Veröffentlicht: 22.07.2019
Dienstag 25.12.2018
Um 6h geht mein Wecker, kurz nach 7h laufe ich dann doch schon los und telefoniere mit der Familie zuhause, die nun beim Weihnachtsessen des Heilig Abends sitzt. Ich muß noch bis etwa 7.45h vor dem Ausflugsboot warten, die Sonne scheint, über dem Wasser steht noch der Morgennebel, es ist einfach traumhaftes Wetter mit strahlend blauem Himmel und einer strahlenden Sonne – allerdings sind es gerade mal 11°C. Die Fahrt über den Lake Manapouri ist atemberaubend schön. Nach etwa einer Stunde haben wir im West Arm des Sees das Visitor Center erreicht und von hier aus geht es mit dem Bus über den Wilmot Pass weiter. Die Schotterstraße ist die einzige in Neuseeland, die nicht per Auto sondern nur per Schiff erreicht werden kann. Schon Ende des 19. Jahrhunderts hatte man die Schönheit dieser Region entdeckt und es gab einige Hütten und Wanderwege. Die Straße jedoch wurde Anfang der 1960er Jahre gebaut, um Material für den Bau eines Staudamms für die Manapouri Power Station einfacher anliefern zu können. Bauteile, die zu schwer waren, um sie auf Fähren über den See zu befördern kamen über das Meer und den Doubtful Sound mit großen Frachtern, die es auf dem Lake Manapouri nicht gibt. Diese Power Station versorgt heute vorwiegend die Aluminium-Hütte in Bluff, die ich vor ein paar Tagen gesehen habe. Daher wird diese Aluminiumherstellung auch so kritisiert, weil sie ein enormer Energie-Schlucker ist. Unabhängig davon ist auch der Bau dieses Kraftwerks nicht ohne Proteste abgegangen, da zunächst offenbar geplant war, den Wasserspiegel des Lake Manapouri anzuheben, um das Gefälle zwischen dem See und dem Doubtful Sound auf der anderen Seite und so die Energiegewinnung noch zu erhöhen.
Für die ungefähr 20km lange Strecke über den Wilmot Pass braucht der Bus eine halbe Stunde. Denn wir folgen nicht nur der teuersten (!) Straße Neuseelands, sondern auch der steilsten, die man mit Bussen befahren kann. Die Fahrer sind da schon herausgefordert und mehr als einmal ist mir an meinem Fensterplatz nicht so wohl, wenn sich direkt neben mir ein Abgrund auftut. Der Preis von etwa 1$ pro Zentimeter Straße ist in den 1960er Jahren unfassbar teuer gewesen und das, obwohl sie bis heute eine schmale Sand- und Schotterpiste ist.
Ein recht moderner, motorisierter Katamaran wartet am Anleger auf uns Touristen (es sind etwa 90 Leute dabei) und ich sichere mir einen Platz oben auf dem offenen Deck. Es gibt hier echt wenig Sitzplätze. Die Sonne scheint, aber mir ist klar, dass es gleich schweinekalt werden dürfte und wundere mich über Mitreisende in Tops, kurzen Hosen und Sandalen. Nun denn…Direkt nach dem Ablegen ziehe ich mir meine Jogginghose über meine Wanderhose und habe gleich schön warme Beine. Dazu kommt meine wattierte Jacke über meine Fleecejacke, unter der ich ein langärmeliges T-shirt und eine dicke Jacke trage. Dazu ein Schal um den Hals und die Sonnenbrille auf die Nase. Der Wind ist eiskalt und der Fahrtwind tut sein Übriges. Der Doubtful Sound wird häufig als deutlich schöner, als der einfach erreichbare Milford Sound, bei dem ich bei den letzten zwei Reisen immer war. Beides sind eigentlich Fjorde und durch Gletscherbildung entstanden. Er ist auf jeden Fall anders, mit mehr Seitenarmen. Er ist etwa 40km lang und mißt an seiner tiefsten Stelle um 420m. Eine Besonderheit hier sind sog. „hanging valleys“ Täler, die in großer Höhe auszumachen sind. Insgesamt ist dieser Fjord für mich nicht soooo beeindruckend, wie ich es vermutet hatte. Auch im Vergleich zu Norwegen ist es hier zwar schön, aber nicht so atemberaubend spektakulär. Mir hat der Milford Sound aufgrund der Höhe und Steilheit der Hänge tatsächlich besser gefallen. Hier ist natürlich weniger los und die Natur scheint mir ursprünglicher zu sein, wenn ich die Wälder an den Hängen sehe. Auch hier gibt es Narben durch Erdrutsche entstanden sind und so auf etliche Meter breiten Flächen mitsamt der Bäume ins Meer rauschen, wenn der Regen zu heftig wird und die Haftung nicht mehr ausreicht. Bis zu 6 Meter Niederschlag fallen hier im Jahr – so wird dieser wolkenlose Tag zu einer Besonderheit.
Nach einem Abstecher an das Ende des Fjords und einem Blick auf die wilde Tasman Sea und danach in einen völlig stillen Nebenarm und einem wundervollen Blick auf so manche hanging valleys und Wasserfälle, geht es zurück zum Anleger und per Bus über den Wilmot Pass. Unterwegs gibt es noch einen Stop an einem Aussichtspunkt, von dem aus man bestens den Doubtful Sound sehen kann.
Um 14.45h bin ich nach der zweiten Fahrt über den Lake Manapouri wieder am Anleger, wo es heute morgen los ging. Auf dem Campingplatz werfe ich eine Maschine Wäsche an, da ich weiterhin mehr von meinen warmen Klamotten brauche und während die kurzärmeligen Sachen weiterhin ungetragen sind, müssen die anderen immer mal wieder etwas erfrischt werden. Ich ergattere nach der 40-Minuten-Wäsche ein bißchen Wäscheleine und hänge den Rest auf den drei Bügeln, die zum Camper gehören an den Außenspiegeln des Autos auf und lege sie vor mir ins Gras. Die Sonne scheint, der Wind pustet – nach einer Stunde sind die meisten Sachen trocken. Den Rest des Tages habe ich heute Urlaub! Ich sitze in der Sonne an meinem Tisch neben dem Camper, sortiere Bilder, lese endlich mal ein wenig, futtere den Rest meines Kartoffelsalats und des Käsekuchens und haue mich relativ zeitig ins Bett.