Veröffentlicht: 05.05.2020
Es gibt Tage, da ist alles Scheisse. Nach einem perfekten Wochenende mit Freunden sitze ich am Montag mit Muskelkater im VW Bus auf dem Weg zu meinen Trockenmauern. Ich bin mir sicher, dass Christof der Spitzensportler nach unserer Verabschiedung die ganze Strecke nochmals rückwärts mit dem Einrad gefahren ist. Ich jedenfalls bin ein Häufchen Elend und das Katzengejammer von Baschi macht den Tag um 7.30 Uhr auch nicht besser. Da ich des Bikens noch nicht wirklich mächtig bin und der Gleichgewichtssinn bei alten Säcken offenbar abnimmt, gehört ab und zu ein Sturz ins Grüne dazu. Meistens kippt dann mein Velo nicht bergwärts, wo ich sanft nach 30 Zentimeter Sturz in duftenden Alpenkräutern landen würde, sondern talwärts, wo ich nach 10 Meter freiem Fall von Fichtenästen aufgespiesst werde. Zum Glück hat es Christof nicht nur in seinen Wädli, sondern könnte im Ernstfall als Zahnarzt meinen ausgerenkten Kiefer wieder in die richtige Position bringen. Meine lieben Mitbiker fahren meterhohe Absätze mit einem Grinsen im Gesicht, machen ein Selfie dazu und klatschen vor Freude in die Hände, während ich mir fast in die Hosen scheisse.
Ich weiss natürlich, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist und dass Geduld, Beharrlichkeit und Schweiss eine unschlagbare Kombination für den Erfolg sind. Als Experte für Trockenmauerkurse predige ich wie der Messias meinen Jüngern, sie sollen sich nicht mit anderen vergleichen, sich nicht stressen lassen und einfach den Tag zu geniessen. Mandarinen sind ja schliesslich keine Tomaten und motorisch gestörte Ü-40, sind keine Kunstturner in ihren Zwanzigern. Ich komme mir nicht mehr ganz wie ein DAU (Dümmster anzunehmender User) von Biketrails vor und bin sogar ein wenig stolz diesem Weg der tausend möglichen Tode getrotzt zu haben.
Nach wilden Abenteuern in Kanada und auf dem Bike hat mich der grausame Alltag wieder. Doch nach dem Niederschreiben dieser Worte riecht dieser Tag nicht mehr ganz so streng. Und trotzdem: Montag bleibt Montag und Baschi ist eine Heulsuse.