Veröffentlicht: 22.07.2019
Um 9.30h verlasse ich diesen vollen Campground. Die Duschen waren ganz ok. Da die Sonne scheint, fahre ich kurz nochmals zum Strand und mache ein paar sonnige Bilder von der Bucht. Mein Ziel ist heute einer meiner neuseeländischen Lieblingsorte: Akaroa.
Es gibt hier einen TOP10 Holiday Park, in dem ich mir schon im Mai einen Platz für 2 Nächte mit Blick auf die Bucht reserviert habe. Es ist Sylvester und ich wollte hier einfach einen für mich tollen Platz haben. Der Campground liegt etwas vor der Stadt hoch oben am Hang und hat nur etwa 6-7 Plätze mit diesem ungehinderten Blick auf die Bucht. Dafür ist der Preis stolz: 94 NZ-Dollar (also gut 50 EUR) für 2 Nächte ist der absolut höchste Preis, den ich auf der ganzen Reise für einen Campingplatz bezahlt habe.
Die Anfahrt von Christchurch nach Akaroa braucht etwa 1,5 Stunden. Die Strecke verläuft zunächst durch flaches Gelände, eine Schilf-Landschaft kündet vom nahen Meer. Die letzten rund 45 min verlaufen jedoch in einer endlosen Aneinanderreihung von steilen Kurven. Hier werde ich wieder zum Hasser meines lahmen Campers. Ich versuche im 2. Gang wenigstens mit 30-40kmh die Kurven zu durchfahren, aber muß praktisch jede sich bietende kleine Ausbuchtung neben der Straße anfahren, um den Verkehr vorbei zu lassen, der sich direkt hinter mir staut. Danach heißt es: Anfahren am Berg mit einer Möhre, die dies mit 5-8km/h einleitet und ich somit direkt wieder nach 100m rausfahren kann, weil hinter mir schon wieder 30 Autos klemmen. Nach einer Kurve habe ich plötzlich einen dicken Tanklaster mit Anhänger vor mir. Es ist unglaublich, dass solche Fahrzeuge hier auf der Straße unterwegs sind, wo schon kaum Wohnmobile im Gegenverkehr aneinander vorbei kommen. Der Tanklaster fährt noch langsamer als ich und ich schleiche mit 20km/h hinter dem stinkenden LKW her, habe überhaupt keine Sicht mehr und auch das nervt. Ein Überholversuch mit dem Camper geht fast ins Auge, also lasse ich alle besser motorisierten Autos wieder mal vorbei und halte am linken Straßenrand für 10 min an, um mich dann wieder in die Schlange einzureihen, die sich hinter dem Laster herzieht. Nun habe ich aber wenigstens etwas Sicht nach vorn. Mein Camper röhrt und röhrt und das Bodenblech unter und neben mir wird kochend heiß. Wie immer liegen hier Handtücher zum Trocknen. Das ist wie ein eingebauter Wäschetrockner. Nur frage ich mich, wann ich hier ggf. ein technisches Problem bekomme, wenn ich den Camper immer so quäle. Aber was soll ich machen? Noch 3 Tage, dann bin ich das Teil endlich los.
In Akaroa – wo ich ziemlich abgenervt irgendwann ankomme – ist viel los. Ein Kreuzfahrtschiff liegt in der Bucht, Parkplätze sind auch nicht zu finden. Also drehe ich irgendwann um und steuere doch erstmal den Campground an. Der liegt nicht wirklich gut für einen Fußweg in die Stadt, deswegen wollte ich eigentlich erst einen Stadtbummel machen und dann dorthin. Aber nun bin ich erstmal nur genervt und will meinen Stellplatz und aufs Klo.
Der Platz, den ich kriege, ist dann so blöd, dass ich von meinem Camper überhaupt keinen Blick auf die Bucht habe, denn hinter mir wächst eine mannshohe Hecke und aus einem Camper hat man somit nur Blick auf Blattwerk, nicht aber auf den Hafen. Also laufe ich wieder zur Rezi und nach langem Hin und Her kann ich dann doch einen benachbarten Platz bekommen, der heckenfrei ist.
Da es hier nun auch nicht so klasse ist – es ist wirklich viel los – entscheide ich mich nun nochmals zu einem Anlauf mit dem Camper runter nach Akaroa zu fahren. Der Fußweg wäre sehr steil, was insbesondere beim Rückweg ziemlich lästig wäre und ich davon ausgehe, dass ich ggf. im Dunkeln erst zurück laufen würde. Also Auto.
Ich fahre durch Akaroa durch und laufe zu Fuß zum Leuchtturm. Der stand nicht immer hier und ich verzichte auch heute auf eine Tour. Was ich bei den letzten zwei Malen in Akaroa nicht geschafft habe, war eine Auffahrt der Lighthouse Road, von der aus man einen tollen Blick auf die Bucht und die Berge hat. Dieser „Abstecher“ flößt mir letztlich echt Angst ein. Die Strecke ist zwar leer, aber extrem schmal, steil, kurvig und schief. Mehr als einmal habe ich Schiß, dass der Camper kippt, weil die Straße derart angeschrägt ist. Das Auto ist am Limit und ich auch. Bei der nächstbesten Gelegenheit fahre ich in eine Feldeinfahrt, wende und fahre zurück. Puh! Nie wieder mit einem Camper! Keine weiteren Routenexperimente dieser Art. Dennoch: Der Blick von meinem Wendepunkt dort oben auf die Bucht, den Ort und die Berge – ist schon atemberaubend. Das Wetter ist auch mittlerweile richtig toll mit 25°C und einer leichten Brise. Wow – der 3. Tag in Sandalen!
In Akaroa finde ich einen nicht wirklich legalen Parkplatz sogar im Schatten eines Baumes und hoffe, dass die Polizei mich nicht abschleppt. Ich bummele die Pier entlang, an der die Tenderboote des Kreuzfahrtschiffes die Gäste absetzt und abholt und finde einen Trailer, der hier frischen Fisch aus der Bucht brät, grillt und verkauft. Ich gönne mir einen red gurnard – eine neuseeländische Lachsart. Danach muß ich erstmal viel laufen – es war eine riesen Portion. Also durchstreife ich sämtliche Läden, umrunde die Bucht und laufe durch den anderen Stadtteil, kreuz und quer. Wie schon vor fünf Jahren bei meinem letzten Besuch hier, sind die Gärten überbordend mit bunten Sommerblumen bestückt, die langstielig über die Holzzäune ragen und die bunten Häuser umranken. Nicht enden wollende Fotomotive.
Zurück auf dem Campground – es ist dann doch noch hell – habe ich auf den benachbarten Plätzen nun riesige Wohnmobil-Nachbarn. Mein Mini-Camper sieht dazwischen wie ein Beiwagen aus und ich möchte mir nicht vorstellen, wie ich so ein riesen Gefährt hier hoch gefahren hätte, bei der Straße, die hier hinführt. Leider sind neben mir wieder mal Deutsche. Auf der anderen Seite eine dänische Familie.
Der Weg zu Küche und Klo ist steil und weit. Dieser Campground mag zwar schön liegen, er wird mir aber nicht als der beste meiner Reise in Erinnerung bleiben. Natürlich ist hier top-high-season und es ist so unendlich voll und laut – die Waschräume bei den vielen Leuten natürlich auch entsprechend strapaziert, unsauber, auch, wenn sie offenbar mehrmals täglich gesäubert werden.
Mein Silvester-Mahl besteht aus einem 3 Tage alten Brötchen mit den letzten 2 Ecken Schmierkäse und Gewürzgurken, dazu gibt es einen neuseeländischen Rosé, den ich mir noch in Methven gekauft habe. Um mich herum sind die Leute in Feierlaune. Es wird palavert, Musik gemacht, gelacht, Kinder sausen herum. Eigentlich eine schöne Stimmung.
Um Mitternacht passiert mal wieder: Nichts.
Ich hatte das vor fünf Jahren ja in Wellington auch schon erlebt. Da gab es 5min Feuerwerk und das war’s. In Akaroa gehen etwa 3 Raketen unten im Ort in den schwarzen Nachthimmel, hinter mir wird gefeiert und bald ist es angenehm ruhig. 2019 hat begonnen…