lets go somewhere
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Motorcycle Diaries – auf 2 Rädern durch den Norden Vietnams

Veröffentlicht: 01.03.2017

Route:

Lang Son - Cao Lang - Bao Lac - Dong Ven – Yen Minh – Ha Giang – Lao Cai – Sapa

Nun sollte es 2 Wochen durch Vietnams Norden gehen. Wir liehen uns ein Moped und kämpften uns durch den berüchtigt chaotischen Verkehr von Hanoi, Kurs gen Osten. Eine Grundregel scheint zu sein, dass der Größere und der mit der lauteren Hupe Vorfahrt hat und gewinnt. Deshalb tauchen auch des Öfteren Autos und LKWs im Gegenverkehr auf… Dann heißt es „Augen zu und durch“… So ein bisschen Kamikaze-Mentalität sollte man schnell entwickeln, sonst kommt man nie an…

Unser erstes Etappenziel war Lang Son, eine Stadt nahe der chinesischen Grenze. Als wir ankamen waren wir so durchgefroren dass uns die Zähne klapperten…es war A***kalt! Hier in der Provinz fühlten wir uns abermals ein bisschen als Exoten. Wir passten nirgends so richtig rein und sind scheinbar das Highlight im einzig auffindbaren Restaurant in Hotelnähe…es wird gekichert, gelächelt und gegrüßt. Eine vietnamesische Männerrunde setzt sich spontan zu uns an den Tisch, beobachtet und unterhält uns. Die für uns einzig verständlichen Wörter waren: „Thank you“ und „Angela Merkel“. Mit Englisch kamen wir nicht so recht weiter also halfen nur noch Gesten und „Google Übersetzer“. Was auch immer dieses Programm in Vietnamesisch ausspuckt….irgendwie ists hilfreich…und ohne wären wir verloren gewesen!

Trotz Kälte blieben wir eisern und fuhren nun weiter unsere geplante Strecke….nach Norden….immer entlang der Chinesischen Grenze. Es war zwar nicht die beste Jahreszeit und das sonst so saftige Grün der Felder und Wiesen war leider nur in karge Brauntöne gefärbt, aber es boten sich trotzdem so viele tolle Eindrücke von der Umgebung. Vorbei an vielen terassenförmigen Feldern, durch wunderschöne Berglandschaften mit serpentinenreichen Straßen, die sich weit hinauf und hinunter schlängelten und unserm armen Moped so einiges abverlangten! Viel des täglichen Lebens spielt sich entlang der Straße ab, wir passierten viele Marktstände mit Essbarem…Gemüse, Fleisch, gerillter Spanhund (nett drapiert, Kopf neben Körper…grrr)… Hier spiegelt sich die Nähe zu China auch auf der Speisekarte wieder, die hier definitiv mehr auf den großen Nachbar ausgerichtet ist…von Kamel über Hund bis zu allerlei Kriech-und Schleimzeug versprach die Menükarte! Mhm…ein Gaumenschmaus. Naja…in Laos, so wurde uns berichtet, warten die gerillten Rattensnacks auf uns…ein Traum…wir freuen uns schon gewaltig 😉

Die Fahrt führte auch durch unzählige Bergdörfer, in denen Menschen der verschiedenen ethnischen Minderheiten leben. Es gibt noch einige Völker, die vor langer Zeit vornehmlich aus dem Norden kamen, und noch immer ein (aus unserer Sicht) einfaches, beschwerliches und entbehrungsreiches Leben führen. Man bekommt schon beim durchfahren Einblicke in den Alltag, den Handel, die Traditionen, die Arbeit, aber man sieht auch viele tolle bunte Trachten, die wohl spezifisch für jede der verschiedenen Minderheiten ist.

Eigentlich könnte man, der vielen Eindrücke wegen, durchgehend fotografieren. Aber wir hatten uns ja einiges an Strecke durch den Norden vorgenommen und es war wider Erwarten eben derart kalt, dass wir abends meist froh waren beim nächsten Etappenziel angekommen zu sein. Das allgemeine Problem war allerdings, dass man nie einen Ort zum aufwärmen fand. Die Hotels verfügen durchgehend nicht über eine Heizung. Die Restaurants (bzw. Essensmöglichkeiten) sind nahezu alle nach außen offen und Klamotten hatten wir wirklich nicht viel mit und schon alles angezogen was irgendwie ging. An vielen Abenden sind wir sehr früh ins Bett gegangen und haben versucht mit selbstgebastelten Wärmflaschen warm zu werden. Daniel hat selbst das Biertrinken eingestellt und ist auf warmen Tee umgestiegen….es war also richtig kalt!

Bei der warmen Tassen Tee hatten wir auch ab und an ein paar schöne Begegnungen. Die Menschen leben hier zwar in sehr einfachen Verhältnissen, sind aber wahnsinnig gastfreundlich, luden uns immer wieder mal zum Tee oder zu einem Zug aus ihrem „Pfeifchen“ ein…dit war sprichwörtlich „starker Tobak“ 😉

Übrigens hatten wir am 2. Tag auch schon die erste Panne…mitten „in the middle of nowhere“! Doch kein Problem...diese unfassbar freundlichen und hilfsbereiten Menschen hier begeistern uns immer wieder! Eine Dame erklärte uns mit Händen und Füßen wo wir eine Werkstatt finden würden und keine halbe Stunde dauerte es bis die Fahrt weitergehen konnte. Die flotten Bastlerjung verstehen ihr Handwerk und scherzen immer fröhlich über…oder mit uns (das wissen wir ja immer nicht so genau😉) herum.

Als letzte Station der Route erreichten wir Sapa, ein touristischer Höhepunkt und beliebtes Reiseziel. Für uns jedoch genau deswegen eher ein bisschen enttäuschend. Landschaftlich zwar auch toll, wirkte Sapa doch nach all den vorher gesehenen Dingen im Norden schon fast zu künstlich. Die Damen der Bergvölker sprachen hier ein besseres Englisch als jeder Rezeptionist. Es erinnerte uns sehr an ein Erlebnis am Titicacasee in Bolivien als eine Gruppe der dort lebenden indigenen Völker plötzlich anfing eine Choreographie zu „Vamos a la Playa“ zu tanzen. Irgendwie skuril!…naja Geld regiert eben auch in diesen Gegenden die Welt. Naja ein Highlight gabs dann aber doch noch– die elektrisch heizende Matrazenauflage im Bett!!!! Man haben wir uns gefreut! :-)

Am Ende sind wir und das Moped ganz entspannt mit dem Nachtzug zurück nach Hanoi gefahren…komfortabler kaum zu toppen! Von den vietnamesischen Zügen kann sich die deutsche Bahn auf jeden Fall ne dicke Scheibe abschneiden!

Die Bilanz einer langen kurvenreichen Mopedreise : drei platte Schläuche, ein komplett erneuerter Vorderreifen, ein unfassbar schmerzender Hintern und viele neu gesammelte Eindrücke. Wir bereuen nichts und können diesen Teil Vietnams nur weiterempfehlen….jedoch definitiv zu einer wärmeren Jahreszeit!

Antworten (1)

Hanh
wonderful pictures

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