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Abseits vom Reisen

Veröffentlicht: 30.12.2018

Nach knapp 3 Monaten unserer Reise haben wir einige kulturelle sowie landschaftliche Schätze entdecken dürfen und sind beeindruckt von den Orten, die wir bereits bereist haben. Wir sind besonderen Menschen begegnet, die uns viel über ihre Heimat berichtet haben und somit auch von den Missständen und Problemen ihrer Länder. Folgende Themen, die wir hier kurz anreißen möchten, sind uns unter anderem immer wieder begegnet.

Als wir zum Beispiel vor einigen Monaten noch in Deutschland in einer Reportage erfahren haben, dass sich Monsanto (inzwischen Bayer Tochter) ein Saatgut-Monopol erwirtschaftet und eng mit Regierungen zusammenarbeitet (nicht nur in Südamerika!), haben wir den Wahrheitsgehalt im ersten Moment etwas hinterfragt. Man kommt mit diesen Themen nunmal auch nicht so oft in Berührung, da es in den bekannten Medien (abgesehen von Glyphosat) kaum behandelt wird. Hier, am anderen Ende der Welt, ist das Thema jedoch aktueller denn je und begegnet uns immer wieder. Die Namen "Bayer" oder "Monsanto" sind in aller Munde. Die Menschen berichten, dass streng kontrolliert wird, welches Saatgut sie verwenden und es immer schwieriger wird, alte Sorten und eine Diversität zu erhalten. In letzter Zeit versuchte bspw. die argentinische Regierung mehrfach, das Saatgut-Gesetz von 1973 zu ändern, das den Landwirten eine freie Verwendung ihrer Saaten erlaubt. Dies

"…ist Teil einer globalen Offensive, die das Ziel verfolgt, das Saatgut, das die Grundlage aller Nahrungsmittel-Ketten ist, unter die Kontrolle der Unternehmen zu stellen", heißt es in einem Aufruf gegen das "Bayer-Monsanto-Gesetz"."

Mehr dazu auf der deutsch-sprachigen Lateinamerika-Nachrichten Seite "Amerika 21", die uns bei der Recherche zu bestimmten Themen immer wieder begegnet ist. (https://amerika21.de/2018/12/218174/argentinien-bayer-monsanto)

Beim täglichen Einkauf in diversen Super- und Minimärkten fällt ebenfalls auf, dass die typischen, verdächtigen Großkonzerne nicht zu umgehen sind. Mehrfach versuchen wir bspw. Produkte von Nestlé zu vermeiden, doch die einzige Alternative ist oftmals ein Produkt desselben Unternehmens. Gleiches gilt für Unilever, Pepsico, Coca-Cola usw. Man hat das Gefühl, dass es heimische Produkte nur schwer ins Regal schaffen. Sicherlich sind ähnliche Problematiken in Deutschland auch bekannt, doch hier erscheinen die Umstände deutlich verschärft.

Monopolstellungen sind hier auch im Kleineren nichts ungewöhnliches, so stellen wir immer wieder fest, dass diverse Busunternehmen, Touranbieter, Fähren in einer bestimmten Region alleine vertreten sind und somit die Zügel der Preisgestaltung in der Hand haben. Um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Die Machtstellung der Konzerne schlägt sich selbst in der Landschaft nieder. In einigen Regionen prägen Kiefer - oder Eukalyptus Monokulturen das Bild, die hier nicht beheimatet sind und verheerende Auswirkungen auf den natürlichen Kreislauf und das Gleichgewicht haben. Ein großer Teil der ehemaligen Waldbestände wurde für die Landwirtschaft, Möbel- und Bauindustrie gerodet.

Auch müssen sich die Menschen hier schon sehr auf die Hinterbeine stellen, damit nicht noch mehr Minen (oftmals europäischer Unternehmen, die hier Gold oder Kupfer abbauen wollen) die Natur zerstören und giftige Rückstände hinterlassen, die für die Produktion benötigt werden. Vor allem in weniger besiedelten Gebieten sehen die Menschen den Minenbau im ersten Moment oft als arbeitsplatzschaffend und somit positiv, müssen dann jedoch häufig feststellen, dass die Arbeitsbedingungen nicht ihren Vorstellungen entsprechen und bleiben nach ein paar Jahren auf den Trümmern einer zerstörten Landschaft sitzen, die nach dem Abzug der Unternehmen hinterlassen wird. Nachhaltig ist dieser Prozess keinesfalls, da das Gebiet anschließend nicht mehr touristisch genutzt werden kann und der eigentliche Gewinn nicht im Land bleibt (zumindest nicht bei der einfachen Bevölkerung). Ähnliche Ausbeutungen finden hier bspw. auch im Fischfang bzw. -zucht statt. Dies verschärft das Armutsproblem und die Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer.

Der Großteil dieses Beitrags ist nicht auf harte Fakten zurückzuführen, sondern beruht auf unseren eigenen Erfahrungen und Gesprächen mit Einheimischen. Glücklicherweise sind sich viele der Problematiken bewusst und es gibt Bewegungen in die richtige Richtung. Z.B. die Vermeidung eines Goldminenbaus in Esquel durch die "No a la mina"- Bewegung, die Erschließung einiger Gebiete für nachhaltigen Tourismus, die Gründung von Naturschutzgebieten, einen hohen Anteil erneuerbarer Energien in Argentinien.

Wir hoffen, dass sich das Bewusstsein weiter ausbreitet damit diese wundervollen Landschaften und Tierwelten erhalten bleiben können.

Antworten (1)

Anja
Klasse Kommentar Lisa and Jan, danke fürs Teilen! Backpacking ist einfach super... durch stinknormale Hotelurlaube hättet ihr sicherlich nicht so wahnsinnig viele und authentische Eindrücke gewonnen. Da merkt man mal wieder, wie wenig wir hier in Deutschland trotz vergleichsweise hochwertiger Nachrichten- und Berichterstattung mitbekommen.