Veröffentlicht: 26.12.2018
In den Laurentiden, am Ufer des Sankt Lorenz Stroms, dem drittgrössten Strom in Nordamerika, liegt das kleine Dorf Les Éboulements. Die Geografie der Region wurde vom Einschlag eines Asteroiden mit einem Durchmesser von ca. 2km vor 342mio Jahren geprägt. Der Einschlagskrater hat einen Durchmesser von 54km. Aufgrund der elastischen Rückfederung der Erdoberfläche entstanden mehrere ringförmige Gräben in deren Zentrum eine Erhöhung entstanden ist. 1965 wurden Druckkegel in den präkambrischen, kristallinen und palaeozoischen Sedimenten entdeckt die weitgehende Rückschlüsse auf den Einschlag und seine Auswirkungen erlauben. Tönt wahnsinnig kompliziert, funktioniert genau gleich wie ein ins Wasser fallender Wassertropfen. Durch den Verdrängungseffekt entstehen ringförmige Wellentäler und in der Mitte spickt der Tropfen zurück. Alles klar? Am Fuss der durch die "zurückfedernde" Gesteinsmasse geformten Erhöhung, inmitten der borealen Waldzone, liegt unser Mashk-Häuschen im "Repère Boréal".
Das Charlevoix-Gebiet, eine UNESO Biosphäre, ist vor allem im Sommer stark besucht. Im Dezember ist es sehr ruhig. Da dieses Jahr erst wenig Schnee liegt ist es noch ruhiger. Wir verbringen die Tage mit Ausflügen und kleinen Wanderungen. So erkunden wir zuerst Baie Saint Paul mit seinen kleinen Strassen mit vielen kleinen Häusern, Shops, Gallerien, Restaurants und Cafés. Bei Pedneault finden wir typische Produkte des Charlevoix und kaufen Cidre aus "pomme gelées" von der Isle aux Coudres, ein wenig Paté und eine Saucisse séchée . Zu Baguette, Käse und Pâté ist der Cidre sensationell. Die Quiche und der Apfelkuchen die wir bei "Fraîcheur et Saveurs" vertilgen sind hervorragend. Bei einem schönen Spaziergang an die Bucht von Baie Saint Paul und über den harten Schnee der auf den Feldern liegt verbrennen wir wenigstens einen Teil der vielen Kalorien wieder.
In Saint-Joseph-de-la-Rive ist nur gerade die Fähre in Betrieb. Alles andere ist im Winter geschlossen. Über den Eispanzer auf den Nebenstrassen und den Plätzen erkunden wir vorsichtig die Anlegestelle der Fähre. Die Wanderung entlang des Bachs hinauf zur alten Mühle brechen wir nach der dritten wirklich haarigen Passage ungefähr in der Mitte des Trails ab. Holztreppen die steile Passagen und sumpfige Gebiete überbrücken sind komplett vereist. Bergauf vermögen wir uns noch so durchzumogeln, aber die Perspektive da wieder runter zu müssen ist nicht berauschend. Einer unserer Ausflüge führt uns nach Tadoussac, zum Parc marin du Saguenay-Saint Laurent, wo sich im Sommer neben den Touristen Wale und Robben in rauhen Mengen tummeln. Im Herbst schwimmen Lachse auf dem Weg zu ihren Laichgründen den Saguenay-Fluss hoch. Die Microbrasserie ist eines der wenigen offenen Lokale. Ein kleines Plättli und ein tolles Bier zur Stärkung, dann machen wir uns auf einen kleinen Spaziergang um die Mündung des Saguenay in den Sankt Lorenz. Auch dieser Weg ist stark vereist, der steife Wind akzentuiert die tiefen Temperaturen.
Anfangs der Woche schwimmen auf dem Sankt Lorenz Eisschollen im Wasser. Flut und Ebbe treiben sie in die eine und dann wieder in die andere Richtung. Ein paar Tage später, als wir mit der Fähre auf die Isle aux Coudres übersetzen, dominiert das Eis. Bei fliessenden Gewässern bildet sich Eis nicht nur an den Ufern sondern auch am Grund, von wo Eiskristalle und Schollen aufgrund ihrer geringeren Dichte aufsteigen. An den Ufern des Flusses sammeln sich kleinere Eisstücke, bilden Schollen die zusammenwachsen. Zwischen den Schollen schwimmen Eispartikel die wie "crushed ice" aussehen, das Wasser ist zähflüssig, wirkt wie wenn ein Ölfilm auf der Oberfläche liegen würde. Die Fähre vermag die grossflächigen Schollen zu knacken, sieht sehr cool aus wie sie durch das Eis pflügt.
Am Donnerstag Abend schneit es endlich. Am Freitag brauchen wir das erste Mal die Schneeschuhe um über den Sentier "le Paysan", der in einem wilden Slalom über mehrere Geländerippen durch den Wald auf einen Hügel führt. Müde, schaffen wir es knapp vor der totalen Dunkelheit zurück zum Auto. Der Toyota ist in einen feinen, zähen Eispanzer gehüllt. Die Kratzerei ist mühsam, dass der Eisregen auf der kalten Windschutzscheibe sofort wieder anfriert ist noch mühsamer.
Am Samstag fahren wir zurück nach Quebec. Unser Mushk verlassen wir etwas ungern, hier hat es uns sehr gut gefallen. Da die Sonne scheint entscheiden wir uns für einen kleinen Umweg um noch etwas mehr von der Gegend zu sehen. Der Ritt über die schnee- und eisbedeckte Strasse endet abrupt in einem Schneehaufen. Weiter ist der Pflug nicht mehr gefahren.
Wir wünschen euch viel Spass, Erfolg, gute Gesundheit und schöne Erlebnisse im neuen Jahr, mehr aus Quebec bald in diesem Blog.
Ciao ragazzi…
Das Repère Boréal: