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Noch ein letztes heißes Bad & dann sagen wir "Adios México".

Veröffentlicht: 28.04.2022


Wir waren bisher zwar auf kleineren Märkten aber noch nie auf einem Wochenmarkt und das sollte sich nun ändern. Es ist Sonntag und in Tlacolula, südlich von Oaxaca Stadt, soll es einen super schönen und authentischen Sonntagsmarkt geben. Also nix wie hin. Dafür fahren wir gern noch einmal 20 km zurück. Mathias war nur damit beschäftigt „Hoffentlich lohnt sich das und hoffentlich wirst du, Caro, nicht enttäuscht“ und nein, wir wurden nicht enttäuscht. Einen so riesigen und wirklich schönen Markt hatten wir gar nicht erwartet. Es gab alles von Obst über Gemüse, Handwerkskunst und Co. Wir schlenderten zwischen allen Mexikaner*innen über den Markt. Kauften Obst und Gemüse ein und sogar Fleisch. Nach ca. 3h waren wir ganz schön müde. Es ging zurück zum Womo. Es gab Pollo (Hühnchen) vom Markt und dann ging es für uns weiter Richtung Norden. Für diese Nacht brauchte es „nur“ einen Schlafplatz aber gern in der Natur. Wir fanden auch einen schönen Platz in der Natur. Mitten in den Bergen. Die Hauptstraße führt über uns entlang. Der Platz ist nicht einsehbar (dachten wir). Hier machten wir es uns gemütlich. Während des Abendessen fuhr ein Einheimischer mit Fahrrad an uns vorbei. Guckte interessiert. Auf seinem Rückweg sprachen wir ihn an, ob wir hier übernachten könnten. Er war super nett und sagt ja. Er sagte noch sehr viel mehr aber das verstanden wir nicht. Mit einem Lächeln fuhr er weiter.

Wir kuschelten uns ins Bett. Wollten gerade einen Film schauen, als wir ein Auto hörten. Es hielt direkt neben uns. Keine zwei Minuten später klopfte es an der Tür. Es muss irgendwas gegen 21:00 Uhr gewesen sein. Mathias kletterte aus dem Bett und machte die Tür auf. Zwei Männer standen vor uns. Sie erzählten uns, dass sie Polizisten sein und wollten unsere Ausweise sehen. Mathias fragte sie, ob sie uns zunächst ihre Ausweise zeigen könnten, da die beiden weder ein Polizeifahrzeug noch Uniform hatten. Sie konnten sich nicht ausweisen. Mathias wollte gerade die Tür schließen da hielt einer von beiden die Tür auf. Ich, Caro, versuchte etwas ein zu lenken und die Situation zu schlichten. Die beiden Männer sagten immer das gleiche. Irgendwann verstanden wir es. Es wäre zu gefährlich hier zu stehen. Der Platz ist von der Straße einsehbar und man würde uns überfallen und erschießen. Wir sollten ihnen doch ins Dorf folgen. Dort wäre es sicherer. Puh, zwei Männer in der „Nacht“, welche Polizisten sein sollten aber dafür keine Beweis hatten. Irgendwie packte Mathias dann auf einmal alles zusammen und wir fuhren ihnen hinterher. Wir sprachen noch ab, wenn uns irgendwas komisch vorkommen würde, würden wir sofort umdrehen und abhauen. Ok. Los ging es. Am Ende landeten wir an einer Kirche neben dem Rathaus. Die beiden sagten noch, wir könnten das kostenfreie Wifi nutzen und hinter uns wäre Wasser. So merkwürdig die Situation war, so nett war es auf einmal. Noch etwas verunsichert kletterten wir zurück ins Bett, als es 5 Minuten später wieder klopfte. Dieses Mal machten wir nicht die Tür auf. Wir schoben das Rollo etwas höher und schauten zu nächst vorsichtig durchs Fenster. Vor uns saß ein Mann auf dem Moped inkl. Freundin hinten drauf und wollte uns irgendwelches Gebäck verkaufen. Sehr geschäftstüchtig, aber danke nein. Wir schliefen gut und waren am nächsten Morgen die ganze Zeit damit beschäftig die Menschen zu beobachten. Wir hatten wilde Ideen entwickelt, wo wir gelandet waren. Wir drehten noch eine kleine Runde. Der Bürgermeister sprach uns noch an und der besagte Mann auf dem Rad vom Abend zu vor saß vor dem Gemeindehaus und grinste uns an. Alles merkwürdig. Am Ende sind wir aber davon überzeugt, dass es wirklich nur nett gemeint war.

Nach der ganzen Aufregung brauchten wir nun einen „geschlossenen“ Übernachtungsplatz. Wir wollten sowieso in eine Art botanischen Garten - unser Ziel war ein Kakteenwald in der Nähe von Puebla. Für mexikanische Verhältnisse recht teuer aber wirklich schön. Wir standen mit unserem Womo mitten drin. Wanderten zwischen unzähligen Kakteen und kletterten auf Aussichtstürme. Wir sammelten Quarz und genossen die Natur für uns ganz allein. Der krönende Abschluss war ein zauberhafter Sonnenuntergang. Wir verbrachten nur eine Nacht dort, denn dann hatten wir alles gesehen.

Wir fuhren jetzt Richtung Mexiko City. Nicht weil wir diese Stadt besuchen wollten, sondern weil wir zum Popocatepetel wollten. Vorher machten wir noch in Puebla halt. Von anderen Reisenden hatten wir den Tipp bekommen direkt an der Polizei zu parken. Dort wäre man herzlich willkommen und würde sicher stehen. Tatsächlich wurden wir begrüßt wie Könige. Sie überschlugen sich fast, um Platz zu machen. Polizeifahrzeuge wurden umgeparkt, nur damit wir dort stehen konnten. Wir wurden eingeladen am Abendessen und Frühstück teilzunehmen und die Duschen im Gebäude zu nutzen. Sie kopierten unsere Ausweise als eine Art „Check in“ und machten ein Erinnerungsfoto. Sie fragten uns noch, wie lange wir bleiben möchten. Zu diesem Zeitpunkt dachten wir an zwei Nächte. Es wäre alles ok, auch wenn wir einen Monat bleiben würden. Alles klar. Am Ende wurden es tatsächlich vier Nächte. Wir fühlten uns super sicher. Super umsorgt. Es war definitiv nicht der leiseste Platz aber der sicherste und dichteste um die Stadt zu besuchen.

Puebla hat uns sehr gut gefallen. Hatte kaum mexikanischen dafür sehr spanischen Flair. Viele bunte Häuser und sehr viele Fliesen. Dafür ist Puebla auch bekannt. Wir fühlten uns in der Stadt sehr wohl und nutzten die Zeit vor Ort, um ein paar Dinge abzuarbeiten und zu erledigen. Abends, wenn die Sonne nicht mehr so brannte spazierten wir durch die Gassen. Mathias nutzt die Gelegenheit zum Frisör zu gehen und Caro, die Gelegenheit einen Zahnersatz zu verlieren. Etwas nervös gingen wir auf die Suche nach einem Zahnarzt. Wir landeten bei einer Zahnärztin in einem Hinterhaus. Tatsächlich war die Einrichtung älter als Mathias und ich zusammen. Die Zahnärztin sprach kein Englisch und unser spanisch reichte nicht für die Verständigung. Mit Händen, Füßen und dem Handy als Übersetzer schafften die Zahnärztin und ich uns zu verständigen und am Ende hatte ich meinen Zahnersatz wieder im Mund. Sie war völlig fertig und super erleichtert und drückte mich ganz fest zum Abschied. Ich fühlte mich von Anfang an gut aufgehoben und vertraute ihr. Sie war super bemüht und erklärte alles ganz genau. Wir durften nach der Behandlung noch eine Runde durch das Hinterhaus laufen und machten ein Abschiedsfoto zur Erinnerung. Bezahlt habe ich 600 Peso, ca. 25 Euro. Eine spannende und trotz der Umstände schöne Erfahrung, welche gezeigt hat, wie viel weniger oft auch reicht und ausreichend ist. Wobei wir auch wissen, dass diese Behandlung nicht für jeden erschwinglich ist.

Zum Abschied aus Puebla besuchten wir noch eine Bäckerei mit leckeren Croissants und machten uns nun auf dem Weg zum Vulkan. Wir verabschiedeten uns von unserer Polizeistation und waren ganz aufgeregt, denn einen Vulkan hatten wir bisher alle drei noch nie gesehen oder erlebt.

Die Fahrt in Richtung Popo war schon aufregend. Man sah ihn und Itza recht schnell. Unser Ziel war ein Stellplatz auf ca. 3000 m Höhe direkt zwischen den beiden Vulkanen. Natürlich hatten wir gelesen, dass die Anfahrt schwierig sein könnte aber unser 4x4 Womo (nicht) wird es schon schaffen. Wir fuhren und fuhren. Popo dampfte vor sich hin. Landschaftlich war es ein tolles Bild. Irgendwann hörte die Straße auf. Es handelte sich bei der Straße um eine Art Bundesstraße, welche direkt nach Mexico City führt. Vulkanstaub bedeckte den Boden und wirbelte um uns herum. Noch ging es. Änderte sich aber nach ca. 2 km. Wir fuhren gefühlt mit 10 km/h. Erstens weil die Schlaglöcher immer größer wurden und zweitens, weil wir echt angst hatten uns fest zu fahren. Darin sind wir bekanntlich sehr gut und vorzugsweise dort, wo niemand ist. Diese Straße war also dafür auserkoren, dass das ggf. passieren könnte. Hin und wieder kamen uns Autos entgegen aber wenige und alle mit Allrad angetrieben. Mathias wollte es echt durchziehen. Unsere Strecke war aber noch human. Das dicke Ende mit engen Bergstraßen und Steigung sollte noch kommen. Wir fuhren ca. 20 km und sahen dann ein, dass wir den Platz nicht erreichen werden. Traurig drehten wir um. Machten aber dennoch am „Fuße“ von Popo Mittag. Sammelten noch Vulkangestein und Mathias meinte den Vulkan sogar zu riechen. Hach, dass wäre sooo toll gewesen.

Nun hatten wir keinen Plan, wo wir nun hin sollten. Gefühlt war alles noch ewig weit weg und es war mittlerweile 15:00 Uhr geworden. Gott sei Dank haben/hatten wir google Maps und bekanntlich hat dieser Routenplaner oft die besten Routen (nicht). Keine Ahnung wie und wo wir fuhren aber definitiv fuhren wir die längste und schlechteste Strecke. Wahrscheinlich hatten wir irgendwo einen Haken für Offroad gesetzt. Am Ende landeten wir aber dort, wo wir hin wollten, an einem See irgendwo nordöstlich von Mexico City - San Felipe Hidalgo. Mexikanisch war nur noch der Mitarbeiter vor Ort. Ansonsten hatte es etwas europäisches. Wir verbrachten hier 4 Nächte an unserem kleinen See inkl. Spielplatz. Zu unserer Freude veranstaltete man direkt an unserer Ankunft eine kleine Fiesta. Wer Mexico kennt, weiß, dass das nicht und niemals leise sein kann und darf. Ok. Wir hofften das beste. Es war tatsächlich erträglich und die restlichen Tage war es angenehm ruhig.

Auch hier nutzten wir die Tage um etwas zu arbeiten. Machten ein paar Kundengespräche und vor allem viel nix. Mit nix ist bei uns vor allem Spielen und malen, basteln und toben gemeint. Bei einem kleinen Spaziergang um den See wurden wir zur Touristenattraktion und Mathias hätte neu verheiratet werden können. Wir spazierten so vor uns hin und gingen über den Damm zurück zu unserem Platz. Caro filmte noch etwas den Sonnenuntergang als uns vier Mädchen folgten. Nancy, Kylie, Karin und Kate. Alle vier kamen von einer Party im Dorf und wollten etwas Luft schnappen und dabei entdeckten sie uns bzw. Mathias. Sie sprachen uns an und wir erzählten, dass wir aus Deutschland seien und reisen. Sie waren sehr interessiert und wollten dann gern ein Foto mit uns machen. Als wir uns so platzierten, sah ich nur aus dem Augenwinkel, dass Nancy vor allem an einem Bild mit Mathias interessiert war und tatsächlich eines schoss, auf dem nur die beiden zu sehen waren. Ich musste grinsen und Mathias auch. So schnell, wie Nancy ihren neuen Freund fotografiert hatte, konnten wir gar nicht gucken. Irgendwie eine sehr witzige Situation. Eine weiter lustige Geschichte aus San Felipe Hidalgo war die Gas-Station, welche gar keine war. Wir standen an dem besagten See inkl. Damm und sahen einen Wegweiser. Irgendwas mit Gas war darauf zu lesen. Wir dachten, dass hier vielleicht die Pemex (Ölkonzern) wieder irgendwas gebohrt hat und daher der Hinweis irgendwas damit zu tun hatte. Am Ende sagte uns dieses Schild allerdings, dass der See ein Mecker für Glühwürmchen ist. Luciagas heißt nämlich Glühwürmchen auf spanisch. Im Dorf konnten wir dann etliche Zeichnungen und Hinweise hierzu finden. Selbst in der App, mit welcher wir den Ort gefunden haben, stand ein Hinweis diesbezüglich. Da soll noch einmal einer sagen, reisen machte nicht klug und selbst wir lernen gern dazu. :-)

Für uns ging es nach den fünf Tagen/vier Nächten weiter in Richtung Norden. Ursprünglich wollten wir Mexico City besuchen aber irgendwie auch nicht. Haben wir dann aufs nächste Mal verschoben. Wir fuhren nun weiter in den Bundesstaat Hidalgo. Die Heimat unserer mexikanischen Freundin, welche wir in „unserem“ Restaurant am Pazifik kennen gelernt hatten. Sie erzählte uns von der schönen Natur und den heißen Quellen, welche wir unbedingt besuchen müssten. In der Nähe von Pachuca verfuhren wir uns mitten in den Bergen in einem kleinen Ort Namens Min. de Chico. Sehr netter kleiner Ort. Die Straßen so breit wie Bürgersteige und die Steigung enorm. Natürlich führte uns das Navi direkt in den Ort. Hier waren wir nicht richtig. Merkten wir dann auch. Unsere Reifen bzw. die Bremsen es qualmten. Gott sei dank mussten wir nicht weiter runter, sondern wieder den Berg hoch. Wobei mir echt nicht wohl dabei war, dass die Bremsen qualmten. Mathias war wieder die Ruhe selbst. Wir fuhren also den kompletten Weg zurück. Bogen richtig ab und landeten dann dort, wo wir hinwollten im Nationalpark El Chico. Wieder an einem See. Naja sagen wir an einer größeren Pfütze. Unsere Hoffnung hier, Regen. Es sah an diesem Abend tatsächlich danach aus. Über den See hing der Nebel. Draußen waren ca. 15 Grad und es war grau. Yeah, sollten wir nach über drei Monaten tatsächlich schlechtes Wetter bekommen. Nein, natürlich nicht. Es war nachts zwar echt kalt (8 Grad) aber tagsüber warm. Nicht heiß aber auch nicht kalt. Wir nutzen die Berge, um etwas zu wandern. Auf unserem Weg trafen wir Schafe und Esel. Auch hier hatten wir eher das Gefühl in Europa zu sein, als in Mexiko. Gott sei Dank gab es hin und wieder noch ein paar Palmen.

Das Gelände war riesig und im Sommer ist hier wahrscheinlich mega viel los. Überall gab es Picknick-Plätze inkl. kleinem Spielplatz. Über die Pfütze führte eine Zipline. Auf der zweiten Wanderung kletterten wir auf eine Plattform, welche auf einem Berg gebaut war und auch hier gab es eine Zipline. Mathias hätte echt Lust gehabt aber beide Bahnen waren „noch“ nicht aktiv. Nach vier Nächten hatten wir auch hier alles gesehen und fuhren weiter. Wir wollten baden.

Unser Weg führte uns nun zu den heißen Quellen, den Grutas Tolantongo. Früher als gedacht. Eigentlich wollten wir es vermeiden dort über ein Wochenende hinzufahren. Aber gut. So schlimm wird es schon nicht werden. Also landeten wir an einem Freitagnachmittag dort. Bevor wir allerdings den Berg hinabfahren durften, mussten wir noch durch eine Schleuse. Wir wurden desinfiziert und sie wollten sogar in unser Womo sprühen. Dies haben wir allerdings verhindern können. Frisch „entlaust“ durften wir nun weiter. Die Abfahrt war ganz schön steil und kurvenreich, aber unser Womo machte es gut mit. Unten angekommen bezahlten wir bis einschließlich Montag und suchten uns einen Platz. Es war schon sehr voll aber verteilte sich auch gut auf dem sehr großen Gelände. Wir konnten nach kurzer Diskussion sogar direkt am Fluss parken. Hatten einen tollen Platz. Wir waren happy. Klar zogen wir uns erstmal unsere Badesachen an und suchten uns einen Einstieg in den warmen Fluss. Er hatte Badewannentemperatur und war ganz blau/weiß. Durch die Mineralien und den Kalk in den Steinen. Herrlich. Gespeist wird der Fluss von einer Quelle irgendwo in den Bergen in der Nähe eines Vulkans. Daher ist der Fluss und der Wasserfall warm. Desto höher man klettert/geht, desto wärmer wird es. Wir liefen an diesem Freitag noch bis zum Wasserfall und zur Gruta. Eine Höhle, welche mit Wasser gefüllt war. Dort herrschten Temperatur von über 30 Grad sowohl das Wasser, als auch die Luft. Die Menschen quetschten sich durch. Mit einem Seile kletterte man einen Berg rauf, um noch tiefer in die Höhle zu gelangen. Hier stoppte ich, Caro, irgendwann, weil es mir zu viel war. Mathias schleppte W. hinter sich her. Diese hatte aber bereits am Anfang gesagt, dass sie angst hat und so standen die beiden nur auf dem besagten Berg und kamen nicht mehr zurück, weil immer mehr Mensch nachkamen. Gott sei Dank stand noch ein Mittarbeiter im Wasser und sperrte den beiden den Weg und so konnten auch W. und Mathias wieder Richtung Ausgang laufen. W. hatte nun die Nase voll. Wir wollten aber unbedingt noch in die Grotte. Also hielt einer nach dem anderen das Kind auf dem Arm und der jeweils andere schwamm ein Stück. „Ach komm, wir können ja morgen oder übermorgen noch einmal herkommen“ … Also liefen wir wieder am Fluss zurück zum Womo. Sprangen an der ein oder anderen Stelle noch einmal ins Wasser. Zurück am Womo aßen wir draußen direkt am Fluss Abendbrot und später saßen Mathias und ich sogar noch eine Weile draußen und genossen den Abend.

Es ist Samstagmorgen 07:30 Uhr und ich, Caro, konnte nicht mehr schlafen. Es herrschte schon ordentlich betrieb auf dem Gelände. Ich öffnete die Tür und kletterte wieder ins Bett. Keine 5 Minuten später klopft es an der Tür. Einige Mitarbeiter, welche uns freundlich aber sehr bestimmend baten in die äußerte Ecke auf der anderen Seite zu parken. Direkt neben der Mauer und der Ausfahrt. Mathias versucht noch zu verhandeln. Keine Chance. Wir mussten umparken. Der Platz beschissen hoch zehn. Nicht nur doof, weil nicht mehr am Fluss, sondern auch doof, weil keine Sonne mehr für unsere Solaranlage auf dem Dach. Nöööö, das wollten wir nicht. Immerhin hatten wir bis Montagabend bezahlt und dies war nicht wenig. Wir überlegten hin und her und parkten dann wiederum noch einmal um. Wir standen zwar immer noch nicht am Fluss aber immerhin nicht direkt an der Wand mit Wandblick und keiner Sonne. Sondern mittendrin mit Sonnen auf dem Dach. Ca. 1h später verstanden wir, warum wir umparken sollten. Es wurde voll, voller, am vollsten. Tatsächlich hatte sich ganz Mexiko aufgemacht das Wochenende mit uns in Tolantogo zu verbringen. Wir wurden mehrfach eingeparkt. Links und rechts standen nun Autos. Hinten und vorne Zelte. Über all Mensch mit Kühlboxen, Grillplatten, Stühlen, Tischen, Bänken, Musikboxen und Co. Und es passte kein Zentimeter mehr zwischen Zelt und Zelt. Die Lagerfeuer brannten „im“ Zelt und drum herum. Es interessiert niemanden. Die ganze Luft war voller Rauch vom Grill, Lagerfeuer und Co. Im Fluss, Wasserfall, in der Grotte und Höhle lagen und standen Menschen. Es gab noch ein paar Pools ca. 15 oder so und auch dort war es brechend voll aber niemals so voll, dass nicht du oder dein*e Nachbar*in noch mit reinhüpfen konnte. Immerhin waren wir alle „entlaust“. Irgendwie eine krasse Erfahrung aber auch mal interessant. Ab 23:00 Uhr war Nachtruhe und in der Tat hielten sich alle daran. Dafür wachten wir schon mit Grill und Lagerfeuergeruch am nächsten Morgen auf. Einige verließen bereits abends die Grutas, andere am morgen und wiederum andere (so wie wir auch) blieben noch. Sonntag war es schon leerer aber immer noch sehr voll. Am schönsten war es tatsächlich am Montag nach 14:00 Uhr. Der Platz an dem wir standen war wieder ersichtlich und frei. Man konnte den Fluss wieder sehen und es kehrte Ruhe ein. Wir genossen alle Tage, mit oder ohne Menschen, diesen Ort. Lernten weitere Camper*innen kennen und tauschten uns über den „besten“ und „sichersten“ Grenzübergang aus. Sandra und Rudi, er deutsch-amerikaner, empfahlen uns Piedras Negras und erzählten uns von einem Kartellvorfall am vergangenen Montag in Laredo. Dort wollten wir ursprünglich über die Grenze bzw. dort in der Nähe. Wir wußten natürlich nicht, was in Laredo passiert war. Googelten es im Anschluss und waren etwas erschrocken. Ok, also doch lieber die Empfehlung der beiden folgen. Dies hieß aber für uns ca. 100 km mehr fahren.

Wir verließen Montagabend spät die Grutas und schliefen oben auf dem Berg. Es herrschte ein heftiger Wind und wir standen ungeschützt. Also parkten wir noch einmal mitten in der Nacht um und suchten Schutz an einer Häuserfront. Bereits in den sehr frühen Morgenstunden ging es hier los mit LKW, Bus und Co. Lärm. Eine ganz bezaubernde Nacht. Unser Plan war es nun recht schnell durch den Norden von Mexiko zur Grenze der USA zu fahren. Wir wollten uns dafür 14 Tage Zeit nehmen und vor allem mindestens einen superschönen letzten Platz finden. Aus diesen zwei Wochen ist eine Woche geworden. Einen letzten schönen Platz haben wir nicht gefunden. U. a. weil wir nicht noch einmal Geld holen wollten und wir mit den letzten Pesos in der Tasche die Plätze im Norden nicht mehr hätten bezahlen können. Also schliefen wir mal wieder an Tankstellen mehr oder weniger laut. Wir fuhren viel, sehr viel und sehr lange und dann waren wir plötzlich da. In Piedras Negras fuhren wir zum Grenzübertritt - dachten wir. Aus uns unerklärlichen Gründen durften wir diesen nicht nutzen. Wir wurden an einen anderen verwiesen. Wir fuhren also dorthin. Die mexikanischen Grenzmitarbeiter*innen interessierten sich überhaupt nicht für uns. Dies hatte für uns zur Folge, dass wir nunmehr keinen Ausreisestempel haben. An der Abfertigung für die USA standen ein paar mehr Fahrzeuge und als wir an der Reihe war, wurde unsere Reihe hinter uns geschlossen. Ok. Wir wurden gefragt, wohin wir wollen und ob wir Waren/Güter/Lebensmittel an Bord haben, welche nicht eingeführt werden dürfen. Wir hatten von Reisenden gehört, dass Obst und Gemüse dazu gehört. Lustigerweise hatten wir ja mehr Tage für die Fahrt zur Grenze eingeplant und demzufolge auch einiges an Obst und Gemüse dabei. Da wir dachten „… so einen Obstsalat werden die uns schon nicht wegnehmen“ und haben morgens noch einen riesen Topf Obstsalat gemacht. Mathias und ich haben gegessen was wir konnten, den Rest wollten wir halt den nächsten Tag essen. Nix da. Er wurde von den Beamt*innen weggeworfen. Bisschen blöd war unsere Überlegung schon aber hätte ja klappen können. Dafür haben sie uns etwas Käse gelassen. Eier, Obst, Gemüse haben sie entsorgt. Die 10kg Muscheln und Co haben niemanden interessiert. Die Mitarbeiter*innen waren sehr nett und die Inspektion des Womo war auch schnell vorbei. Das längste an diesem Grenzübergang war die Wartezeit für den Stempel. Der Stempelmitarbeiter war nämlich verschwunden und so standen und standen wir. Nachdem er endlich aufgetaucht war, ging der Fingerabdruckscanner nicht und auch die Bezahlungsmöglichkeit hatte Pause. Wir warteten also noch einmal, wobei eigentlich nur auf das Kartenlesegerät, unsere Fingerabdrücke haben niemanden mehr interessiert.

Und jetzt? Nun waren wir in den USA.

Oh Mexiko, du wirst uns fehlen. Ein Land über das wir kaum etwas wußten. Ein Land vor dem uns so viele gewarnt haben. Ein Land das uns vom ersten Moment verzaubert hatte. Ein Land was so vielseitige ist, so schön und so freundlich. Ein Land mit Menschen die wenig haben und viel geben. Ein Land was so viel Geschichte trägt und prägt. Ein Land welches für seine Korruption bekannt ist und doch so offen damit umgeht, wobei es ein Weltthema ist. Wir wollen dies nicht gut heißen aber verschleiern und so tun, als würden andere Länder dies nicht tun, ist ebenfalls und unseren Augen noch das viel größere Verbrechen. Wir haben so viele unterschiedliche Tiere gesehen. Wir sind im Dschungel gewandert, auf Pyramiden geklettert, haben Brüllaffen über unsern Köpfen schaukeln sehen. Sind im Golf von Mexiko, im karibischen Meer, in Lagunen, in Wasserfällen, im Pazifik und in heißen Quellen geschwommen. Wir haben geschwitzt, wie noch nie in unserem Leben. Wir haben Menschen aus aller Welt kennen gelernt und die mexikanische Kultur erlebt. Wir haben Papageien, Schildkröten und Krokodile beobachtet. Hatten Pelikane am Frühstückstisch. Wir hatten niemals das Gefühl komisch angeschaut zu werden und nicht willkommen zu sein. Wir haben noch nie so gute Mangos, Ananas und überhaupt so gutes Essen gegessen. Wir haben die Zeit genossen und empfehlen Mexiko aus ganzem Herzen. Wir sind nicht fertig mit diesem tollen Land und möchten unbedingt wiederkommen. Es gibt noch so viel zu entdecken - Baja California, Mexico City, den Día de los Muertos, Freunde wiedersehen, den Dschungel in der Regenzeit erleben, Wale beobachten und vieles mehr. Mexiko danke für diese wunderschöne Zeit. 

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