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Italienische Fähren

Veröffentlicht: 15.04.2024

Nach der frischen Nacht in Lörrach packten wir morgens zeitnah zusammen. Es war Montag Morgen und ich wollte nicht, dass wir wegen Staus zu spät in Genua ankommen. Na gut... da bin ich wohl etwas zu vorsichtig ;) Wir hatten ca. 11 Stunden Zeit für knapp 500 km - also eigentlich genug!

Nach Lörrach hat man ja quasi direkt die Schweizer Grenze passiert. Also vorher noch schnell eine Mautplakette besorgt. Worüber ich mich nicht informierte, war dass die Schweiz nur Jahresplaketten anbietet! Na gut... also 46 Euro für 3 Wochen - was soll's. Wenn ich überlege, was wir damals durch Österreich bezahlt haben für Hin- und Rückfahrt jeweils eine 10-Tages-Vignette, war die Schweizer Vignette jetzt in Relation etwas günstiger. Ärgerlich nur, dass wir ja einen Mietwagen hatten und ich die Maut für den Nächsten quasi mit bezahlt habe xD Eeeegaaaal....

Es ging durch die Berge, vorbei an Seen und durch den 16 km langen Gotthard-Tunnel. Ich als "im Flachland lebende" empfinde die Berge ja immer als sehr faszinierend! Auch wenn ich nicht die Kondition habe, um durch selbige zu wandern ^^

Aus irgendeinem Grund schickte uns Google Maps aber noch vor Genua runter von der Autobahn und die letzten Kilometer durch irgendwelche Serpentinen. Kennt Ihr diese Videos von sehr schmalen Straßen, auf denen kaum zwei PKW nebeneinander passen, keine Leitplanken und daneben geht es steil bergab?! Auf so einer Straße waren wir 8-O Ich war nur froh, dass ich den 3 Autos, die uns entgegen kamen, an angemessenen Stellen ausweichen konnte!

Oben in Genua angekommen, fuhren wir nach Maps einfach nur die Hauptstraße runter in Richtung Hafen. Es war zu dem Zeitpunkt gerade mal ca. 15 Uhr. Man sollte gegen 19 Uhr am Steg sein, also machte ich mir keine Sorgen und war geduldig, als wir kurz vor dem Hafen in einen Stau gerieten, der irgendwie im wortwörtlichen Schneckentempo voran ging. Es waren viele LKW unterwegs und es wurde viel gehupt - typisch italienisch! Am Ende war es so, dass es einen Kreisverkehr gab, der nicht von LKW sondern von irgendwelchen unfähigen PKW Fahrern blockiert wurde.

Ihr könnt Euch vorstellen, dass es in Italien nicht so streng genommen wird mit Fahrbahnmarkierungen oder die korrekte Einordnung in einen Kreisverkehr ;) daher das Chaos! Als wir aber letztendlich durch diesen besagten Kreisverkehr kamen, ging es normal und ohne Stau weiter, es war ja von da nur noch 1 km oder so. Danach kam für mich als Fähren-Unerfahrene der Knaller!

Beim ersten Hafenschalter wurde unser Fährticket kontrolliert, was ich sicherheitshalber ausgedruckt vorzeigte. Am zweiten Schalter wurde dann ebenfalls unser Ticket UND unsere Ausweise kontrolliert und wir bekamen einen blauen Aufkleber auf die Windschutzscheibe geklebt mit der Aufschrift "Palermo". Am dritten Schalter NOCHMALS unser Ticket und wir wurden zum richtigen "Gate" geleitet.

Wir kamen also am Gate - oder wie ich es nenne: Steg - an und wurden von den dortigen Platzeinweisern angehalten, uns so platzsparend wie möglich einzureihen. Wir waren also recht weit vorne, ca. 4. oder 5. Reihe, wobei auf der einen Seite mindestens 4 PKW nebeneinander die Reihen bildeten und links von uns die ganzen Vans und Wohnmobile standen.

Gut, wir hatten mittlerweile ca. 16:30 Uhr als wir parkten und ich dachte "Ok, noch locker 2 Std. Zeit, bis wir wahrscheinlich in die Fähre rein fahren dürfen". Ich musste aber mal dringend meine Notdurft verrichten und fragte die Parkplatz-Einweiser, wo denn hier die Toiletten sind. Nach der Beantwortung meiner Frage machte er mir gleich - erst auf italienisch, dann in gebrochenem englisch - klar, dass wir noch einchecken müssten. Da ich ja aber das erste Mal mit einer Fähre gefahren bin und wir schon 3x kontrolliert wurden, sagte ich nur "warum noch einmal einchecken?"

Naja, das Ende vom Lied war, weil angeblich irgendwelche Computer nicht funktionieren würden, müssten wir "hoch" und einchecken. Das hieß in diesem Fall: Treppe hoch, Brücke entlang laufen, ins Einkaufszentrum rein, in entgegengesetzter Richtung durchs Einkaufszentrum wieder raus und dort standen Container mit Schaltern, wo wir "richtig" einchecken konnten uns unsere Personen und PKW-Tickets bekamen. Das war letztendlich doch ein bisschen stressig, weil dieser Marsch zum Check-In ungelogen 566 Meter waren (hab's auf Google Earth nachgemessen xD)! Und das gleiche nochmal zurück... Na gut, klingt erst mal nicht viel. Aber wenn man nicht genau weiß, wann wir in die Fähre fahren dürfen, war das für mich ein bisschen stressig.

Ich meine: In den Informationen und auch die SMS, die man von der Reederei bekommt, besagen, dass man um 19 Uhr (also 2 Std. vor dem Ablegen) am Hafen sein soll, dann war es gut, dass wir schon so früh da waren. Also hin, einchecken (inkl. Anstehen und warten, bis man dran ist) und wieder zurück laufen hat ca. 45 Minuten gedauert. Also war es mittlerweile fast 17:30 Uhr, als wir am Auto zurück waren. Dort gingen dann schon 2 Damen herum und fragten nach den Tickets, die man beim Check-In bekam, damit sie das Auto-Ticket dann hinter die Scheibenwischer klemmten. Bis zum Einfahren hat es noch eine knappe Stunde gedauert, weil vorher noch die ganzen LKW-Anhänger eingeladen wurden, aber wenn ich es so betrachte, wäre eine Ankunft um 19 Uhr verdammt stressig geworden!

Als wir nämlich einfahren durften - wir standen wie gesagt recht weit vorne und "zugeparkt" -, standen in erster Reihe fast ausschließlich PKW, dessen Passagiere nirgends zu finden waren. Da standen sie also, die Autos, die eigentlich als erstes reinfahren dürften, es aber nicht können. Also wurden von den Einweisern die Autos dahinter und drumherum aus den Parklücken rausnavigiert, um die leeren PKW zu umfahren! In meinen Augen alles ein bisschen unorganisiert...

Also rein in die Fähre, die Rampe runter auf Deck 2 (!) und in entgegengesetzter Richtung einparken - ich hätte ein Foto machen sollen! Es ging dann aber alles so schnell, dass mir keine Zeit fürs Handyzücken blieb. ;)

Wir nahmen also unsere Wertsachen und 2 Decken mit hoch. Wir hatten keine Kabine gebucht. Abgesehen davon, dass ich Angst hatte, klaustrophobisch zu werden, war ich auch zu geizig, nochmal 125,- Euro extra für eine Kabine zu bezahlen. Also wurden uns im Schiff dann Nummern für die sogenannten Pullmannsitze zugewiesen, wo wir unsere Decken ablegten. Mein Sohn wartete kurz dort, weil ich mich umsehen wollte - eigentlich wollte ich mal schauen, wie ich zum Außendeck komme, um kurz durchzuschnaufen und ein bisschen vapen zu gehen ;)

Oben an Deck sah ich runter zum Parkplatz, wo die leeren PKW der ersten Reihe immer noch standen! Unfassbar... wer macht denn sowas? Als erster in der Reihe stehen und dann bis zur letzten Minute weg gehen? Puh, mir unbegreiflich...

Zurück in dem großen Raum mit den Pullmannsitzen am Heck des Schiffes hab ich meinem Sohn und Peter gesagt, dass wir uns vielleicht besser in die große Bar setzen. Dort war genug Platz, um zu chillen und vor allem auch die Beine auszustrecken. ;) Denn im Gegensatz zu den Bildern auf der Webseite der Reederei GNV, waren die Pullmannsitze nicht so besonders komfortabel. Eher so wie im Flugzeug ohne viel Beinfreiheit! Peter fuhr schon öfter mal mit einer Fähre (eher im nördlichen Europa) und meinte, das Schiff sei so ca. aus den 70ern und diese Unorganisiertheit ist ihm auch fremd. Ihr könnt Euch vielleicht vorstellen, wie "abgeranzt" alles war.

In der Bar saßen wir nun und schlugen die Zeit tot, bis wir endlich ablegten. Denn solange das Schiff nicht auf See war, waren auch die Toiletten noch abgeschlossen ;)  und ich musste doch schon ziemlich dringend mal wieder Wasser weg bringen xD

Beim Ablegen um 21 Uhr war es dann natürlich schon stockduster. Ich fand es aber sehr beeindruckend, langsam aus dem Hafen raus zu fahren und die (im Hellen für mein Empfinden ziemlich hässliche) Stadt Genua mit den ganzen Lichtern zu sehen.

Zurück in der Bar besorgte ich meinem Sohn eine Pommes mit Mayo für 6,- € und Peter und mir ein 0,33er Peroni für je 5,- €! Gesalzene Preise allemal - aber gut, ich weiß Bescheid fürs nächste Mal... Die Fähre alleine hat uns übrigens für 2 Personen + PKW 182,20 € gekostet, wovon 94,- € Steuern sind! Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Wenn man allerdings nach Sizilien möchte, immerhin günstiger als die Spritkosten über Land.

Dass die Verpflegung auf solch einem Dampfer nicht sonderlich günstig ist, habe ich mir ja schon gedacht, aber SO teuer hatte ich es wirklich nicht erwartet.

Als wir dann schlafen gehen wollten, blieben uns ja die Pullmannsitze (PMS). Da aber viele Passagiere eine Kabine gemietet haben, waren in dem großen Raum viele PMS frei. So taten wir es den anderen Passagieren gleich und schliefen über 3-4 Sitze quer ;) Ein paar Leute lagen sogar auf dem Boden an der Wand. Mal mit Isomatte und Schlafsack, mal komplett ohne - schon witzig, wenn man bedenkt, dass diese Menschen höchstwahrscheinlich schon mehr Erfahrung mit so einer langen Fährfahrt haben. Immerhin 20 Stunden muss man auf dem Schiff rumkriegen. Ich war jedenfalls froh, die Decken aus dem Auto mitgenommen zu haben. Denn auch wenn es vor dem Ablegen überall auf dem Schiff gefühlte 36°C waren, so hat man später doch eine deutliche Abkühlung durch die Klima- bzw. Belüftungsanlage bemerkt. Es war zwar immer noch recht warm, aber wenn man anfängt einzuschlafen, fällt der Blutdruck ab und es wird einem doch etwas kühl - so geht es mir zumindest.

So schlief ich zwischen ca. 23:30 bis 06:30 Uhr relativ gut quer über die PMS. Es gab nur einen kurzen "Zwischenfall", weil der Besitzer des Rucksackes - den ich zum Schlafen auf den Boden stellte - sich auf italienisch beschwerte. Aber hey! Was kann ich denn dafür? Sollte man gegen 4 Uhr nachts nicht meinen, dass jemand den Platz in Anspruch genommen hätte? Ja gut, wir haben Nummern zugeteilt bekommen, aber es war auch noch genug Platz frei. Und offensichtlich interessiert es ja zu 99% niemanden, wo man am Ende schläft ;) Jedenfalls hat mir der andere Italiener wirklich freundlich zu verstehen gegeben, dass ich liegen bleiben darf.

Gegen 06:30 Uhr stand ich dann auf, konnte dann doch nicht mehr dort liegen. Mein Sohn schlief noch tief und fest. Ich ging hoch in die Bar und dachte, ich könnte mir schon irgendwo einen Kaffee holen - Pustekuchen! Alles noch sehr ruhig. Überall schliefen Leute auf den Bänken in der Bar, im Kinderspielbereich ... einen Mitarbeiter sah ich einen Rollwagen mit Croissants zur Bar schieben. Also dachte ich mir, gibt es vielleicht um 7 Uhr etwas.

Ich ging dann also hoch ans Deck um zu vapen. Es war ziemlich bedeckt, sehr windig und leichter Nieselregen. Schon in der Nacht hat das Schiff auch ordentlich angefangen zu schwanken. Wenn man aufs Wasser geschaut hat, waren das keine sonderlich hohen Wellen. Aber ich denke das hat was mit der Dynamik des Schiffes auf diese kleinen Wellen zu tun. Das war auch ein Grund, warum ich etwas Angst vor der Fähre hatte und mir schon im Vorfeld "Titanic-Vibes" kamen.

Aber so schlimm war es gar nicht. Mir wurde weder übel noch schwindelig. Eigentlich fand ich es sogar ganz witzig, wie das Schiff sich bewegte und man beim Geradeauslaufen aufpassen musste, nicht irgendwo gegen zu donnern ;D

Ich verbrachte bestimmt fast eine halbe Stunde an Deck und habe mir das Spektakel angesehen. So spektakulär mag es für viele gar nicht sein, aber von jeder Seite des Schiffes aufs Meer zu blicken und nicht im Ansatz in der Entfernung irgendein Stück Land zu sehen, war für mich dann wieder mehr faszinierend als beängstigend.

Zurück auf Deck 8 (!) wo die Bar war, bekam ich dann auch im Self-Service-"Restaurant" einen Kaffee. Es war immer noch ziemlich ruhig, kaum Leute zu sehen. So legte ich mich in der Bar noch mal aufs Ohr. Das eingeschaltete Licht stört mich beim Schlafen ja weniger, besonders wenn man wirklich noch sehr müde ist ;)

Gegen 8:30 Uhr war ich dann noch mal kurz am Oberdeck und als ich wieder in die Bar ging, saß dort mein Sohn. Offensichtlich noch müde, aber er hatte daran gedacht, unseren Rucksack mitzunehmen. Er war etwas seekrank, nichts schlimmes. Ich gab ihm eine Reisetablette gegen die Übelkeit und es ging ihm relativ schnell wieder etwas besser, nachdem er wie ich noch eine halbe Stunde auf der Bank geschlafen hatte.

Wir schlugen also die Zeit auf dem Schiff tot mit rumgammeln, Offline-Handy-Spiele spielen und durchs Schiff laufen ;) Gegen Mittag hatte das Schiff noch ein bisschen mehr geschwankt und mein Sohn und ich waren an Deck und hatten uns einen Spaß daraus gemacht Hand-in-Hand die Schwerkraft am Oberdeck auszutesten ^^ kurz darauf kam eine Durchsage, dass man es doch besser vermeiden sollte, auf dem Deck spazieren zu gehen, da es wegen des Wetters zu gefährlich sei - Upsi xD

Naja, long story short: Gegen 16 Uhr tauchte dann im Dunst das erste Gebirge Siziliens auf (Capo Gallo?) und wir fuhren langsam in den Hafen von Palermo ein.

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