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#129 Shkodra - anders als erwartet

Veröffentlicht: 28.05.2022

17.-18. Mai 2022: Shkodra, Shëngjin


J. Wir verbrachten zwei Tage am Strand von Shëngjin. Dieser Ort ist bekannt dafür, dass viele Leute aus dem Kosovo hier Urlaub machen, denn er ist der dichteste und am besten zu erreichende Strand vom Kosovo aus. Die Leute aus dem Kosovo haben sich allerdings auch einen sehr schönen Strand ausgesucht. Wir sind durch die vielen Hotels und Baustellen für neue Hotels gefahren und am Ende der Straße an einem langen Sandstrand ohne Bebauungen angekommen, an dem wir direkt mit den Füßen im Sand parken konnten. Es war der schönste Sandstrand an dem wir bisher in Albanien waren. So schön, dass wir die Zeit genossen, badeten und uns sonnten und fast keine Fotos machten. Wir haben auch einen kleinen Spaziergang den Strand entlang zu einer Düne gemacht, die weniger an die Dünen an der Nordsee erinnerte, (obwohl die Farbe des Strandes und auch der Einstieg ins Wasser sehr an die Nordsee erinnerten,) sondern mehr an die Dünen aus der Sahara. Sie war extrem hoch und extrem steil und ziemlich beeindruckend, selbst wenn man nur ein kleines Stück hinaufgeht. (Allerdings haben wir keine Kamera mit zur Düne genommen.)

Als nächstes ging es für uns nach Shkodra. Shkodra ist für die meisten Reisenden in Albanien der allererste Stopp; die Stadt liegt nämlich sehr dicht am größten nördlichen Grenzübergang und so hatten wir schon viel von Shkodra gehört. Hier sollte der Verkehr besonders chaotisch sein und die Menschen besonders arm. Viele haben uns erzählt wie schockiert sie von den Lebensbedingungen waren, als sie durch Shkodra gefahren sind und wie schrecklich privilegiert sie sich gefühlt haben. Auch von hier hatten wir die Information, dass man bis zu zwei Wochen für den Kulturschock einplanen solle, den man unweigerlich bekomme, wenn man nach Albanien fährt. Ich war daher sehr gespannt auf diese Stadt.

Auf dem Weg von Shëngjin nach Shkodra

Vielleicht lag es an den vielen Geschichten, die wir vorher von Shkodra gehört hatten und unseren Erwartungen dementsprechend an die Stadt, aber ich kann keine der Geschichten bestätigen. Als wir nach Shkodra reinfuhren, gab es einen plötzlichen Platzregen und viele versuchten schnell nach Hause zu laufen oder zu fahren. Nachdem wir in Tirana waren, kam mir der Verkehr aber fast schon entspannt vor. Die Stadt hat eine Ringstraße, auf der man sehr gut die Innenstadt umfahren kann und auf der gar nicht so viel los war. Aber auch als wir am nächsten Tag in die Innenstadt reinfuhren, war der Verkehr ok und wir fanden sogar einen Parkplatz.

Schnell nach Hause durch den Platzregen.
Verkehr in Shkodra: neue Mercedese fahren hier genauso wie Lastenmotorräder
Am Rand von Shkodra fährt auch ein voller Heuwagen auf der Straße.

Die Nacht verbrachten wir auf einem super schicken Campingplatz, da es hier die besten Informationen über die sogenannten Albanischen Alpen gab, in die wir als nächstes reisen wollten (#130). Durch das große, abgeschlossene Tor und den Zaun um den Platz, erinnerte uns der Campingplatz etwas an eine Gated Community, denn Innen erinnerte absolut gar nichts an Albanien. Der Platz war allerdings wunderschön direkt am Shkodra Lake gelegen und sehr schön angelegt.

Am Strand des Campingplatzes am Shkodra Lake stehen Hängematten und Liegen zur kostenlosen Nutzung.

Nachdem wir alle Informationen erhalten hatten, machten wir uns am nächsten Tag auf den Weg in die Innenstadt. Es gab hier zwar viele kleine Läden, die eher an deutsche Garagen erinnerten, aber mir kam hier nichts besonders arm vor und ich fühlte mich nicht privilegierter als anderswo. Allerdings waren wir schon in Südostasien, ich auch schon in Togo, Afrika. Diese Erfahrung hat unsere Wahrnehmung sicherlich beeinflusst. Tatsächlich erinnerten mich einige der Geschäfte etwas an Vietnam.

Die Innenstadt von Shkodra ist ziemlich schön. In den vielen Cafés und Restaurants ist viel los, viele junge Menschen sitzen auf den Terrassen und die Fußgängerzone ist belebt.

Fußgängerzone in Shkodras Innenstadt

Ziemlich dicht beieinander stehen die große Hauptmoschee, eine große katholische und eine große orthodoxe Kirche, die alle durch ihre Architektur sehr markant und einfach zu erkennen sind. Dies symbolisiert die drei Religionen in Albanien recht gut, finde ich. 60% der Albaner bezeichnen sich als Muslime, 13% als orthodox und 7% als katholisch, wobei 90% ihre Religion nicht praktiziert (der Rest ist atheistisch). Trotz des eher kleinen Anteils an Christen in der Bevölkerung sind alle drei Gotteshäuser hier in Shkodra ähnlich groß und schön. Genauso wie jede Religion in Albanien als gleichwichtig gilt. So gelten in Albanien beispielsweise alle katholischen, orthodoxen und muslimischen Feiertage. Die Religionstoleranz in Albanien sucht seines gleichen.

Hauptmoschee
katholische Kirche
orthodoxe Kirche

Die Moschee haben wir besichtigt (die beiden Kirchen waren leider abgeschlossen). Ich durfte nur über einen Seiteneingang, durch ein Treppenhaus auf die Empore, von wo es eine super Aussicht in den Hauptraum der Moschee gab, in dem sich Florian mit einem Moscheemitarbeiter unterhielt. Außer dieser Geschlechtertrennung und dass wir unsere Schuhe ausziehen müssen, gibt es keine Regeln. In allen Gotteshäusern Albaniens ist es allen Menschen erlaubt zu beten, egal welcher Religion man angehört und welchen Gott man anbetet.

Diese Religionstoleranz wollte Papst Franziskus der Welt präsentieren, indem er seine allererste Auslandsreise, als erster Papst überhaupt, nach Tirana machte, in die Hauptstadt eines Landes mit nur wenigen Katholiken. Trotzdem war der Platz voller als zu jedem Fußballspiel oder irgendeiner anderen Veranstaltung und die allermeisten aus der ihm zujubelnden Menge waren keine Katholiken und nicht mal Christen. Diese außerordentliche Toleranz, die nicht nur toleriert, sondern sogar freundschaftlich unterstützt, ist ein positives Erbe der kommunistischen Führung, die einst den ersten atheistische Staat der Welt ausgerufen hatte. Über etwa 45 Jahre waren alle Religionen verboten, sodass jetzt, anders als in vielen anderen Ländern, die Religionen immer mehr Zulauf bekommen und neue Gotteshäuser gebaut werden.


Tag 215 – Gesamttour 16.137 km


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