Mit Geschichte(n) um die Welt
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Pearl Harbor Memorial in low-budget

Veröffentlicht: 13.12.2024

Pearl Harbor Memorial gilt als Muss für jeden Hawaii-Besuchenden - so jedenfalls sagt es das Internet. Und die Bewerbungen dazu am Flughafen, im Hostel, in Geschäften, in Cafés. An Besuchenden mangelt es der nationalen Gedenkstätte nicht. Sie hat fast jeden Tag von 7 Uhr morgens (!) bis 17 Uhr geöffnet. Im Jahr sollen mindestens 1,8 Millionen Menschen den Ort besuchen. Oder richtiger wäre es von “Orten” zu sprechen, denn es sind mindestens vier zentrale Punkte zu besuchen, vier Museen, bei denen jeweils ein Aufenthalt von ein bis zwei Stunden Minimum empfohlen wird. Alle haben horrende Eintrittspreise: Will man alles sehen, sind es um die 100 Dollar. Beim Besuch dürfen keine Taschen mitgenommen werden, selbst die Kleinste muss für umgerechnet etwa 7 Euro abgegeben werden - das ist mehr als ich für mein Busticket hin und zurück, je 90 Minuten pro Fahrt bezahlt habe (Pearl Harbor - Waikiki Beach vice versa)… Das alles schreckt offensichtlich aber kaum ab und anscheinend kommt jeder Hawaii-Touri hier vorbei. Na ja, und natürlich auch ich.

Online finde ich, dass der eigentliche Eintritt auf das Gedenkstättengelände kostenfrei ist und somit wird mein Besuch eine Low-Budget-Erkundung. Der omnipräsenten Bewerbung nach würde ich dadurch viel, vielleicht alles verpassen, doch mein Interesse für U-Boote, Militärflugzeuge und -schiffe hält sich in Grenzen und mein Vorwissen zum Zweiten Weltkrieg würde ich als ausreichend bezeichnen. Mir reicht die Erkundung des historischen Ortes ohne Schnickschnack. 

Die Hauptausstellung am Eingang ist in der Tat kostenfrei und erzählt über den japanischen Überraschungsangriff auf Pearl Habor, den umgekommenen US-amerikanischen Soldaten und Zivilist:innen, sogar ein bisschen über die japanischen Angreifer und deren Planung sowie japanische Amerikaner und Hawaiianer und deren kollektive Lagerinternierung nach dem Angriff. Auch findet sich einiges zu den Zivilisten auf Hawaii und deren Einsatz für die US-Armee (bis 1950 gehörte die Inselgruppe Hawaii nicht zu den USA) und dann gibt es auch einiges zur Erinnerung an die Toten des Angriffes vor Ort sowie das nationale US-amerikanische Gedenken daran. Die Atomraketen, die dann letztendlich den Zweiten Weltkrieg beendeten und zugleich bis dahin unbekannten Schaden und Zerstörung wie Verluste forderten, sind nach meinem Ausstellungsstudium ausgelassen. Offensichtlich ist das zu unbequem für die Erzählung vor Ort. Der Zweite Weltkrieg endete, so im Museumsshop, mit dem Kuss eines Matrosens und einer Krankenschwester in New York am Times Square. Wer davon nicht Magnete, Schlüsselanhänger, T-Shirts, Aufkleber, Puzzle und Plakate kaufen möchte, hat noch eine enorme Auswahl an Kleidungsstücken, mal mehr, mal weniger im Militärlook und für jedes Alter. Die Auslage des Buch- und Geschenkeladens an sich zu analysieren, ist schon allein einen Besuch wert.

USS-Arizona Memorial

Als das Highlight des Besuchs wird das USS-Arizona Memorial empfohlen (auch kostenfrei zu besichtigen).

USS Arizona Memorial
Im Arizona Memorial

Marinesoldaten fahren die Besuchenden für etwa 15 Minuten zum Wrack des Schiffs, das als Symbol des Angriffs auf Pearl Habor am 7.12.1941 gilt. Über 900 Soldaten sind bei dem Inferno ums Leben gekommen und eine über das Wasser schwebende Gedenkstätte ist der zentrale Ort der US-amerikanischen Staatstrauer. 

Bevor es auf das Boot zur Gedenkstätte geht, werden die Besuchenden eingestimmt: Kurz, fast schon streng und kommandierend, erklärt ein Gedenkstättenmitarbeiter, dass man nun zu einem “sacred place” fahre, einem heiligen, ja sakralen Ort. “Fotos machen ist erlaubt, kein lautes Sprechen oder das Nutzen des Telefons!” Es gehe darum, den gefallenen Soldaten und Veteranen der US-Armee die letzte Ehre zu erweisen. Respekt und Ruhe, sind seine Worte.

Die USS Arizona Gedenkstätte wurde von einem Österreicher konzipiert, Alfred Preis. Nach 1938 (Österreich wurde Teil des Deutschen Reiches) verließ Preis sein Heimatland und erhielt Zuflucht auf Hawaii. Als “enemy alien”, als Ausländer und dazu Staatsangehöriger eines dann US-Feindesland wurde er 1941 interniert - Das war nach dem Angriff und dem offiziellen Einstieg der USA in den Zweiten Weltkrieg bei dem viele Deutsche, Österreicher und auch Japaner sowie andere festgehalten wurden, egal, ob sie für oder gegen die Nazis/Faschisten waren. Eben dieser Architekt ursprünglich aus Österreich verblieb auch nach 1945 auf Hawaii und plante dann die Gedenkstätte, heute eine der wohl Bekanntesten in den USA.


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