Navina im Dschungel
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Tag 25: Erster Monsun auf Sumatra

Veröffentlicht: 27.10.2018

Wenn man denkt, man könnte an einem indonesischen Flughafen die Zeit nutzen, um einen Blogeintrag zu schreiben, irrt man sich. Wenn man denkt, man könnte einen buddhistischen Tempel besichtigen und Fotos machen, wird man selbst zum hundertfachen Fotomotiv.

Immer tritt zaghaft die mutigste Person aus der Gruppe auf uns zu und fragt nach einem gemeinsamen Foto mit den „German friends“. Wenn das Eis so erstmal gebrochen ist, stürmen meist alle anderen Umstehenden auf uns zu. Handys werden herumgereicht,  es wird gekichert und der Tempel oder Blogeintrag sind vergessen. So geht es uns meist, wenn wir unter Menschen sind. Ein oft schönes Abgelenktwerden.

Gestern kamen wir in Medan, der drittgrößten Stadt Indonesiens an. Diese liegt auf der riesigen Insel Sumatra, für die alleine man Monate bräuchte, wenn man sie bereisen wollte. 

Unser Spaziergang führte uns durch staubige Straßen vorbei an Ständen mit zuckrigem Orangensaft und an Verkäufern, die armevoll winzige Käfige mit Vögeln darin umhertrugen. Als ich das sah, erinnerte ich mich an Bali, wo die Verkäufer kleine Plastiktüten mit einzelnen, bunten Fischen darin an Kinder verkauften. Diese Beutel transportieren sie mit ihrem Motorrad durch die Dörfer, sodass die Fische wegen der Sonne wohl in heißem Wasser vor sich hin kochten. Die Fische waren auf Bali also als Kinderspielzeug gedacht. Und auch hier in Medan trug ein Junge stolz einen Vogel im Käfig davon.

Als wir schon fast auf dem Rückweg waren, weil wir uns von den ununterbrochenen „Hello“ Rufen auf der Straße etwas erholen wollten, eilte ein sehr alter, zahnloser Mann auf uns zu, gestikulierte wild und zeigte auf einen bunten Tempel. Er führte uns über die Straße und schon standen wir in einem buddhistischen Tempel, in dem Menschen umhergingen, die riesige Räucherfackeln oder einen ganzen Strauß aus mehrere Päckchen Räucherstäbchen auf einmal vor  sich hertrugen. Es wurde im ganzen Raum gebetet, in einer Ecke wurden bunte Papierblumen gefaltet, in der anderen aßen Menschen Nudelsuppe auf dem Boden. Ich konnte die Augen kaum offenhalten, denn die Luft war voll von Räucherstäbchen. So taumelten wir in den nächsten Tempel, in dem wir von einer ganzen Schar buddhistischer Frauen empfangen wurden. Es folgte, was immer folgt: Fotos! Und darauf: Essen! Die Frauen rückten Stühle und schenkten uns Mandarinen und ein Mittagessen. Und dann platzte draußen unser erster Sumatra Regen herunter. Zwei Stunden versank die Stadt in Wassermassen. Vier Stunden später war alles wieder trocken.

Und all diese Erlebnisse haben wir dem zahnlosen Mann auf der Straße zu verdanken. 


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