Neuseeland/Südinsel & Australien/Victoria
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28.12.18 Über den McKenzie Pass - dem Schafdieb hinterher

Veröffentlicht: 22.07.2019

Freitag 28.12.18

Es war so kalt in der Nacht, dass ich nach langer Zeit mal wieder zusätzlich die Fleecedecke brauchte. Als ich um 7.30h aufstehe, sind es 9,5°C im Camper. Als ich um 9.30h losfahre sind es immerhin schon 15°C und die Sonne ist draußen. Ich fahre kurz in Twizel zum Shoppen. Ich brauche Lebensmittel und muß nun auch etwas strategisch planen, weil ich nur noch 5 Tage habe und keine großen Vorräte mehr brauche. Die Post suche ich vergeblich, vor 5 Jahren war hier noch eine. Mittlerweile sind es 17°C und die Leute sitzen gut gelaunt auf den Bänken und Rasen, genießen Kaffee und ich bummel noch ein bißchen durch ein paar Läden, bevor ich mich auf den Weg in Richtung Tekapo mache. Also der gleiche Weg wie gestern, heute aber im Hellen. Am Lake Pukaki folge ich der Straße an das rechte Ufer, von wo aus man inmitten von blauen Blumen ein wahnsinnig schönes Panorama auf den Aoraki und den Lake Pukaki hat. Ich kann nicht mehr zählen, wieviele Bilder ich von diesen zwei Naturschönheiten habe…Mit der Sonneneinstrahlung und den Wolken verändert sich die See-Farbe konstant von grau zu grün zu türkis und zurück. Entlang des SH8 Richtung Tekapo sind gigantische Flächen mit Lupinen zu sehen. Ein traumhafter und bunter Anblick, wenngleich die Neuseeländer diese ebenfalls eingeschleppten Pflanzen nicht schätzen, da sie endemische Gewächse mehr und mehr verdrängen.

In Tekapo ist die Hölle los. Ich hole mir Briefmarken, ein Eis und noch ein paar Socken und ein rotes Woll-Shirt in dem Laden, in dem ich jedes Mal Woll-Sachen kaufe. Man könnte schon langsam von mir als Stammkunden sprechen. Mittlerweile sind hier viele Läden mit chinesischen Schildern versehen und viele chinesische oder japanische Angestellte zu sehen. Die Zahl der asiatischen Touristen ist in meinen Augen größer als die der restlichen. Da diese Leute gern in Busgruppen unterwegs sind, ist der Busparkplatz zwischen Einkaufszentrum (neu) und dem alten Ladenblock voll mit Reisebussen. Hier ist der Busbahnhof entstanden, wo auch die Linien-Überlandbusse halten, weswegen hier Unmengen von Backpackern hocken und das Toiletten-Häuschen mit endlosen Menschenschlangen umgeben ist. Ich tanke in Tekapo nochmal auf und rolle um 14.10h aus diesem Touristen-Magneten in Richtung Burke’s Pass. Bevor ich den Burke’s Pass erreiche, der eher eine spektakulären Blick auf den Lake Tekapo und die Schneegipfel der Southern Alps bietet, wenn man über den Highway von Osten kommt, will ich ins Landesinnere abbiegen, um von dort aus den McKenzie-Pass zu fahren. Dies ist jetzt eine der Pass-Strecken, die ich auf der Südinsel fahren wollte und eigentlich schon anders eingeplant hatte, aber wg. des nassen Wetters nicht in Angriff genommen habe. Ohne mein Navi hätte ich die Abfahrt auf die Haldon Road nach rechts irgendwann verpaßt. Denn ausgeschildert ist diese Strecke über den Pass nicht. Es ist eine back country road, die zum größten Teil Schotterpiste ist und daher für Touristen eher selten eine Option. Schon kurz nach Verlassen des SH8 bin ich von Stille umgeben. Nur Wind, das Rauschen in den Gräsern, eine endlose Weite – und ich. Ich könnte hier ewig stehen und staunen, aber ich stehe eben auf einer Straße, wenngleich hier wirklich kein Auto ist. Ich will ja eh noch weiter, denn zunächst bin ich nur auf einer Straße, die zum McKenzie führt. Nach knapp 20km auf der Haldon Road, geht es links ab auf die Mackenzie Pass Road, die etwas sehr grob aussieht, aber ich bin jetzt hier und wollte diese Strecke fahren, also keine Zweifel aufkommen lassen und losfahren. Der Camper scheppert und klappert und ich frage mich einmal mehr, ob ich heute abend noch Geschirr habe, das heil ist.

Die Geschichte von John Mackenzie, dessen Namen diese Straße und der anschließende Pass trägt, ist eigentlich witzig und auch typisch neuseeländisch. James Mackenzie war eigentlich ein Schafdieb, der es geschafft hat, im Jahr 1855 ungefähr 1000 Schafe aus verschiedenen Herden zu klauen. Darunter war ein sehr auffälliges Schaf, dessen Eigentümer Leute losschickte, dieses und den Rest seiner Herde zu suchen. Auf seinem Weg wurde er aber gestellt, als er hier in der Waikato Hochebene inmitten dieser Tiere entdeckt wurde. Er gab an, dass er im Auftrag handelte und die Schafe nach Otago bringen sollte. Man glaubte ihm nicht, setzte ihn fest, er brach aus und lief 160km nach Lyttelton (bei Christchurch), wurde dort erneut verhaftet und zu 5 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Zweimal entkam er seiner Arbeitsgruppe innerhalb der ersten paar Wochen, die im Straßenbau tätig war, jeweils für einige Tage. Er wurde immer wieder eingefangen und bereits nach einem halben Jahr im Vollzug befand ein Gericht, dass es Fehler in der Ermittlung durch die Polizei und im Prozess gegen Mackenzie gegeben habe und sprach ihn frei. Zweifelsohne war er ein Gauner und er hatte immer wieder eine riesen Portion Glück. Irgendwie haben die Neuseeländer ihn dafür wohl in ihr Herz geschlossen. Der Mackenzie Pass wurde nicht zuletzt durch ihn ein gut genutzter Weg durch die Hochebene und die Berge von Waikato.

Schafe gibt es hier heute nicht mehr so sehr viele, wenngleich natürlich immer wieder welche an den Hängen zu sehen sind. Die Straße ist tw recht schmal, die Kurven eng – aber mir kommt nur zweimal ein Auto entgegen. Es ist traumhaft-schönes Wetter und am Scheitelpunkt des Passes mache ich eine kleine Pause und genieße auf die eine Seite den Blick auf die endlose Ebene und auf der anderen Seite in die sanften Hügel, die von sattem Grün und gelben Butterblumen bewachsen sind und nun vor mir liegen.

Ich fahre die recht steile Schotterstraße nun in ihren Kurven hinunter und bete, dass mir niemand entgegen kommt, da ich nun an der Hangseite fahren muß und – solange mir keiner entgegenkommt – dies etwas großzügiger auslege kann. Aufgrund der vielen nicht einsehbaren Kurven ist das immer etwas schweißtreibend und so fahre ich langsam und aufmerksam, trete dauernd die Bremse und merke, wie der Boden unter meinen Füßen wieder heiß wird. Dieses Auto…!! Ich halte irgendwo an und muß mal das konstante Määäähhh! der Schafe filmen. Eine Minute O-Ton aus Neuseeland.

Die Straße endet für mich in Albury. Ich hätte irgendwo auch noch weiter nach Süden fahren können, aber das hätte mich von meiner groben Richtung Nord-Nord-Ost abgebracht, so dass ich nun Albury ansteuere. Ich biege hinter dem Ort nach Norden ab und erreiche gegen 17.00h Fairlie. Ein kleiner, süßer Ort mit einem kleinen Campground. Für 25$ ist der OK. Ich stehe auf einem Grasflecken, hole meinen Tisch und Stühle raus und werfe schnell noch eine Waschmaschine an, da es noch früh am Tag ist. Nach 2 Wochen muß ich meine Fleecejacken und auch ein paar Hosen waschen. Teilweise habe ich in der Kälte der Nächte in einer der Fleecejacken geschlafen, will sie aber auf dem Rückflug wieder anziehen. Da es keine Wäscheleine gibt, breite ich die Sachen auf dem Gras um meinen Camper aus, hänge sie z.T. auf Bügel an die Aussenspiegel in den Wind. Ich sitze noch etwas in der Sonne, bis diese hinter den hohen Tannen verschwindet. Tatsächlich beißen mich hier nochmal ein paar Mücken und ich verziehe mich irgendwann nach einem kargen Abendessen in den Camper.

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