Veröffentlicht: 19.09.2023
Mit "Los Angeles" ist oft nicht nur die Stadt gemeint, sondern der dicht besiedelte County Los Angeles, in dem alle Städte ineinander übergehen. Eine dieser Städte ist Santa Monica, Nachbarstadt von Los Angeles und einer von mehreren weiteren bekannten Touristenorten an der Küste. Dort war das Hotel, das wir gebucht hatten, um LA zu besuchen. Auf dem Weg nach Santa Monica (an einem Samstag) wurde es zunehmend hektischer auf der Küstenstraße. Die Parkplätze an den Stränden waren alle voll und hätten teilweise viel gekostet. So gab es auf diesem Weg auch nur wenig spannende Zwischenstopps für uns: Das Carpinteria Nature Preserve war nicht sehr aufregend, und im berüchtigten Malibu fuhren wir nur auf einen Parkplatz, der nicht am Strand lag, und aßen dort unsere Cookies. In Santa Monica gab es, wie schon in Santa Cruz, einen Vergnügungspark am Meer - den Santa Monica Pier, der durchaus zu den üblichen Programmpunkten eines LA-Besuchs zählt. Wir sind dort am ersten Abend vom Hotel aus mit dem Bus hingefahren. Die Fahrgeschäfte haben wir uns aber nur von außen angeschaut und sind nicht mitgefahren, denn vor allem die Achterbahn, aber auch alles andere, hatte uns in Santa Cruz besser gefallen. Stattdessen sind wir noch zum Strand direkt daneben runtergegangen, der sehr voll war. Die Wellen waren ziemlich hoch und Sebastian ließ sich ein wenig von ihnen herumschleudern. Das machte mindestens genauso viel Spaß wie eine Achterbahnfahrt und war obendrein völlig kostenlos. Es waren noch einige andere Menschen im Wasser; hier bestand wohl keine Teergefahr mehr. So langsam hatte Sebastian dann im Laufe der Reise auch alles bekommen, was er von Strandaufenthalten erwartet hatte. Danach schauten wir uns noch etwas den Sonnenuntergang am Strand an, gingen in der Stadt essen und hörten auf dem Rückweg zum Bus noch etwas bei einer Karaokeveranstaltung in der Fußgängerzone zu.
Natürlich hatten wir uns auch in LA wieder nach Free Walking Tours angeschaut, aber wieder gar nicht so viel gefunden. Für den nächsten Tag bot sich jedoch zufällig eine Hollywood-Tour an, die nur einmal in der Woche stattfindet und relativ früh am Vormittag beginnt. Weil Hollywood von Santa Monica ziemlich weit entfernt und der Verkehr in LA immer eine Sache für sich ist, wollten wir mit dem Bus statt mit dem Auto dorthin fahren und sind besonders früh aufgestanden. Die Busfahrt klappte dann auch nicht ganz so wie geplant (aus einem Bus mussten wir plötzlich alle aussteigen und wir konnten nur deswegen spontan einen anderen Bus suchen, weil es in allen Bussen WLAN gibt), aber wir hatten genug Puffer eingeplant und waren rechtzeitig zur Tour da. Unser Guide erzählte uns, dass er erst in einer anderen Stadt an Free Walking Tours mitgewirkt und das Konzept dann nach LA gebracht hatte, was uns noch einmal zeigte, dass so etwas in LA wohl besonders wenig verbreitet ist. Wir fanden die Tour aber interessant, und wahrscheinlich ist so eine Tour über den Hollywood Boulevard (mit ein paar Abstechern), auf der man Geschichten über bestimmte Persönlichkeiten und über die Anfänge der Filmindustrie hört, auch die aufregendste Tour, die man in LA machen kann. Abgesehen von den offiziellen Touren durch die verschiedenen Filmstudios. Unser Guide war gleichzeitig auch Guide bei den Universal Studios und meinte, wenn er uns sagen sollte, durch welche Studios man am besten eine Tour machen solle, sei er natürlich befangen, aber am billigsten sei es bei Warner Bros. Wir haben nach der Tour aber erst mal den Hollywood Boulevard bzw. den Walk of Fame auf eigene Faust nach den Spuren der uns besonders am Herz liegenden Persönlichkeiten abgesucht: Vor allem nach den Hand- und Fußabdrücken der Harry-Potter-Stars am Chinese Theater und nach dem Stern der Backstreet Boys. Anschließend fuhren wir mit Bus und Bahn zum Griffith Observatory, von dem aus wir einen Blick auf LA und das Hollywood Sign hatten. Auf dem Rückweg nach Santa Monica teilten wir uns dann unseren Bahnwaggon mit Personen, die ununterbrochen zu einer rhythmisch unpassenden Musik trommelten, einfach nur bekifft waren oder auch selbst gerade kifften. Bahnfahrten durch LA wie diese können ganz schön lange dauern, weil alles einfach so verdammt weit auseinander liegt, wie wir auch schon bei der Busfahrt am Morgen bemerkt hatten. Beim Bahnfahren war uns außerdem aufgefallen, dass die Bahnen ziemlich selten fahren - das ist hier wohl wirklich kein bevorzugtes Verkehrsmittel. Durch diese ganzen Verzögerungen haben wir am Ende gar nicht so viel gemacht wie in anderen Städten. Es ist aber auch gar nicht nötig, hier so viel zu machen, denn unserer Meinung nach ist LA eine überschätzte Stadt. Sebastian hatte noch das von den Medien vermittelte Bild im Kopf, dass hier alles total fancy ist und man es mal gesehen haben muss, aber Judith, die schon mal in LA war, hatte ihm eigentlich schon im Vorfeld seine Illusionen genommen, und das hat sich dann auch bestätigt. Dazu kommt, dass wir beide von Kinofilmen in der Regel überhaupt keine Ahnung haben und insofern in Hollywood und drumherum eigentlich wenig verloren haben.
Am zweiten Tag in LA haben wir uns dann auch gar nichts mehr von der Stadt angeschaut (wir hätten uns höchstens noch für einen Teil von Downtown interessiert, in dem man etwas von den mexikanischen Ursprüngen der Stadt sieht, hatten dafür aber am Ende keine Zeit mehr), sondern wollten eine der Filmstudio-Touren machen, weil man das hier so macht und wir das zur Abwechslung auch mal ganz interessant fanden. Wir haben uns tatsächlich für Warner Bros. entschieden. Das war zwar nicht so günstig wie der Guide erzählt hatte, aber im Vergleich immer noch nicht so teuer, und vor allem hatte diese Führung Bezug zu gleich mehreren Filmen und Serien, die wir erstens kennen und zweitens sogar mögen. Die Tour bestand aus drei Teilen. Zuerst fuhr ein Guide mit uns in einem offenen Fahrzeug durch verschiedene Outdoor-Filmkulissen. Wir sahen viele Gebäude von Stars Hollow aus Gilmore Girls (das ist eine bei Judith und offenbar auch vielen anderen beliebte Serie, die Sebastian noch nie gesehen hat, von der er aber weiß, dass es sie gibt). Mehrere dieser Gebäude betraten wir zusammen mit dem Guide und konnten sie uns von innen ansehen. Besonders interessant fand dort vor allem Judith, wie die Räume unten so eingerichtet sind, wie man es vom Bildschirm kennt, aber oberhalb davon nur noch Scheinwerfer und andere Technik angebracht sind. Der Guide nannte uns auch noch Beispiele aus verschiedenen Serien, bei denen bei Außenaufnahmen die Perspektive geschickt gewählt wurde, damit der Ort größer wirkt als in Wirklichkeit, oder bei Innenaufnahmen durch geschickten Schnitt der Eindruck erweckt wird, dass der Raum größer ist und man dort weitere Wege zurücklegt als in Wirklichkeit. Außerdem wurden uns noch einige Standortvorteile von Hollywood für Außendrehs erklärt: Man hat mit vergleichsweise wenig Aufwand eine große Flexibilität bei den Kulissen, denn erstens sind viele verschiedene Landschaften, die wir später in Kalifornien und umliegenden Staaten auch noch selbst sehen würden, jeweils relativ schnell erreichbar, und zweitens fühlen sich in diesen Breiten viele verschiedene Pflanzen wohl, wie wir in Santa Barbara schon erfahren hatten. Insgesamt haben wir bei diesem Teil der Tour in kurzer Zeit extrem viel Input bekommen, aber wir fanden das alles sehr spannend. Dann gingen wir mit dem Guide in eine große Soundstage, in der Szenen für 59 Filme gedreht wurden, von denen Sebastian 4 kannte, was ein großer Glücksfall war. Dann brachte uns der Guide zur Stage 48, durch die wir einen eigenständigen Rundgang machen konnten. Dabei setzten wir uns zunächst in ein Café, das Central Perk nachempfunden war, und aßen dort Central Perk-Cupcakes. Für alle, die es nicht wissen: Central Perk ist ein Café, in dem viele Szenen aus der Serie Friends spielen, von der Judith sehr viele und auch Sebastian mal nicht wenige Folgen gesehen hat. Allerdings hatte er wohl damals nicht besonders gut und nur sehr selektiv aufgepasst oder wieder alles vergessen, denn er wusste nur noch, wie der Soundtrack geht und dass Jennifer Aniston mitgespielt hatte, aber der Name "Central Perk" sagte ihm nichts. In der Stage 48 besuchten wir dann noch verschiedene Originalkulissen aus Friends und The Big Bang Theory, mit denen wir offiziell fotografiert wurden und auch selbst Fotos machen konnten. Von letzterer Serie kennt Judith wieder einige und Sebastian nur ein paar Folgen, aber aus irgendwelchen Gründen wurde er von manchen Leuten schon mit Sheldon Cooper verglichen, und deswegen wurde er für das Foto auf dem Sofa von Judith auf den Sheldon Spot gesetzt. An anderen Stationen konnten wir auch Techniken selbst ausprobieren, nämlich Forced Perspective, wie es bei Herr der Ringe eingesetzt wurde (zwei Leute setzen sich schräg gegenüber an einen Tisch und werden von der Seite gefilmt, sodass eine Person groß ist wie Gandalf und die andere klein wie ein Hobbit), und Motion Capture, wie es bei Harry Potter eingesetzt wurde (die Bewegungen einer Person werden gefilmt und auf Dobby übertragen). Außerdem konnten wir eine Szene aus Harry Potter selbst synchronisieren und Greenscreen-Videos aufnehmen lassen, in denen wir zum Beispiel auf einem Besen durch die Gegend fliegen. Die Ergebnisse dieser Videos wirkten aber überraschend billig. Trotzdem wollten sie am Ende dafür im Paket mit den ganzen anderen offiziellen Fotos zusammen 130 Dollar haben. Die wollten wir nicht ausgeben und begnügten uns mit unseren eigenen Fotos, auf denen wir dann nur jeweils alleine auf dem Big Bang Theory-Sofa saßen, und dem von uns abgefilmten Synchronisationsvideo, weil zumindest dort das Abfilmen nicht verboten war. Vom Friends-Sofa haben wir dagegen sogar ein Foto mit uns beiden zusammen, weil dort die offizielle Fotografin nach dem offiziellen Foto noch ein Foto mit einem Handy von uns gemacht hat. Das ist also nicht immer alles ganz konsequent, aber grundsätzlich sind diese Fotos, die heutzutage wohl auf der ganzen Welt bei sehr vielen touristischen Attraktionen gemacht werden und meistens ziemlich gefaked sind (ob vor Greenscreen oder einer Fotowand), ganz schön teuer. Bei der Space Needle in Seattle wurden einem die Fotos immerhin noch kostenlos per Mail zugeschickt, sodass wir überhaupt keinen Grund darin sahen, die gedruckte Version zu kaufen - und nicht verstehen konnten, dass das trotzdem genug Leute gemacht haben. Auch für die Warner Bros.-Studios scheint sich das teure Angebot zu lohnen, wozu bestimmt auch die hinterhältige Praxis beiträgt, dass sie den Leuten erst alle Videos und Fotos zeigen und dann erst den Preis verraten, damit Eltern dann ihren flehenden Kindern nachgeben. Als wir in der Stage 48 fertig waren, warteten wir draußen wieder auf ein Fahrzeug mit einem (anderen) Guide. Dieses brachte uns nach einem kurzen Fotostopp beim aus Friends bekannten Brunnen zur letzten Halle, wo es Ausstellungsstücke zu Game of Thrones, DC-Comichelden und - für uns am wichtigsten - Harry Potter gab. Wir machten dort viele lustige Fotos und Videos. Im Shop kaufte Judith dann noch ein T-Shirt mit der Karte des Rumtreibers. Unser Fazit dieser Studiotour: Sie war das Geld allemal wert. Nur eine Sache hatten wir leider nicht gesehen: Wir hatten schon in den Medien von den großen Streiks in Hollywood erfahren, und unser Guide vom Vortag hatte in uns die Hoffnung geweckt, dass wir vor den großen Filmstudios vielleicht demonstrierende Stars treffen würden, mit denen wir dann ein Selfie machen könnten. Das ist nicht passiert, aber wir hatten es auch nicht erwartet und im Zweifelsfall hätten wir die Leute wahrscheinlich sowieso nicht erkannt, auch wenn es VIPs gewesen wären. Auf dem Rückweg trafen wir an diesem Tag noch einen Ukrainer, den wir mit Strom aus unserer Powerbank für sein leeres Handy versorgten und der uns erzählte, dass man als Tourist eine günstige SIM-Karte vom Provider Mint zum Beispiel bei Best Buy bekommt. Nachdem wir beim Walmart noch verzweifelt sind, hatten wir jetzt also endlich einen guten Tipp bekommen - da wir aber bisher schon sehr gut von einem WLAN zum anderen gekommen waren, entschieden wir uns, ihn nicht mehr weiterzuverfolgen. Während wir auf die Bahn warten, versuchten wir uns noch ein wenig mit dem Ukrainer zu unterhalten, aber er konnte leider nicht so gut Englisch.
Das war es dann mit LA und wir fuhren den Highway 1 nun bis zum endgültigen Ende. Durch den Verkehr zog es sich sehr, bis wir endlich aus dem Stadtgebiet raus waren. Bis zu unserem nächsten Ziel San Diego brauchten wir vier Stunden, obwohl LA und San Diego wirklich nicht weit voneinander entfernt sind. Bei langen Autofahrten versuchen wir uns immer mit dem Radio bei Laune zu halten. Den richtigen Radiosender für uns zu finden, ist hier gar nicht so einfach. Die Senderlandschaft besteht meistens aus viel Country (wir dachten, das sei vielleicht überholt und ein Klischee, aber es ist wirklich so), christlicher Musik (die hierzulande von weltlicher Popmusik oberflächlich nur durch Signalwörter wie "God" und "Jesus" unterscheidbar ist) und spanischsprachiger Musik. Wenn wir dazwischen einen Sender finden, der einfach von sich behauptet, die beste Musik aus den 80ern bis heute zu spielen, dann sind wir ganz zufrieden, denn so was hören wir zu Hause auch. Wir sind dann höchstens noch von den zahlreichen Werbeunterbrechungen genervt. Uns war irgendwann aufgefallen, dass die Namen aller Sender seit Seattle meistens aus Buchstabenkombinationen bestehen, die mit einem K beginnen. Wofür steht das K? Unsere Recherche ergab: Bei den Buchstabenkombinationen handelt es sich um die Rufzeichen, die weltweit zur Identifikation für Funkstellen verwendet werden und in den USA seit Anfang des 20. Jahrhunderts auch für Rundfunksender vorgeschrieben sind. K steht dabei für Sender westlich des Mississippi, und bei Sendern östlich des Mississippi ist der erste Buchstabe ein W. K für Westen, W für Osten - dann war alles klar. Für den Fall, dass es gerade keine passenden Sender gibt, haben wir uns bei Spotify eine "California Roadtrip" - Playlist heruntergeladen, die wir mit Android Auto abspielen. Weil es aber auch Lieder gibt, die wir hier auf allen Radiosendern oft hören, haben wir aus diesen Liedern auch eine eigene "Roadtrip USA" - Playlist zusammengestellt, die uns zu Hause an diese Reise erinnern wird (https://spotify.link/7Xe7dsHOdDb). Bei manchen Titeln sind wir gespannt, ob sie in Europa dieses Jahr auch zu Sommerhits geworden sind. Alle Künstler*innen sind dort nur mit einem Titel vertreten, außer Ed Sheeran und Taylor Swift. Herr Sheeran läuft sowieso immer überall, und auf Frau Swift fahren die Leute hier dermaßen ab (noch viel mehr als in Europa), dass auch wir das nicht ignorieren können. Für die beiden haben wir ausnahmsweise jeweils zwei Plätze vorgesehen. Auch unsere Lieblings-Boyband durfte natürlich nicht fehlen - wir haben uns für den Titel "I Want It That Way" entschieden, mit dem die Backstreet Boys hier im Radio Waschmittelwerbung machen.
Irgendwann kamen wir dann in La Jolla an, das schon zu San Diego gehört. Dort gingen wir zunächst an den Strand und nacheinander schwimmen. Danach liefen wir vom Parkplatz aus noch zur La Jolla Cove, und zwar erst an einer großen Straße lang, was nicht so schön war, und dann auf einem Wanderweg am Meer. Obwohl es schon recht spät war, liefen wir immer weiter und sahen dann noch viele Kormorane, Braunpelikane und immer mehr Seelöwen, die sich gegenseitig anbrüllten, was mal wieder ganz lustig war. Auch Jungtiere waren dabei. Danach fuhren wir zu unserer Unterkunft mehr Richtung Zentrum, in der Nähe von Old Town San Diego.
Nach einem Pausentag liefen wir zum Old Town, einem Freilichtmuseum zu den mexikanischen Anfängen der Stadt. Es sah wirklich so aus, wie man sich eine frühe Siedlung von spanischen Eroberern vorstellt. Im ersten Gebäude gab es eine Ausstellung zur Geschichte von Kalifornien und der Stadt, wo wir die Einzigen waren, die sich alles durchlasen. Wir haben sowieso manchmal das Gefühl, dass viele Leute gar nicht so viele Informationen aufnehmen wollen, sondern hauptsächlich alles einmal sehen und fotografieren oder sich dort fotografieren lassen. Die meisten Leute haben aber natürlich auch gar nicht so viel Zeit wie wir, unter anderem und gerade die hart arbeitenden Amis mit ihren wenigen Urlaubstagen. Wenn man sich in Museen alles durchliest, fällt aber auch auf, dass sich manche Informationen wiederholen, was aber auch für uns praktisch ist, weil man sich ja sowieso nicht alles merken kann. Nach dem Freilichtmuseum fuhren wir mit der Straßenbahn nach Downtown. Wir hatten zwar am Anfang vercheckt, wo wir die Handytickets hätten entwerten müssen, und wahrscheinlich hatten wir auch vergessen, die wechselnde Anzeige der QR-Codes rechtzeitig noch einmal zu aktualisieren, als wir zuletzt Internet hatten, aber wir hatten ja unsere Tickets bezahlt, also sind wir unserer Meinung nach nicht schwarz gefahren. In Downtown liefen wir den Embarquadero am Wasser entlang. Dort sahen wir eine überlebensgroße Statue zu einem berühmten Foto, auf dem ein Soldat nach Ende des Zweiten Weltkrieges eine Krankenschwester küsst. Die Frau kannte den Soldaten nicht und - das stand nicht auf der Informationstafel - hat später ausgesagt, dass sie von ihm nicht geküsst werden wollte. Wir hatten nicht den Eindruck, dass die meisten anderen Touristen, die die Statue fotografierten oder sich in irgendwelchen romantischen Posen davor fotografieren ließen, diese Szene kritisch hinterfragt hatten. Wir beobachteten zum Beispiel, wie sich ein Mann für das Foto an das Bein der Frauenfigur klammerte, und auch, wie ein anderer Mann die Pose der Statue mit seiner mutmaßlichen Freundin nachstellen wollte, diese das aber ablehnte. Wenn eine solche Statue nicht zum Nachdenken anregt, erreicht sie bei manchen Menschen also vielleicht sogar das Gegenteil. Wir gingen den Weg am Meer entspannt weiter bis zum Convention Center, von wo aus wir dann ins Gaslamp Quarter liefen, dem ältesten Viertel von Downtown. Es war noch nicht so spät und wir konnten die Essens- und Getränke-Happy-Hour ausnutzen, um Mango Margaritas zu trinken und mexikanische Kleinigkeiten zu essen. So wurden wir für wenig Geld satt. Dann wollten wir noch zu einem kleinen Park gehen, stellten aber fest, dass der Weg dorthin über ein für ein Event abgesperrtes Gelände führte. Also fuhren wir mit der Straßenbahn zurück zur Unterkunft. Dass es nur ein paar Straßenbahnlinien gab, wunderte uns schon gar nicht mehr, weil der ÖPNV in den meisten amerikanischen Städten ja nicht besonders gut ausgebaut ist. Aber allgemein bekamen wir beim Stadtbild nicht den Eindruck einer Millionenstadt, die San Diego eigentlich ist. Nachdem wir nun mit der Küstenstraße durch waren, setzten wir unsere Reise ab jetzt komplett im Landesinneren fort.