Harry Potter and the Chaos of the Phoenix
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Juernes Santo

Veröffentlicht: 30.10.2023

Donnerstag. Ich bin um 9 Uhr aufgestanden, weil ich von 9-12 immer Teorías del Estado habe und 30 Minuten zu spät kommen ist obligatorisch. Ich hatte so Muskelkater, weil wir am Mittwoch ein Fußballspiel hatten und wir haben 3:2 gewonnen! Das war ein wichtiges Spiel, wenn wir nicht gewonnen hätten, wären wir ausgeschieden. Ich habe mich also trotz Muskelkater in die Uni geschleppt und mir wurde wie immer 2 Stunden in die Ohren geschrien. Mein Dozent redet nicht, er schreit. Immer dann, wenn etwas wichtig ist. Also alle 3 Sätze. Er ist ein bisschen komisch, aber auch irgendwie lustig. Er hat 8 Jahre lang in Leipzig gewohnt, deswegen mag er mich, weil er dann immer vor den anderen angeben kann, dass er Deutsch spricht, obwohl ich ihn auch perfekt auf Spanisch verstehen würde. Er lässt uns auch immer mindestens eine halbe Stunde früher gehen, also hab ich immer nur 2 statt 3 Stunden. Aber ich finde 3 Stunden auch echt lang. Zum Glück gibt er uns immer noch 20 Minuten Pause zwischendurch. Da sind wir schon bei 1,5 Stunden. Glaube er mag arbeiten nicht so gerne. Jedenfalls wollte ich dann nach Hause gehen, aber auf dem Campus war so eine Veranstaltung von den Internationals über Mexiko. Es gibt so eine Gruppe von Studierenden an der Uni, die für alle Internationals so Events organisiert, das ist super nice. Jedenfalls gab es dort so mexikanische Spiele und ich als Mexikanerin im Herzen wey habe natürlich alles verloren. Aber Mexiko ist auf jeden Fall das heimatigste Land, das ich noch nicht besucht habe. Einfach weil ich viel zu viel mit mexicans chille, aber sie sind halt echt cool. Ich war so eine halbe Stunde dort, habe mit ein paar Internationals gequatscht und bin dann schnell nach Hause gelaufen, weil es geregnet hat. Ich war nur so 20 Minuten zuhause, weil ich dann mit meinen 2 Mexikanerinnen verabredet war. Ich hatte nämlich ein paar Wochen zuvor auf einer Party zum 1. Mal Happy Brownies gegessen (so heißen die hier) und die werden so 5 Minuten von der Uni entfernt verkauft, also wollten wir sie zusammen probieren. Das ist so ein Laden, der irgendwie Moto Smoke Shop oder so heißt und die verkaufen einfach so ganz offen Gras und Brownies. Das hat mich ein bisschen gewundert, weil das ja hier eigentlich auch illegal ist. Jedenfalls wollte ich eigentlich am nächsten Tag ins Kaputt, so ein Technoclub hier und den Brownie davor essen, aber eine meiner Freundinnen meinte so hey lass den doch einfach jetzt essen. Wir sind also zu mir, haben einen Sixer Bier getrunken (irgendwie trinkt man hier viel) und dann haben wir ganz langsam mit einem Viertel Brownie gestartet. Nachdem absolut gar nichts passiert ist, haben wir alle noch ein Stück gegessen. Und ich habe noch gesagt: wir müssen echt abwarten, weil so viele abkacken, weil sie nicht lange genug warten und dann viel zu viel essen. Man muss halt echt warten, bis das verdaut ist. Wir sind dann nochmal raus und haben Snacks und mehr Bier gekauft und als wir nach Hause gekommen sind, haben wir immer noch nichts gespürt. Und da waren mindestens 1,5 Stunden vergangen. Also hab ich auch die 2. Hälfte des Brownies gegessen. Und ich schwöre euch, in der Sekunde, in der ich den letzten Bissen im Mund hatte, hat es mich auf einmal geHITTET. Das war dann wohl die Wirkung der 1. Hälfte. Und ich hatte gerade nochmal doppelt so viel schnabuliert. Ich hatte echt ein bisschen Angst. Aber es ist nichts passiert, außer dass ich ein bisschen Knockout war. Eine wichtige Erkenntnis, die ich hier hatte: mit Alkohol werden meine Sprachkenntnisse besser, mit Gras schlechter. Ich habe am Donnerstag glaub ich 5 Stunden im Bett gelegen und hab Musik gehört und hatte ganz deepe Gedanken. Es war ganz cute, aber Hälfte reicht Mausi. Ich habe dann bis 2 Uhr nachts geschrieben und musste erstmal auf mein Leben klarkommen, bevor ich schlafen gehen konnte.

Freitag. Nach einer langen Nacht bin ich am Freitag um 11:30 aufgewacht und habe mich gefühlt wie ein neuer Mensch. Um 12:30 bin ich 30 Minuten zu spät zu dem wöchentlichen Treffen meiner marxistischen Gruppe gekommen (Colombia Marxista), aber zu meiner Verteidigung, hier fängt sowieso alles immer zu spät an. Um 14 Uhr waren wir fertig. Ich bin von dort aus in Richtung Norden gelaufen, weil ich endlich meinen Internet-Vertrag abschließen wollte, aber das ist voll kompliziert und ich gehe da lieber einmal im Monat hin und verlängere mein Prepaid Internet. Man muss sich das Leben ja nicht unnötig kompliziert machen. Auf dem Rückweg war ich noch kurz einkaufen. Sekundenkleber, um meinen Schlüsselhalter wieder an meine Tür zu kleben und ein Sixer Bier, weil ich keine Vorräte mehr hatte und Samstag bis Montag ist ley seca. Das heißt, es darf kein Alkohol verkauft werden, weil am Sonntag (heute) Wahlen sind/waren. Ich war um 15:30 zuhause, wieder nur so 20 Minuten, weil dann bin ich in zu einer queeren Gruppe in der Uni (wie eine Hochschulgruppe), die machen jeden Freitag um 4 irgendeine Aktivität. Ich gehe dort meistens mit meiner mexikanischen Freundin hin, die auch queer ist. An diesem Tag war ein Halloween-Verkleidungscontest und auch der 16. Geburtstag der Gruppe. Das war richtig toll wie immer und danach sind Amy und ich noch auf so ein Konzert in der Uni und haben noch 2 weitere Freunde eingeladen. An meiner Uni gibt es jedes Jahr einen Gesangswettbewerb und die 10 besten kommen dann auf ein Album und es findet dieses Konzert statt, wo alle ihren Song singen. Ich hatte so Gänsehaut teilweise, weil die alle so krasse Stimmen hatten. Das ist der Link zum diesjährigen Album: https://open.spotify.com/intl-de/album/034jiv2D9spqlEMRRmfGMq?si=hdXqNWSkSQKNR2M85joZTQ. Nach dem Konzert sind wir dann zu mir gelaufen und haben das Bier getrunken, das ich gekauft hatte (seht ihr, man braucht immer einen Vorrat) und dann sind wir zur palästinensischen Botschaft gelaufen, weil dort auf der Straße so eine Art Soli-Party war. Auf dem Weg haben wir nochmal 2 Sixer gekauft, auch wenn ich eigentlich gar nicht mehr trinken wollte. Wir haben dann auf der Straße Piccolo gespielt und es war ein richtig ranziger geiler Abend mit zu viel Bier und guten Freund:innen. Dann waren wir so von 12 bis 1 bei Amy und Andrés, die in der gleichen residencia wohnen. Um 1 haben Carlos und ich uns auf den Weg gemacht. Wir sind irgendwie bei ihm zu Hause gelandet, allerdings mit einem kleinen Zwischenstopp von 40 Minuten. Als wir nämlich den Aufzug zu ihm im 9, Stock nehmen wollten, hat dieser uns einfach 40 Minuten lang eingeschlossen. Ich hab mich gefühlt wie in diesen Filmen, in denen jemand den Aufzug kaputtmacht, um die 2 Menschen im Aufzug zu verkuppeln. Wir hatten noch ein einziges Bier, weil das bei unserem nächtlichen Sprint auf den Boden gefallen war. Also haben wir Nathy Peluso auf dem Handy angemacht und uns Spiele mit einer leeren Bierdose ausgedacht. Irgendwann hat uns der Techniker, den der Rezeptionist gerufen hatte, gnädigerweise aus unserer Gefangenschaft befreit. Oben abgekommen haben wir Musik gehört und unser Spiel weitergeführt und dann haben wir eine Arepa gegessen und so ein Kartenspiel mit so deepen und lustigen Fragen gespielt. Um halb 5 war ich zuhause und wenn ich von solchen Abenden nach Hause laufe, bleibt mir wirklich nichts anderes übrig, als zu lächeln. Das ist doch alles nicht real.

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