Veröffentlicht: 22.07.2019
Donnerstag 27.12.18
Unglaublich – die Sonne scheint, als ich um 8.30h aufstehe. Wie üblich brauche ich dann doch 90min für Duschen, Frühstücken, Abwaschen, Wegräumen, alles verpacken, Stromkabel einrollen. Heute will ich nun den Hooker Valley Track laufen, wofür ich mit Argusaugen die Tage schon den Wetterbericht verfolgt habe. Es soll ab mittags bewölkt sein und so sause ich um 10.00h los Richtung Mount Cook Village. Die Straße führt 60km entlang des südlichen/linken Ufers vom Lake Pukaki, der einmal mehr mit seiner unglaublichen Türkis-Färbung atemberaubende Fotomotive liefert, insbesondere mit dem schneebedeckten Mount-Cook-Massiv am Ende. 1,5h gehen so für diese Strecke ins Land und ich bin nach 11.30h am Parkplatz und finde so ungefähr den letzten auf dem Rasen, der dort noch zu ergattern ist. Es ist viel los. Hier beginnen viele Wanderwege unterschiedlicher Dauer und so parken hier Leute durchaus auch für mehrere Tage, oder nur für ein paar Stunden. Es sind Camper, Wohnmobile, Autos. Nun ja. Es ist eben absolute Hochsaison und Ferienzeit. Als ich nachmittags zurück komme, stehen die Autos und Camper mittlerweile noch die Straße hoch und der Parkplatz ist noch voller.
Ich schnappe mir nun Wasser, Kameras, Mütze, Sonnenbrille und Sonnenmilch und laufe in Richtung des Hooker Valley Tracks. Es sind jetzt unglaubliche 20°C und es ist der erste Tag, an dem ich bis abends keine Jacke trage. Ich bin froh, dass ich meine Wanderstiefel anhabe und nicht mit den Wandersandalen unterwegs bin. Der Walk ist doch etwas grob, wenngleich online immer die Fotos Leute zeigen, die auf einem Boardwalk laufen. Davon hat diese Strecke aber bestenfalls 400m. Neben dem Track verläuft fast konstant der Hooker River, der sich aus dem Gletschersee speist und durch das Gletschermehl eine grau-grüne Färbung hat. Nachdem man die erste Hängebrücke überquert hat, liegt links der große Mueller Glacier Lake – ebenfalls ein Gletschersee, der aus einem 13km langen Gletscher entstanden ist, der im Aoraki-Massiv verläuft und hier in diesen See mündet. Riesige Seitenmoränen rahmen ihn ein.
Rund 12km ist der Hooker Valley Track lang, führt überwiegend über gut ausgetretene Wege, die durchaus auch mal über ein paar unbehauene oder lose Steine und Wurzeln führen. Man überquert zudem drei Hängebrücken. Auf dem Hinweg hat man konstant das Mount-Cook-Massiv und den Mount Cook/Aoraki vor sich. Der Weg endet an einem Gletschersee, in dem Eisschollen schwimmen, die vom deutlich sichtbaren Gletscher es Mount Cook stammen. Links und rechts des Weges blüht und brummt es und es sind unvergleichlich tolle Naturmotive, die sich hier ergeben. Schmetterlinge, Buchfink, Moose – ein Augenschmaus! Dazu die Sonne – was für ein Geschenk ist dieser tolle Tag doch! Kurz nach 14h erreiche ich dann den Gletschersee unterhalb des Aoraki und mache eine kurze Pause mit Blick auf den See und den Aoraki, bis irgendwelche Leute sich völlig unreflektiert direkt vor mich stellen, um mit Leuten neben mir lautes Palaver zu führen. Ich rücke um die herum auf die andere Seite, damit ich weiter den Ausblick genießen kann. Im Gletschersee versucht sich tatsächlich der eine oder andere Tourist im Baden – brrr! Der Rückweg zum Parkplatz ist dann schneller, der Blick logischerweise nicht mehr so spektakulär und so bin ich gegen 15.30h wieder am Auto. Ich biege noch kurz hinter dem Parkplatz nach links Richtung Tasman Valley ab, einem benachbarten Tal, das völlig anders aussieht, als „um die Ecke“. Hier sieht es aus wie auf dem Mond. Einmal um die Kurve sind saftige grüne Wiesen. Das ist schon witzig. Am Ende der Straße liegt hinter einem Parkplatz irgendwo nicht weit der Tasman Lake. Aber der Parkplatz ist voll, so dass ich umdrehe, da ich keine Lust habe, um diese Uhrzeit jetzt noch zu warten, um dann erst loszulaufen. Das wird etwas spät und irgendwie habe ich langsam mindestens Lust auf einen Kaffee. Also zurück, wieder über den Hooker River auf dessen Brückenkopf jemand ein totes Possum gelegt hat – ob das wohl die anderen Possums warnt, sich hier nicht zu tummeln?
Ich halte am Straßenrand mit Blick auf den Aoraki und in die andere Richtung auf Lake Pukaki, werfe meine eine Gasflamme an und mache mir einen Kaffee, hol meine Stühle raus und genieße zwei große Becher Kaffee in der Sonne in einer bunten Wiese. Erst um 17.30h, als die Sonne langsam hinter den Bergen verschwindet, mache ich mich völlig geflasht von diesem Tag auf den Rückweg, der etwa knapp 2 Stunden dauern wird. Ich halte auf dem Rückweg noch einmal auf einem geschotterten Parkplatz oberhalb des Lake Pukaki, um ein Foto des Aoraki im Abendlicht zu machen – und komme aus dem Schotter mit dem Camper nicht mehr weg. Der Wagen gräbt sich mit den Hinterrädern in den Schotter und so sitze ich fest. Es ist nun schon nach 18.00h und die Anzahl der Autos, die hier lang kommen gleich null. Doch nach ca. 10min sehe ich von weit hinten zwei Lichter auf mich zukommen und winke, so dass die Leute halten. Erst zögerlich, sind sie dann doch bereit, zu schieben und mit 3 Mann schieben plus 1 im Auto kriegen wir den Camper aus dem Schotter raus. Was für ein Scheiß-Parkplatz?!
Erleichtert fahre ich nochmal zum Visitor Center neben dem Lake Pukaki, um hier dann die Abendsonne noch zu erleben mit den zu erwartenden Reflexionen auf dem Wasser. Aber nix da – es fängt um 18.30h an zu regnen – was hab ich doch für ein Glück den ganzen Tag über gehabt. Selbst die vorhergesagten Wolken blieben eher hinter der Vorhersage zurück. Ich warte noch ein bißchen, dass es vielleicht besser wird und lade schon mal meine Bilder auf mein Tablet und verlasse dann letztlich doch um 19.50h diesen eigentlich schönen Punkt, um nach Twizel zu fahren, was nochmals etwa 10km sind. Ich tanke gleich noch auf, damit ich das morgen nicht mehr machen muß, laufe noch schnell durch den Four Square, um Wasser und Joghurt zu kaufen und bin um 20.30h am Campground. Mache mir noch eine Dose warm und verbringe den Abend mit dem Nachtragen meines Tagesbuchs.