luise_britravel
luise_britravel
vakantio.de/luise_britravel

England: Chucks letztes Stündlein hat geschlagen

Veröffentlicht: 16.04.2018

Eine der Dinge, die ich in England recht schnell mitbekommen habe ist, dass die Engländer seehr gerne über das Wetter reden. Eine Frau hat mir erzählt, dass wenn die Briten über das Wetter reden, sie eigentlich sich selbst und ihren Gemütszustand meinen. Ob das stimmt habe ich leider bis jetzt noch nicht herausgefunden, aber...die Sonne scheint! Seit einer Woche hat es wie aus Kannen gegossen und endlich, endlich, endlich hatten wir mal 2-3 Sonnentage. Da macht das Hundekacke-Aufsammeln gleich mehr Spaß. Wir haben uns diese Tage mal Barwell angeschaut, das Dorf in welchem wir momentan wohnen. Wir haben alle Attraktionen angeschaut, die Barwell zu bieten hat. Alle eins. 1956 ist hier wohl am Weihnachtsabend ein Meteorit zu Boden gegangen, der in tausend kleine Steine zerfallen ist und (laut Jan) ziemlich viele Geeks angezogen hat. Dave interessierte vor allem der Versicherungsfall, den der Meteoritenfall ausgelöst hat (und bis heute nicht geklärt ist). Wie auch immer, dadurch hat Barwell eine Attraktion mehr zu den 0 Sehenswürdigkeiten die es vorher hatte und wir waren glückliche Touristen. Wenn ich übrigens von 'Dorf' spreche, dann ist das mit z.B. unserem nicht zu vergleichen. Was Dave hier als Dorf bezeichnet, hat einen Pub, einen Fish'n'Chips-Laden, einen Supermarkt, vier Restaurants, drei Kioske und knapp 9000 Einwohner. Zudem nimmt Barwell an einem nationalen Blumenschmuckwettbewerb teil und hat zahlreiche Parks sowie einen wunderschön gestalteten Friedhof. Ich würde ja sagen Kleinstadt aber gut. Sara und ich haben bei Pat's Cafe einen Kaffee getrunken und dann stundenlang im Park gesessen und gequatscht. Jans Mutter war die letzten Tage bei uns im Haus mit untergebracht und die beiden haben Scones gebacken, bevor sie zu einer Show nach Leicester gefahren sind. Sie sind große Fans der britischen Version von Let's Dance und ein Teilnehmer-Pärchen ist gerade auf großer Tour durch UK, was sie sich angeschaut haben. Am Sonntag bin ich mit Jan und ihrer Mutter in die Kirche gegangen. Erwartet habe ich einen normalen Gottesdienst, anglikanisch, vielleicht katholisch oder protestantisch. Doch Freda ist Unitarierin, eine sehr liberale Religionsgemeinschaft, die sämtliche Religionen und Weltanschauungen akzeptiert, auf Individualität und Bewusstseinsbildung wird viel Wert gelegt. Dementsprechend finden sich Einflüsse aus sämtlichen Weltreligionen wieder. Als ich in den Gottesdienst gegangen bin, wusste ich das alles noch nicht, weshalb das Ganze sehr verstörend für mich war. Die Pfarrer wandern von Kirche zu Kirche, demnach kannte niemand der 12 Teilnehmer den Redner. In seiner Predigt war er, vorsichtig ausgedrückt, sehr eifrig daran die Weltreligionen und ihre dogmatische Methodik mit der Toleranz seiner eigenen Kirche gegenüberzustellen. Doch der Altarraum war sehr schön und es gab Musik (ein Lied kannte ich sogar und konnte lauthals mitröhren). HInterher gab es - natürlich - Tee. Den alten Damen war der Pfarrer auch nicht genehm, deswegen war das schlussendlich doch eine ganz nette Erfahrung. Sara war mit Dave indes zum gundog-Training, wo er Star für weitere Wettkämpfe vorbereitet (die mit den Dummies aus meinem ersten Beitrag). Heute haben wir auf der Farm mächtig geschuftet. Die Hühner und Enten wurden ausgemistet (was bei 20Hühnern und nach 2 Wochen seehr viel Arbeit ist) und wir haben das übliche Programm mit den Hunden und Katzen, zusätzlich haben wir das Eingangstor geschrubbt und im Haus sauber gemacht. Ich habe mich vor ein paar Tagen einem Langzeitprojekt gewidmet, welches ich im Laufe der nächsten Wochen die ich noch hier bin bewältigen will. In der Scheune halten Jan und Dave Hundeschule ab und auf halber Höhe zum Dach befindet sich ein offener Dachboden. Da die beiden schon 12 Jahre hier wohnen hat sich da einiges angesammelt und ich stöbere seit ein paar Tagen darin herum und sortiere alte Kleidung nach Müll und Charity, packe alles in neue Kisten und mache Ordnung. Das macht großen Spaß, denn ab und zu darf ich mal einen Blick auf ihre alten Fotos und Erinnerungsstücke werfen. Die Bücher hätte ich am liebsten alle mitgenommen. Nicht so angenehm ist es, weil sich die Ratten in den letzten zwölf Jahren dort ordentlich durchgefressen haben und nachdem ich heute die fünfte mumifizierte Ratte weggeschmissen habe, hab ich den Rest auf die nächsten Tage verschoben. Sniff sniff.

Leider gibt es aber auch schlechte Nachrichten. Chuck muss gehen. Chuck ist die liebevolle Vereinigung von Huhn und Ente (chicken + duck = chuck) und da er nur Dreck macht und nichts einbringt, wird ihn Jan verkaufen müssen. Sie meint er bringt ihr vielleicht einen Pfund ein. Nutzloser, armer Chuck.

Antworten (1)

Christina
Meine liebe Luise, wir freuen uns ,daß es dir gefällt und du so herzlich aufgenommen wurdest in deiner Gastfamilie. Hab weiterhin Spass an der Arbeit. Liebe Grüsse Winni und Christina.