Veröffentlicht: 22.09.2018
Der Nationalpark Chitwan ist wohl der am meisten besuchte in Nepal. Kein Wunder, soll er doch nicht nur landschaftlich wunderschönen subtropischen Regenwald bieten, sondern auch den bengalischen Königstiger, Panzernashörner, Elefanten, Gaur, Lippenbären, Leoparden, Krokodile und mehr als 544 Vogelarten beheimaten. Er liegt im zentralen Süden Nepals und bildet eine natürliche Grenze zu Indien. Nach den tollen Erfahrungen in Südafrika ist klar: Da will ich hin! Mit einem der zahlreichen Touristenbusse geht es früh morgens los. 7 Uhr ist Abfahrt. Okay, nepalesische Zeit. Denn richtig rollen tut der Bus erst eine Stunde später. Die Fahrt dauert zwischen 5 bis 7 Stunden, je nach Zustand der Straße. Später weiß ich dann auch, was der Reiseführer damit meint und habe Hochachtung vor dem Busfahrer. Unfassbar wie er uns bei Gegenverkehr am Steilhang zentimeterweise vorschiebt und auf schlammigem Untergrund den Schlaglöchern ausweicht. Gebucht habe ich den Aufenthalt als Tour bei einer Agentur, die Peter empfohlen hat. Unser Reisegeschmack ist so ähnlich, dass ich mit seinen Empfehlungen immer einen Voltreffer lande. Die Tour umfasst 2 Nächte/3 Tage und kostet 120 Dollar für An- und Abreise, Unterkunft, Verpflegung und Wasser sowie Aktivitäten. Ich bin gespannt. Als ich aus dem Bus trete, trifft mich die schwüle Hitze. Der Boden ist schlammig, offenbar hat es viel geregnet. Die Unterkunft entpuppt sich als nettes Bungalow-Hotel. Mein Zimmer ist überraschend groß, hat sogar Klimaanlage und einen Balkon. Wow, damit habe ich nicht gerechnet. Auch der Pool sieht gut aus.
Das Programm ist stramm und sieht jeden Tag aufstehen um 6 Uhr vor. Dabei ist das Bett sooo gemütlich. Blöder Mist.
Beim Lunch bin ich die Einzige mit 5 Kellnern. Sehr seltsam. Ich werde sehr aufmerksam bedient und komme mit der netten Kellnerin ins Gespräch. Danach ist erstmal Tasche auspacken dran, Nachrichten schreiben und ab in den Pool. Doch der Zugang ist verschlossen. Das Zimmermädchen, dass schon von Weitem strahlt, nimmt das in die Hand und ruft den Poolwärter, der wie sie mit erklärt gerade etwas isst. Ich versichere ihr, dass ich gut schwimmen kann und prima alleine sein, dass es mir völlig reicht, wenn sie einfach nur aufschließt und ich ein paar Bahnen ziehen kann und dass ich ihn auf keinen Fall beim Essen stören will. Sie lacht nur freundlich und erwidert, dass schließlich ihre Arbeit wäre und sie sie gern tun würden. Ihr glaube ich das sofort, man sieht es ihr an. Ihr Kollege kommt jedoch missmutig daher, schaut mich seltsam an als wäre ich eine unbekannte Spezies, knallt sich in den Schatten und spielt mit seinem Handy. Ich schwimme ein paar Bahnen. Das Wasser ist pipiwarm, aber egal. Ich liebe Wasser. Zum weiteren Verdruss des Poolwärters ziehe ich eine der Liegen einfach in den Schatten und lese im Reiseführer in der Kindle-App alles über den Nationalpark. Nach dem Dinner, das nicht schlecht ist, aber ehrlich gesagt lange nicht so lecker wie das Essen in den kleinen Klitschen geht es auf zur Sightseeing Tour. Zu fünft werden wir zum Eingang des Nationalparks gefahren, der echt um die Ecke liegt. Dann führt uns der Guide zu den Elefantengehegen. Hier sind die domestizierten Arbeitselefanten über Nacht angekettet. Die anderen Touristen sind ganz aus dem Häuschen und machen begeistert Fotos. Der Guide ist verwundert angesichts meines nicht vorhandenen Enthusiasmuses. Und als ich im erkläre, dass ich absolut dagegen bin, dass Elefanten in Ketten gehalten werden - an sehr kurzen Ketten übrigens- erläutert er mir stolz, dass sie gut versorgt werden und zwei Mal am Tag für einige Stunden zum Baden und Laufen freigelassen werden. Als domestizierte Elefanten wären sie weniger stark als die wilden und wären über Nacht im Wald in Gefahr. Ach was! Er checkt nicht, dass ich grundsätzlich gegen Domestizierung zur Unterhaltung von Touristen bin und grübele darüber nach, wo die Grenze ist. Fleisch essen ja oder nein? Mit Kindern in den Zoo gehen? Das muss wohl jeder für sich entscheiden.