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Phu Quoc - 'das ABSURDISTAN Vietnams'

Veröffentlicht: 01.12.2023


Fast hätte es diesen Blogeintrag nicht gegeben.
Fast hättet ihr die Seite hier als meine Memoiren betrachten können.
Fast wäre ich nämlich gestorben.

Na ja.

Vielleicht is das auch völlig überzogen.
Who knows.
Ne gute Einleitung is es allemal. ;)
Anna und ich nennen es seither allerdings definitiv 'Nahtoderfahrung'.
Und ich weiß, ihr seid neugierig, was da schon wieder los war.
Aber ich bin großer Fan von Chronologie und deshalb kann ich nur um etwas Geduld bitten. :)

Xin chào!

So sagen sie in Vietnam 'Guten Tag'.
Seit über einer Woche verweilen wir nun schon in diesem verrückten Land.
Aus unserem Trio ist mittlerweile wieder ein Duo geworden und es ist dermaßen viel passiert in den letzten 9 Tagen, dass ich nicht weiß, wo ich anfangen soll und meine Lust dazu...puh...also ich sag mal so:
Wäre meine Motivation ein Tier, dann auf jeden Fall irgendwas Totes.

Die meisten von euch wissen ja vielleicht noch, wo unser Abenteuer gestartet ist.
Für alle anderen:
Es war eine Insel namens Phu Quoc im Süden Vietnams.
Sie liegt näher an Kambodscha, als am vietnamesischen Festland und ist tatsächlich sogar die größte in diesem Land .
Und auf jeden Fall is sie die seltsamste Insel, auf der ich jemals war.
(Denkt an die Chronologie! Zu dem Seltsamen kommen wir noch)

Leute, das Resort, das wir nach fast 24 Stunden Anreise endlich beziehen konnten...
Uff.
Das war definitiv ne 10 von 10.
Ich habe wirklich überhaupt nichts zu beanstanden gehabt.
Glaube, den andern beiden ging's da ähnlich.
Und wir sind Deutsche.
Wir finden eigentlich immer was zu meckern ! :)

Es war ca 13 Uhr, als wir ankamen.
26 Stunden wach.
Jetlag sein Urgroßvater.
Komplett hinüber einfach.
Aber viel zu aufgekratzt, um ans Schlafen zu denken.
Erstma raus und kieken, was so geht.
Trubel.
Wusel.
Viele Menschen.

Ein Klima, das ich so so gerne mag.
An jeder Ecke hat es anders gerochen.
Es war absolut abgefahren.
Keine Ahnung, wie wir das gemacht haben, aber an diesem Tag waren wir noch echt bis halb 3 wach.
Es gibt da dieses eine koreanische Getränk.

Ich kenne es schon aus Thailand.

Es ist durchsichtig und schmeckt nach diversen Obstsorten.
Keiner weiß, was es eigentlich genau ist.
Aber es hat 13% und knallt wie das Doppelte davon.
Das is alles, was wir wissen müssen.

Es is wirklich der Zaubertrank schlechthin.
Nur 1 Schluck und aus jeder Annika wird sofort ne Pippi.
Das gepaart mit Schlafmangel und der Vorfreude auf all das, was noch vor uns liegt.

Aiaiai. Explosive Mischung.

Es war feuchtfröhlich.
Laut.
Witzig.
Und eben sehr lang!
Ganz anders als unsere Nacht im Anschluss.
Der Wecker war erbarmungslos.
Und um 8 lagen unsere 'reserviert'-Handtücher längst an der Poolliege.
Spaß!!
Sowas machen wir nicht, aber wach waren wir wirklich früh. Schwöre!
Anna und ich hatten was vor und wir waren so so so gespannt, wie das werden würde.
Mini-Spoiler:
Wir haben uns das ein kleines bisschen anders vorgestellt, aber wir haben jetzt ne Story, die wir bei jeder Kneipennacht immer wieder zum Besten geben können.

Wir wollten den Strand aus der Vogelperspektive sehen.
Wir hatten Lust auf Adventure und Adrenalin.
Letzteres...na ja ...da haben sie es vielleicht ein kleines bisschen zu gut gemeint, aber wir haben bekommen, was wir beim Universum bestellt hatten...
Am Vortag hatten wir auf einem Schild gesehen, dass ganz bei uns in der Nähe Parasailing angeboten wird.
Und behielten das im Hinterkopf.
Als wir an den Beach kamen am nächsten Tag, sahen wir allerdings weder irgendwo einen Schirm, noch ein Boot.
Nur ein paar Leute, die teilnahmslos da rumsaßen.
Die Vietnamesen können allerdings quasi riechen, wo sie einen Dong verdienen können.
Die standen sozusagen sofort Spalier, als wir uns gerade 1 Sekunde umsahen.
Wir so mit etwas unsicherer Stimme:
'Parasailing?'
Die so:
Hektisches Gebrabbel in ein Walkie-Talkie.
Laute Pfiffe Richtung Ozean.
Wuseliges Treiben.

Kennt ihr das Dschungelcamp?
Bevor die Promis da ihre Wertsachen abgeben müssen, kommen da doch immer so Bootcamp-Typen und schreien die an und sagen, was zu tun ist.
So erging es uns auch.
Inklusive der Abgabe der Wertsachen. (Tatti vertrau ich auch mein Erstgeborenes an)

Plötzlich jedenfalls kam wie aus dem Nichts ein Boot angefahren.
Neben uns (ebenso wie aus dem Nichts) wurde der Gleitschirm ausgerollt.
Die Seile entwirrt.
Stimmengemurmel.
Fingerzeig auf Anna.
Rein ins Sicherheitsgeschirr.
Erklärungen: keine.
Schnell. Schneller. Am schnellsten.
Alles musste so verdammt fix gehen.
Zeitraffer.
Fingerzeig auf mich.
Mir wurde ebenso nix erklärt.
Quasi wortlos hinter Anna festgezurrt.
Und ey, ich bin wahrlich kein Knotenprofi oder so.
Aber besonders vertrauenserweckend wirkten die nicht. Ich habe sogar noch nachgezogen.
Viel Zeit blieb allerdings nicht dafür.
Wir hingen gefühlt innerhalb von 30 Sekunden am Boot.
Mit viel Pantomime haben wir schließlich verstanden, dass wir einfach ein Stückchen über den Sand rennen sollen Richtung Meer.
Anna vor mir.
Ich klebte an ihr.
Plötzlich waren wir in der Luft.
Und auch wenn ich keine richtige Vorstellung hatte, ich hatte nicht den Eindruck, dass das SO sein sollte.
Ich hing wie ein Sack Kartoffeln (ein sehr sehr schwerer Sack Kartoffeln) an Anna dran.
Ich hing allerdings UNTER ihr.
Ich war mit dem Gesicht an ihren Körper gepresst und sah nichts.
Wenn ich mich anstrengte und mich mit Hilfe des Haltegriffs von ihr wegdrückte konnte ich mit viel Mühe wenigstens bisschen nach links und rechts sehen.

Fuck war das hoch!

Und einen kleinen Teil der Insel von oben zu sehen, war schon abgefahren, aber genießen konnte ich das halt in der Position nur so halb.
Sobald ich die Seile losließ (und laut der pantomimischen Einweisung sollten wir das eigentlich), sah und spürte ich nichts anderes als Annas muskulösen Rücken und ihre breiten Schultern. (Shout-out an den Körnel!)
Ich war wirklich einfach eingequetscht.
Anatomisch gesehen nicht wirklich natürlich diese Haltung.
Und technisch gesehen gegenteilig von dem, was mir meine Freunde von Google auf Bildern gezeigt haben.
Ich habe keine Ahnung, wie die uns da zusammengezurrt haben, aber das war falscher als falsch.
Schlimmer wurde es nur noch, als es plötzlich 'Plopp' machte.

'Anna, Scheiße, irgendwas is aufgesprungen bei mir!!'
Noch bevor ich das ausgesprochen habe, hing ich sogar noch ne Etage tiefer in den Seilen.
Es muss sich irgendwas gelöst haben.
Ich schwöre, ich sah mich schon fallen.
Mein 'Mantra', dass ich, wenn dann auf Reisen das Zeitliche segnen werde eines Tages...
Das hatte ich die ganze Zeit im Kopf.
Dachte aber mit Bedauern daran, warum es unbedingt am Anfang des Urlaubs passieren muss und nicht vielleicht am Ende netterweise.
Aaaaaber
Ihr lest gerade diese Zeilen.
Das heißt:
Ich habe ganz offensichtlich überlebt.
Mit großem Schrecken und tausend Gedanken darüber, wer jetzt all meine schönen Schuhe erben wird, aber am Leben und guter Dinge, dass das nicht meine letzte unvernünftige Entscheidung gewesen sein wird ;)

Anna hatte übrigens das gegenteilige Problem.
Bei ihr war alles so fest, dass ihre Innenarme krass von den Gurten misshandelt wurden...das waren nicht einfach nur blaue Flecken, nee! Das war Geschichte ey.
Und das Farbenspiel beim Abheilen war ziemlich abgespaced.
Rückblickend haben wir die Theorie, dass die da weder ne Lizenz haben, um Parasailing anzubieten, noch jemals ne Schulung dafür besucht haben.
Das würde so vieles erklären.
Wir glauben echt nicht, dass das so legal passiert da.
Aber hinterher ist man immer schlauer (hihi, kleiner Scherz)

So...und ab hier wird's nämlich schwierig mit der Einhaltung der Chronologie.
Ich habe keinen Schimmer, was danach passiert ist.
Klar, im Prinzip kann ich ja schreiben, was ich will. Nur 3 Menschen auf dieser Welt kennen die echte Reihenfolge... ;)

Seid euch sicher, es gab das ein oder andere Mal diesen koreanischen Alkopop.
Eine Menge vietnamesisches Essen.
Und noch mehr Alkohol.
Eines Abends haben wir den Pool zu einer Tanzfläche gemacht.
Auf den Schultern von Tatti hockend standen wir komplett drunk im Wasser und gröhlten Justin Bieber Songs.
Wir wurden von andern Resort Gästen sogar dabei gefilmt heimlich.
Keine Ahnung, ob diese Show Einlage jetzt irgendwo bei TikTok kursiert. Ich weiß nur noch, dass es ein super witziger Abend war.
(Und klaro, wir können auch ohne Alkohol Spaß haben, aber sicher is sicher!! )😜
Und bei all den eskalativen Nächten und wenig Schlaf haben wir es trotzdem immer geschafft, den Tag zu nutzen.
Zwischendurch machten wir Ausflüge.
Und endlich kam ich auch in den Genuss, mit einem Roller über die Insel zu düsen.
Ihr kennt ja meinen Spleen für 2-Räder und natürlich darf keine Reise zuende gehen, ohne dass ich mir mindestens 1x ein lokales Vehikel leihe.
Anna als mein Sozius, Tatti auf einem eigenen Gefährt und los ging die wilde Fahrt.
Wir haben soviel gesehen an diesem Tag.
Vor allem auch Armut.
Es ist so ein Standard Satz und klingt immer wie ne Floskel wenn man sagt 'Mann, wir haben es eigentlich so gut'
Aber es ist ja einfach so.
Keine Ahnung, wovon die Leute hier leben, aber gerade auf Phu Quoc waren die Menschen so so unfassbar nett, zuvorkommend und lieb.
Immer haben sie gelächelt und wollten einem was Gutes tun.
Ich hätte am liebsten all die Menschen in die Hosentasche gesteckt und mitgenommen.
Hätte mich vor 3 Wochen jemand gefragt, in welchem Land mir die liebsten und in welchem mir die unhöflichsten Menschen begegnet sind, hätte ich gesagt, dass die Thais auf dem ersten und die Vietnamesen auf dem letzen Platz landen.
Würde mich jetzt jemand fragen, würde Thailand immer noch den ersten Platz bekommen, allerdings dicht gefolgt von den Menschen hier.
Es ist so anders, als 2017.
Eigentlich wollte ich dieses Land nie wieder bereisen.
Und fand die Mentalität hier wirklich furchtbar.
Das hat sich verändert.
Kann aber auch sein, dass es so ein Inselding war.
Da sind wir ja schon ein paar Tage nicht mehr und vielleicht is es hier wieder anders. Vielleicht sind die local people hier ganz schrecklich, aber Geduld, Geduld. Ich werde nichts vorweg nehmen. ;)
(Denkt an die korrekte Reihenfolge.)

Eine Sache muss bzw will ich noch erwähnen und dann hoffe ich, dass mir nichts mehr einfällt, denn ich will grad einfach nicht mehr !
So sehr ich das Schreiben eigentlich zelebriere, es ist extrem zeitraubend.
Es setzt mich unter Druck, zu wissen, dass ich so sehr hinterher hänge und dass mir für einen einzelnen Eintrag save 7 Stunden eines Tages 'fehlen' werden, denn statt Abenteuer zu erleben, sitze ich dann einfach an einem Fleck und versuche mich nicht abzulenken, damit ich endlich voran komme.
Und jeder weiß, wie schwer mir das fällt.

Also kommen wir zu der (hoffentlich) letzten Anekdote:

Als wir Zuhause recherchierten, was Phu Quoc so zu bieten hat, sahen wir im Netz lustige Bilder von bunten Häusern.
Diverse YouTube Videos machten mich schließlich noch neugieriger.
Wir ließen uns also an einem Tag von einem Taxi hinbringen.
Unser Ziel nennt sich GRAND WORLD und war ca 45 Minuten von uns entfernt. Wir waren so so gespannt.

Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber auf alle Fälle nicht das!!
Die Grand World is so mit das Verrückteste und Seltsamste, das ich in meinen Leben so gesehen habe.
Es war einfach wie auf einem eigenen Planeten.
Ein Paralleluniversum.
Eben noch an Wellblechhütten ohne Strom vorbei gefahren, standen wir nur 1 Minute später mitten in Venedig.

Inklusive Gewässer und Gondeln.

Ihr müsst euch vorstellen, da sind hunderte von Häusern, Gebäuden, Straßen im europäischen Stil nachahmend künstlich erbaut worden.
Die Farben sind etwas übertrieben gewählt.
Aber wenn du mich fragst, muss man diesen Wahnsinn einfach mal gesehen haben.
Die Asiaten haben einfach ne echt sympathische Macke irgendwie.
Es ist eine eigene Stadt in der Stadt.
Es sind mehrere dutzende Hotels mit eingebaut.
Hunderte Geschäfte, Spa's, Agenturen, Banken, Rollerverleihe etc.
Es gibt nichts, was es dort nicht gibt.
Im Grunde müsstest du diesen Ort nicht mehr verlassen, du findest ja alles, was du brauchst.
Die 'Stadt' is einfach riesig.
Aber:
Es waren einfach keine Menschen da.
Alles war leer.
Ja, ein paar Touristen hier und da.
Aber dennoch war es ein verlassener Ort.
Alles wie ausgestorben.
Eine Geisterstadt.
Ja, da hockten wirklich in vielen Geschäften die Verkäufer, aber ob die ohne Touristen was zu tun haben - fraglich.
Wir haben gesehen, dass sogar noch mehr dazu gebaut werden soll.
Über mehrere Kilometer am Stück sieht man schon die Baustellen dafür.
Und man fragt sich, wo zum Geier all die Menschen herkommen sollen , die dort verweilen sollen.
Sogar ein Riesenrad haben die da hingeknallt.
Irgendwie war die Grand World eine wilde Mischung aus Disneyland und Las Vegas. Ein riesengroßer Freizeitpark.
Alles an diesem Ort war so absurd.
Alles an diesem Ort wirkte so falsch.
Alles an diesem Ort ist trotzdem so faszinierend.
Genau wie die ganze Insel.
Sie ist gegensätzlich... kontrastreich... vielfältig...bunt...aber sie ist auch noch so ursprünglich an vielen Stellen.

Und hat mega schöne und lange Sandstrände.
Manchmal kam es einem vor, als wären noch nie Touristen dort gelandet.
Man wird angeschaut wie ein seltenes Insekt.
Kinder winkten und freuten sich, als wären wir Stars.
Es stehen prachtvolle Villen direkt neben spärlichen Behausungen.
Hier prallen 2 Welten aufeinander.

Es ist super interessant und ganz ganz anders als in meiner Vorstellung.

Ich bin sicher eines Tages nochmal auf Phu Quoc und bin gespannt, was für Länder und Städte dann in der Grand World dazugekommen sind.

Und damit schließe ich jetzt den ersten Blogeintrag und bedanke mich wie immer für jegliche Form der Aufmerksamkeit.

Over&Out


PS: Anna, du fehlst wirklich ganz schrecklich!

PPS: Mehr!!



Antworten (2)

Silvia
Wieder echt tolle Erlebnisse!!!!

Monice
Also das Getränk, dass aus jeder Annika ne Pippi macht , hat auf jeden Fall mein Interesse geweckt. Wundervoll zu lesen , dass ihr das Parasailing überlebt habt und tausend Dank Pippi , dass du dir die Zeit genommen hast, deinen heissersehnten Blog zu schreiben und uns auf eure Abenteuer mitzunehmen. Wir „ Zurückgelassenen“ wissen das wirklich sehr, sehr zu schätzen 🙏♥️

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