Neuseeland/Südinsel & Australien/Victoria
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26.12.18 vom Fiordland durch das Lindis Valley bis nach Twizel

Veröffentlicht: 22.07.2019

Mittwoch 26.12.18

Und wieder klingelt der Wecker früh – es ist 6.30h und ich sitze stolz um 7.30h im Auto. Nach 25km fällt mir ein, dass ich irgendwie zwar mein Geschirr abgewaschen habe, mich aber nicht daran erinnere, es eingeräumt zu haben…Ich hatte das zusammen mit meiner Zahnbürste und Zahnpasta irgendwo abgestellt – nur wo? Ich halte an, suche nach den Sachen – nix. Also umkehren. Eben noch habe ich mich von den schönen Bergen des Fiordlandes verabschiedet, schon habe ich sie wieder vor mir. Um 8.30h starte ich erneut vom Campground. Meine Sachen warteten schön auf einem Tisch neben der Küche…Nun habe ich heute ja diese sehr weite Strecke nach Twizel vor mir und möchte zwischendrin ja noch das Lindis Valley erleben – eine mondgleiche Landschaft, die ich auf der ersten Neuseeland-Reise vor fünf Jahren so beeindruckend fand, aber kaum Zeit hatte, dort mal anzuhalten. Umso ärgerlicher ist der Zeitverlust durch meine Vergesslichkeit. Aber so ist es nun mal und ich hatte auch keine Lust, Besteckteile und Teller für die Camping-Vermietung nachzukaufen. Die Strecke ist wirklich schön, die Sonne scheint, aber der Wind ist fies und ich muß das Lenkrad mal wieder krampfhaft festhalten, um mit dem hohen Camper in der Spur zu bleiben. Entlang des Lake Wakatipu ist es wieder traumhaft schön und da ich von Süden komme, fahre ich auf der richtigen Seite und kann problemlos etliche turn-outs anfahren. Sobald man die Autotür aufmacht, haut einem der Wind dieselbige aus der Hand und man steht bibbernd mit Gänsehaut im eisigen Wind, um ein paar Bilder zu schießen. In Frankton tanke ich auf und bin um 13.00h unterwegs zur Kawarau Bridge, wo ich einmal mehr ein paar Bungee-Sprünge ansehe, im Shop ein paar Souvenirs erstehe und dann in Richtung Lindis Valley und Lindis Pass fahre. Der Himmel bewölkt sich – so war auch die Wettervorhersage und ich will keinen Regen im Lindis Valley haben. Also jetzt mal hurtig. Bei Cromwell fahre ich wieder am Lake Dunston entlang, den ich neulich von der anderen Seite, von Clyde aus angefahren und dort den Staudamm gesehen habe. Zillionen niedlicher gelber Blumen färben die Hänge links und rechts vom See und leuchten herrlich.

Eigentlich wollte ich in Tarras – einem Nest, das aus einem Shop und einem Café sowie einer Freiluft-Tanke besteht - einen Kaffee trinken und ggf. mal wieder tanken. Aber hier ist alles zu und so fahre ich unverrichteter Dinge weiter, denn mir nun selbst einen Kaffee zu kochen, ist mir zu zeitaufwändig, da doch noch einiges vor mir liegt. Hinzu kommt, dass die Strecke nicht nur kurvig sondern auch mehrfach leicht bergan geht und ich mit diesem ober-lahmen Camper permanent links rausfahren muß, um andere Camper gleicher Größe oder größere Wohnmobile vorbei zu lassen, die deutlich besser motorisiert sind, als dieser beknackte Mazda, den ich fahre. Mit 40kmh schleiche ich leichte Steigungen hoch und werde konstant zum Verkehrshindernis. Tw. fahre ich wirklich alle 200-250m raus und verliere natürlich enorm Zeit mit diesen Manövern und dem Abwarten der vorbeiziehenden Fahrzeuge, bevor ich mich halbwegs guten Gewissens wieder auf die Straße begebe.

Ich halte im Lindis Valley kurz an und genieße den Blick in diese unglaubliche Weite, die man erst richtig erfassen kann, wenn man die Größe der Busse und Wohnmobile in der Ferne ausmacht, die mikroskopisch klein wirken, wie sie auf dieser einen endlosen Straße quer durch diese Hochebene rollen. Neben mir erklimmen Leute in Flip-Flops und leichter Kleidung den Steilhang zum Viewpoint hoch. Einige haben enorme Probleme, den Hang wieder runter zu kommen, da es eher grobe Steine sind, die den Weg bilden. Unterhaltsame Beobachtung mit dem Fernglas aus der Wärme meines windgeschützen Autos…Die Kargheit des Tals ist eigentlich eher eine optische Täuschung, denn hier wachsen einfach keine Bäume sondern vorwiegend tussock grass. Seit rund 40 Jahren ist dies hier ein Nationalpark. Der SH8 kommt hier auf 971m Höhe und ist damit die höchste Schnellstraße der Südinsel und die zweithöchste in Neuseeland.

Nach gut 60km in dieser Landschaft erreicht man am anderen, dem nördlichen Ende erreicht man dann Omarama, ein Dorf, das eher deswegen eine gewisse Entwicklung genommen hat, seit ich vor fünf Jahren hier war, weil sich der SH8 nach Norden mit der Straße an die Ostküste nach Oamaru kreuzt. Mittlerweile gibt es hier zwei Tankstellen, ein paar Shops und ich tanke erstmal auf und fahre dann direkt weiter. Twizel ist nur noch 20km entfernt und es ist noch nicht so spät, so dass ich mir einen Abstecher zu den Clay Cliffs gönne.

Diese eigentümlichen Sandstein-Formationen, wie hohe Spitzen, liegen auf Privatgelände. Eine holperige Schotterpiste führt hinter einem Gatter zu einem Sandparkplatz unterhalb dieser Felsen. Man wirft an dem Gatter 5$ in eine Blechbüchse und schließt es wieder. Leider fängt es nun doch an zu regnen und es sind gerade mal 12°C, so dass ich leider von einem Spaziergang absehen muß, nur aus dem Autofenster ein paar Fotos schieße und dann wieder zurück holpere und weiter nach Twizel fahre.

In der Tat ist der Campground „full“ und ich bin froh, dass ich hier die zwei Nächte reserviert habe. Glücklicherweise ist es wirklich so, dass mein online gebuchter Preis für 2 Personen ist und ich also nun nicht 44$ pro Nacht zahle, sondern die Hälfte. Es gibt kostenloses WLAN – auch nicht schlecht. Der Weg zum Klo und Küche ist leider etwas weit (da habe ich noch nicht Akaroa gekannt…). Ich esse rasch meinen Salat und nach Betrachtung des Himmels packe ich doch nochmal zusammen, mache alles fahrtauglich und fahre los nach Tekapo – nochmal gut 60km eine Strecke. Ich kann doch nicht Neuseeland verlassen, ohne meinen Sehnsuchtsort am Abend zu sehen! Die Erinnerung an einen unvergleichlich tollen Sonnenuntergang, bei dem die Berghänge zu glühen schienen, ist mir nicht nur wegen eines großformatigen Fotos an einer Wand zuhause immer noch im Kopf.

Kurz hinter Twizel kommt man am Lake Pukaki entlang und es breitet sich hier ein gigantischer Sonnenuntergang am Mount Cook aus und ich stehe ehrfurchtsvoll in einem eisigen Wind mit zu Eis gefrorenen Fingern und ohne Schal und bewundere dieses Spektakel. Glücklicherweise funktioniert die Heizung im Camper gut und ich fahre mit warmen Füßen über die Hochebene, die nun folgt. Ich komme in Tekapo nun aber erst nach Sonnenuntergang an. Es ist eine schöne Dämmerung, aber nicht vergleichbar zu dem, was ich hier vor vier Jahren gesehen habe. Insgesamt hat sich hier einiges verändert. Ein Einkaufszentrum, viele Bauzäune, Läden, die nur chinesisch beschriftet sind - auch die Chapel of the Good Shepherd ist von einem häßlichen orangenen Textil-Zaun abgesperrt, was überhaupt keine schönen Motive mehr auf den Lake Tekapo zulässt. Ich mache ein paar halbherzige Fotos und verkrümel mich etwas ernüchtert rasch wieder in meinen Camper. Vielleicht wäre es besser gewesen, hier nicht nochmals herzufahren, und es so in Erinnerung zu haben, wie es mal war. Ich fahre zügig im Dustern zurück nach Twizel und muß einmal mehr das Lenkrad mit aller Kraft festhalten, weil über die Hochebene ein heftiger Wind bläst. Von hinten drängeln blendend LKWs. Mehr als 90-100kmh kann ich einfach nicht fahren, denn die Windböen sind gemeingefährlich und ich möchte nicht noch einen Wildunfall haben, da hier garantiert mindestens Possums unterwegs sind. Gegen 23h bin ich auf dem dusteren Campground und wohl die Einzige, die noch wach ist. Schnell zum Zähneputzen und ab in die Waagerechte.

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