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MAZEDONIEN- 'Wandern macht bewandert' ;)

Veröffentlicht: 24.09.2023


Hast du Bock auf Erzählungen von Wanderungen, wilden Kletterpartien, Kamikaze-Unternehmungen, einsamen Höhlen und noch mehr Wandern?

Dann klick nicht weg und lies weiter! :)

Ich hab die oben angehängten Bilder nicht gezählt, da es aber aktuell sehr lang dauert, die zu laden, werden es sicher mehr als 5 sein.

Und du kannst diesen Schritt auch gerne überspringen und dich statt für die vielen Fotos ja auch gleich für die vielen Wörter entscheiden. 😃

___________________________________________

Also, erstmal:

 ZDRAVO!

Ihr könnt's euch vielleicht denken.

-Das is 'Hallo' auf mazedonisch.

(Gleichzeitig das einzige Wort, das ich gelernt habe in den Tagen und trotzdem habe ich es nebenbei erwähnt nicht 1x verwendet.)

Aber ich fang mal von vorne an:

Ich mag Menschen.

Wirklich.

Ich habe sie gerne um mich.

Also nicht alle.

Eher sogar die wenigsten. 

Die meisten von euch wissen:

Mein richtiger Freundeskreis ist so klein, dass ich da nicht mal von einem Kreis sprechen würde.

Es ist viel eher ein Punkt.

Ein Freundespunkt.

Schöne Dinge teile ich allerdings sehr sehr gerne.

Auf Reisen gehe ich deshalb für gewöhnlich mindestens zu zweit.

Und auch dieses Abenteuer sollte eigentlich kein Solo-Trip werden.

Nun, es sollte anders kommen.

Spoiler:

Es war das Beste, das überhaupt nur passieren konnte!

__________________________________________

Wie alles begann.

Ich war wahnsinnig aufgeregt, als es losging.

So gespannt und euphorisch.

Raus aus der Komfortzone, rein in ein Land, mit dem ich mich, wenn es hochkommt, 20 Minuten beschäftigt habe.

Für die ersten Nächte hatte ich eine riesige Lodge gebucht.

Hoch oben mit Blick über die Berge und dem Matka Canyon.

Ich kam allerdings erst in der Nacht an.

Ich denke, es war so gegen 1 Uhr.

Und ich habe nicht mal die Hand vor Augen gesehen, so dunkel war es.

Deshalb war ich umso mehr geflasht, als ich am nächsten Tag die Augen aufmachte und D A S hier sah!

Was soll ich euch sagen, ihr seht es ja selbst.

Ich weiß nicht, ob ihr meine Begeisterung teilt.

Auf Bildern kommt es eh nie so rüber.

Und ich war noch nie in irgend einem Gebirge.

Ich kenne vielleicht den Teufelsberg, ich kenne Kreuzberg und den Prenzlauer Berg.

Und ja, ich war schon viel in der Welt unterwegs, aber eigentlich immer nur irgendwo am Meer.

Ich fand es einfach umwerfend.

Ich war totmüde nach nur 3,5 Stunden Schlaf.

Aber viel zu aufgedreht und so voller Tatendrang, dass ich keine Minute länger in der Unterkunft bleiben wollte.

Nach einer Turbo-Dusche und Zähneputzen inmitten der schönsten Kulisse der Welt wollte ich einfach nur los.

Leider hielt mich meine eigene Verpeiltheit noch ziemlich lange auf an diesem Morgen.

Wo war denn nur meine Sonnenbrille?

Ich weiß genau, ich hatte sie am Flughafen in Berlin noch.

Und im Flieger hatte ich sie doch auch noch in der Hand.

Oder?!

Maaannnn!

Sie war einfach weg!!!

Wisst ihr, ich hab wirklich so ein Ding mit Sonnenbrillen.

Ich weiß nicht, was es ist.

Mein Verschleiß is so hoch, dass ich mittlerweile Schwierigkeiten habe, die Verluste zu zählen.

Und die Art und Weisen, wie sie verschwinden oder zu Bruch gehen, sind teilweise dermaßen absurd und kurios, dass mir das kein Mensch glauben würde.

Echt nicht.

Ich schrieb Ilja an, den Host der Lodge.

Vielleicht lag sie ja in seinem Auto, mit dem er mich vom Flughafen abgeholt hat.

Da es aber noch sehr früh war, stellte ich mich drauf ein, dass er mir erst sehr viel später antworten würde.

Spoiler:

Tat er dann wirklich.

Sie war nicht im Auto, aber netterweise legte er mir seine eigene ins Haus am Nachmittag, damit ich nicht so von der Sonne geblendet werde.

Kann man halt nett nennen oder schön dumm. ;)

Aber na ja, er wusste ja nix von meinem

'Sonnenbrillending'.

PS: Ratet mal, wer am Ende meiner Reise seine Sonnenbrille immer noch nicht wieder hatte...

So schnell ich mich jedenfalls in meinen Brillenfrust reingesteigert hab, so schnell steigerte ich mich auch wieder raus und mit klopfendem Herzen verließ ich das Haus.

Und stand plötzlich in einer Märchenwelt.

Alles erschien mir so unwirklich.

Ich war weit und breit der einzige Mensch.

Ich hörte ab und zu mal ein Muh, aber sonst war da nichts.

Nur diese krasse Landschaft.

Die verdammt frische Luft.

Hügel, Felswände, sattes grün.

Und die Sonne.

Die begleitete mich wie mein fettes Grinsen quasi den gesamten Tag hindurch.

Es dauerte eine kleine Weile, bis man von der Lodge wieder an eine befestige Straße kam.

Man hat da oben nicht mal direkte Nachbarn.

Aber dazu später mehr...

Unten angekommen jedenfalls und ohne bestimmtes Ziel entschied ich mich erstmal nach links zu gehen.

Ich folgte ein paar Minuten einfach dem Bach.

Kein Auto weit und breit.

Das änderte sich, als ich erst ein Motorengeräusch vernahm, dann das Auto vorbeifahren sah und schließlich ein Bremsen hörte.

Ein kleines Mädchen kurbelte das Fenster runter.

Dahinter ein Mann, der sich nach vorn beugte und in einem noch schlechterem Englisch, als ich es spreche, fragte, ob er mich mitnehmen soll zur Busstation.

Nein Danke.

Entführen und ausrauben kannst du mich gerne NACH dem Urlaub.

Jetzt würde ich noch gerne noch was sehen erstmal.

Nee im Ernst, das war wahnsinnig nett und ich lehnte zwar natürlich ab, weil ich ja nicht Bus fahren wollte, aber es gab mir ein echt tolles Gefühl.

Dennoch entschied ich mich nach dieser Begegnung um und ging dann doch in die entgegengesetzte Richtung zurück.

Und das war einfach nur goldrichtig.

Nach etwa einer halben Stunde kam ich an eine Talsperre.

Von da an wurde der Weg etwas steiler, aber jeder einzelne Schritt hat sich gelohnt.

Das Tal öffnete sich.

Steile Hänge ragten links und rechts weit hinauf.

Ich bekam schon Nackenstarre vom Hochglotzen.

Überall dazwischen das Wasser.

Blau, grün, türkis, glitzernd.

Und ich irgendwo mittendrin.

Es war eine fast schon magische Aura.

Ich sagte ja vorhin schon, einfach eine Märchen-Welt!

Ich lief einfach.

Ich lief und staunte.

Ich saugte alles auf.

Boah war das alles schön!

Ich weiß nicht, wie lange ich gewandert bin, aber ich fand's einfach nur abgefahren.

Alles.

Allerdings hatte ich vage im Hinterkopf, das es dort irgendwo Höhlen geben würde, die man nur vom Wasser aus erreichen konnte.

Ich musste also wohl oder übel zurück zu dem Bootsverleih, den ich gesehen hatte hinter dem Staudamm.

Natürlich wollten sie mir erst eine Touri-Tour aufn größeren Motorboot andrehen mit 2 Dutzend anderen Menschen, die da halbstündig abfuhren, aber:

No No, nicht mit mir, ma fränd!

Ik bin autark und will's auch bleiben.

Ich fragte nach nem Kayak und wollte wissen, wieviele Kilometer es zur Höhle sind.

4 Kilometer klangen machbar.

Vor allem als der Bootstyp sagte, ich sehe aus wie eine Basketballspielerin, so groß und sportlich, sah ich keinerlei Probleme in meinem Vorhaben. ;))

(Eyyy! Hat er wirklich gesagt.)

Eventuell habe ich die leichte Strömung unterschätzt und auch dass ich mich nicht mal kurz ausruhen konnte, ohne an den Rand getrieben zu werden...aber ich kam an.

Irgendwann kam ich wirklich an.

Aber die ganze Fahrt über dachte ich einfach nur wie krass das ist.

Wie wunderschön.

Diese steilen Klippen überall um mich herum.

Ab und zu ein Boot und alle winken.

Und eigentlich finde ich das sonst immer ein minibisschen befremdlich, wenn fremde Leute winken, aber im Märchenland kann man das schonma machen... ;)

Ich erreichte die Höhle jedenfalls nach ca 2 Stunden.

Und auch nur, in dem ich nasse Füße bekam.

Fuck! War das kalt!!

Aber Aber Aber

Ich hab sowas noch nie erlebt.

Da ich mich eben alleine aufmachte in dieses Abenteuer und ein Zeitfenster erwischte, in dem grad kein anderes Boot anlegte, war ich ganz allein.

Der Eingang der Höhle versprach Aufregung.

Und vom ersten Moment an, wenn das kühle, feuchte Klima der Höhle deine Haut berührt, fühlst du dich wie in einer anderen Welt!!

Die Decke war hoch.

Man musste eine lange, sehr rutschige Treppe hinunter.

Ich wurde quasi verschluckt.

Die Dunkelheit war so heftig, dass sie fast greifbar war.

Die Stille so tief, dass sie fast hörbar war. Nur unterbrochen vom Tropfen des Wassers und dem Echo meiner eigenen Atemzüge.

Mir fehlen wirklich die Worte, um zu beschreiben, was ich gefühlt habe.

Überall diese Formationen aus Kalkstein, die sich in tausenden von Jahren gebildet hatten.

Sie erinnerten an faszinierende Skulpturen.

Die Mitte der Höhle wurde bunt beleuchtet.

So dezent, das man das bunte Schimmern fast für natürlich hätte halten können.

Im Grunde besteht die Höhle aus 2 Kammern.

Einer, die man zu Fuß begehen kann und einer Kammer, die unter Wasser liegt.

Tatsächlich sagt man, es könnte sich um eine der tiefsten Unterwasserhöhlen der Welt handeln und definitiv der tiefsten Europas.

Leider hat es noch niemand geschafft, sie abzutauchen.

Der beste Taucher ist 'nur' bis zu einer Tiefe von etwa 230 Metern gekommen.

Aber es soll wohl noch unendlich tief hinunter gehen...

Keine Ahnung, wie lange ich dieses Szenario auf mich wirken ließ.

Als ich andere Stimmen hörte, trieb es mich jedenfalls wieder an die Oberfläche.

Wieder ins Kayak.

Wieder 'an die Arbeit.'

Ich ließ mir noch etwas mehr Zeit als auf dem Hinweg und ließ alles auf mich wirken.

Ich war stocksteif, als ich beim Bootsverleih ankam.

Von der sportlichen Basketballerin blieb nicht mehr viel übrig, ich sag's euch wie es is.

Aber glücklich war ich.

Und nur darauf kommt's an!! :)

...

Ich wurde im Anschluss tatsächlich mehrmals angesprochen von diversen Menschen , die mich trafen auf der Suche nach was zu Essen.

Eine Frau aus Moldawien wollte beispielsweise wissen, wie es mir nach meiner 'Experience' ginge.

Sie hätte mich vom Motorboot aus gesehen.

Ach, no Problem, macht mir gar nix.

Bin ja ne sportliche Maus. 

Nee, ma im Ernst.

Die darauffolgende Nacht war nicht witzig. 

Unabhängig davon, dass ich plötzlich super Schiss hatte, mutterseelenallein in diesem großen Haus...auf einem Berg...ohne Nachbarn... überlebte ich die Stunden bis zum Morgen wirklich nur mit sehr sehr sehr vielen Schmerztabletten.

Aktueller Status des Muskelkaters:

Ich muss mich noch immer in Etappen umdrehen.

Auch in dieser Nacht schlief ich nicht soviel, wie ich eigentlich sollte und ich hatte am Morgen Schmerzen an Stellen, die ich noch gar nicht kannte.

Alles in allem war ich eher verlangsamt unterwegs, aber das änderte sich, als ich nach der obligatorischen Dusche das Haus verließ.

Schlauer durch Aua?

-nicht mit mir!

Gut, ins Kayak kriegt mich erstmal keiner mehr, aber ich wollte unbedingt wieder dorthin, wo ich am Vortag abgedreht bin und sehen, wohin mich der Weg führen würde.

Gesagt, getan.

Ich lief los.

Den Wanderweg entlang.

Direkt an den Felswänden.

Manchmal war da eine Haltestange.

Manchmal aber auch nicht.

Manchmal war der Weg so breit, dass 2 Leute problemlos aneinander vorbei laufen konten .

Manchmal auch nicht.

Manchmal ging es nur 3 Meter bergab.

Manchmal würde dich die Schlucht leider töten, wenn du nicht aufpasst, wo du hintrittst.

Ich würde euch an dieser Stelle gerne Bilder davon zeigen, aber ich hänge an meinem Handy mehr als meinem Leben.

Deshalb habe ich zwar die suizidalsten Aktionen gebracht und bin raufgeklettert, wo es nur ging und hab somit meiner Höhenangst so oft in den Arsch gekickt an dem Tag, aber mein Handy hatte ich zum Schutz meistens in der Tasche gehabt und hab deshalb keine Bilder gemacht in den Momenten.

Ich bin so weit gelaufen.

Ich hab so geschwitzt.

Es waren locker 35 Grad.

Ich lief, bis mir ein Zaun signalisierte 

'bis hierhin und nicht weiter!'

Und das war aus vielerlei Hinsicht gut, denn ich hatte Zeitdruck und außerdem hatte ich das Gefühl, ich wäre sonst ewig gelaufen.

Ich konnte tatsächlich einfach nicht anhalten.

Wollte immer wissen, was hinter der nächsten Abbiegung käme.

Ob um der nächsten Ecke wieder ein Waldstück liegt oder man sich an Felsen pressen müsste, um vorwärts zu kommen.

Ich wollte keine Aussicht verpassen, die sich da vielleicht noch auftun würde.

Das ganze Panorama war einfach zu krass.

Es ging bergauf und bergab.

Über Steine.

Über verschlungene Wege.

Über glitschige Waldböden.

Oft rutschte ich aus und es grenzte an ein Wunder, dass ich nicht fiel.

Seit über einer halben Stunde kam mir weder ein Mensch entgegen, noch hinter mir her.

So weit ging an diesen Tag einfach niemand.

E S  W A R  P E R F E K T.

Ich musste trotzdem zurück. :(

...

Und da ich jetzt schon dermaßen viel geschrieben habe, skippe ich an dieser Stelle mal ein bisschen, beende das Kapitel Matka Canyon und starte in eine neues, das da heißt: S K O P J E.

Hier sollte ich die letzten 2 Nächte verbringen.

Ich hatte ein Hotelboot auserkoren, mich zu beherbergen und ich war schon super gespannt.

Auf die Stadt. Aufs Hotel. Auf alles.

Ich war traurig, die Märchenwelt zu verlassen, aber auch happy, wieder in der Zivilisation zu sein.

Froh, irgendwie Menschen um mich zu haben in den Nächten.

Die Area rund um das Schiff hätte nicht besser sein können.

Zentral & superschön.

Ich hatte hier alles, was man braucht.

Lokale, Supermärkte, Bars und überall Statuen.

Leute, Skopje is voll davon.

Mazedonien ist so ein armes Land.

Und es fehlt vermutlich an allem.

Außer halt an Statuen.

Egal, wo du hinguckst.

Überall stehen diese Teile rum.

Und wenn du kurz mal blinzelst und die Augen wieder aufmachst, wurde wahrscheinlich schon wieder ne neue errichtet...

Ich machte nicht mehr viel außer schlafen.

Denn auch hier kam ich relativ spät an.

Aber am nächsten Morgen war ich um 8:30 bereits mit Duschen & Frühstücken fertig.

Stillstand ist der Tod!!

Ich wusste in etwa, wo ich hinwollte, nur das WIE war mir noch nicht ganz klar.

Ich wollte an dem Tag zum Millenium Cross, das ganz oben auf dem Berg Vodno steht.

Nicht, weil ich besonders gläubig bin, sondern weil ich dieses Werk einfach so beeindruckend fand auf Bildern, die ich gesehen habe.

Bzw noch viel eher, weil mich die Neugierde gepackt hat, als ich es nachts von Skopje aus erspäht habe.

Ich muss mich selbst verbessern:

Ich hab es sogar schon vom Flugzeug aus gesehen.

Es ist einfach riesig und durch die Beleuchtung kannst du es einfach nicht übersehen 

Ich wusste, es gibt die Möglichkeit mit einer Seilbahn nach oben zu fahren.

Die Station dafür liegt allerdings auch schon ziemlich hoch, also entschied ich mich für ein Taxi, um dann weiter zu kommen mit dem Cable Car.

Die erste Fahrt mit den 'Lift' sollte um 10 Uhr stattfinden.

Das Taxi hielt gegen 9.30 an der Station.

Alleine die Fahrt mit dem Auto brachte uns übrigens schon in eine Höhe, die meine Ohren kurz knacken ließ.

Erstaunlich!

Ich sagte also 'Bye' und holte mir noch schnell einen Eistee an dem einzigen Stand weit und breit.

Keine anderen Menschen zu sehen.

Hmm.

Ich auf Englisch:

Wann macht die Station auf?

Die Dame auf Englisch:

Gar nicht. Baustelle.

Google log also.

Ich:

Und wie lange dauert es zu Fuß?

Sie:

1 Stunde.

Ich blickte zum Kreuz, das man hoch oben schon ein wenig herausragen sah. 

Etwas misstrauisch.

Aber gut, wenn die das sagt....

1 Stunde. Kein Ding.

Natürlich hätte ich mir noch ein Wasser kaufen können.

Aber genauso hätte ich mir auch richtige Schuhe anziehen können an dem Tag.

Stattdessen lief ich so los.

Bereits 33 Grad um 10 Uhr morgens.

In Latschen.

Und ohne Wasser.

Aber hey.

Es war halt auch nicht so geplant. :))

Es war ein asphaltierter Weg.

Ähnlich wie eine Serpentinenstraße auf einer Insel.

Es ging stetig nur bergauf.

Mal mehr, mal weniger steil.

Aber immer bergauf.

Schon nach 30 Minuten verfluchte ich die Nachlässigkeit mir selbst gegenüber.

Wasser !

Ich brauchte so dringend Wasser !!

😆

Egal, konnte es ja nicht ändern.

Weiter geht's.

Zwischen den Baumkronen sah ich immer mal wieder das Kreuz, aber schon eine Kurve weiter verschwand es und ich hatte eher das Gefühl, mich immer weiter davon zu entfernen.

Mittlerweile war die Stunde erreicht und ich von meinem Ziel weiter entfernt, als der Nord- vom Südpol.

Ich stöhnte und ächzte mittlerweile nur noch, glaub ich.

Kann es nicht so genau sagen, denn meine laute Musik auf den Ohren untermalte diese monumentale Situation.

Ich war jedenfalls klitschnass.

Irgendwann tat sich an der Seite ein schmaler Waldweg auf.

Kein Schild, kein Hinweis, einfach nix.

Und natürlich läuft man nicht ins Blaue hinein.

Natürlich geht man nicht in ein unbekanntes Waldstück ohne Plan, wo oder ob man wieder herauskommt.

Also bin ich lieber weiter der offiziellen Straße gefolgt.

Ja genau!

Als ob.

Auf dem Waldweg habe ich mich das erste Mal gefragt, ob mein gewähltes Schuhwerk nicht eventuell etwas ungünstig war für diese Mission.

Ob ich eventuell etwas unvernünftig war ohne Wasser diesen Marathon zu begehen.

Ob ich eventuell nicht mehr ganz dicht bin.

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Es war verdammt steil.

Verdammt steinig.

Und verdammt aufregend.

Und ich kann nur immer wiederholen:

Es war so nicht geplant.

Und irgendwann, nach langer Zeit (ähnlich wie mit dem Kayak) kam ich wirklich an.

Der Waldweg führte mich irgendwann direkt zum Ziel.

Genau vor mir das Millenium Cross 

Es ist ca 66 Meter hoch.

Ein stählernes Gerüst in Form eines Kreuzes.

Auszug aus Wikipedia:

'Das Kreuz ist ein symbolisches Konstrukt. Das Fundament besteht aus vier Säulen, entsprechend den vier Evangelisten. Das Untergeschoss hat 12 Säulen entsprechend den 12 Aposteln. Das Kreuz ist aus 33 Stockwerken errichtet. Dies entspricht den 33 Lebensjahren Jesu.'

Ich grinste bestimmt komplett irre, als ich endlich ankam.

Ich war dreckig und hatte sogar Sand im Gesicht.

(Fragt nicht, ich weiß es doch selbst nicht)

Aber ich hatte es endlich zum Gipfel geschafft.

Es wurde zur 2000-Jahrfeier des Christentums geplant und kurz danach gebaut.

Glaube, es wurde 2002 eingeweiht.

Ich fand es schade, dass man nicht hochgehen konnte, das war früher wohl möglich, allerdings ist mein Körper mir wohl bestimmt sehr dankbar dafür. ;)

Fakt ist, die Wanderung war krass.

Die Umgebung und generell der Ausblick über der Stadt war atemberaubend.

Allen Strapazen zum Trotz hätte es kein schönerer Vormittag sein können.

Ich chillte noch ne Stunde, knipste Bilder, dann machte ich mich laaangsam an den Abstieg, denn ich hatte noch Pläne für den Tag.

Und na ja.

Da ich eben bin ich wie ich bin, folgte ich diesmal einem kleinen Pfeil, der (natürlich) nicht Richtung asphaltierter Straße zeigte ....

Rückblickend glaube ich:

Besonders schlau war es wohl nicht.

Eventuell habe ich das auch laut zu mir selbst gesagt nach ein paar Minuten.

Es war steil.

Also so richtig.

Ich musste teilweise auf allen vieren rückwärts runter kriechen, denn ich hatte überhaupt keinen Halt.

Ich war mitten im Wald.

An einem Berg.

Auf einem Trail, der sicher nicht für belatschte Großstädter wie mich geeignet war.

Hörte nix als mein Schnaufen und Herzschlag.

Ich kletterte mehr, als dass ich lief.

Bergab kam mir gerade soviel anstrengender vor als bergauf.

Ich musste trotzdem lachen.

Ich hatte die Geschichten im Kopf von den true crime Sachen, mit denen ich immer einschlafe.

Geschichten von Frauen, die beim Wandern verschwinden.

Und nie wieder auftauchen.

Und wenn dann tot.

Umgebracht von irgend einem Fremden.

Aber wahrscheinlich ist es realistischer, dass ich 'von eigener Hand' sterbe.

Todesursache: Dummheit.

😆

Neenee, bin noch nicht soweit.

Es gibt noch soviel zu sehen.

Und ich hab's ja auch geschafft.

Irgendwann.

Und ich hatte sogar das perfekte Timing, denn als ich zum Startpunkt zurück kam, stand da ein Bus, der mich zurück in die Stadt fuhr.

Nach einer eiskalten Dusche machte ich mich auf zu meinem obligatorischen Urlaubstermin und im Grunde war der Tag dann vorbei.

Am nächsten Morgen hatte ich erstmal  keinerlei Plan.

Also wirklich keinen.

Ich latschte einfach drauf los.

Und ich hatte schon oft einen kleinen Teil einer ehemaligen Festung erahnen können, die ganz in der Nähe lag und an diesem Tag zog es mich dann spontan in die Richtung.

Es war so kool, sich einfach treiben zu lassen.

Auch hier wurde ich nicht enttäuscht von dem, was sich mir am Ende bot.

Ich hatte die perfekte Zeit mit perfektem Wetter und wieder mal unwahrscheinlich großartige und gleichzeitig beängstigende Fleckchen, an denen ich saß und Seele und Füße baumeln lassen konnte.
Und ich war mir immer sicherer, dass DAS HIER (und überhaupt alles) niemand, der noch bei Verstand ist, freiwillig mitmachen würde.

Es ist gut gewesen, dass ich von Anfang bis Ende alleine unterwegs war!

Bei all meinen verrückten Exkursionen auf dieser Reise.

Bei all meinen wahnsinnig dummen Ideen.

Bei all den Selfies in schwindelerregenden Höhen.

Zu keiner Zeit fühlte ich mich einsam oder wollte jemanden an meiner Seite haben. (die eine Nacht in der Lodge mal ausgenommen)

Auf gewisse Art und Weise war das hier die schönste und intensivste Reise meines bisherigen Lebens.

Und definitiv nicht die letzte allein!

Und weil ich zu ein paar Dingen noch gar nix gesagt habe.

Und weil ich schon viel zu viel geschrieben habe.

Und weil ich eigentlich ganz dringend schlafen müsste, hier nur noch ein paar Stichpunkte:

Die Mazedonier sind ziemlich nett.

Manchmal etwas unaufmerksam.

Dafür aber auch nie aufdringlich.

Die Taxifahrer, die ich traf, sind allesamt Scammer gewesen. 

Das Essen ist total lecker und sehr günstig.

Das Bier is süffig.

Überall liegen Straßenhunde.

Alle total lieb, aber meistens eher gleichgültig, was Menschen betrifft.

Mutter Theresa ist in Skopje geboren.

all in all:

Ich habe nichts erwartet und bin überwältigt.


Und.

Übrigens.

Eins noch:

DAS HIER habe ich gerade in einem Artikel im Netz gefunden, als ich nachlesen wollte, wann genau nochmal das Millenium Cross errichtet wurde

"...Schwere Wanderung. Sehr gute Kondition erforderlich. Gute Trittsicherheit, festes Schuhwerk und alpine Erfahrung notwendig...."


Ha!!!!!!!


Also:

Willst du mal was erleben, komm einfach mit mir.

Du wirst es vielleicht bereuen, aber es wird dir gefallen. ;)


O V E R & O U T.

Antworten (3)

Madeleine
Schöne morgenlektüre, geisteskrank dass du das alles für dich so unvergesslich gemacht hast! ALLEIN! ❤️

Silvia
Wieder so toll geschrieben ich glaube sowas kann man nur allein erleben

Emilia
Mutig und leichtsinnig… sag ich ja 🙈 ja und alle die irgendwann mit dir verreisen werden… werden dich lieben und hassen zugleich… da bin ich mir sicher…😂❤️

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