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Mal ufe, mal abe, mal rechts und links...

Veröffentlicht: 19.05.2021

Die Berge wie auch das Leben sind weder gütig noch grausam. Die steinernen Haufen aus Schutt zeugen von steter Veränderung, von Wachstum und Zerfall. Mit dem inneren Auge wähne ich mich schon auf dem Gipfel, der Weg scheint klar, Körper und Geist drängen hinauf. Und plötzlich ein Wetterumschlag, die aufgeplatzte Blase am Fuss oder die aufkommende Angst. Jeder Aufstieg birgt das Potential, den Gipfel zu erreichen oder eben nicht. Starke Emotionen keimen auf – von purem Genuss, über lähmende Angst bis zur grenzenlosen Freude.

Die Skikanten greifen nicht und schlitternd rutsche ich dem vermeintlichen Abgrund entgegen. Den Gipfel nicht erreicht. Mein hart erarbeitetes Selbstbewusstsein stürzt ein, wie einst die Felsmassen am Piz Kesch auf den Gletscher gedonnert sind. Die Ausgeglichenheit und die mühsam erlernte Geduld donnern zu Tale wie eine wütende Lawine. Die Kanadier wollen mich nicht einreisen lassen und die Schweden stossen mir die Türe vor der Nase zu. Mein Rucksack war für Abenteuer in der weiten Welt bereit, die Salami eingepackt, die Karten studiert und der Pickel geschärft. Wütend werfe ich mein Reisegepäck mit der angeschimmelten Wurst in die Ecke. Enttäuschung. Wie der schadenfreudige Berg fordert mich das Leben auf, mich mit mir einmal mehr auseinanderzusetzen.

Es wird eine Weile dauern, bis ich mit einem Lächeln auf das Geschehene zurückblicken und vom Gipfelkreuz stolz ins Tal schauen kann. Oder wie es die Postkarte im Haus meiner Schwester es ausdrückt: Es ist alles nur eine Phase. 

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