knausenblog
knausenblog
vakantio.de/knausenblog

Kaliforniens Küste zwischen SF und LA

Veröffentlicht: 08.09.2023

Wir fuhren weiter Richtung Süden und dabei so viel wie möglich an der Küste entlang. Dies entsprach weiterhin weitestgehend dem U.S. Highway 101, hier in Kalifornien gibt es aber auch den California State Highway 1, der meistens an der Küste entlangführt und dabei oft auch mit dem Highway 101 übereinstimmt. Unsere Strecke bestand letztendlich aus mal 101, mal (California) 1 und mal beidem gleichzeitig. Die komplette Strecke an der Küste konnten wir aber nicht entlangfahren, weil ein Teil momentan wegen eines Erdrutsches gesperrt ist. Auch für diesen Umstand haben wir eine passende Lösung gefunden.

Doch zuerst wollten uns wir ja noch in San Francisco an der nächsten Tankstelle um den Reifendruck unseres Autos kümmern, denn die Kontrollleuchte leuchtete weiterhin. Wir haben beide nie ein Auto besessen und an einer Tankstelle höchstens mal Fahrradreifen aufgepumpt, doch wir waren zuversichtlich, mit der Luft-Station einer amerikanischen Tankstelle klarzukommen. Das taten wir nicht und der Autofahrer, der hinter uns wartete, zeigte uns, wo der Luftdruck überhaupt angezeigt wird. Dann konnten wir eine Zahl ohne Einheit ablesen, und wir wussten noch nicht, ob das jetzt wirklich in einer dieser fürchterlichen amerikanischen Einheiten angegeben wird, die man hier oft für den Luftdruck verwendet (PSI = Pfund pro Quadratzoll, also doppelt hirnrissig) oder doch etwas anderes. Wir fragten in der Tankstelle nach, aber die Mitarbeiter sagten uns, dass die Anzeige kaputt sei und wir zu einer anderen Tankstelle fahren sollten. Wahrscheinlich hatten die keinen Bock, das uns Europäern zu erklären, denn bei der nächsten Tankstelle funktionierte alles genauso und die Mitarbeiterin bestätigte uns, dass es sich um PSI handelt. Damit waren wir sicher, dass einer der Reifen tatsächlich zu wenig Luft hatte, und konnten ihn aufpumpen, sodass die Kontrollleuchte endlich aus war.

Wir fuhren dann noch zum kostenlosen Land's End Lookout am Rand von San Francisco, von dem aus man einen Blick auf das Meer haben sollte. Am Parkplatz wurde deutlich vor Einbruch gewarnt, in den Google-Bewertungen hatten wir gerade vom letzten Einbruch am Abend vorher gelesen und man sah auch noch Glassplitter von einer eingeschlagenen Fensterscheibe. Judith hatte selbst schon erlebt, dass vor einigen Jahren bei einem anderen Aussichtspunkt hier in der Nähe ihr Auto aufgebrochen und das meiste Gepäck gestohlen wurde, und Polizei und Autovermietung sagten damals, das würde ständig passieren. Deswegen stiegen wir lieber nacheinander aus, gingen nur kurz vor und machten Fotos - die Sicht war sowieso mal wieder nicht so gut. Danach fuhren wir auf dem Highway 1 nach Half Moon Bay, weil dort ein Strand empfohlen wurde. Dort wäre der Parkplatz wohl sicher gewesen, hätte aber 10 Dollar gekostet. Während im Pacific Northwest (so wird die Region mit den Staaten Washington und Oregon genannt) das Parken an der Küste günstig, meist sogar kostenlos war, ist es in Kalifornien viel teurer oder eben unsicher. Weil in diesem Fall aber sogar der Strand gesperrt war, ohne dass das die Parkgebühren beeinflusst hätte, sind wir gar nicht erst auf den Parkplatz gefahren, sondern direkt weiter nach Santa Cruz, wo es einen Vergnügungspark direkt am Strand gab. Direkt vor diesem sogenannten Boardwalk hätte das Parken sogar 20 Dollar gekostet, aber das sparten wir uns, indem wir etwas weiter abseits neben Wohnhäusern parkten. Das wirkte sicher, war kostenlos und diese kurze Laufstrecke war uns, wahrscheinlich anders als Durchschnittsamerikaner:innen, nicht zu weit. Der Boardwalk selbst kostete aber keinen Eintritt, nur die einzelnen Fahrgeschäfte. Wir gönnten uns zunächst eine Fahrt in einem sich drehenden Fahrgeschäft. Anschließend wollte Sebastian unbedingt noch mit dem Giant Dipper fahren, einer alten Holzachterbahn, denn in so einer großen Achterbahn ist er eigentlich noch nie in seinem Leben mitgefahren. Er musste Judith erst überreden, aber am Ende saßen wir in der ersten Reihe und fanden es beide toll. Danach aßen wir noch frisch frittierte Corndogs, weil man das bei einem Rummel hier so macht, und gingen zum wenige Schritte entfernten Strand. Dort las Judith ein bisschen und Sebastian ging zum zweiten Mal im Pazifik schwimmen. Nachdem wir dann noch etwas am Strand gelegen hatten, gingen wir zum Auto und fuhren bis nach Monterey, der letzten Stadt vor der Sperrung der Küstenstraße.

Nach der ersten Nacht in Monterey sind wir dann den Highway 1 bis zum nördlichsten Punkt des gesperrten Bereichs gefahren. Während wir immer weiter in die Big Sur genannte Region gelangten, machten wir viele Stopps für Fotos, auch an der aus vielen Autowerbespots bekannten Bixby Bridge, und kleinere Wanderungen. Bei der Ranger Station holten wir uns Infos über mögliche Wege ein und fuhren danach in den Julia Pfeiffer Burns State Park. Dort waren viele Wege gesperrt, sodass wir nur einen kurzen Weg zum Aussichtspunkt auf einen viel fotografierten, direkt im Meer endenden Wasserfall liefen. Wir fuhren immer mehr auf das aktuelle Ende des Highways zu, das schon seit Beginn unserer Planungen dieses Teils der Reise eine Faszination auf uns ausgeübt hatte. Es kamen immer mehr Schilder und die Spannung stieg. "Road closed ahead, no detour." Was würde uns hier wohl erwarten? Bald wurde es klar: Anders als am Ende des Universums gibt es am Ende des Highway 1 kein Restaurant, sondern einen Tacostand. Wer auch immer den hier aufgestellt hatte, musste ein sehr kluger Mensch gewesen sein. Wir aßen Tacos und tranken Getränke (wobei wir mal wieder mit Spanisch weiter kamen als mit Englisch), während wir beobachteten, wie andere Autos, offenbar aus Neugier, an den sehr deutlichen und vielfach vorhandenen Absperrungen vorbeifuhren. Manche von ihnen kamen zurück, andere nicht. Sebastian wurde von dieser Neugier etwas angesteckt, aber Judith hatte kein gutes Gefühl bei dem Gedanken daran, dass wir die Absperrung umfahren würden. Wir trafen Leute aus Kanada, die sich auch Tacos geholt hatten, und sprachen mit ihnen über dieses Mysterium und den Umgang damit. Schließlich fuhren sie auch an der Absperrung vorbei und wir warteten noch etwas. Bald kamen sie zurück und erzählten uns, dass man wirklich nicht viel weiter fahren kann und dann auf Personen stößt, die an der Straße arbeiten. Froh, das Problem auf diese Art gelöst zu haben, fuhren wir zurück Richtung Monterey. Was mit den Leuten passiert ist, die nicht zurückgekommen sind, wird allerdings für immer ein großes Rätsel bleiben. Auf dem Rückweg hielten wir noch im Andrew Molera State Park, wo wir noch einen etwas längeren Weg liefen, der an einem Strand endete. Dort sahen wir dann plötzlich zwei Delfine im Wasser. Das war schon einmal ein Vorgeschmack auf den nächsten Tag, für den wir mal wieder eine Whale Watching Tour gebucht hatten.

Monterey ist ein beliebter Startpunkt für Whale Watching Touren. Nachdem wir vor zwei Jahren in Island fast gar kein und im Mai in Chile nicht sehr viel Glück hatten, wollten wir es hier noch einmal probieren. Wir hatten bei dem Anbieter "Monterey Bay Whale Watch" gebucht, mit dem Judith bei ihrem letzten Besuch hier vor einigen Jahren schon einmal eine sehr erfolgreiche Tour gemacht hatte. Wir gingen auf ein kleineres Boot und wurden dort von einer aus Frankreich stammenden jungen Frau begrüßt, die durch die Tour führte und Hintergrundinformationen zu den Tieren gab. In der Bucht von Monterey schwimmen vor allem Buckelwale, auf Englisch "humpback whales" und auf Englisch mit französischem Akzent "ömpback whales". Zunächst einmal sahen wir noch im Hafen einen Seeotter und kurz nach dem Ablegen viele Kormorane. Das Wetter war anfangs trüb, aber schon bald nach dem Losfahren tauchten die ersten Buckelwale auf. Wir konnten sie eine ganze Weile lang beobachten. Das Meer war recht unruhig und am anderen Ende des Bootes übergaben sich mehrere Leute, aber wir hatten vorher das Angebot angenommen, kostenlose (bzw. im hohen Preis für die Tour enthaltene) Pillen zur Vorbeugung vor Seekrankheit zu schlucken. Wir sahen noch eine Buckelwalmutter mit Baby und Buckelwale, die mit Seehunden zusammen jagten. Später klarte es auf und wir sahen ein paar Delfine im Sonnenschein. Schließlich fuhren wir zurück und legten nach einer sehr lohnenswerten Tour und viereinhalb Stunden auf dem Meer wieder an. Den Rest des Tages verbrachten wir in der Stadt und auf der Küstenpromenade, wo wir viele Seehunde und Seelöwen sahen und etwas über die Unterschiede zwischen beiden lernten. Für uns war es am einfachsten, sie zu unterscheiden, wenn sie sich bewegen: Seelöwen können sich auf ihren Vorderflossen abstützen und damit "vorwärtslaufen". Seehunde, auch Robben genannt, können dagegen nur robben. In der Stadt gingen wir unter anderem in einen Süßigkeitenladen, in dem aber nirgendwo Preise standen. Schade, dann kauften wir dort halt doch nichts. In den USA scheint es häufiger vorzukommen, dass in Läden für manche Artikel keine Preise ausgezeichnet werden, was in Deutschland wahrscheinlich gesetzlich gar nicht möglich wäre. An diesem Tag hatten wir schon so viel auf hoher See erlebt, dass wir einmal auf einer Bank einfach einschliefen und dass uns, als wir uns abends in ein Burgerrestaurant setzten, so war, als ob noch alles schwankte.

Da wir südlich der Straßensperrung natürlich noch weiter an der Küste langfahren wollten, wollten wir als Nächstes über das Landesinnere nach San Luis Obispo kommen, in den nächsten Ort, von dem aus man wieder an diese Straße kommt. Das hatte den positiven Nebeneffekt, dass ein weiterer Nationalpark nah war, der genau auf der Höhe der Absperrung liegt und den wir deswegen auch noch mitnehmen wollten: Der weniger bekannte Pinnacles National Park, in dem es dann aber wieder sehr heiß werden sollte. Wir konnten so schon einmal ausprobieren, wie wir nach dem Abfahren der kompletten Küstenstraße in späteren Nationalparks in Wüstenregionen zurechtkommen würden, in denen es sicher auch heiß werden würde, auch wenn wir ja hofften, dass sich dann zumindest die Hitzeglocke verzogen haben würde. Bevor wir zum Pinnacles National Park fuhren, kauften wir zur Vorbereitung in einem Supermarkt zwei große Wasserkanister auf Vorrat. Außerdem pumpten wir an einer Tankstelle denselben Reifen wie zuvor wieder auf, weil die Kontrollleuchte wieder angegangen war. (In San Francisco war die Luft noch kostenlos, hier bezahlten wir $1,50.) Im Nationalpark waren es dann etwa 100°F, das sind 38°C. Zwischen diesen Einheiten mit der grausamen genauen Formel schnell umzurechnen, um die Wettervorhersagen zu verstehen, ist auch relativ nervig, aber wir haben uns angewöhnt, zwischen zwei Werten zu interpolieren, die für uns im Moment wichtig waren und die wir uns gut merken konnten: 20°C sind 86°F, das ist unser Geburtsjahr, und 30°C sind 104°F, das war mal unsere Zimmernummer (wobei wir uns unsere ständig wechselnden Zimmernummern natürlich nicht merken können, aber das funktioniert irgendwie). Durch diese Hitze liefen wir nun einen leichten bis moderaten Wanderweg. Auf Schildern stand der zu den warnfreudigen Amis passende Hinweis, dass man um diese Tageszeit wegen der Hitze eigentlich gar nicht wandern sollte. Wir waren vorsichtig und machten viele Pausen. Wir liefen erst den Balconies Cliff Trail etwas hoch und runter und dann den Balconies Cave Trail. Dieser führte uns durch eine Höhle, weswegen auch eine Stirnlampe empfohlen wurde, die wir aber sogar dabei hatten. Wir mussten sie tatsächlich manchmal benutzen, um den Weg zu finden, und zwischendurch mussten wir auch etwas klettern. Von den namensgebenden Pinnacles (Felsnadeln), die es in diesem Park auch irgendwo geben sollte, haben wir auf diesem Weg zwar nichts gesehen, aber die kühle Höhle war für dieses Wetter natürlich genau das Richtige und es machte auch etwas Spaß. Damit haben wir unseren Test für die nächsten heißen Nationalparks bestanden und konnten wieder Richtung kühlere Küste nach San Luis Obispo fahren. Bei unserer Unterkunft dort gab es dann zur Belohnung kostenlose Cookies, kostenlosen warmen Apple Cider (darunter versteht man hier alkoholfreien ungefilterten Apfelsaft) und Gutscheine für ein Weintasting im hoteleigenen Restaurant. Diese lösten wir natürlich ein und tranken Rotwein, Weißwein und Sekt. Etwas angeheitert gingen wir dann in eine Pizzeria in der Nähe und machten uns dort an die komplizierte Berechnung der geeigneten Pizzagröße. Nachdem uns die richtige Formel für den Flächeninhalt eingefallen war, fanden wir heraus, dass zwei 8''-Pizzen insgesamt zwar teurer, aber immer noch weniger waren als eine halbe 14''-Pizza. Praktischerweise gibt es hier oft Half-and-Half-Pizzen, deren Hälften man mit frei wählbaren, unterschiedlichen Belägen bestellen kann. Wir orderten also eine 14''-Half-and-Half-Pizza und teilten sie, weil diese Größe in unserer letzten Pizzeria in San Francisco für zwei Personen empfohlen worden war und auch tatsächlich gepasst hatte. Trotz der aufwändigen Vorüberlegungen war uns diese Pizza dann allerdings doch zu viel, wahrscheinlich wegen des dicken Belags - es ist also zwar gut gemeint, dass in den meisten Pizzerien der Durchmesser der verschiedenen Größen angegeben wird, aber im Grunde kann man nichts damit anfangen und eine Angabe des Volumens wäre besser... Wir packten die Hälfte der Pizza ein und legten sie erst mal über Nacht in den Kofferraum.

Am nächsten Tag gingen wir im Restaurant der Unterkunft frühstücken und bestellten uns jeweils einen Full Stack Apple Fritter Pancakes, was auch viel zu viel war. Deswegen packten wir auch hier den Rest ein und tauschten ihn im Kofferraum gegen die Pizzareste, die wir im Zimmer in den Kühlschrank legten. Mit all diesen Resten kamen wir dann gut durch den verbleibenden Tag. Diesen verbrachten wir damit, von San Luis Obispo aus die Küstenstraße zunächst nach Norden bis zum südlichen Ende des gesperrten Bereiches zu fahren, um so viel von der Straße zu sehen wie möglich. An diesem Ende des Highway 1 gab es weder Restaurant noch Tacostand, aber wir hatten vorher noch mal schöne Blicke auf das Meer. Der eindrucksvollste Stopp war allerdings Hearst Castle, ein riesiges Anwesen auf einem Hügel mit Meerblick, das einer dieser ultrareichen Amerikaner in den 1920er Jahren erbaut, mit vielen in ganz Europa gesammelten historischen Inneneinrichtungen gefüllt und dann regelmäßig als Freizeit- und Partydomizil für eingeladene andere reiche, berühmte und schöne Menschen genutzt hatte. Es wurden viele verschiedene Führungen angeboten und wir machten nur eine Tour hauptsächlich durch das Casa Grande. Als wir auf deren Beginn warteten, wurden wir von Leuten aus unserer Gruppe, die uns Deutsch sprechen gehört hatten, gefragt, warum wir uns denn überhaupt für das Hearst Castle interessierten, wo es bei uns zu Hause doch viel mehr und auch tatsächlich alte Schlösser gibt. Nun ja, dies hier war noch eine ganz andere Erfahrung. Die Tour war sehr durchorganisiert, wir wurden mit Bussen den Hügel hoch- und am Ende wieder heruntergefahren, die ganze Zeit von einem Guide geführt und durften das Gelände nicht auf eigene Faust erkunden, in Räumen nicht die Teppiche verlassen, nichts berühren außer Treppenhandläufen und nichts essen und trinken außer Wasser. Wasser zu trinken war aber auch angebracht, denn interessanterweise war es auf dem Hügel viel heißer als unten. Zu sehen gab es einige große Outdoor- und Indoor-Schwimmbecken und einen Stilmix aus Architektur und Kunst unterschiedlicher alter Kulturen aus Europa, Ägypten und Persien. Wir fanden das ziemlich befremdlich, auch die antiken Kirchenbänke, die plötzlich in manchen Räumen herumstanden und für diesen Zweck ursprünglich bestimmt niemals gedacht waren. Nach der Führung wurde uns dann noch in einem großen Kinosaal ein 40-minütiger hollywoodreif emotional aufgeladener Film über den Bau des Hearst Castle gezeigt, den wir eigentlich zu den weniger bedeutenden Ereignissen der Weltgeschichte zählen. Teilweise mit Tränen in den Augen gingen wir anschließend noch in den Gift Shop, wo wir uns mal wieder über das riesige Merchandising wunderten, und verließen das Gelände schließlich wieder. Wir fuhren dann noch zum nahe gelegenen Elephant Seal Viewpoint, wo wir über 50 See-Elefanten beobachten konnten. Wir fanden sie sehr lustig, vor allem weil die meistens faul am Ufer rumliegen, aber manchmal auch miteinander zu streiten scheinen und sich dabei aufeinander schmeißen und oft interessante Rülpsgeräusche machen. Zum Schluss fuhren wir zurück nach San Luis Obispo und gingen dort noch durch die schmale Bubblegum Alley, die noch ekliger war und älter ist als die Wall Gum in Seattle. Trotzdem schmeckten uns dann später noch die Pizzareste - auch kalt, denn ausnahmsweise hatten wir keine Mikrowelle im Zimmer.

Am nächsten Tag waren wir zuerst in Cayucos, wo wir in einem bekannten Cookie-Laden Cookies kauften und mitnahmen und dann noch ein bisschen herumspazierten. Wir mussten aufpassen, dass wir die kleinen Städtchen am Meer nicht so langsam leid waren, denn sie sind ja ganz schön, es gibt aber auch viele davon, erst recht wenn man viel an der Küste langfährt... Immerhin gehörte der Pier von Cayucos zu den wenigen Seebrücken, auf denen keine Autos fuhren. Dann sind wir weiter nach Morro Bay gefahren, wo wir erst Seeotter beobachteten (leider sind die nur oft so weit weg) und dann um den Morro Rock herum und noch auf einigen Felsen entlanggingen. Nächste Station war dann das etwas weiter von der Küste entfernte Dorf Solvang, wo wohl mal viele Menschen aus Dänemark eingewandert waren. Dort gingen wir in eine der zahlreichen dänischen Bäckereien und aßen mehr oder weniger dänisches Gebäck. Wir hatten zwar jetzt die Cookies aus Cayucos und auch noch Pancake-Reste vom Vortrag im Kofferraum, aber Judith wollte unbedingt eine Zimtschnecke probieren. Leider hatte sie aber in Dänemark doch schon bessere gegessen. Wir sahen aber auch noch einen Sockenladen und kauften dort Puffin-Socken für uns beide. Wir liefen weiter durch das Dorf und auch durch die Gärten der Mission (was genau eine Mission ist, sollten wir später noch erfahren). Anschließend fuhren wir zu unserer nächsten Unterkunft nach Santa Barbara.

Die Straße, die wir immer weiter Richtung Süden fuhren, war inzwischen nicht mehr immer eine kleine Straße mit schöner Sicht auf das Meer, sondern manchmal auch ein Freeway. Das ist eine Straße, die nicht durch Querverkehr mit anderen Straßen verbunden ist, sondern nur über Auf- und Abfahrspuren, wie bei einer deutschen Autobahn. Der Begriff "Highway" dagegen, den viele (wir früher auch) mit "Autobahn" übersetzen, kann jede Straße bezeichnen, auf der Fahrzeuge fahren.

Santa Barbara ist keine Großstadt, aber auch nicht klein und ein beliebter und bekannter Touristenort, in dem wir zwei volle Tage verbrachten. Am ersten Tag gingen wir zunächst zu Fuß zur Mission von Santa Barbara. Missionen gibt es hier so viele, weil in Kalifornien die ersten europäischen Eroberer Spanier waren (deswegen gehörte Kalifornien später dann erst zu Mexiko, bis es 1848 nach dem mexikanisch-amerikanischen Krieg an die USA fiel), deren Strategie gegenüber der indigenen Bevölkerung darin bestand, sie zu missionieren anstatt sie umzubringen (durch eingeschleppte Krankheiten sind aber trotzdem viele gestorben). In der Mission sahen wir uns zunächst eine Ausstellung über die Sixtinische Kapelle mit Audioguide-App an, in der große Fotografien der dortigen Fresken gezeigt wurden. In der echten Sixtinischen Kapelle waren wir zwar tatsächlich erst im März gewesen, aber wir fanden diese Ausstellung vielleicht auch gerade deswegen ganz interessant und praktisch, weil man damals sehr lange angestrengt nach oben hätte schauen müssen, um alles zu sehen. Allerdings konnten wir uns auch hier nicht alles anschauen und -hören, weil das für diesen Tag einfach zu viel gewesen wäre. Wir sahen uns danach nämlich noch das eigentliche Gelände der Mission mit einem anderen Online-Audioguide an. Danach gingen wir über den Rosengarten der Mission und durch einen schönen Park mit Palmen, einem Teich und Schildkröten ins Zentrum. Wir wollten auf den Courthouse Tower, weil wir gelesen hatten, dass man dort einen schönen Ausblick auf die Stadt bekäme. Am Eingang gab es eine Sicherheitsschleuse. Das war längst nicht die erste auf unserer Reise, aber diesmal wurde uns erst unser letzter Rest Sonnencreme abgenommen und dann hätte Sebastian sein Taschenmesser (das aber keine besonders lange Klinge hat) abgeben müssen, ohne es hinterher wiederzubekommen. Die Security-Menschen meinten als Begründung schlicht, dass es ja ein U.S. Court House sei, und sagten, dass wir es außerhalb des Grundstücks aufbewahren müssten, um es wiederzubekommen. Weil wir ja unser Auto nicht dabeihatten, versteckte es Judith daraufhin in einem Papiermüllcontainer an der Straße, von dem wir dann einfach hofften, dass er während unseres Besuchs nicht geleert werden würde. Wir gingen dann auf den Turm und genossen die Aussicht. Danach freuten wir uns darüber, dass das Taschenmesser noch da war. Seitdem transportiert Sebastian das Messer nur noch im großen Reiserucksack. Als Nächstes gingen wir durch den Paseo Nuevo und die große Fußgängerzone. Überall gab es Geschäfte und Cafés, wobei die große Fußgängerzone offenbar bis vor kurzem noch eine normale Straße war. Wir kauften unter anderem Smoothies, die mehr Gemüse enthielten als erwartet und uns dann auch nicht schmeckten, aber wahrscheinlich mit Abstand das Gesündeste waren, was wir bisher in den USA zu uns genommen hatten. Außerdem kaufte Judith eine neue neue Hose bei H&M, weil ihre Leinenhose die Kletterei im letzten Nationalpark schlussendlich nicht gut vertragen hatte. Dann liefen wir weiter zum Meer, wo wir uns kurz hinsetzten. Für den Rückweg zur Unterkunft nahmen wir dann aber den Bus. Wir mussten im Bus bar und passend zahlen und hätten das sogar zufälligerweise gekonnt, aber das Gerät nahm unsere Scheine nicht an und der Fahrer ließ uns so mitfahren. An diesem Tag hatten wir einen neuen Schrittrekord unserer USA-Reise aufgestellt.

Santa Barbara ist so touristisch, dass wir dort am zweiten Tag sogar eine Free Walking Tour machen konnten. Wir wollten eigentlich mit Bus zum Treffpunkt fahren, stellten dann aber fest, dass es mit Auto viel schneller ging. Wir fuhren zu einem empfohlenen kostenlosen Parkplatz, während die Reifendruck-Kontrollleuchte wieder anging. Damit hatten wir die Schnauze voll, aber nun machten wir erst mal die Tour. Unsere Gruppe bestand außer uns nur aus einem netten Pärchen aus Sacramento, der Hauptstadt Kaliforniens. Obwohl das für unser Dafürhalten keine große Entfernung war, waren sie hierhin geflogen und hatten daher kein Auto dabei, weswegen zumindest der Mann einmal eine Bemerkung machte, dass sie hier schon weit laufen müssten. Wir hatten uns unter mehreren Touren für die Waterfront-Tour entschieden, die uns zunächst auf das Dach des Maritimen Museums und dann in erster Linie weiter am Meer entlang Richtung Stadtzentrum führte. Wir erfuhren noch spannende Dinge über die Geschichte der Stadt und des Hafens. Zum Beispiel ist per Dekret der Stadt festgelegt, dass alle Gebäude im Zentrum im Kolonialstil erbaut werden müssen, was ein schönes Stadtbild ergibt. Zum Stadtbild tragen auch die vielen schönen exotischen Bäume und anderen Pflanzen bei, die wir zum Teil auch schon am Vortrag im Park gesehen hatten - in diesem Klima fühlt sich ein breites Spektrum an Pflanzen wohl. Im Meer sollte man hier allerdings nicht schwimmen gehen. Das Wasser ist zwar nicht mehr so kalt wie im Norden, aber hier gibt es Teervorkommen - natürliche, also nicht durch die Ölbohrungen in der Nähe hervorgerufene. Auch hier haben wir also noch nicht die Traumbaderegion erreicht... Nach der Tour fanden wir heraus, dass es in der Nähe des Parkplatzes eine Enterprise-Filiale gab. Wir fuhren dorthin, erklärten unser Problem mit dem Reifendruck und konnten das Auto sehr unkompliziert wieder tauschen, diesmal in einen ziemlich neuen KIA Forte (auf dem europäischen Markt nicht erhältlich) mit kalifornischem Nummernschild. Der gefällt uns von unseren drei Autos am besten und wir hoffen, ihn bis New York behalten zu können. Die ganze Aktion ging schneller als befürchtet und wir hatten noch Zeit für das Maxi-Museum, ein wissenschaftliches Ausprobier-Museum, das vor allem Kinder ansprechen soll, in dem aber auch Erwachsene ihren Spaß haben. Den hatten wir auch, aber im Gegensatz zu anderen Museen dieser Art, die wir aus Deutschland kannten, wurden einem hier keine wissenschaftlichen Hintergründe erklärt, sondern man konnte die thematisierten physikalischen Zusammenhänge nur durch Herumexperimentieren ergründen. Dafür fanden wir die vorgestellten Phänomene ganz cool und wir konnten auch ein modernes Musikinstrument ausprobieren, das Reactable. Dann gingen wir noch durch die Funk Zone, das hippe Viertel der Stadt, fanden dort aber nicht so viel Spannendes. Wir fuhren mit unserem neuen Auto zurück in die Unterkunft und hatten schon wieder relativ viele Schritte gemacht, aber nicht so viele wie am Vortrag.

Bei Santa Barbara hätte uns noch ein weiterer Nationalpark erwartet, nämlich die Channel Islands. Dafür waren wir aber tatsächlich mal zu spät dran, denn wir hätten zwar noch Fährtickets für die Hinfahrt auf die Inseln bekommen, aber nicht mehr für die Rückfahrt, was sehr unpraktisch gewesen wäre. Stattdessen machten wir uns jetzt auf den Weg nach LA. 

Antworten

USA
Reiseberichte USA