Travel to the MAXimum
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Umzug von Oamaru nach Palmerston

Veröffentlicht: 01.03.2017

Hallo zusammen,

weiter geht es bei meiner Reise mit dem dritten WWOOF-Stopp in Palmerston. Bevor es für mich allerdings dorthin ging, standen noch zwei weitere Tage bei Carolyn auf dem Programm. Wie diese abliefen sowie meine Anfangszeit bei meiner nächsten Station, erfahrt ihr jetzt. Viel Spaß 😊

Montag, 23. Januar - Mittwoch, 25. Januar (mittags)

Meine letzten zwei Tage bei Carolyn lassen sich relativ schnell zusammenfassen. Galt es am Montag noch, die Grashaufen, die entstanden waren, als ich die Flächen rund um die Bäume bearbeitet hatte und die zu groß waren, um sie mit dem Rasenmäher aufzusammeln, in die Schubkarre zu laden und sie von dort auf den Kompost zu bringen, so durfte ich am Dienstag wieder an den Zaun, um diesen weiter zu streichen. Und tatsächlich habe ich an diesem Tag noch einiges geschafft bekommen. Bis auf die lange Seite ist jetzt alles fertig gestrichen, und zwar in einer dunkelgrünen, fast schwarzen Farbe. Mit der langen Seite konnte ich zumindest anfangen und etwa ein knappes Drittel anfangen zu bepinseln. Dort ist das Holz leider nicht so einfach zu bestreichen wie auf den anderen beiden Seiten, weil es wesentlich rauer ist, sodass schon einiges an Farbe und Geduld herhalten musste, bis der Anstrich gut aussah. Leider fing es dann nachmittags mal wieder an zu regnen, sodass ich aufhören musste. Die Farbe wäre aber sowieso bald zur Neige gegangen. Insgesamt hat mir die Zeit bei Carolyn und ihren Mitbewohnerinnen sehr, sehr gut gefallen. Die Arbeit war abwechslungsreich, das Essen war absolut top, das Haus und der Garten sind schön, Carolyn ist sehr nett und wir haben uns gut miteinander verstanden. Nur das Wetter hätte noch besser mitspielen können, da es doch oft sehr verregnet war 😣🌧

Mittwochs verbrachte ich dann noch ein bisschen Zeit in den Public Gardens - dort vor allem bei den Vogelkäfigen - bevor es mit dem Bus auf eine relativ kurze Fahrt nach Palmerston ging, das etwa 50 Kilometer südlich von Oamaru liegt.

Meine Zeit in Palmerston

Nach etwa einer Stunde Fahrzeit hielt der Bus dann in der Kleinstadt Palmerston (ca. 2000 Einwohner), wo ich sogleich von meiner Gastgeberin Lorna und ihren drei Kindern in Empfang genommen wurde. Sobald ich dann meinen Platz im Auto eingenommen hatte, wusste ich: Mit dieser Familie können es richtig lustige zwei Wochen werden. Es war direkt richtig Action im Wagen ☇Die Kinder redeten direkt auf mich ein, kämpften dabei noch miteinander und nebenbei versuchte ich mich auch noch mit Lorna zu unterhalten 😂 Ich nehme es vorweg: Der erste Eindruck hatte mich nicht getäuscht. Über die nächsten zwei Wochen gibt es einiges zu berichten. Ich beschreibe das ganze diesmal nicht chronologisch, sondern verteilt nach Themen.

Familie

Auf der Farm leben fünf Personen: Die Eheleute Paul und Lorna sowie ihre Kinder Eve (8 Jahre), Jordan (6) und Annalicia (3). Paul arbeitet als Supervisor und hat einen interessanten Arbeitsplan: immer abwechselnd fünf Tage Arbeit und fünf Tage frei. Wenn er arbeitet, muss er schon um 4:30 aufstehen und kommt erst abends wieder. Lorna arbeitet manchmal im Krankenhaus, aber nur auf Abruf. Die meiste Zeit ist sie zu Hause und kümmert sich um Haushalt, Kinder und was sonst noch so anfällt. Damit ist ihr Alltag aber auch schon prall gefüllt! Eve ist definitiv das ruhigste der Kinder. Sie kann auch wild sein, aber auch lange still sitzen und bei einer Beschäftigung bleiben. Sehr interessiert ist sie im Bereich der Wissenschaft. Sie hat z.B. ein eigenes Mikroskop und fängt öfter Insekten, die im Haus herumfliegen, um sie dann zu untersuchen. Außerdem bastelt sie gerne - und kann das auch sehr gut - und ist eine begeisterte Bogenschützin. Im letzten Jahr ist sie übrigens auf eine Schule gewechselt, die nur von insgesamt zehn Kindern besucht wird, und die verteilen sich auf sage und schreibe sechs Jahrgangsstufen! Somit erfolgt dort sehr viel individueller Unterricht. Zusammen mit Lorna hat Eve gerade mit Karate angefangen. Genau wie ihr Bruder Jordan. Er ist der einzige Junge und hat eine Menge Energie. Das merkt man daran, dass er ständig auf Gegenstände oder Menschen (so wie mich) zu klettern versucht oder oft andere animieren will, mit ihm zu kämpfen 😆 Das kommt wahrscheinlich zum Teil aber auch daher, dass er Rugby spielt. Bei seinem ganzen Energieüberschuss kommt es, sehr zum Leidwesen seiner Eltern, auch von Zeit zu Zeit vor, dass er, wenn er am Esstisch sitzt, das Essen ein bisschen vernachlässigt und etwas länger braucht 🍴😪 Was er wirklich gut kann, ist basteln und gestalten. Auch am Kochen zeigt er großes Interesse, und immer mal wieder zeigt er auch, dass er schon mit sechs Jahre ziemlich charmant sein kann. Er und Eve lieben es außerdem, mit ihren kleinen Motorrädern durch den Garten zu fahren. Noch ein bisschen wilder ist Annalicia, das jüngste Familienmitglied. Laut Lorna ist sie in der ganzen Stadt bekannt und das schwierigste Kind von Palmerston. Sie ist eigentlich fast immer in Bewegung und ist wohl in der Phase, in der Kinder alles mögliche ausprobieren. Beispielsweise, wie oft sie versuchen kann, mir meine Brille abzunehmen, obwohl Lorna, Paul und ich es ihr jedes Mal aufs neue verbieten 😈 Das habe ich am Ende aber halbwegs hinbekommen, indem ich sie mit Kitzelattacken "bestraft" habe 😅 Das fand sie dann manchmal so lustig, dass sie zu mir sagte: "Tickle me. But fast!", sodass ich sie dann zehn Minuten am Stück kitzeln durfte 😅 Wenn etwas nicht nach ihrem Willen läuft, kann sie auch ziemlich aggressiv werden. Auch wenn ihr das Essen nicht schmeckt. Sie klettert dann auch manchmal aus ihrem Kinderstuhl heraus und läuft um den Esstisch herum. Aber sonst ist sie total süß. Sie redet und lacht viel und ihre Energie ist irgendwie auch ansteckend. Leider verstehe ich nicht immer, was sie gerade sagen will, weil sie sprachlich noch ein bisschen Zeit braucht. Deswegen war ich manchmal leicht verwirrt, dass sie auf einmal anfing zu weinen. Was sie liebt, sind Pferde und vor allem Hunde. Und upside-down, also mit dem Kopf nach unten gehalten zu werden. Eines der wenigen Mittel, ihre komplette Aufmerksamkeit zu bekommen, ist, mit ihr einen Film zu schauen, in dem Hunde vorkommen. Dann ist sie direkt Feuer und Flamme ❤🐕🐎Alle drei Kinder haben ein leidenschaftliches Interesse an Dinosauriern. Jordan und Eve kennen natürlich fast alle Saurier mit Namen und spielen ständig mit ihnen. Insgesamt sind es glaube ich so um die 35 Stück. Da werden Erinnerungen an meine Kindheit wach 😉 Ich war nämlich auch so. Da die Farm 4 Kilometer außerhalb von Palmerston liegt, müssen die Kinder alle morgens in die Stadt gefahren und dann nachmittags auch wieder abgeholt werden.

Haustiere

Insgesamt halten sich auf der Farm eine Menge verschiedener Tiere auf. Da waren zunächst einmal die beiden Hunde zu nennen. Zum einen der kleine Pudel Alfie, der immer nach draußen will, aber drinnen bleiben muss, weil sonst die Gefahr zu groß ist, dass er wegrennt, zum anderen die große Maddie, die immer nach drinnen will, aber draußen bleiben muss, weil sie drinnen schon öfter ein etwas größeres Chaos angerichtet hat 🐕☝ Mit ihrer Größe kann sie im ersten Moment schon etwas furchteinflößend wirken. Eigentlich ist sie aber ein ganz liebes Tier. Auch wenn sie einen sehr oft anspringt, was man bei ihrem Gewicht dann schon deutlich merkt, oder beim Arbeiten zu einem kommt und man sich dan von ihr intensiv beschnuppern und abschlecken lassen darf 😉 Ansonsten gibt es noch zwei Schweine, die dann öfter mal die Essensreste bekommen, falls es welche gibt, ein paar Hühner, denen auch ein Hahn zur Seite gestellt ist und die natürlich fleißig Eier legen, vier Alpakas, die leider Angst vor den Schweinen haben und sich deswegen oft relativ weit in ihr Gehege zurückziehen, 31 Schafe, die während meines Aufenthaltes übrigens geschoren wurden - dazu später mehr - sowie das Pferd Flicker und das Pony Silver 🐎🐄🐓🐔

Arbeiten

Meine Fülle an verschiedenen Aufgaben in den zwei Wochen war recht groß, sodass ich hoffe, dass ich im Folgenden nichts vergessen werde. Im Haus selbst war mein Aufgabenbereich zu 95% sehr eingeschränkt: Geschirr spülen und trocknen. Frasers haben keine Spülmaschine, sodass alles von Hand gespült wird. Mit vereinten Kräften ging das aber relativ zügig. Einer spült, einer trocknet. Da ich in meiner Wohnung in Trier die letzten Jahre über immer nur meine eigenen Sachen gespült hatte und es jetzt an das Geschirr von sechs Personen ging, war das schon eine Umstellung für mich. Aber ich habe mir alle Mühe gegeben, es so gut zu machen wie möglich. Ab und zu gab es auch mal eine kleine "Sonderaufgabe", wie z.B. mit Eve lesen üben. Draußen ging es dann aber extrem abwechslungsreich zu. Neben meiner Haupttätigkeit, Unkraut jäten, sowie mir bekannten Arbeiten wie Flex-Äste abschneiden, Holz sammeln, Kartons glätten oder Rasen mähen, durfte ich auch an einiges für mich komplett neues herangehen: helfen, einen Elektrozaun aufzubauen, Wassergräben graben, einen Baum einpflanzen, die Pferdewiesen ausmisten oder Schafe treiben. Besonders letzteres war eine interessante Erfahrung. Da die Schafe geschoren werden sollten, mussten Paul und ich sie nacheinander von einer Wiese in einen Pferdetransporter treiben. Dabei musste ich leider feststellen, dass Schafe nicht umsonst oft als Beispiel für Lebewesen mit einem eher niedrigen IQ herhalten müssen 🐑💡❌😆 Es war eine Qual, die Tiere überhaupt in die Nähe des Transporters zu bekommen. Immer wenn wir dachten, jetzt haben wir sie in der Ecke, lief dann plötzlich ein Schaf weg - und die anderen rannten alle blind hinterher. Super! Mit Hilfe von Eve und Jordan konnten wir sie dann doch einkesseln. Trotzdem weigerten sie sich standhaft, auch nur einen Fuß in den Transporter zu setzen! So musste Paul dann ein Schaf nach dem anderen am Nacken packen und in das Fahrzeug schleppen, vor dem ich Wache halten musste, da die Schafe vereinzelt versuchten, wieder heraus auf die Wiese zu laufen. In den meisten Fällen konnte ich das mit einem beherzten Griff zum Glück gerade noch verhindern. Ein Schaf konnte dummerweise auf die Fläche neben der Pferdewiese fliehen. Als ich ihm den Weg versperren wollte und mich zwischen zwei Pfosten vor ihm aufbaute, rutschte ich auf dem matschigen Untergrund, sodass es mich schön geschmissen hat, ich auf dem Hosenboden landete und das Schaf einfach an mir vorbeilaufen konnt 😂 Zum Glück kam es nicht weit und Paul konnte es einfangen. Am nächsten Tag wurden die Tiere dann von einem Freund von Paul geschoren und ich durfte dabei zusehen. Es war Wahnsinn, wie viel Wolle dabei zusammenkam und wie anders die Schafe nach dem Radikalschnitt aussahen. Als wir sie dann wieder einfangen wollten, gab es wieder eine geniale Aktion 😩 Statt einfach mit ihren Artgenossen in Richtung Transporter zu laufen, zwängten sich zwei Schafe durch den Stacheldrahtzaun auf eine benachbarte Wiese, auf der jemand anders seine Schafe stehen hatte. Wenigstens konnten wir die anderen 29 nach und nach zurück nach Hause transportieren. Zwischendurch gab es für mich noch eine fette Schrecksekunde zu überstehen. Der Ort des Scherens war ca. 1 km von der Farm entfernt. Lorna wollte eigentlich mit den Kindern im zweiten Auto nachkommen, fand aber auf dem Weg einen umgestürzten Baum vor (auf dem eigenen Grundstück gibt es einen riesigen Wald), sodass sie den Wagen dort stehen lassen musste und mit den Kindern zu Fuß kam. Nachdem Paul und ich den Baum aus dem Weg geräumt hatten, sollte ich den zweiten Wagen zu Lorna bringen. Als ich dann das Grundstück verließ, fuhr ich dann ganz gemütlich ein paar Meter auf der rechten Seite. Es war das erste Mal, dass ich in Neuseeland selbst fuhr. Plötzlich hörte ich hinter mir lautes Hupen und als ich in den Rückspiegel schaute, sah ich Paul wild gestikulieren. Ich dachte mir ganz verdutzt: "Was hat er nur?", hielt aber vorsichtshalber mitten auf der Straße an, was kein Problem war, da sie sehr wenig befahren ist. Alles immer noch auf der rechten Seite. Ich hatte immer noch keine Ahnung, was eigentlich los war. Als Paul dann an mir vorbeiraste und die Spur nicht wechselte, ging mir kein Licht auf, sondern ein ganzer Weihnachtsbaum...in Neuseeland ist ja Linksverkehr! Schnell wechselte ich also die Spur, und keine zehn Sekunden später kam mir tatsächlich ein Auto entgegen. Wahrscheinlich hätte der Fahrer noch bremsen können, aber nicht auszudenken, was gewesen wäre, wenn ein Raser mich zu spät gesehen und gerammt hätte! Zum Glück ging es direkt weiter mit dem Schafe treiben, sodass ich gar keine Zeit hatte, um über den Schock nachzudenken. Aber das war schon heftig 😱

Heftig war auch der Schmerz, den ich nur einen Tag später erfahren sollte 😭 Ich war schon fast fertig mit Unkraut jäten, als Lorna mich auf ein Unkraut aufmerksam machte, das ich für eine Pflanze gehalten und deswegen stehen gelassen hatte. Als ich gerade meinen Fuß auf ein Brett gesetzt hatte, um mich darauf zu knien, durchzog eben diesen Fuß ein höllischer, stechender Schmerz 😣 Aus Reflex sprang ich sofort auf und sah, woher dieser Schmerz gekommen war. Aus dem Brett stand ein dicker, langer Nagel heraus, der meinen Schuh durchstoßen und sich direkt in meinen Fuß gebohrt hatte, aus dem jetzt natürlich einiges an Blut gequollen kam. Zum Glück stand Lorna direkt neben mir und konnte mich vors Haus führen. Dort wurde ich dann perfekt verarztet und mit zwei dicken Pflastern versehen. An gehen war an diesem Tag trotzdem nicht mehr zu denken, geschweige denn an arbeiten. Somit verbrachte ich den Rest des Tages auf der Couch. Als ich die Verletzung googelte, wurde meine Laune auch nicht unbedingt besser. Erfahrungsberichte sagten so etwas wie: "Laufen geht zwei Wochen überhaupt nicht, schmerzfrei erst nach deren vier". Zum Glück ging es bei mir wesentlich schneller. Schon am nächsten Tag konnte ich wieder arbeiten, und nach fünf Tagen war alles wieder komplett verheilt. Glück gehabt :)


😊🍀

Im nächsten Bericht erzähle ich euch dann, was alles in meiner Freizeit geboten war. Da kommt auch einiges zusammen 😄

Bis dann,

euer Max

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