Veröffentlicht: 20.12.2018
Auf der Fahrt zu unserer nächsten Destination, Mont Tremblant, machen wir zwei Zwischenhalte. Den ersten bei der Boucanerie Chelsea Smokehouse um uns mit geräuchertem Lachs einzudecken, den zweiten schalten wir in Montebello ein. Da steht der vermutlich grösste runde Rundholzbau der Welt, das Fairmont Hotel. Mit Sicht auf den See geniessen wir einen leichten Lunch und machen die Einkaufsliste für die nächsten Tage. In Saint Jovite angekommen grasen wir zuerst den lokalen Metro-Markt, dann die Bäckerei und zum Schluss die Filiale des SAQ (Société des alcools du Québec) ab. Mit vollen Einkaufstaschen fahren wir an der Rue Saint Roche, bei unserem nächsten Airbnb, vor.
Lange bevor die ersten Europäischen Siedler in Kanada einfielen, lebten im Gebiet des Rivière du Diable Indianer der Weskarini Algonquin. Den Gipfel des Bergs auf dem heute Ski gefahren wird, nannten sie "Manitonga Soutana Trembling". Nach ihrer Vorstellung lebte "Gitche Manitou", ein Geist der den Berg zittern liess wenn etwas in der Natur nicht stimmte, auf dessen Gipfel. Das Resort liegt auf 875 MüM.
Trotz etwas dünner Schneedecke wollen wir in den nächsten Tagen dem Langlauf und dem Scheeschuhlaufen fröhnen. Eines der Langlaufzentren, das Domaine de Saint Bernard, liegt gleich hinter dem Lac Ouimet. Da fahren wir am nächsten Morgen hin um uns zu orientieren. Es ist Vorsaison, im Office wird eifrig Personal geschult, auf dem Boden stehen noch geschlossene Kartons mit der Ware für die Saison. Das kleine Restaurant ist auch noch geschlossen, immerhin brennt ein munteres Feuer im Eisenofen. Immerhin klappt es für eine Lektion Langlauf am nächsten Morgen. Auf dem Platz vor dem "Complexe Administratif" läuft mehr als drin. Wilde Truthähne, Eichhörnchen, Meisen, ein Specht und andere gefiederte Gesellen delektieren sich an den Körnern in den beiden Vogelhäuschen. Für heute nehmen wir uns die beiden offenen Hiking-Trails M1 und M2 vor. Der M2 führt am munzigen Lac Chevreuil vorbei. Eichhörnchen und Meisen verfolgen uns! Die Meisen haben eine Meise! Die sind so degeneriert, dass sie sogar den Fotoapparat als Monstervogelfutter anschauen und gleich zu viert oder gar zu fünft auf Kopf, Arm, Hand oder gleich einem Finger landen um dieses Riesen-Fressen anzupicken. Wir Wanderer brauchen ein Hashtag um gegen diese Belästigung durch Vögel anzugehen. Die offiziellen Wanderwege sind schon etwas gar flach und kurz. Deshalb packen wir den R4/Les Manics drauf. Eigentlich für Schneeschuhe gedacht und nicht freigegeben ist der Trail viel abwechslungsreicher und auch länger. Weil nicht viel Schnee liegt, geht das auch ohne Schneeschuhe gut. Beim Refuge, ungefähr in der Mitte des Trails, begegnen wir einer Hirschkuh und ihrem Kalb. Auch die sind nicht wirklich scheu. Neugierig beobachten sie uns ob wir nicht auch Futter haben. Zwei Damen, die ihnen Körner anbieten, fressen sie fast aus der Hand. Aufgrund der Schneesituation sind die offenen Loipen nur für das Skating präpariert. Das wird uns bei unserem Refresher morgen ein wenig fordern.
Am nächsten Tag schneit es, genau der richtige Tag für die Langlaufstunde. Mit Francois wetzen wir mal mit, mal ohne Stöcke, mal "comme en trottinette", mal mit Doppelstock-Technik ums Trainingsrund. Durch die fehlende Spur ist die Führung der Ski anspruchsvoll, aber eigentlich geht das alles ganz ok. Francois meint natürlich wir seien Spitze, aber Skilehrer sind eh alle Heuchler.
Auf meine Frage, welche grossen Muskeln man beim Doppelstock-Einsatz denn braucht wenn das mit dem Sixpack ein wenig schwierig ist, lacht er nur. Dafür zeigt er uns eine nette Übung die sicherstellen soll, dass man beim Doppelstock wirklich nur die Bauch- und Rumpfmuskulatur braucht und keine Kraft aus den Armen kommt. Hügeli hoch, Hügeli abe und nomal. Der Stemmschwung auf Langlaufski das ist absolutes Neuland. Auf die crazy Idee sind wir bis jetzt noch nie gekommen. Nina haut's gleich voll auf den Allerwertesten. Tapfer beisst sie sich durch den Rest der Lektion, aber das hat geschmerzt. Am Abend fahren wir ins Retortendörfchen um im Savoie ein Käsefondue (Futter für die grossen Muskeln!) zu vertilgen. Der Laden ist brechend voll, genau so wie das Caquelon. Lustig zu beobachten wie die Canucks am Raclette Grill verzweifeln. Dem Einen brennt der Käse an, beim Anderen läuft er vom Laib auf den Teller, der Dritte schmiert Bourguinionne-Fleischsaucen auf den geschmolzenen Käse, interessant. Das Fondue schmeckt eigentlich nicht schlecht, es ist aber zu dickflüssig und scheidet trotz eifrigem Rühren irgendwann.
Ja, ja die Savoyarden. In der Nacht vom 11. auf den 12. Dezember 1602 sind sie beim Angriff auf die Stadt Genf, in Mont Tremblant am Abend des 13. Dezember 2018 am Fondue gescheitert. Hätte die mutige "Mère Royaume" während dem harten Kampf dem einen Savoyarden statt einem Topf heisser Suppe unser Fondue über den Kopf gegossen, hätte der Kerl nicht nur Verbrennungen sondern auch ein Schädel-Hirn Trauma davongetragen.
Der Gang aufs Klo am nächsten Morgen ist etwas steif. Nach dem Frühstück gehen wir deshalb gleich noch einmal los um eine Runde auf eigene Faust zu laufen und das Wiedererlernte zu festigen. Die fehlende Spur, eine Schicht Neuschnee und der durch die relativ warmen Temperaturen weiche Schnee, stellen hohe Anforderungen an das Gleichgewicht. Elegant "fliegen" wir entlang des Rivière du Diable über die "A1/Grande Allée", und die "A7/Renard". Pflotschnass drehen wir zwei Zusatzrunden auf der Trainingspiste um die Doppelstocktechnik mit den grossen Muskeln zu perfektionieren.
Über die Ereignisse des nächsten Tages breiten wir den Mantel des Schweigens (Scheiss-Wetter, völlig unmotiviert usw). Wenigstens kommen wir beim Sortieren unserer Föteli voran, Googlen nach "cool stuff to do" für die nächsten Wochen und das zweite Volumen der epischen photographischen Dokumentation unserer Reise macht grosse Fortschritte.
Da kein Schnee fällt, erkunden wir in den folgenden Tagen die Schneeschuh-Trails im Domaine de Saint Bernard und marschieren auf dem alten Bahntrasse des Pti'Train nordwärts.
Weiter geht es mit einem Zwischenstopp in Champlain bei Trois Rivières nach Les Éboulements wo wir die Festtage tief im Wald verbringen werden.
Unseren Lesern wünschen wir auch auf diesem Wege besinnliche Festtage.