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Mendoza und abschließende Gedanken zu Argentinien

Veröffentlicht: 03.05.2023

Mit Mendoza haben wir unsere vorerst letzte Station in Argentinien erreicht. Ursprünglich hatten wir geplant, vor Mendoza noch nach Salta im Norden zu fahren. In der Region gibt es gerade aber einen ziemlich großen Denguefieber-Ausbruch. Da Judith vor ein paar Jahren Dengue in Thailand bekommen hat und wir daher wissen, dass es wirklich keinen Spaß macht und zudem eine 2. Infektion mit einem anderen Subtyp gefährlicher sein kann, gehen wir dieses Risiko lieber nicht ein. Wir halten uns aber die Option offen, vom Norden Chiles aus nochmal nach Salta rüberzufahren, falls sich die Situation hinsichtlich Dengue dann gebessert hat. In Chile gibt es kein Denguefieber, sodass wir uns darüber jetzt, wo wir uns in Chile befinden, erstmal keine Gedanken machen müssen.
Nun aber zu Mendoza: Mendoza liegt in einer Oase an den Anden, die aufgrund des schmelzenden Gletscherwassers aus den Anden existiert. In dieser und in umliegenden Oasen wird viel Wein angebaut. Somit kann man in Mendoza vor allem zwei Dinge tun: Wein trinken und die Anden besichtigen. Beides gefällt uns gut, sodass Mendoza zu unserem bislang längsten Aufenthalt wird (eine Nacht mehr als jeweils in Buenos Aires und Cordoba).
Nach einer recht entspannten Busfahrt am Tag mit nur ca. 30 Minuten Verspätung kamen wir Freitag Abend in Mendoza an. Wir fanden uns mit den öffentlichen Bussen zunächst nicht so gut zurecht, aber eine nette Frau half uns, indem sie einen Bus für uns raussuchte. So kamen wir auch sicher zu unserer Unterkunft, Hostel Kuyuk, einem sehr kleinen Hostel mit sehr netten Besitzer*innen. Bis sie uns alles gezeigt hatten und wir versucht hatten, mit Karte zu bezahlen, was aber leider nicht möglich war, da wir kein DNI (Documento National de Identidad) haben und auch sonst keine Identifikationsmöglichkeit, die nur aus Zahlen besteht, war es schon recht spät geworden (es hat also fast so lang gedauert, wie diesen Satz zu lesen). Da wir sehr k.o. waren, aber noch etwas essen wollten, aßen wir etwas beim McDonald's um die Ecke - das bleibt hoffentlich das letzte Mal auf der Reise. Wenigstens haben uns die Burger tatsächlich satt gemacht - es waren auch doppelte, aber vielleicht sind selbst Burger von McDonald's hier größer und fleischhaltiger als bei uns. 
Am nächsten Tag wollten wir ruhig in den Tag starten und erst einmal Ausflüge für die nächsten Tage und den Bus nach Santiago de Chile buchen. Aber an diesem Tag klappte gar nichts - entweder funktionierte die Website nicht, wir brauchten wieder ein DNI, oder müssten in Dollar zahlen, was die Preise verdoppeln würde (s. unseren Beitrag zu Buenos Aires, in dem wir über die Geldsituation in Argentinien schreiben). Also gingen wir zur Touristeninformation, in der Hoffnung, dort eine Tour zu Weingütern für den nächsten Tag buchen zu können. Leider waren wir aber auch da nicht erfolgreich, sodass wir beschlossen, noch einen Tag länger zu bleiben und am Sonntag mal auszuschlafen. Nach dem erfolglosen Besuch der Touristeninformation machten wir eine Free Walking Tour durch Mendoza, die sehr informativ war, aber auch am wenigsten Sehenswürdigkeiten beinhaltete, vermutlich weil Mendoza eher für Wein und die Anden bekannt ist als für die Stadt selbst.
Am nächsten Tag versuchten wir nach dem Ausschlafen noch einmal, einen Bus nach Santiago de Chile als nächste Station und einen Ausflug in die Anden in der Stadt zu buchen. Am Sonntag blieb das allerdings aufgrund der geschlossenen Geschäfte erfolglos. Wir gönnten uns daraufhin einen ausgiebigen Brunch und liefen in den Park San Martín, einen riesigen Park im Westen Mendozas, wo wir gemütlich durch den Park schlenderten und die erste richtige Andensicht genossen. Anschließend fuhren wir zum Busbahnhof, wo wir trotz Sonntag Bustickets nach Santiago sowie Tickets für eine Tour zu Weingütern buchen konnten. Sebastian hatte es zudem geschafft, einen Besuch in der Therme mit Raftingausflug zu buchen, indem er einfach eine willkürliche 8-stellige Zahl statt DNI angab, was es ermöglichte, die Buchung auch zu bezahlen. Weil wieder ein paar gemüsearme Tage vergangen waren, hatten wir uns für den Abend vorgenommen, mal wieder vegetarisch zu essen. Als wir aber gerade zu einem Restaurant aufbrechen wollten, kam der Hostelbesitzer und fragte, ob wir mit ihnen und zwei weiteren Gästen aus Belgien grillen wollten. Die Einladung nahmen wir an und es wurde ein richtiger schöner Abend mit viel Bier und dem besten Fleisch, das wir in Argentinien gegessen haben. Also wurde es mal wieder nichts mit vegetarischem Essen, aber wenigstens war auch Gemüse dabei... Außerdem gab es viel Unterhaltung auf Spanisch. Selbst über das Gendern haben wir auf Spanisch diskutiert :) Und als wir den Hostelbesitzer fragten, was er für das Grillen bekäme, sagte er, dass wir dazu eingeladen seien, was zu der auch sonst wirklich sehr netten Art der Gastgeber passte. Sollte jemand also eine Unterkunft in Mendoza benötigen, können wir das Hostel Kuyuk wärmstens empfehlen.
Am folgenden Tag gingen wir dann noch zum Touranbieter für die Andentour, sodass wir es dann tatsächlich geschafft hatten, alles zu buchen, was wir in Mendoza machen wollten. Dann fuhren wir mit einem winzigen Bus nach Lujan de Cuyo, wo wir uns zwei Fahrräder ausliehen. Mit diesen besuchten wir zunächst ein Weingut, wo wir eine Privatführung bekamen, weil einfach keine anderen Gäste da waren, und anschließend eine Weinprobe machten. Mit den Fahrrädern ging es dann immer mit Andenblick und durch die Sonne weiter zu einem weiteren Weingut. Kurz vorher blieb aber Judiths Fahrrad plötzlich stehen. Das Hinterrad war blockiert und ließ sich nicht mehr bewegen. Wir überprüften die Bremse, mit der alles in Ordnung war, und Sebastian versuchte dann, das Hinterrad mit etwas mehr Kraft zu bewegen. Da gab es plötzlich einen lauten Knall und die Hinterachse brach auseinander. So schoben wir dann die Fahrräder das letzte Stück zum Weingut, wo wir nur über eine Gegensprechanlage mit jemandem sprechen konnten. Dort wurde uns nämlich gesagt, dass das Weingut heute nur zum Verkauf offen hätte und nicht für Besichtigungen. Wir schilderten dort unser Fahrradproblem und netterweise riefen sie den Fahrradverleih für uns an. Im Schatten warteten wir dann auf den Verleiher, der auch relativ schnell mit zwei weiteren Fahrrädern auftauchte (er wusste nicht, welches von beiden kaputt ist), das Fahrrad tauschte und sagte, dass das alles kein Problem sei. Und so ging es für uns mit zwei Fahrrädern, die sich bewegten, wie sie sollten, nochmal zu einem weiteren Weingut. Dort tranken wir jeweils einfach ein Glas Wein auf der Terasse, freuten uns über den Andenblick und darüber, dass wir wieder fahren konnten. Die Fahrräder brachten uns dann auch heil wieder zurück zum Verleih und der Minibus zurück nach Mendoza.
Am nächsten Tag standen wir sehr früh auf, da wir für die Andentour abgeholt wurden. Mit dem Kleinbus ging es durch tolle Landschaften zu einigen Highlights: zur Puente del Inca, einer Gesteinsformation, an der das Gestein aufgrund einer schwefelhaltigen Quelle ganz bunt ist, zum Aconcagua, dem höchsten Berg des amerikanischen Kontinents, zu einem Stausee und zuletzt zum Cristo Redentor de los Andes. Dieser steht auf fast 4000m Höhe an der Grenze zwischen Argentinien und Chile und um dort hinzugelangen, muss man über 1000 Höhenmeter über eine Schotterstraße in Serpentinen hochfahren. Der Guide, der übrigens extra für uns beide auch immer alles auf Englisch erklärte, meinte, dass es vielleicht der letzte Tag sei, an dem sie dort hoch fahren können, weil danach womöglich zu viel Schnee liegen wird. Die Fahrt war sehr spektakulär, aber zumindest Judith war sehr froh, als wir wieder unten waren. Der Tag hat uns richtig gut gefallen und sehr beeindruckt!
Am nächsten Tag stand wieder Wein auf dem Programm. Diesmal fuhren wir mit der organisierten Tour ins Valle de Uco, wo wir zwei Weingüter besuchten. Beim ersten Weingut machten wir eine Führung mit Weinprobe. Der Wein war gut, aber sehr wenig und insgesamt kam es uns so vor, als ob es hier sehr viel um die Show ginge. So war z.B. ein Highlight der Führung ein großer Stein im Weinkeller, der von oben angestrahlt wurde (warum?!). Beim zweiten Weingut gefiel es uns da schon besser. Dort aßen wir ein 4-Gänge-Menü mit Weinbegleitung und zwar mit reichlich Weinbegleitung. Die Landschaft um das Weingut war toll, mit großartigem Blick auf die Anden. Bei der Führung durch das Weingut probierten wir noch einen Wein direkt vom Fass und fuhren dann leicht angetrunken und etwas müde zurück nach Mendoza.
Am letzten Tag in Mendoza besuchten wir dann noch die Cacheuta-Therme in den Bergen. Dazu wurden wir in der Stadt abgeholt. Die Fahrt hat uns etwas beunruhigt, weil das Auto immer wieder angefangen hat zu piepen, auch nachdem der Fahrer an einer Tankstelle einen Reifen aufgepumpt hatte, aber vielleicht hing das auch damit zusammen, dass sich der Fahrer während der Fahrt in die Berge mehrfach ab- und wieder angeschnallt hatte. Wie auch immer, auch diesmal kamen wir heil an. In der Terme gab es einige Thermalbecken draußen und drinnen mit unterschiedlich warmen Becken. Wir entspannten zwei Runden in den Becken und fanden nur ungewöhnlich, dass auch in der Therme Straßenhunde rumliefen. Mittags hatte Sebastian noch einen Ausflug von der Therme zum Rafting gebucht. Judith wollte solang eigentlich in der Therme bleiben, aber der Veranstalter schlug vor, dass sie mitkommen kann zum Rafting und zugucken, damit wir von dort direkt nach Mendoza zurückfahren können und Sebastian nicht zur Therme zurückgebracht werden muss. Wir fanden die Idee nicht schlecht und fuhren also gemeinsam zum Rafting. Sebastian war in einem Boot mit drei sehr netten Chilenen und einem Guide, der Sebastian mal wieder alles extra auf Englisch erklärte. Das Rafting war hier relativ einfach, aber für das erste Mal für Sebastian genau richtig und hat viel Spaß gemacht. Judith blieb die ganze Zeit beim Busfahrer, der gleichzeitig der Fotograf des Anbieters war, und konnte so an den gleichen Stellen fotografieren wie er und Sebastian bei der Ankunft am Endpunkt wieder in Empfang nehmen. Die Rückfahrt nach Mendoza wurde dann vom Rafting-Veranstalter durchgeführt und zum Glück nicht vom Fahrer der Hinfahrt. So hat dieser Ausflug uns auch beiden viel Spaß gemacht und wir waren bereit, Mendoza am nächsten Tag hinter uns zu lassen und nach Santiago de Chile zu fahren.

So waren wir jetzt also ingesamt 3,5 Wochen im Norden Argentiniens unterwegs. Die Jahreszeit war perfekt dafür - außer in Puerto Iguazu, wo es heißer war und einen Nachmittag lang regnete, hatten wir immer ca. 23-26° und nie Regen. Vom Essen waren wir unterschiedlich stark begeistert, das Fleisch war uns oft zu fettig und vegetarische Alternativen zu finden nicht immer einfach. Wir haben aber zumindest an jedem Ort ein vegetarisches oder veganes Restaurant besucht, sodass es durchaus möglich war. Das argentinische Spanisch zu verstehen, war nicht immer so einfach, weil es einige Unterschiede in der Aussprache gibt. So wird z.B. das Wort "yo" (ich) nicht "jo" ausgesprochen, wie wir es kennen, sondern "scho". Buchstaben am Ende von Wörtern werden häufig weggelassen und wir werden wohl nie erfahren, ob die Leute in Buenos Aires häufiger zu uns "Hola, buenos tardes" (Hallo, guten Abend) oder "Hola, como estan" (Hallo, wie geht es Ihnen) gesagt haben. Sebastian hat immer ersteres verstanden und sich gewundert, warum Judith, die zweiteres verstanden hat, "sehr gut, danke" geantwortet hat. Den italienischen Einfluss merkt man in Argentinien nicht nur am Essen, sondern auch an der Satzmelodie, die eher zur italienischen als zur spanischen Sprache passt. Von den Besonderheiten beim Umgang mit Geld haben wir ja schon an mehreren Stellen geschrieben. Man kann abschließend noch sagen, dass Kartenzahlungen oft nur mit Debitkarten und nicht mit Kreditkarten möglich waren. Hier hat es sich zum ersten Mal für uns positiv bemerkbar gemacht, dass unsere Bank vor über einem Jahr aus Kostengründen gebührenfreie Visa-Kreditkarten durch Visa-Debitkarten ausgetauscht hat. Wenn wir das richtig verstehen, sollten Debitkarten für Händler:innen ja auch weniger riskant sein als Kreditkarten, weil sie damit das Geld sofort direkt von den Kund:innen bekommen, aber in Deutschland haben wir damit durchaus manchmal Probleme. In Argentinien scheint es anders herum zu sein, und da wir sowohl Kredit- als auch Debitkarten dabei haben, sind wir hoffentlich für alle Situationen gewappnet, für die wir kein Bargeld mitführen müssen.

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