und Rooftop-Tour durch seine Heimatstadt. Sie beginnt mit einer ersten Kuriosität. Das kleine Amphitheater in der Ecke des Pioneer Square verblüfft durch seine Akustik. Wenn man genau im Zentrum des 3/4-Kreises steht, hört man sich beim Sprechen selber, "weird". Vor dem 1869 errichteten Pioneer Courthouse, welches seit 1875 Sitz des US-Bundesgerichts in Oregon ist und heute das Appellationsgericht des 9. Circuits beherbergt, erleben wir die "laid back"-Kultur live. In den Staaten Washington und Oregon ist der Konsum von Cannabis-Produkten für Erwachsene legal. In den Strassen läuft man immer wieder durch die typischen intensiv riechenden/stinkenden Cannabis-Wolken. Auf Bundesebene ist dem nicht so. Vor dem Betreten des Gerichtsgebäudes werden wir vom Sicherheitspersonal - mit einem breiten Grinsen - gewarnt, dass Personen welche Cannabis Produkte ins Gebäude bringen mit sehr strengen Strafen rechnen müssen. Etwas überraschend musste dann eine Person aus der Gruppe dem Guide den Rucksack zum Hüten übergeben :-). Fast alle Räume sind an diesem Tag zugänglich, die Möbel in den Büros und Gängen sind teilweise immer noch original, üppig, farbig, irgendwie typisch Amerikanisch. Auch im Gerichtssaal dürfen wir überall hin. Durch die alten Glasfenster in der Kuppel auf dem Gebäude hat man eine gute Rundumsicht auf die Umgebung des alten Gebäudes.

Die nächste Station der Tour führt dann mitten durch den riesigen Spitalkomplex des  OHSU. Zwischen wartenden Patienten und medizinischem Personal, gehen wir durch die Gänge, fahren Lift und schlendern über eine sehr lange überdachte Hängebrücke die einzelne Kliniken miteinander verbindet. Die Aussicht über die Stadt ist erstaunlich. Nach der Pädiatrie und irgend einer chirurgischen Abteilung kommen wir zur "Bergstation" des Portland Aerial Trams (Seilbahn von Doppelmayr). Wir nehmen uns Zeit um das Panorama zu geniessen bevor es runter in die City geht. Mit dem Streetcar geht es dann rüber in den Pearl District zu einem von Ecotrust gemanagten Haus. Das "Natural Capital Centre" ist ein bemerkenswertes Beispiel für grünes Bauen in Portland. Auf dem Dach haben wir wieder eine hübsche Rundumsicht.

Hauptsächlich unter dem Old Chinatown District wurden Tunnels von den Docks der Williamette direkt in die Keller von einigen Hotels und Tavernen gebaut. Eigentlich dienten sie dazu, Waren schnell und einfach von den Schiffen in die Häuser liefern zu können. In Portland kursiert die Geschichte, dass diese Tunnels für das Schanghaiing genutzt worden seien. Schanghaiing, für die Landratten in good old Switzerland, ist der allseits bekannte Ausdruck für das Pressen zum Dienst auf See. Neben Städten wie London und Liverpool war das Shangaiing auch gängige Praxis in Portland. Männer wurden unter Einsatz aller möglichen Praktiken, von Drohungen über Alkohol bis zu roher Gewalt gefügig gemacht und kamen nach dem Filmriss in der Taverne oder dem unsittlichen Date im Hotel nicht selten auf hoher See auf dem Weg nach Shanghai wieder zu sich. Wissenschaftlich lässt sich nicht belegen, dass die Tunnels tatsächlich dafür genutzt wurden, "se non e vero e ben trovato". Im Society Hotel, das aufwendig umgebaut wurde, können wir einige Details des Umbaus besichtigen, die Aussicht und die Sonne auf dem Dach geniessen und von Benjamin wieder Abschied nehmen.

Den Hipster-Teil der Stadt im Nordosten nehmen wir uns für den Dienstag vor. Strammen Schrittes geht's durch die nun kalte Luft in nord-östlicher Richtung an die Mississippi Avenue wo "a lot of history and a ton of love" zu finden sein müssten. Aber die Hipster sind noch im Nest als wir kommen. Wir "seckeln" fast die Strasse hoch, nicht wegen der Kälte aber wir müssen mal. In Alaska konnten wir mal ins Gebüsch um zu schauen ob es Bären hat, in der Stadt geht das natürlich nicht. Benjamin hatte am Montag Nina's Frage nach der Kriminalität noch so beantwortet: "the Risk is less than being without coffeine for 6 blocks. And it's very hard not to find a Café within 6 Blocks.

Weil wir so wenig laufen (gut 16'000 Schritte im Wochenschnitt) wollen wir in einem der Stadtparks ein wenig wandern. Bei Portland Parks and Recreation ist der Mills Ends Park aufgeführt. Frohen Mutes geht's Downtown und rüber an die Williamette. Nach etwas suchen stehen wir am Eingang des Parks. Der Rucksack war wohl überflüssig, sogar die Parkverwaltung in Portland ist "totally weird"

Ein schwierigeres Kapitel sind die Obdachlosen. Seattle und Portland sind, in Obdachlose/10'000 Stadtbewohner gemessen mit 54 respektive 52 nicht auf dem Niveau von New York (91) oder Washington D.C. (110).  Trotz grossen Anstrengungen und grossem Angebot an Programmen, Shelters und Essensausgaben scheint man dem Problem auch hier nicht Herr werden zu können. Glücklicherweise sind die Homeless genauso "laid-back" wie der Rest der Stadt. Ab und zu kommt sogar ein Spruch oder ein Lächeln.

Für den Freitag gibt es eine Planänderung. Wegen Gleisarbeiten können wir nicht mit dem Zug nach Vancouver durchfahren, in Seattle müssen wir auf einen Bus umsteigen.

For a glimpse on the ultimate "must sees" in Vancouver, visit us riiiight here, next week.

Have a good one, cheers for now.


Voodoodoughnut (die Voodoo-Doll ist toll):

https://www.voodoodoughnut.com/doughnuts/

Society Hotel:

https://thesocietyhotel.com/


  

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