Veröffentlicht: 07.01.2018
Wahnsinn, mein letzter Entdeckungstag in San Francisco ist nun auch vorbei gegangen. Getreu meiner traurigen Stimmung über das Ende meiner Reise hat die Stadt sich in den letzten beiden Tagen grau in grau und mit viel Regen gezeigt. Ich habe mir sagen lassen, dass dies nur sehr selten vorkommt. Wahrscheinlich wollten die USA es mir einfach leichter machen, Heim zu fliegen ;). Ich habe das graue Wetter genutzt, um zu versuchen, ein paar Souvenirs zu besorgen. Natürlich habe ich mir aber auch das Meer noch einmal angesehen und einfach ruhig am Strand gesessen, um mich mental zu verabschieden. Dabei bin ich dem Lands End Trail an der Küste San Franciscos gefolgt. Wunderschön, wer in einmal hinfliegt, sollte diese Küstenwanderung unbedingt einmal mitnehmen.
San Francisco hat unendlich viele Parks, von welchen der Golden Gate Park wohl der bekannteste ist. Diesen habe ich trotz Regen versucht zu erkunden, dabei jedoch schnell bemerkt, dass ich an meine Grenzen komme. Der Park ist sooo riesig, dass man wohl Wochen bräuchte, um alle Wanderwege dort abzugehen, alle Seen zu erkunden und alle Attraktionen zu besuchen (Botanischer Garten, Japanischer Garten, Bisonspark,...). Folglich habe ich mich mit einer kleinen Wanderung begnügt, auf welcher ich einen Wasserfall sehen konnte.
Hier sitze ich gerade am Flughafen in San Francisco und warte auf meinen Flieger in die Heimat. Es ist vorbei, mein Abenteuer geht zu Ende und schon unglaublich bald wartet mein Alltag in Deutschland wieder auf mich. Ein super komisches Gefühl ist das...ich kann und will noch gar nicht glauben, dass meine Reisezeit schon vorbei ist. Ich bin traurig, ja sogar zeitweise ein wenig sauer, dass mich so bald wieder Stress, graues Wetter und die deutsche unfreundliche Mentalität erwarten. Ich bin gespannt, wie ich damit umgehen werde.
Andererseits gibt es natürlich auch Dinge, auf die ich freue. Gerade nachdem ich in San Francisco in einem Mehrbettzimmerhostel geschlafen habe, freue ich mich unglaublich auf meine Privatsphäre. Mein eigenes Bett, meine eigenen 4 Wände, kein Leben mehr aus dem Koffer, Dinge an ihrem geregelten Platz. Und dann gibt es da natürlich ganz liebe Menschen, auf die ich mich unglaublich freue. Meine Familie und Freunde natürlich an erster Stelle. Gerade wenn man lange ohne die wichtigsten Menschen im Leben unterwegs ist, merkt man noch einmal klarer, wie viel sie einem bedeuten. Wie sehr ich mich freue, mit meinen Mädels, die mich so gut kennen, über alles mögliche zu philosophieren und zu diskutieren und das in meiner Muttersprache :). Ich bin mir sicher, dass sie mich trotz 3-monatiger Abwesenheit wieder so aufnehmen, als sei ich nie weg gewesen. Und das ist eines der wichtigsten Gefühle auf der Welt! Ich kann meinen Freunden gar nicht oft genug danken für den großartigen Beistand, den sie mir während der Reise geboten haben. Vor allem in Krisen und Zeiten emotionalen Unbehagens waren sie immer für mich da und haben mir ermöglicht, das Reisen somit locker zu überstehen und mich nicht so alleine fühlen. Diese Loyalität kann nichts auf der Welt ersetzen und ich bin unglaublich dankbar dafür.
Natürlich hat auch der routinierte Alltag seinen Reiz. Ich freue mich auf Saarbrücken, neben meinen lieben Freunden dort natürlich vor allem auf meine geliebten Sportkurse ;). Auch auf meinen Job freue ich mich, sowie auf gutes deutsches Essen und die günstigen Supermarktpreise. Nur die Vorfreude auf die Masterarbeit hält sich ehrlich gesagt noch sehr im Rahmen. Daneben schwingtg eine Angst mit, zurück im Alltag wieder kaum für meine Gefühle und Gedanken zu haben und nur von Termin zu Termin zu funktionieren.
Wenn ich mir meine Ängste ansehe, merke ich, dass das eigentlich totaler Quatsch ist! Schließlich bin ich ja die Person, die meine Zukunftgestaltung in der Hand hat. Wie viel Stress ich mir mache, kann letztendlich nur ich selbst entscheiden. Wie viel Raum ich mir gebe, ist vollkommen mit überlassen. Klar hält das Leben ein paar Pflichten bereit, wenn man darin funktionieren will. Gleichzeitig gibt es aber immer auch Raum für Verrücktheit und Abenteuer und vor allem für sich selbst und seine Träume. Diesen Raum möchte ich mir unbedingt auch nach Deutschland mitbringen und mich ein wenig freier davon machen, was andere dann über mich denken. Ich bin sehr gespannt, wie gut mir das gelingen wird.
Dies ist wohl auch eine der wichtigsten Erkenntnisse meiner Reise: Für mehr Lebensglück möchte ich mich frei machen. Frei von so vielen Zwängen der Gesellschaft, von der Notwendigkeit anderer zu gefallen und von der Norm. Vor allen Dingen Kevins Lieblingszitat kommt mir immer wieder in den Kopf: "I don't want to be normal. Normality is what weak people call life. I call it dead." Ich kann dem nur absolut zustimmen! Nie habe ich mich freier, lebendiger und glücklicher gefühlt als durch das Ausbrechen aus der Normalität. Und damit sage ich nicht, dass dieser Ausbruch durchweg leicht ist und nur schöne Gefühle bereithält. Sehr inspirierend diese Ausbrüche zu wagen waren für mich neben all den tollen Begegnungen auf meiner Reise auch die Bücher von Paulo Coelho. "Der Alchimist" und "Veronika beschließt zu sterben" kann ich nur jedem herzlichst empfehlen, mal zu lesen. Dazu lohnt sich natürlich auch das tolle Geschenk meines neuen Freundes Lash zu Beginn meiner Reise, das Eckhart Tolle Buch.
Neben dem Freiheitsaspekt konnte ich während der Reise auch erkennen, wie wichtig Zeit für einen selbst ist, fernab von Sicherheiten und gewohnten Umgebungen. Nie konnte ich mehr darüber lernen, wer ich bin, was ich brauche und vor allem, was alles für verrückte Dinge ich alles fühle, als alleine in einem fremden Land, fernab von Gewohnheiten. Es ist wirklich ultra spannend sich selbst kennenzulernen und zu versuchen, sein Leben mehr nach sich selbst auszurichten.
Keineswegs möchte ich aber hiermit ein Plädoyer dafür halten, nur alleine zu sein. Ein weiter ganz spannender Lerneffekt hat sich durch die anderen Menschen auf meiner Reise aufgetan: Beziehungen können definitiv Schmerz heilen und uns weiterbringen. Ich habe auf der Reise so viel Liebe, Gastfreundschaft und Herzlichkeit erfahren, dass es mich immer noch fassungslos sein lässt, wie dies möglich ist. Die Liebe von anderen hat mich unendlich gut und dankbar fühlen lassen! Eine liebende Umgebung beeinflusst einen definitiv enorm, indem man selbst anderen gegenüber viel liebender und wertschätzender werden kann. Darüber hinaus haben all diese wohlwollenden Gefühle meiner Mitmenschen mir zu wesentlich mehr Selbstliebe und -akzeptanz verholfen. Ich war immer ein absoluter Verfechter der These, dass man zunächst mit sich selbst im Reinen sein muss, bevor man mit Mitmenschen in herzliche Beziehungen gehen kann. Nach wie vor erkenne ich in dieser Annahme viel Wahrheit. Gleichzeitig jedoch konnte ich sehen, dass Menschen einem helfen können, mit sich selbst ins Reine zu kommen und sich und andere mehr zu lieben. Auch, oder gerade, wenn man also an eigenen Baustellen knabbert, kann es sich lohnen, sich seinen Mitmenschen emotional zu öffnen. Die Heilungskraft dadurch kann gigantisch sein und einem zeigen, wie man sich selbst behandeln sollte. Allerdings Augen auf bei der Wahl, wem man sich öffnet ;) Gerade, wenn man aus der Norm ausbricht, haben viele Mitmenschen leider Probleme damit, uns Liebe und Wertschätzung zu zeigen, von der wir lernen können.
So, genug der Endphilosophie! Wer möchte, darf gerne in einer Woche nochmal auf meinem Blog vorbeischauen. Ich werde euch berichten, wie gut die Reintegration funktioniert, wie gut ich vom Reisemodus loslassen konnte und mir erste Freiheiten im Alltag schaufeln konnte.
Noch mehr hoffe ich natürlich, dass dies nicht mein letzter Reiseblog bleibt. Locker könnte ich nochmal 3 Monate in anderen Ecken der USA verbringen. Neuseeland, Australien und einige europäische Länder reizen mich zudem auch ganz schön! Ohne reisen und spannende, neue Erfahrungen, werde ich wohl nie leben wollen.