Veröffentlicht: 22.07.2019
Sonntag 30.12.18
Irgendwie klingelt der Wecker um 7.30h, wenngleich ich ihn bewusst eigentlich gar nicht gestellt hatte. Egal. Es ist stürmisch draußen, ich bin mehrfach in der Nacht davon wach geworden, weil der Camper wackelte wie ein Lämmerschwanz.
Duschen und Toiletten habe ich komplett für mich alleine. Ich frühstücke dann letztlich doch in der Sonne mit Wind an dem Campingtisch neben meinem Gefährt und habe sofort wieder Besuch von der niedlichen Katze, die gern auch mal meinen Camper von innen inspiziert. Als sie nichts erben kann, verzieht sie sich beleidigt. Ich wasche ab, schreibe nach nunmehr 12 Tagen die ersten 5 Postkarten und rolle gemächlich um 10.30h vom Campground, tanke in Methven auf und kaufe mir nun (3 Tage vor der Abreise nach Australien) eine Straßenkarte. Eigentlich hätte ich gern eine nur von der Nordinsel gekauft, weil ich mich jetzt schon entschieden habe, die nächste Reise nur dorthin zu machen und überhaupt, dass es noch eine vierte Neuseeland-Reise geben soll. Es gibt aber nur eine Gesamt-Neuseeland-Straßenkarte, aber die wird auch bei der Planung helfen.
Ich folge der SH77 Richtung Osten und komme bald zur Rakaia Gorge. Es ist bewölkt und ich fliege fast weg, als ich kurz aussteige. Ich finde allerdings keine echten Parkplatz und fahre weiter. Ich muß das Lenkrad fest mit beiden Händen umklammern, weil der Camper in seiner Höhe mal wieder bei dem Wind unglaublich schwer in der Spur zu halten ist.
Ich folge der SH72 Richtung Christchurch und biege hinter der Innenstadt nach Lyttelton ab. Ein kleiner Ort, der an steilen Hügeln klebt. Hier war 2011 beim zweiten Beben im Februar das Epizentrum in der Nähe. Die Wucht des Erdbebens war damals so stark, dass man es sogar auf der hunderte Kilometer entfernten Nordinsel spüren konnte. Am Mount Cook-Massiv – also rund 300km Luftlinie von hier hat sich damals ein riesiger Eisbrocken aus einem Gletscher gelöst und ist in den Tasman Lake gerauscht und hat dort eine Tsunami-ähnliche Flutwelle ausgelöst. Mich erinnert das an die Geschehnisse am Mt. St. Helens in Washington State, wo die abgesprengten Gesteinsbrocken in einen Bergsee krachten und eine 75m hohe Flutwelle auslösten. Hier, in Lyttlelton und natürlich bekanntermaßen in Christchurch sind unglaublich Schäden entstanden und auch hier sind viele Lücken zwischen den Häusern, in denen vorher Wohngebäude, Läden und Büros gestanden haben.
Heute sind immer noch Häuser abgestützt, von anderen sind Fotos vor den Brachen zu sehen. Ich laufe die Hauptstraße rauf und runter. Viel los ist nicht – aber es ist eigentlich ein hübsches Örtchen, insbesondere wg. der tollen Lage. Wer hier am Hang ein Haus hat – lebt zwar ggf. gefährlich, hat aber die meiste Zeit einen tollen Blick auf die Bucht. Lyttelton ist auch Kreuzfahrthafen – auch das hatte mich mal interessiert, wo man da so ankommt. Ich setze mich zum Lunch in ein Café am Albion Square und genieße Pancakes & Kaffee. Da die Straße um die Landzunge offenbar nicht befahrbar ist, muß ich durch den Tunnel zurück, bin dadurch aber nach 20min an meinem Campground in New Brighton am Meer.
Der Campground ist ziemlich groß und voll. Der Platz, den ich zunächst zugewiesen habe, ist gar nicht mit dem Camper erreichbar und als ich ihn zu Fuß inspizieren will, steht dort ein PKW und es sitzen Leute beim Grillen…Also zurück zur Rezeption, ich kriege einen anderen Platz, direkt neben dem Haus mit Küche, Klo und Duschen.
Nun ist Bewegung gefragt. Ich laufe zu Fuß zum Strand, was nur etwa 300m sind. Eine riesige Bucht mit einem mordsbreiten Strand erstreckt sich vor mir – und das auch noch praktisch menschenleer. Schade, dass es bewölkt ist. Ich laufe hier zwei Stunden am Wasser entlang, setze mich zum Ende hin auf eine Düne und genieße einfach die Zeit. Zurück im Campground entdecke ich im Abendlicht ein dahinter liegendes Estuary, also ein Vogelschutzgebiet. Eine Lagune mit knorrigen Bäumen, vielen Wasservögeln und einem schönen Sonnenuntergang. Leider ist es Ebbe und der Eindruck eher matschig.
Ich setze mich vor meinen Camper und versuche die Geräuschkulisse von den gemeinsam essenden Zeltbewohnern, die 15m neben meinem Camper vor der Campküche an langen Tischen sitzen und sich – überwiegend auch noch deutsch – laut unterhalten, auszublenden. Tagebuch schreiben, Bilder aufs Tablet übertragen und dann den Mücken entfliehen. Oh je, bald muß ich NZ verlassen…